Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2099
Würzburg - ein heraldischer Leckerbissen

Domkreuzgang zu Würzburg, Philipp Christoph Vogt von Hunoldstein

Dieses Grabdenkmal im Würzburger Domkreuzgang ist für Philipp Christoph Vogt von Hunoldstein (ca. 1632-6.8.1652). Er wurde am 21.10.1643 Domizellar. Nachdem Georg Christoph von Aufseß verstarb, ging dessen Domherrenstelle am 4.8.1645 an ihn. Er immatrikulierte sich am 6.12.1647 an der Universität Würzburg und ging dann zum Biennium fort, er wollte erst nach Douai, dann statt dessen an die Universität Köln, wo er sich 1649 immatrikulierte. Er resignierte kurz vor seinem Tod zugunsten seines jüngeren Bruders Franz Ferdinand von Hunoldstein und gab seine Präbende zurück. Er ist gerade einmal 20 Jahre alt geworden und hatte gerade sein Biennium absolviert, als ihn der Tod ereilte. Außerdem war er auch noch Domherr an den Hochstiften Mainz und Worms.

 

In der oberen Mitte der Platte ist sein Vollwappen zu sehen. Allein aufgrund des Datums der Platte handelt es sich hier nicht um die Edlen Herren von Hunoldstein bzw. Vogt von Hunoldstein älterer Linie, denn dieses dynastische Geschlecht erlosch 1488, sondern um die Vogt von Hunoldstein jüngerer Linie, von denen ein Zweig 1777 in den Grafenstand erhoben wurde. Sie hatten in silbernem Feld zwei rote Balken, begleitet von roten Schindeln, nach Gruber 10 (4:3:2:1) oder 12 (5:4:3), wie auch hier zu sehen ist (Siebmacher Band Pr Seite: 47 Tafel: 60 , Band Wü Seite: 9 Tafel: 10, Band: PrGfN Seite: 33 Tafel: 25, Band Lot Seite: 29 Tafel: 20, Band Bay Seite: 13 Tafel: 7, Band Bay Seite: 41 Tafel: 39, Band Na Seite: 2 Tafel: 2, Band Bad Seite: 56 Tafel: 34, Gruber, Zobel Tafel 159). Als Helmzier führten sie einen barhäuptigen Mohrenrumpf (Gruber) bzw. Hunnenrumpf (Siebmacher) ohne Arme in wie der Schild bez. Gewand (auch nur 3 (2:1) Schindeln auf dem Gewand), Haar und Bart schwarz. Hier wäre die Helmzier eher als Jünglingsrumpf zu bezeichnen. Decken nach Gruber und Siebmacher silbern-rot.

Die Inschrift im großen Feld lautet: "AN(N)O MDCLII DIE VI. AVGVSTI AETATIS SVAE ANNO VIGESIMO PIE IN D(OMI)NO OBYT PRAENOBILIS SVMMAEQUE SPEI ADOLESCENS PHILIPPVS CHRISTOPHORVS VOGT AB HVNOLDSTEIN METROPOL(ENSIS) MOGVNT(IAE) AC CATHEDRAL(IS) HERBIPOL(ENSIS) ET WORMAT(IAE) CANONICVS CVIVS ANIMA DEO VIVAT."

Unter dieser Inschrift befindet sich eine weitere, die sich auf eine viel früher verstorbene Person bezieht und kaum noch zu erkennen ist (Lesung nach Abb. bei Salver): "ANNO 1575 DIE 16 NOVEM(BRIS) OBIIT R(EVEREN)DUS NOB(ILIS) VIR D(OMINUS) WOLFFGANGUS THEODORIC(US) AB HUTTEN ECCLESIAR(UM) HERB(IPOLENSIS EYSTETTENSIS CANONICUS CUIUS AN(IM)A REQUIESCAT IN PACE A(MEN)." Im Zentrum dieser Inschrift befindet sich ein vom Zahn der Zeit bis zur Unkenntlichkeit verwittertes Wappen der von Hutten, in Rot zwei goldene Schräglinksbalken.

Zurück zu Philipp Christoph Vogt von Hunoldstein: Sein Vollwappen umgeben vier teilweise stark verwitterte Schilde einer Ahnenprobe mit folgenden Inhalten: Der erste Schild, heraldisch rechts oben (1. Abb. v. l.), steht für seinen Vater, Hans Wilhelm Vogt von Hunoldstein, und für den Großvater väterlicherseits, Wilhelm Vogt von Hunoldstein, Sohn von Hans Vogt von Hunoldstein und Elisabeth von Hagen zur Motten. Die Schildinhalte sind die gleichen wie beim zentralen Vollwappen. Der zweite Schild, heraldisch unten rechts (2. Abb. v. l.), steht für die Großmutter väterlicherseits, Anna Maria von Landsberg, Tochter von Markolf Reichard von Landsberg und Susanna von Reinach. Der Schild ist grün-silbern geteilt, oben ein goldener Sechsberg. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre auf dem Helm mit silbern-grünen Decken ein wachsender Mohrenrumpf, golden gekrönt mit zwei abflatternden silbernen Bändern, das Gewand grün-silbern geteilt, oben ein goldener Sechsberg (Wolfert Tafel 30 Seite 115, Zobel Tafel 187). Der dritte Schild, heraldisch links oben (3. Abb. v. l.), steht für seine Mutter, Maria Elisabeth von Steinkallenfels, und den Großvater mütterlicherseits, Otto Nikolaus von Steinkallenfels, Sohn von Friedrich von Steinkallenfels und Barbara von Hohenstein. Der Schild ist grün-golden geteilt, oben mit einem schreitenden, hersehenden, silbernen Löwen. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre zu rot-silbernen Decken eine hahnenfederbesteckte, hohe, rote Spitzmütze, deren grüner Stulp mit einem schreitenden, hersehenden silbernen Löwen belegt ist (Gruber, Siebmacher Band: NaA Seite: 39 Tafel: 65, Band: Els Seite: 20 Tafel: 25, Zobel Tafel 330, Wolfert Tafel 42 Seite 127).

