Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 2102
Würzburg - ein heraldischer Leckerbissen
Domkreuzgang zu Würzburg, Peter Philipp von Hutten
Diese Platte im Würzburger Domkreuzgang ist für den am 9.8.1678 geborenen und am 1.8.1729 verstorbenen Peter Philipp von Hutten zu Stolzenberg. Am 7.6.1691 bekam er die Präbende am Würzburger Domstift, nachdem sein Bruder Franz Ulrich von Hutten resigniert hatte. Am 16.4.1720 wurde er Mitglied des Domkapitels. Am 30.12.1724 erhielt er das Amt eines Cellarius, und schließlich wurde er am 11.1.1725 Domscholaster. Zusätzlich war er noch seit dem 6.7.1727 Propst in Wechterswinkel, außerdem wurde er ebenfalls 1727 Propst am Neumünsterstift in Würzburg. Er hatte auch noch eine Pfründe als Kapitularherr am Ritterstift Comburg. In Würzburg war er hochfürstlicher Geheimer und Geistlicher Rat und auch Universitätspräsident.
Die Inschrift im unteren Teil der rechteckigen Platte lautet: "A(nn)o D(omi)ni M D CC XXIX Calendis Aug(usti) pie in Domino obiit plurimum Reverend(us) et perquam Gratios(us) Domin(us) Petr(us) Philipp(us) ab Hutten in Stolzenberg Ecclesiae Cathedralis Herbipolensis et Equestris Comburgen(sis) Canonic(us) Capitularis Scholastic(us) et Cellari(us) Insignis Collegiatae Ecclesiae ad S(anctem) Jo(h)annem Evangelistam in novo Monasterio et in Wechterswinckel Praeposit(us), Reverendissimi et Celsissimi Principis Episcopi Bambergensis et Herbipolensis Consiliari(us) Intim(us) et ecclesiasticus, Principalis Carmerae Herbipolensis et Iulio Ducalis Universitatis Praesidens, aetatis suae annorum XXXXXI Requiescat in pace." Eine zweite Inschrift läuft auf drei Seiten des Randes der rechteckigen Platte um, die am Heinrich Graf von Henneberg erinnert, der auch am Würzburger Domstift Kapitularkanoniker war und im Jahr 1400 verstarb.
Das zentrale Vollwappen ist das der von Hutten zu Stolzenberg, in Rot zwei goldene Schrägbalken, auf dem Helm mit rot-goldenen Decken ein wachsender bärtiger Männerrumpf, rot gekleidet mit goldenen Aufschlägen, auf dem Kopf eine mit drei schwarzen Hahnenfederbüschen an der Spitze und im Stulp geschmückte rote Spitzmütze mit goldenem Aufschlag (Wolfert Tafel 13 Seite 49, 68, 141, Siebmacher Band: He Seite: 14 Tafel: 15 und Band: Bay Seite: 41 Tafel: 39, Zobel Tafel 160 et al.). Bei dieser Darstellung sind Schild, Helm und Helmdecken zeittypisch durchschnittlich und schlecht proportioniert, besonders lobend soll hier jedoch die äußerst plastisch und detailreich gearbeitete Helmzier hervorgehoben werden, auch wenn sie nicht der Helmausrichtung folgt, eine Figur, bei der das Gesicht aufwendig durchmodelliert ist und selbst Details wie Mantelknöpfe und Knopflöcher mit Hingabe ausgeführt sind, was in Kontrast zu den eher schlecht fallenden Decken steht. Das schneckenförmig eingerollte Gewand unterhalb der Schulter verwirrt ein wenig, weil das Kleinod traditionell ein Rumpf ist und hier durchgehender Stoff erwartet wird. Das entspringt künstlerischer Freiheit und ist inhaltlich nicht signifikant.
