Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2091
Würzburg - ein heraldischer Leckerbissen

Domkreuzgang zu Würzburg, Johann Franz Karl von Ostein

Dieser Grabstein im Domkreuzgang ist für den am 3.10.1649 geborenen und am 20.3.1718 verstorbenen Johann Franz Karl von Ostein. Er bekam am 7.7.1659 die Dompräbende, die der verstorbene Johann Andreas von Guttenberg innegehabt hatte. Am 27.10.1681 wurde er Mitglied des Domkapitels. Seine Priesterweihe empfing er am 21.12.1686. Am 7.7.1704 wurde er Jubilaeus. Außer dem Fürstbistum Würzburg gab es noch mehr Pfründen, denn er war auch in Bamberg Domkapitular und Rat, außerdem Scholaster am Ritterstift Comburg. Und er war noch kurfürstlich-mainzischer Geheimer Rat. Er war eng verflochten, um nicht zu sagen verfilzt mit den wichtigsten geistlichen Fürsten: Lothar Franz von Schönborn hat ihn 1713 zum Präsidenten des Geistlichen Rates (Consistorium) in Bamberg berufen, das war zugleich der Dank dafür, daß Johann Franz Karl von Ostein ihn selbst 1693 bei der Bamberger Bischofswahl unterstützt hatte. In Mainz wurde zeitgleich Heinrich Karl von Ostein zum kurmainzischen Kämmerer berufen. Und ein drittes Familienmitglied, Johann Franz Sebastian von Ostein (4.11.1652-24.6.1718), der Bruder von Johann Franz Karl von Ostein, bekam Anna Charlotte von Schönborn zur Frau, die zugleich die Nichte des Mainzer und Bamberger Fürstbischofs war.

 

Die querovale Inschrift im unteren Teil der Platte lautet: "A(NN)O D(ONI)NI 1718 DIE 20 MARTII HORA 2 MAT(UTINA) OBIIT PLUR(IMUM) R(EVEREN)D(US) PERILL(USTRIS) AC G(ENER)OS(US) D(OMINUS) IO(ANN)ES FRANCISC(US) CAROL(US) L(IBER) B(ARO) AB OSTEIN D(OMINUS) IN MALESCHAU ECCL(ESI)ARU(M) CATH(EDRALIS) BAMB(ERGENSIS), HERB(IPOLENSIS) ET EQUEST(RI) COMB(URGENSIS) CAN(ONICUS) CAPIT(ULARIS) RESP(ECTIV)E SEN(IOR), JUB(ILAEUS) ET SCHOL(ASTICUS) EM(...)NI MOG(UNTIAE) ET CEL(SIS)S(I)MAE HERB(IPOLENSIS) CONSIL(IUS) INTIM(US) CONSILII ECCLES(IAE) BAMB(ERGENSIS) ET CONSIST(ORII) HERB(IPOLENSIS) PRAESES AETAT(IS) A(NN)ORU(M) 68 MENS(IUM) 5 DIER(UM) 18 CUI(US) A(NIM)A DEO VIVAT AMEN R(EQUIESCAT) I(N) P(ACEM)." Noch ein Hinweis zur in der Inschrift genannten Herrschaft Maleschau: 1710 kaufte er die Herrschaft Maleschau (= Malesow in Böhmen) für 400 000 Gulden von Franz Anton Graf von Hallweil, infolgedessen erwarb er am 10.12.1710 das Inkolat für die Erblande Böhmen, Schlesien und Mähren. Aber bereits am 7.8.1714 trat er die Herrschaft Maleschau an den Bruder Johann Franz Sebastian von Ostein zur Verwaltung ab. Kurz vor seinem Tod, am 12.10.1717, vererbte er die Herrschaft an seines Bruders Sohn Johann Franz Heinrich Carl Sebastian Graf von Ostein mit der Auflage, damit ein Familienfideikommiß zu stiften. Doch als die Grafen von Ostein ausstarben, kam der böhmische Besitz an die Kämmerer von Worms, gen. von Dalberg. Friedrich von Dalberg erbte 1809 vom Bruder seiner Mutter, dem letzten Grafen von Ostein, Maleschau in Böhmen und Datschitz in Mähren. Die Namen wurden vereinigt, und der Erbe wurde 1810 unter dem kombinierten Namen von Ostein-Dalberg in den Grafenstand erhoben, außerdem bekam er das Inkolat für das Königreich Böhmen.

