Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2100
Würzburg - ein heraldischer Leckerbissen

Domkreuzgang zu Würzburg, Georg Wilhelm Schutzbar gen. Milchling

Diese Platte im Würzburger Domkreuzgang ist für den 1660 geborenen und am 27.8.1709 verstorbenen Georg Wilhelm Kasimir Schutzbar genannt Milchling. Nachdem Peter Philipp von Dernbach zum Würzburger Fürstbischof gewählt worden war, rückte er am 19.10.1675 auf dessen Präbende nach, aber Mitglied des Kapitels wurde er erst im Jahre 1687. Daneben hatte er noch zwei weitere Eisen im Feuer: In Bamberg war er ebenfalls Kapitularherr und Cellarius, außerdem war er bis 1697 Vicedomus zu Kärnten. In Regensburg war er Propst bei Unserer Lieben Frau.

 

Die aufgrund fortgeschrittener Verwitterung nur noch an der Rändern lesbare Inschrift in der zentralen, die ganze Breite der Platte einnehmenden Kartusche lautete einmal (ergänzte Lesung nach Salver): In Domino Christo resurrecto Admodum Reverendus Perillustris Dominus, D(omi)nus Georgius Wilhelmus Casimirus Schu(t)zbar dictus Milchling Imperialis Bembergensis Cellarius et huiatis Cathedra(lis) Capitularis, Ratisbonae ad B(eatam) Mariam V. P(rae)p(osi)t(us) Cels(issimorum) P(rinci)p(or)um Bamberg(ensis) et Herbip(olensis) Consiliarius Intimus Obiit in D(omi)no 27. Augusti 1709 aetat(is) 40 ann(orum) Cuius anima Deo vivat." Darunter befinden sich zwei weitere Inschriften in hochovalen Kartuschen nebeneinander, die an zwei weitere Familienmitglieder erinnern. Das zentrale Vollwappen ist das der Schutzbar gen. Milchling, in Silber drei dreipaßförmig mit Stäben verbundene schwarze Kugeln, auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken ein silberner Flug, beiderseits belegt mit drei dreipaßförmig mit Stäben verbundene schwarze Kugeln (Wolfert Tafel 62 Seite 122, 143, Siebmacher Band: Bad Seite: 75 Tafel: 45, Band: He Seite: 25 Tafel: 28, Band: PrE Seite: 204 Tafel: 177).

     

Die Ahnenprobe umfaßt insgesamt acht Schilde, wovon je drei an den Seiten übereinander stehen, die restlichen zwei aber in der Mitte unter dem Hauptwappen des Klerikers stehen und dem oberen Bogen der Inschriftenkartusche folgend angeordnet sind. Der erste Schild wiederholt das bereits zuvor beschriebene Schutzbar-Wappen und steht für den Vater, Philipp Marquard Schutzbar gen. Milchling ("S B G MILICHLING"), den Großvater väterlicherseits, Philipp Konrad Schutzbar gen. Milchling, sowie für dessen Vater, Philipp Schutzbar gen. Milchling. Der zweite Schild auf der heraldisch rechten Seite steht für die Großmutter väterlicherseits, Anna Elisabetha von Rheinberg ("REINBERG"), Tochter von Johann Marquard von Rheinberg. Ihr Wappen zeigt in Rot einen silbernen Sparren, begleitet von drei (2:1) goldenen Adlern. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre zu rot-silbernen Decken wachsend ein silberner Bocksrumpf mit roten Hörnern (Gruber, Zobel Tafel 272-273, Siebmacher Band: NaA Seite: 34 Tafel: 55, Varianten). Der dritte Schild steht für die erste Urgroßmutter väterlicherseits, Katharina von Harstall, in Rot ein silberner Adlerflug, zwischen beiden Flügeln ein goldenes Zepter. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre zu rot-silbernen Decken das goldene Zepter aufrecht zwischen einem rot-silbern übereck geteilten Flug (Siebmacher Band: PrE Seite: 95 Tafel: 80, Band: PrGfN Seite: 10 Tafel: 7, Band: Sa Seite: 31 Tafel: 33, Band: SchwA Seite: 12 Tafel: 8). Der letzte, unter das Hauptwappen eingerückte Schild der väterlichen Ahnenreihe steht für die zweite Urgroßmutter, Dorothea Göler von Ravensberg. Ihr gewendetes Wappen zeigt in Silber einen auffliegenden schwarzen Raben. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre zu schwarz-silbernen Decken Kopf und Hals des Raben, aus dem hinten am Hals ein goldener (oder silberner) Kamm hervorkommt mit 5 goldenen (oder silbernen) Spitzen, die meistens mit ebenso vielen Pfauenfedern (Pfauenspiegeln) besteckt sind (Siebmacher Band: Bad Seite: 9 Tafel: 7, Frkft Seite: 5 Tafel: 4, PrE Seite: 84 Tafel: 70 , PrGfN Seite: 9 Tafel: 6).

