Bernhard
Peter
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Photos schöner alter Wappen Nr. 2101
Würzburg - ein heraldischer Leckerbissen
Domkreuzgang zu Würzburg, Jodocus Bernhard von Aufseß
Diese Platte im Würzburger Domkreuzgang ist für den am 28.3.1671 im oberfränkischen Mengersdorf geborenen und am 2.4.1738 in Würzburg gestorbenen Jodocus (Jobst) Bernhard Freiherr von Aufseß, Domkapitular und Stiftspropst. Er wurde am 12.6.1683 in Bamberg und am 23.2.1686 in Würzburg Domizellar, letzteres, nachdem Gottfried Friedrich von Erthal durch seinen Tod eine Stelle freiwerden ließ. Nach seinem Studium, das er u. a. 1689-92 am Collegium Germanicum in Rom absolvierte, wurde er am 12.6.1695 in Bamberg und am 20.6.1714 in Würzburg Kapitularkanoniker. 1710 wurde er in Bamberg Domkustos und 1723 zusätzlich noch Propst des Kollegialstifts St. Stephan in Bamberg. Er nahm die Aufgaben des Vicedomus für die Bamberger Besitzungen in Kärnten wahr. In Würzburg war er hochfürstlicher Geheimer Rat und Präsident des Universitäts-Rezeptorats in Würzburg. Auf ihn geht die testamentarische Stiftung des Bamberger Aufsessianums ("Aufseesianums") zurück, für dessen Einrichtung er sein Vermögen von 310 069 Gulden in seinem Testament vom 17.2.1738, das zugleich die Stiftungsurkunde des Seminars ist, zur Verfügung stellte. Der erste Präsident dieser Stiftung wurde Domkapitular Joseph Eustach Maria Anton von und zu Werdenstein, der am 11.1.1740 das Gelände zur Seminarerrichtung ankaufte und das Testament umsetzte.
Die Inschrift im unteren Bereich des Zentralfeldes lautet: "Sub Hoc Lapide Quiescunt Cineres Plur(imum) Rever(endi) Perillust(ris) et perquam gratiosi D(omi)ni Jodoci Bernardi L(iber) B(aro) ab Auffsees Eccles(iae) Imp(erialis) Bamb(ergensis) et Cathed(ralis) Herbip(olensis) Canonici Cap(itularis) resp. Custodis Senio(ris) et Iub(ilaei) ad S(anctum) Steph(anum) Bambergae Praepositi, Rev(erendissi)mi et Cels(issmi) princ(ipi) n(ost)ri Consil(ii) Intimi, Recepturae Univers(itatis) Herbip(olensis) praesidentis, Qui A(nn)o Salutis M DCC XXX VIII Die 2. April(is) aetatis Sexagesimo octavo Sacram(ent)is o(mn)ibus rite praemunitus pie in D(omi)no obiens pauperes ex asse Haeredes Scripsit relicto insigni erga egenam Iuventute liberalitatis suae Bambergae Monumento: sIt eI a DoMInI benIgnItate reqVIes et LVX perpetVa LVCeat eI R(equiescat) I(n) P(ace)." Der letzte Satz enthält ein Chronostichon: I + I + D + M + I + I + I + I + V + I + L + V + X + V + L + V + C + I = 1 + 1 + 500 + 1000 + 1 + 1 + 1 + 1 + 5 + 1 + 50 + 5 + 10 + 5 + 50 + 5 + 100 + 1 = 1738, das Sterbe- und Stiftungsjahr zugleich. Eine zweite Inschrift folgt dem äußeren Rand des Rechtecks und erinnert an den am 17.3.1645 verstorbenen Georg Christoph von Aufseß, der auch in Bamberg und Würzburg Kanoniker war. Das zentrale Vollwappen ist das der Freiherren von Aufseß, in Blau ein silberner, mit einer roten Rose belegter Balken, auf dem Helm mit blau-silbernen Decken ein golden geschäfteter Pfauenwedel zwischen einem Paar blauer, jeweils mit einem silbernen, mit einer roten Rose belegten Balken belegter Büffelhörner (Scheiblersches Wappenbuch Folio 147, Siebmacher Band: Bay Seite: 26 Tafel: 21, Band: ThüA Seite: 72 Tafel: 56, Rahrbach, Schöler). Stilistisch ist an dieser Wappendarstellung zu bemäkeln, daß die Proportionen zeittypisch unstimmig sind und die Helmdecken komplett fehlen.