Im oberen Teil der Platte ist zentral das Vollwappen der von Ostein, in Blau ein aufspringender goldener Windhund mit rotem Halsband, auf dem Helm mit blau-goldenen Decken ein wachsender goldener Windhund mit rotem Halsband (Wolfert Tafel 49 Seite 80, 86, 99, 229, Siebmacher Band: NaA Seite: 9 Tafel: 12, Band: Bö Seite: 153 Tafel: 70, Band: Mä Seite: 203 Tafel: 139, Zobel Tafel 253). Hier sind beide Windhunde linksgewendet.

     

In zwei Spalten sind insgesamt acht Wappenschilde für die Ahnen dargestellt, in der optisch linken Spalte sind dies die Vorfahren väterlicherseits. Die Serie beginnt mit dem Schild für den Vater, Johann Jakob II. von Ostein (-13.11.1664), fürstbischöflich-baselscher Geheimer Rat und Landhofmeister zu Pruntrut und Obervogt, für den Großvater väterlicherseits, Johann Georg von Ostein (-1635), sowie für dessen Vater, Johann Jakob I. von Ostein. Der Schild ist inhaltsgleich mit dem zuvor beschriebenen Hauptwappen der Platte. Der zweite Schild steht für die erste Urgroßmutter, Apollonia von Hallweil. Das Wappen der Herren v. Hallweil (Hallwyl, Hallweyl, Hallwil) zeigt in Gold einen schwarzen Flug (zwei mit den Saxen einander zugewandte schwarze Adlerflügel). Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken ein silberner Flug (Scheiblersches Wappenbuch, Ingeram-Codex, Aschaffenburger Wappenbuch, Siebmacher Band: Els Seite: 10 Tafel: 12, Band: Mä Seite: 40 Tafel: 29-30, Band: OÖ Seite: 87 Tafel: 31, Band: OÖ Seite: 741, Zobel Tafel 128, dort Flug abweichend schwarz). Der dritte Schild steht für die Großmutter mütterlicherseits, Agnes Faust von Stromberg, sowie für deren Vater, Salentin Faust von Stromberg. Deren Wappenschild ist golden-rot geschacht, im ersten Feld ein schwarzer Stern. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre auf dem Helm mit rot-goldenen Decken ein roter Turnierhut, in dessen Hermelinstulp zwei golden-rot geteilte Fähnchen stecken und der oben mit einem schwarzen Stern besetzt ist (Gruber, Wolfert Tafel 21 Seite 74, 103, 126, Zobel Tafel 335, Siebmacher Band: BayA3 Seite: 171 Tafel: 120). Der vierte und letzte Schild steht für die zweite Urgroßmutter, Magdalena von Schönau. Der Schild ist schwarz-golden geteilt mit drei (2:1) Ringen in verwechselten Farben. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre auf dem Helm mit je nach Quelle schwarz-goldenen oder rot-silbernen Decken zwei wachsende, schwarzbewehrte Schwanenhälse nebeneinander, rechts rot, links silbern.

     