     

Nun zu den Ahnen mütterlicherseits: Der oberste Schild der Reihe steht für die Mutter, Anna Margaretha von Geismar, den Großvater mütterlicherseits, Georg Vollmar von Geismar, sowie für dessen Vater, Albinus von Geismar. Der Schild zeigt in Silber einen aufspringenden schwarzen Hirsch. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre zu schwarz-silbernen Decken ein wachsender schwarzer Hirsch, je nach Quelle entweder rechts von einem roten Flügel (halber Flug) begleitet oder zwischen einem roten Flug (Westfälisches Wappenbuch, Siebmacher Band: He Seite: 10 Tafel: 9, Band: PrE Seite: 79 Tafel: 67, Band: PrE Seite: 209 Tafel: 182, Band: SaA Seite: 49 Tafel: 31, Band: ThüA Seite: 56 Tafel: 43, Wolfert Tafel 46 Seite 20). Der nächste Schild steht für die Großmutter mütterlicherseits, Sophia Christina von Buseck gen. Brand, Tochter von Hermann Otto von Buseck gen. Brand. Ihr Schild zeigt in Gold einen rot gezungten und gehörnten, schwarzen Widderkopf, hier in ungewohnter Frontalansicht (Münchener Kalender 1919, Siebmacher Band: Lot Seite: 19 Tafel: 14, Band: Bay Seite: 29 Tafel: 25, Band: Pr Seite: 38 Tafel: 45, Band: Sa Seite: 8 Tafel: 7, Band: He Seite: 6 Tafel: 4, Band: Kä Seite: 72 Tafel: 6, Band: OstN Seite: 17 Tafel: 15, Band: PrGfN Seite: 4 Tafel: 2). Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre der Widderrumpf wachsend. Die von Buseck genannt Brand sind ein Zweig der von Buseck mit der Brandsburg in Alten-Buseck als Stammhaus, der 1813 mit Friedrich Ludwig Joseph von Buseck genannt Brand im Mannesstamm erloschen ist. Der dritte Schild steht für die dritte Urgroßmutter des Klerikers, Anna von Rodenhausen. Der Schild mit dem Adler ist aber gemäß Lit. nicht das Wappen der von Rodenhausen, sondern das der von Rodenbusch (Zobel Tafel 278, Gruber), vermutlich eine historische Namensverwechslung. Der vierte und letzte Schild der mütterlichen Seite steht für die vierte und letzte Urgroßmutter, Juliana von Rodenstein. Ihr Schild ist golden-rot gespalten und zweimal geteilt (es gibt auch Varianten in Rot und Silber). Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre zu rot-goldenen Decken auf einem roten, golden bequasteten Kissen ein sechszackiger silberner Stern, an den fünf freien Spitzen jeweils mit einer mit schwarzen Hahnenfedern besetzten Kugel besteckt (Scheiblersches Wappenbuch Folio 355, Siebmacher Band: NaA Seite: 35 Tafel: 56, Wolfert Tafel 20 Seite 79, 122).

Eltern:
  • Philipp Marquard Schutzbar gen. Milchling
  • Anna Margaretha von Geismar

Großeltern:

  • Philipp Konrad von Milchling
  • Anna Elisabetha von Rheinberg
  • Georg Vollmar von Geismar
  • Sophia Christina von Buseck gen. Brand
  Urgroßeltern:
  • Philipp von Milchling
  • Katharina von Harstall
  • Johann Marquard von Rheinberg
  • Dorothea Göler von Ravensberg
  • Albinus von Geismar
  • Anna von Rodenhausen
  • Hermann Otto von Buseck gen. Brand
  • Juliana von Rodenstein

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenwerk wie angegeben
Beschreibung in: Joh. Octavian Salver, Proben des hohen deutschen Reichs Adels oder Sammlungen alter Denkmäler
http://books.google.de/books?id=ZONWAAAAcAAJ S. 635-636.
Bistum Würzburg:
http://www.bistum-wuerzburg.de/
St. Kilians-Dom:
http://www.dom-wuerzburg.de/index.php?r=t/
Alfred F. Wolfert, Aschaffenburger Wappenbuch, Veröffentlichung des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg e. V., Aschaffenburg 1983
Otto Gruber: Wappen des mittelrheinisch-moselländischen Adels, Trier 1962-1965, incl. Nachtrag Trier 1967, ebenfalls veröffentlicht in verschiedenen Jahrgängen der "landeskundlichen Vierteljahresblätter"
Rolf Zobel: Wappen an Mittelrhein und Mosel, Books on Demands GmbH, Norderstedt 2009, ISBN 978-3-8370-5292-3, 527 S.
Max von Spießen (Hrsg.): Wappenbuch des Westfälischen Adels, mit Zeichnungen von Professor Ad. M. Hildebrandt, 1. Band, Görlitz 1901 - 1903.
Otto Hupp, Münchener Kalender 1919
Scheiblersches Wappenbuch (Bayerische Staatsbibliothek Cod. icon. 312 c), Folio 355

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