     

Der dritte Schild, heraldisch links unten (4. Abb. v. l.), steht für seine Großmutter mütterlicherseits, Christine Katharina von Helfenstein, Tochter von Johann von Helfenstein und Elisabeth von Nassau (natürlich nicht die Grafen des Namens). Bei den von Helfenstein handelt es sich um ein in der Koblenzer Gegend heimisches Geschlecht, das mit eben jenem Johann XIV. von Helfenstein 1579 im Mannesstamm ausstarb. Daraufhin wurden die Lehen und der größte Teil seines Besitzes von Kurtrier durch den Ehrenbreitsteiner Amtmann eingezogen. Der verbliebene Besitz wurde erst am 12./22.7.1626 zwischen den Nachkommen seiner beiden Töchter, Wilhelma und Christine Katharina, geteilt. Die Erben waren Steffen von Wrede und der oben erwähnte Otto Nikolaus vom Steinkallenfels, und auf diesem Wege kam die Hälfte der Herrschaft Mühlenbach, ein Herforder Lehen, an Johann Vogt von Hunoldstein (-1665, kaiserlicher Feldzeugmeister). Die von Helfenstein hatten als Stammburg Burg Helfenstein, die sich auf einem Sattel unterhalb der späteren Festung Ehrenbreitstein befand und nach der ein heute dort befindliches Fort heißt, eine Nähe, die sich nur insofern vertrug, als die Helfensteiner treue Vasallen der Erzbischöfe waren und deren Interessen auch stets gegenüber der und manchmal auch gegen die Koblenzer Bevölkerung vertraten. Später kam dann die im 30jährigen Krieg zerstörte Burg Mühlenbach beim Koblenzer Stadtteil Arenberg hinzu, und schließlich erbauten sie die Sporkenburg bei Eitelborn, ein kurtrierisches Lehen. Mit den genannten von Nassau hatten die Helfensteiner auch insofern zu tun, als Johann von Helfenstein im Jahr 1515 die baufällig gewordene Sporkenburg an Johann und Quyrin von Nassau verkaufte. Die von Helfenstein teilten sich zeitweise in zwei Linien, die eine Helfenstein-Sporkenburg, die die Erbmarschallwürde übernahmen, und die andere Helfenstein-Mühlenbach. Ihr Wappen ist golden-blau geteilt, oben eigentlich ein aus der Teilung wachsender, hier nicht ganz korrekt zur Gänze dargestellter, roter Löwe, unten sechs (3:2:1) goldene Lilien. Für dieses Wappen werden unterschiedliche Kleinode überliefert (Zobel Tafel 136-137, Gruber, Siebmacher Band: NaA Seite: 6 Tafel: 6-7).

Eltern:
  • Hans Wilhelm Vogt von Hunoldstein
  • Maria Elisabeth von Steinkallenfels

Großeltern:

  • Wilhelm Vogt von Hunoldstein
  • Anna Maria von Landsberg
  • Otto Nikolaus von Steinkallenfels
  • Christine Katharina von Helfenstein
  Urgroßeltern:
  • Hans Vogt von Hunoldstein
  • Elisabeth von Hagen zur Motten
  • Markolf Reichard von Landsberg
  • Susanna von Reinach
  • Friedrich von Steinkallenfels
  • Barbara von Hohenstein
  • Johann von Helfenstein
  • Elisabeth von Nassau

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenwerk wie angegeben
Otto Gruber: Wappen des mittelrheinisch-moselländischen Adels, Trier 1962-1965, incl. Nachtrag Trier 1967, ebenfalls veröffentlicht in verschiedenen Jahrgängen der "landeskundlichen Vierteljahresblätter"
Alfred F. Wolfert, Aschaffenburger Wappenbuch, Veröffentlichung des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg e. V., Aschaffenburg 1983
Rolf Zobel: Wappen an Mittelrhein und Mosel, Books on Demands GmbH, Norderstedt 2009, ISBN 978-3-8370-5292-3, 527 S.
Beschreibung in: Joh. Octavian Salver, Proben des hohen deutschen Reichs Adels oder Sammlungen alter Denkmäler
http://books.google.de/books?id=ZONWAAAAcAAJ S. 589-590.
Bistum Würzburg:
http://www.bistum-wuerzburg.de/
St. Kilians-Dom:
http://www.dom-wuerzburg.de/index.php?r=t/
Alfred Wendehorst, Germania sacra, NF 40 - Die Bistümer der Kirchenprovinz Mainz, das Bistum Würzburg 6, die Benediktinerabtei und das Adelige Säkularkanonikerstift St. Burkard in Würzburg, Berlin/New York 2001, S. 305-306. Online:
http://rep.adw-goe.de/handle/11858/00-001S-0000-0005-745C-F, http://rep.adw-goe.de/bitstream/handle/11858/00-001S-0000-0005-745C-F/NF%2040%20Wendehorst%20St.%20Burkhard.pdf, http://personendatenbank.germania-sacra.de/books/view/54 - http://personendatenbank.germania-sacra.de/index/browse/index:familienname/search:basic/term:hunolstein
Konrad Weber über die Herren von Helfenstein http://www.arenberg-info.de/htm/helfenstein.htm
Fritz Michel: Die Herren von Helfenstein, 1906
Burg Helfenstein:
http://www.ms-visucom.de/cgi-bin/ebidat.pl?id=951 - http://burgrekonstruktion.de/main.php?g2_itemId=763/

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