Bernhard
Peter
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Photos schöner alter Wappen Nr. 2089
Würzburg - ein heraldischer Leckerbissen
Domkreuzgang zu Würzburg, Johann Georg Specht von Bubenheim
Dieser Grabstein im Domkreuzgang ist für den am 17.11.1633 geborenen und am 16.9.1688 verstorbenen Johann Georg Specht von Bubenheim. Am 17.11.1646 wurde er als Domherr in Würzburg aufgenommen, nachdem durch den Tod von Erhard Valentin von Seckendorff eine solche Stelle vakant geworden war. Im Jahr 1665 wurde Johann Georg Specht von Bubenheim Kapitularherr, danach Domsänger. Im geistlichen Fürstentum war er Kammer- und Ratspräsident.
Die von einem gerafften Tuch überspannte Inschrift im unteren Teil der Platte lautet: "ANNO D(OMI)NI 1688 16 SEPTEMBRIS INTER HORAM 11 ET 12 MERIDIANAM PIE IN D(OMI)NO OBDORMIVIT ADMODUM R(EVERE)NDUS PRAENOBILIS ET GRATIOSUS D(OMI)N(U)S, D(OMI)N(U)S JOANNES GEORGIUS SPECHT A BUBENHEIM HUIUS ECCLESIAE CATHEDRALIS CANONICUS CAPITULARIS ET CANTOR REVERENDISS(IMI) ET CELSISS(IMI) PRINCIPIS HERBIPOLENSIS CONSILIARIUS ET CAMERAE PRAESES AETATIS SUAE ANN(ORUM) 55 MENS(IS) 1 DIER(UM) 23 CUIUS ANIMA DEO VIVAT AMEN."
Im oberen Teil der Platte ist zentral das Vollwappen nicht der Specht von Bubenheim zu sehen, sondern der von Bubenheim. Die Specht von Bubenheim führten in Gold einen silbern gegitterten, schwarzen Balken, darüber ein roter Specht (variantenreich), auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken nach Gruber ein wachsender Jüngling in schwarzem Gewand, ein aufgeklapptes Spielbrett haltend (ähnelt in einigen Darstellungen, so auch hier, einem Backgammonbrett, andere Quellen geben ein Schachbrett). Im Scheiblerschen Wappenbuch sieht man hingegen auf dem Helm mit rot-silbernen Decken einen rittlings sitzenden Mann mit goldenem Würfelbrett auf den Knien mit drei silbernen Würfeln darauf. Die Würfel würden zum Backgammon passen. Die von Bubenheim hingegen führten in Gold einen silbern gegitterten, schwarzen Balken, darüber ein schwarzer Stern, und in dieser Form wird das Wappen hier dargestellt. Auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken ein wachsender Jüngling in schwarzem Gewand, ein aufgeklapptes Spielbrett wie beschrieben haltend und mit der Linken an sein Haar fassend. Die unterschiedlichen Varianten werden beschrieben im Siebmacher Band: NaA Seite: 17 Tafel: 23 sowie bei Zobel, Tafel 53.
In zwei Spalten sind insgesamt acht Wappenschilde für die Ahnen dargestellt, mit deren Präsentation Johann Georg Specht von Bubenheim im Kapitel aufschwor. Heraldisch rechts ganz oben wiederholt sich das Wappen der von Bubenheim wie beschrieben, auch hier nicht das der Specht von Bubenheim, die den differenzierenden Specht führten anstelle des Sternes. Dieser Schild steht für den Vater des Probanden, Johann Dieter Specht von Bubenheim, seinen Großvater väterlicherseits, Johann Kraft Specht von Bubenheim, und für dessen Vater, Dieter Specht von Bubenheim. Es folgt der Schild für die Urgroßmutter Katharina von Irmtraut, Ehefrau des Dieter Specht von Bubenheim. Ihr Wappen zeigt in Silber einen schwarzen Bock. Die hier nicht vorhandene Helmzier wäre zu schwarz-silbernen Decken ein wachsender schwarzer Bocksrumpf (Gruber, Siebmacher Band: Wü Seite: 9 Tafel: 10, Band: NaA Seite: 27 Tafel: 41, Zobel Tafel 162-163). Dann folgt der Schild für die Großmutter väterlicherseits, Katharina von Partenheim, Tochter von Philipp von Partenheim. Sie führen in Silber einen von drei (2:1) roten Rosen begleiteten blauen Balken, auf dem Helm (fehlt hier) mit rot-silbernen Decken eine rote Rose zwischen einem offenen silbernen Flug, beiderseits mit einem oben von einer roten Rose begleiteten blauen Balken belegt. Das Wappen wird im Rietstap beschrieben (Decken blau-silbern angegeben), im Gruber sowie bei Zobel auf Tafel 256 (Decken jeweils rot-silbern angegeben). Als letztes folgt der Schild für Maria von Stockheim, die verbleibende Urgroßmutter väterlicherseits, Ehefrau von Philipp von Partenheim. Ihr Wappen ist geteilt, oben golden, unten schwarz mit goldenem Schräggitter (Siebmacher Band: NaA Seite: 11 Tafel: 15, Zobel Tafel 333).