Nun zu den Vorfahren mütterlicherseits, ebenfalls durch vier Wappenschilde repräsentiert, die aber in einer anderen logischen Reihenfolge stehen als auf der heraldisch rechten Seite: Der erste derselben steht für die Mutter, Anna Magdalena Kämmerer von Worms gen. von Dalberg (-7.4.1672), den Großvater mütterlicherseits, Johann Georg Kämmerer von Worms gen. von Dalberg (-1644), und für dessen Vater, Damian Kämmerer von Worms gen. von Dalberg (-1592). Der Schild ist geviert, Feld 1 und 4: unter einem mit drei Spitzen abgeteilten goldenen Schildhaupt in Blau 6 (3:2:1) silberne Lilien, Feld 2 und 3: in Gold ein schwarzes Ankerkreuz. Dazu würden zwei, hier nicht dargestellte Kleinode gehören: Helm 1 (rechts): auf dem Helm mit blau-goldenen Decken ein Flug, beiderseits unter einem mit drei Spitzen abgeteilten goldenen Schildhaupt in Blau 6 (3:2:1) silberne Lilien, Helm 2 (links): auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken ein goldener Flug, beiderseits belegt mit einem schwarzen Ankerkreuz (Wolfert Tafel 60 Seite 73, 87, 123, 125, 192, 230, 104, 231, 139, 192, 229, 98, 100-102, Zobel Tafel 70, Gruber, Siebmacher Band: Bad Seite: 47 Tafel: 28 et al.). Der zweite Schild steht für die Großmutter mütterlicherseits, Barbara von Cronberg (-1621), Erbin von Rüdesheim, sowie für deren Vater, Hartmut XV. von Cronberg (-1611) aus dem Kronenstamm, Vicedomus in Aschaffenburg, kurmainzischer Rat. Dieser hatte in erster Ehe Magdalena Brendel von Homburg geheiratet und in zweiter Ehe Anna Kunigunde Frey von Dehrn. Das Wappen ist geviert, Feld 1: in Rot eine goldene Krone, Feld 2 und 3: in Silber 4 (2:2) blaue Eisenhütlein (silbern-blauer pfahlförmig angeordneter Eisenhutfeh), Feld 4: ledig und rot. Die hier nicht dargestellte Helmzier dieses Stammes wäre zu rot-silbernen Decken ein schwarzer Federbusch (Zobel Tafel 67, Scheiblersches Wappenbuch Folio 409, Siebmacher Band: NaA Seite: 4 Tafel: 4, Band: GfA Seite: 6 Tafel: 6). Der dritte Schild steht für die dritte Urgroßmutter, Katharina von der Leyen zu Saffig (1540-18.3.1592). Ihr Schild hat in Blau einen silbernen Pfahl. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre auf dem Helm mit blau-silbernen Decken ein wachsender silberner Rüdenrumpf zwischen einem blauen, mit silbernen Lindenblättern bestreuten Flug (Gruber, Wolfert Tafel 9 Seite 48, 124, Zobel Tafel 197). Das kurkölnische Lehen Saffig kam durch Erbschaft im Jahre 1481 von den Mauchenheimern an die von der Leyen zu Gondorf. In Saffig bildete sich eine eigene Linie, die 1703 mit Karl Kaspar von der Leyen ausstarb, Saffig fiel daraufhin wieder an die ältere Hauptlinie der Grafen von der Leyen. Der vierte und letzte Schild steht für die vierte und letzte Urgroßmutter, Magdalena Brendel von Homburg (3.2.1561-). Diese führte in Gold einen roten Zickzackbalken. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre auf dem Helm mit rot-goldenen Decken ein goldener, beiderseits mit einem roten Zickzackbalken belegter Flug (Zobel Tafel 152, Wolfert Tafel 8 Seite 52, 63, 88, 124, 216, Gruber, Siebmacher Band: NaA Seite: 17 Tafel: 22).

Eltern:
  • Johann Jakob II. von Ostein (-13.11.1664)
  • Anna Magdalena Kämmerer von Worms gen. von Dalberg (-7.4.1672)

Großeltern:

  • Johann Georg von Ostein (-1635)
  • Agnes Faust von Stromberg
  • Johann Georg Kämmerer von Worms gen. von Dalberg (-1644)
  • Barbara von Cronberg (-1621)
  Urgroßeltern:
  • Johann Jakob I. von Ostein
  • Apollonia von Hallweil
  • Salentin Faust von Stromberg
  • Magdalena von Schönau
  • Damian Kämmerer von Worms gen. von Dalberg (-1592)
  • Katharina von der Leyen zu Saffig (1540-18.3.1592)
  • Hartmut XV von Cronberg (-1611)
  • Magdalena Brendel von Homburg (3.2.1561-)

Auf der Platte ist noch eine weitere Inschrift vorhanden, die auf dem äußeren, rechteckigen Rand umläuft, die an den am 2.2.1695 verstorbenen Johann Heinrich von Ostein erinnert, der u. a. Dekan des Ritterstifts Comburg war.

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher wie angegeben.
Beschreibung in: Joh. Octavian Salver, Proben des hohen deutschen Reichs Adels oder Sammlungen alter Denkmäler
http://books.google.de/books?id=ZONWAAAAcAAJ S. 610-611.
Bistum Würzburg:
http://www.bistum-wuerzburg.de/
St. Kilians-Dom:
http://www.dom-wuerzburg.de/index.php?r=t/
Arne Karsten, Hillard von Thiessen: Nützliche Netzwerke und korrupte Seilschaften, Vandenhoeck & Ruprecht, 2006, 232 Seiten, S. 121
Alfred F. Wolfert, Aschaffenburger Wappenbuch, Veröffentlichung des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg e. V., Aschaffenburg 1983
Rolf Zobel: Wappen an Mittelrhein und Mosel, Books on Demands GmbH, Norderstedt 2009, ISBN 978-3-8370-5292-3, 527 S.
Scheiblersches Wappenbuch (Bayerische Staatsbibliothek Cod. icon. 312 c)
Otto Gruber: Wappen des mittelrheinisch-moselländischen Adels, Trier 1962-1965, incl. Nachtrag Trier 1967, ebenfalls veröffentlicht in verschiedenen Jahrgängen der 'landeskundlichen Vierteljahresblätter'
Genealogien:
Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Dalberg:
http://www.ahf-muenchen.de/Tagungsberichte/Berichte/pdf/2007/116-07.pdf

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