Die Ahnenprobe umfaßt insgesamt acht Schilde, je vier auf jeder Seite. Der erste Schild auf der heraldisch rechten Seite wiederholt das bereits zuvor beschriebene Hutten-Wappen und steht für den Vater, Johann von Hutten zu Stolzenberg (1.7.1629-1.6.1690), vermählt mit Anna Maria von Hagen zur Motten (1649-18.1.1698, Epitaph in der Franziskanerkirche Würzburg), den Großvater väterlicherseits, Friedrich von Hutten, sowie für dessen Vater, Johann von Hutten. Der Schild ist natürlich der gleiche wie im Zentralwappen. Der zweite Schild auf der heraldisch rechten Seite steht für die Großmutter väterlicherseits, Anna Maria Amalia von Diemantstein, Tochter von Johann Servatius von Diemantstein. Der Schild ist von Silber und Rot geteilt, oben ein schwarzer Schrägrechtsbalken. Hier ist der Schild gewendet, weil das Wappen optisch links steht. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre zu rot-silbernen oder rechts rot-silbernen, links schwarz-silbernen Decken auf einem niedrigen, schwarzen, hermelingestulptem Hut ein halber Flug (ein Flügel), wie der Schild tingiert (Siebmacher Band: BayA2 Seite: 21 Tafel: 13, Band: BayA1 Seite: 132 Tafel: 138, Wappenbuch des churbayrischen Adels Bild 95). Anna Maria Amalia von Diemantstein war die Erbin von Steinbach und brachte den Besitz in die Ehe mit Friedrich von Hutten.
Der dritte Schild steht für die erste Urgroßmutter väterlicherseits, Anna von Cronberg. Das Wappen ist hier eines des Kronenstammes, in der selteneren Form mit zwei Kronen: Geviert, Feld 1 und 4: rot, darin eine goldene Krone, Feld 2 und 3: in Silber 4 (2:2) blaue Eisenhütlein (silbern-blauer pfahlförmiger Eisenhutfeh). Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre zu rot-silbernen Decken ein schwarzer Federbusch (Scheiblersches Wappenbuch Folio 409, Siebmacher Band: NaA Seite: 4 Tafel: 4, Band: GfA Seite: 6 Tafel: 6, Zobel Tafel 67). Der letzte Schild der heraldisch rechten Ahnenreihe steht für die zweite Urgroßmutter väterlicherseits, Maria Amalia Fuchs von Dornheim. Das Wappen zeigt in Gold einen aufspringenden, roten Fuchs, hier einwärts gewendet. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre zu rot-goldenen Decken der Fuchs sitzend auf einem roten, entweder silbern oder mit Hermelin gestulpten runden Turnierhut.
Bei den Ahnen mütterlicherseits auf der heraldisch linken Seite der Platte sind leider alle vier Schilde zerstört. Salver überliefert noch den Originalbestand, dort waren einst von oben nach unten die Schilde der von Hagen zur Motten, Ulner von Dieburg, Brömser von Rüdesheim und Groschlag von Dieburg. Eine wesentlich bessere Darstellung der gleichen Ahnenprobe in vorzüglicher Erhaltung befindet sich an der Pfarrkirche in Lohr-Steinbach (siehe dort).
Eltern:
Großeltern:
|
Urgroßeltern:
|
Literatur,
Links und Quellen:
Siebmachers Wappenwerk wie
angegeben
Beschreibung in: Joh. Octavian Salver, Proben des hohen deutschen
Reichs Adels oder Sammlungen alter Denkmäler http://books.google.de/books?id=ZONWAAAAcAAJ S. 658, 666-667.
Bistum Würzburg: http://www.bistum-wuerzburg.de/
St. Kilians-Dom: http://www.dom-wuerzburg.de/index.php?r=t/
Alfred F. Wolfert, Aschaffenburger Wappenbuch, Veröffentlichung
des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg e. V.,
Aschaffenburg 1983
Rolf Zobel: Wappen an
Mittelrhein und Mosel, Books on Demands GmbH, Norderstedt 2009,
ISBN 978-3-8370-5292-3, 527 S.
Wappenbuch des churbayrischen Adels (Kopie eines Originals von
1560 aus dem 18. Jh.), Band 1 - Bayerische Staatsbibliothek, BSB
Cgm 1508
Scheiblersches Wappenbuch (Bayerische Staatsbibliothek Cod. icon.
312 c)
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