Nun zu den Vorfahren mütterlicherseits: Die heraldisch linke Spalte beginnt mit dem Schild für die Mutter des Probanden, Maria Magdalena von Riedt, Tochter von Philipp Egenolph von Riedt, und dessen Vater wiederum war Arnold von Riedt. Das Wappen zeigt in Silber ein rotes Schräggitter, von einem roten Balken überdeckt. Das hier nicht dargestellte Oberwappen wäre auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein silberner Flug mit rotem Schräggitter, beiderseits belegt mit einem roten Balken. Das Wappen wird beschrieben im Gruber, im Aschaffenburger Wappenbuch auf Tafel 2, Seite 153, im Siebmacher Band: NaA Seite: 34 Tafel: 56 und im Zobel auf Tafel 276. Die von Riedt sind ein aus Lorch am Mittelrhein stammendes Geschlecht, deren Mitglieder in kurmainzischen Diensten standen. Neben dem Mainzer Lehen in Heddernheim, das ihnen im Jahr 1618 zugefallen war, und der abgegangenen Burg Philippseck besaßen sie den Zehnten zu Linter (bei Limburg) und zu Kahlbach (bei Königstein/Ts.). Das Geschlecht erlosch im Mannesstamm im Jahre 1764. Der zweite Schild steht für Arnolds Ehefrau, die Urgroßmutter Margarethe von Reiffenberg, ihr Wappen zeigt einen fünfmal silbern-rot schräggeteilten Schild, üblich sind auch drei Schrägbalken (Gruber, Zobel Tafel 268-269). Der dritte Schild steht für die Großmutter mütterlicherseits, Anna Elisabetha von Walderdorff, Tochter von Wilhelm von Walderdorff. Diese hatten in Schwarz einen rot-silbern geteilten, doppelschwänzigen, gekrönten Löwen (Gruber, Zobel Tafel 357). Der vierte und letzte Schild steht für die verbleibende Urgroßmutter, Dorothea Frey von Dehrn. Der Schild ist geteilt, oben golden, unten in Blau drei (2:1) goldene Getreidegarben (Gruber, Zobel Tafel 74, Wolfert Tafel 66 Seite 115, 124)
Eltern:
Großeltern:
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Urgroßeltern:
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Aber das ist noch nicht alles, denn die Platte besitzt ganz unten noch ein Wappen, das der Stein vom Altenstein, in Rot drei silberne Hämmer mit goldenen Griffen. Zu diesem zweiten, älteren Begräbnis an dieser Stelle (Platz im Kreuzgang war kostbar) gehört die auf der Platte umlaufende Inschrift: "ANNO 1539 DIE 12 FEBRUARII OBIIT VENERABILIS VIR D JOANNES DE STEIN ZU ALTENSTEIN BAMBERG ET HERBIPOL ECCLESIAE CANONICUS C(UIUS) A(NIMA) D(EO) V(IVAT) A(MEN)." Es handelt sich also um den Bamberger und Würzburger Kanoniker Johannes von Stein zum Altenstein, der hier begraben lag, bevor der Platz an Johann Georg Specht von Bubenheim vergeben wurde, der die Erinnerung an das ältere Begräbnis hier aufrecht erhielt.
Literatur,
Links und Quellen:
Otto Gruber: Wappen des
mittelrheinisch-moselländischen Adels, Trier 1962-1965, incl.
Nachtrag Trier 1967, ebenfalls veröffentlicht in verschiedenen
Jahrgängen der "landeskundlichen
Vierteljahresblätter", S. 24-25
Siebmachers Wappenbücher wie angegeben.
Scheiblersches Wappenbuch (Bayerische Staatsbibliothek Cod.icon.
312 c), Folio 412
Rolf Zobel: Wappen an
Mittelrhein und Mosel, Books on Demands GmbH, Norderstedt 2009,
ISBN 978-3-8370-5292-3, 527 S.
Alfred F. Wolfert, Aschaffenburger Wappenbuch, Veröffentlichung
des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg e. V.,
Aschaffenburg 1983
Beschreibung in: Joh. Octavian Salver,
Proben des hohen deutschen Reichs Adels oder Sammlungen alter
Denkmäler http://books.google.de/books?id=ZONWAAAAcAAJ S. 592.
Bistum Würzburg: http://www.bistum-wuerzburg.de/
St. Kilians-Dom: http://www.dom-wuerzburg.de/index.php?r=t/
Die Wappen der Herren, Freiherren und Grafen von Walderdorff
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