Die Ahnenprobe umfaßt insgesamt acht Schilde, je vier auf jeder Seite. Der erste Schild wiederholt das bereits zuvor beschriebene Aufseß-Wappen und steht für den Vater, Ernst Alexander von Aufseß zu Mengersdorf (1645-1720), den Großvater väterlicherseits, Gerhard Sigmund von Aufseß (1602-1665), sowie für dessen Vater, Wolf Achaz von Aufseß. Der Vater des Probanden war evangelischen Glaubens, doch der Sohn trat 1683 in Bamberg zum katholischen Glauben über. Dabei hatte sein Onkel Karl Sigismund, der Domherr in Bamberg und Würzburg war, eine Rolle gespielt. Der zweite Schild auf der heraldisch rechten Seite steht für die Großmutter väterlicherseits, Agatha Barbara von Aufseß (-1670), Tochter von Daniel von Aufseß. Ihrer aller Wappen entspricht dem zuvor beim Hauptwappen Gesagten. Der dritte Schild steht für die erste Urgroßmutter väterlicherseits, Ursula von Lichtenstein. Ihr Wappenschild ist von Silber und Rot im Zackenschnitt geviert. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre zu rot-silbernen Decken ein Paar roter Büffelhörner, außen mit silbernen Federn besetzt (Scheiblersches Wappenbuch Folio 402, Siebmacher Band: Bay Seite: 45 Tafel: 44, Band: Pr Seite: 53 Tafel: 67, Band: Pr Seite: 237 Tafel: 287, Band: ThüA Seite: 64 Tafel: 49, Band: OstN Seite: 110 Tafel: 74, Rahrbach, Schöler, alter Siebmacher von 1605). Der letzte Schild der väterlichen Ahnenreihe steht für die zweite Urgroßmutter, Anna Maria von Schaumberg. Ihr Wappen ist geviert, Feld 1 und 4 (vermehrtes Wappen von Sonneberg): gespalten, rechts: in Gold eine schwarze Schafschere (Stammwappen von Sonneberg), links: in Rot ein silberner Sparren (verschiedene Theorien: von Sparneck, von der Deck, keine bewiesen), Feld 2 und 3: typischerweise von Silber, Rot und Blau halbgespalten und geteilt (Stammwappen von Schaumberg), auch andere Reihenfolgen der Farben vorkommend (Siebmacher Band: Bay Seite: 55 Tafel: 58, Band: Bay Seite: 109 Tafel: 133, Band: He Seite: 24 Tafel: 27, Band: Pr Seite: 62 Tafel: 80, Band: ThüA Seite: 70 Tafel: 55, Band: SchwA Seite: 26 Tafel: 18, Band: Erg Seite: 18). Die hier nicht dargestellten Kleinode wären: Helm 1 (rechts): ein Drehgatter auf einem verlängerten mittleren Drehpfahl, oben besteckt mit drei goldenen Kugeln, die wiederum mit drei schwarzen Hahnenfedern besteckt sind, Helmdecken schwarz-golden (Kleinod von Sonneberg), Helm 2 (links): ein Mannesrumpf, der Kopf mit einer nach vorn gebogenen, gestulpten Spitzmütze bedeckt, an der Spitze mit schwarzen Hahnenfedern besteckt, Helmdecken rot-silbern/blau-silbern oder schwarz-silbern (Stammkleinod von Schaumberg). Die Tingierung ist erheblichen Variationen unterworfen.
Nun zu den Ahnen mütterlicherseits: Der oberste Schild der Reihe steht für die Mutter, Ruffina Maria von Lindenfels (-1710), verwitwete Altenbloß, den Großvater mütterlicherseits, Jobst Bernhard von Lindenfels (14.6.1611-19.12.1679), sowie für dessen Vater, Johann Kaspar II. von Lindenfels auf Nairitz (1562 -2.1.1634, gen. der "Schwarze Hans"), Sohn von Hans Caspar I. von Lindenfels (1528-16.12.1573) . Der Schild zeigt in Silber einen schwarzen, mit drei goldenen Sternen belegten Schrägbalken (Schrägrechtsbalken). Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre zu schwarz-silbernen Decken ein wachsender Engel ohne Flügel bzw. der Torso einer Jungfrau, silbern gewandet, mit dem Schrägbalken mit den Sternen auf der Brust belegt, mit einem schwarzen und einem silbernen Band aus den Haaren abflatternd (Siebmacher Band: Bad Seite: 62 Tafel: 38, Band: Bay Seite: 45 Tafel: 44, Band: Pr Seite: 53 Tafel: 67, Band: Pr Seite: 239 Tafel: 289, ferner im Schöler Tafel 33). Der nächste Schild steht für die Großmutter mütterlicherseits, Ursula Amalia von Künsberg (19.10.1617-18.4.1689), Tochter von Wolf Adrian von Künsberg auf Weidenberg (1593-26.10.1654), Sohn von Ludwig Christoph von Künsberg auf Weidenberg (-8.5.1619). Ihr Schild zeigt in Blau eine silberne eingebogene Spitze. Das hier nicht gegebene Kleinod wäre zu rot-silbernen Decken ein silbern gestulpter, flacher, roter Hut, aus dem zwei rote Büffelhörner wachsen, an den Mündungen mit je einer silbernen Kugel (Wolfert Tafel 16 Seite 128, Scheiblersches Wappenbuch Folio 403, Siebmacher Band: Bad Seite: 60 Tafel: 36, Band: Bay Seite: 43 Tafel: 42, Band: Pr Seite: 51 Tafel: 64, Band: Sa Seite: 12 Tafel: 11, Band: AnhA Seite: 80 Tafel: 47, Band: Pr Seite: 223 Tafel: 273, Alter Siebmacher von 1605). Der dritte Schild steht für die dritte Urgroßmutter des Klerikers, Martha Cordula von Künsberg-Weidenberg (1591-17.7.1631), Tochter von Ludwig Christoph von Künsberg auf Weidenberg und Ursula von Rabenstein. Hier besteht eine enge Verwandtschaft, denn Jobst Bernhard von Lindenfels hat hier 1649 eine Nichte seiner Mutter geheiratet. Ein Allianzwappen der beiden befindet sich auch an Schloß Thumsenreuth, das Jobst Bernhard 1661 erworben hatte. Der vierte und letzte Schild der mütterlichen Seite steht für die vierte und letzte Urgroßmutter, Dorothea Maria Anna von Guttenberg auf Fischbach (1593-27.5.1620), Tochter von Achaz II von Guttenberg auf Fischbach und Kirchleus (1551-2.6.1616) . Ihr Schild ist blau mit einer goldenen Rose. Das hier nicht dargestellte Kleinod wäre zu rot-goldenen Decken ein roter, hermelingestulpter Turnierhut, besteckt mit fünf schwarzen Rohrkolben (Münchener Kalender 1922 et al.).
Eltern:
Großeltern:
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Urgroßeltern:
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Literatur,
Links und Quellen:
Siebmachers Wappenwerk wie
angegeben
Beschreibung in: Joh. Octavian Salver, Proben des hohen deutschen
Reichs Adels oder Sammlungen alter Denkmäler http://books.google.de/books?id=ZONWAAAAcAAJ S. 656-657.
Bistum Würzburg: http://www.bistum-wuerzburg.de/
St. Kilians-Dom: http://www.dom-wuerzburg.de/index.php?r=t/
Genealogie: http://gedbas.genealogy.net/person/ancestors/1136720633 - http://gedbas.genealogy.net/person/ancestors/1136720468
Johannes Kist, Aufseß, Jodokus Bernhard Freiherr von Aufseß,
in: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), S. 444 f. http://www.deutsche-biographie.de/pnd133248836.html - http://daten.digitale-sammlungen.de/0001/bsb00016233/images/index.html?fip=193.174.98.30&id=00016233&seite=464 - http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0001/bsb00016233/images/index.html?id=00016233&fip=193.174.98.30&no=&seite=465 - http://daten.digitale-sammlungen.de/0000/bsb00008359/images/index.html?fip=193.174.98.30&id=00008359&seite=674
Lindenfels: http://www.notthafft.de/sitze/thumsenreuth.htm - http://www.gaestebuecher-schloss-neubeuern.de/biografien/Lindenfels.pdf
Scheiblersches Wappenbuch (Bayerische Staatsbibliothek Cod. icon.
312 c)
Alfred F. Wolfert, Aschaffenburger Wappenbuch, Veröffentlichung
des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg e. V.,
Aschaffenburg 1983
Otto Hupp, Münchener Kalender 1922
Aufsessianum/Aufseesianum: http://www.aufseesianum.de/start.html - http://www.aufseesianum.de/geschichte.html
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