Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1956
Bengel (Landkreis Bernkastel-Wittlich)

Kloster Springiersbach

Springiersbach ist ein idyllisch am gleichnamigen Bach etwa zwischen Wittlich und Alf an der Mosel am südlichen Hang des Kondelwaldes gelegenes Klosterensemble aus Bauteilen ganz unterschiedlicher Zeiten, die seine wechselvolle Geschichte widerspiegeln. Die Klosterkirche im Stil des Rokoko bildet den Südflügel des Klosterkarrées, dessen Kreuzgarten im Norden und Osten von dreistöckigen Bautrakten und im Westen vom Eingangsflügel mit der Hauskapelle umgeben wird. Schräg nach Nordnordwest grenzt das ehemalige Abtshaus an, durch dessen Tordurchfahrt man in den Garten gelangt.

Das auf eine Stiftung von Benigna von Daun zurückgehende Kloster wurde durch den Trierer Erzbischof Bruno von Lauffen (1102-1124) im Jahre 1102 gegründet; und 1119 wurde Richard I., Sohn der Gründerin Benigna, der erste Abt der Augustiner-Chorherren von Springiersbach. Man wählte die zweite reformierte Ordensregel des Hl. Augustinus als Ordensform und war das erste Kloster dieser Art in der Erzdiözese Trier. Geistlich entwickelte sich Springiersbach im Mittelalter zu einem Reformzentrum, und Springiersbacher Chorherren gingen als Reformäbte in andere Klöster wie Frankenthal (1119) oder Rolduc (1124), und in Andernach wurde ein Tochterkloster gegründet. Das Kloster nahm durch umfangreiche Schenkungen und durch den anläßlich den Eintritts adeliger Mitglieder eingebrachten Besitz einen großen wirtschaftlichen Aufschwung (in der Tat mußten die Eintretenden den gesamten Besitz an das Kloster übergeben), und die Meßlatte zum Eintritt wurde höher, der Adel dominierte das Kloster immer mehr, und man nahm ab 1600 nur noch Bewerber auf, die vier adelige Ahnen nachweisen konnten.

Im Jahre 1786 erfolgte aufgrund zunehmender Verfallserscheinungen des klösterlichen Lebens die Umwandlung des Klosters in ein geistliches Ritterstift, das jedoch 1802 aufgehoben wurde. Somit war die neue Verfassung, ein struktureller Reformversuch, nur von kurzer Dauer. Mit der Säkularisierung und der Vertreibung der Mönche wurde der Abteibesitz verstaatlicht und meistbietend verkauft. Heute ist das Kloster, das 2002 sein 900jähriges Jubiläum feierte, ein Kloster der Karmeliten, die 1922 von Bamberg aus die Neubesiedlung der altehrwürdigen, Stück für Stück aus privater Hand zurückgekauften Mauern vornahmen und sie wieder mit Leben füllen und mit dem Exerzitien- und Bildungshaus "Carmel Springiersbach" erneut zu einem geistlichen Zentrum der Region machen.

 

Das markanteste Gebäude des Ensembles ist die Rokoko-Klosterkirche. Eine erste steinerne Kirche wurde 1121 begonnen, es wurde eine dreischiffige Basilika, die 1136 durch den Trierer Bischof Albero von Montreuil (1132-1152) geweiht wurde. Diese romanische Kirche war im Laufe der Zeit baufällig geworden, und die Trierer Fürstbischöfe hatten seit 1678 mehrfach die Abtei darauf hingewiesen, daß sie erneuert werden müsse. Abt Johann Balduin Berg von Dürffendahl (1711-1728) sparte schon einmal einen Grundstock an, konnte aber noch nicht mit dem Bau beginnen. Sein Nachfolger, Abt Johann Heinrich von Wassenberg (1728-1758), fand es ganz prima, daß er mit dem angesparten Geld gewinnbringende Verleihgeschäfte machen konnte, während die Kirche weiter verlotterte und akut einsturzgefährdet war. Und irgendwann - uuups - war die damals angesparte Summe von 20000 Reichstalern unauffindbar weg. Abt und Kellner konnten das nicht erklären, aber ernstere Konsequenzen dieser Mißwirtschaft blieben aus. Bis auf die, daß sich der befohlene Neubau natürlich wieder verzögerte und erst unter Abt Karl Kaspar von Holtrop (1758-1789) in Angriff genommen wurde.

1769-1772 wurde die Kirche neu gebaut, nachdem der Trierer Fürstbischof Clemens Wenzeslaus am 1.6.1769 den Abriß der heruntergekommenen romanischen Basilika erlaubt hatte. Die Pläne zum Neubau, einem 44 m langen, einschiffigen Saalbau mit dreiseitigem Chorabschluß und integriertem, dreigeschossigem Westturm von 46,50 m Höhe, machte der Straßburger Architekt Paul Stehling, der zuvor schon die Kirchen in Senheim (1766), in Pünderich (1766), in Mittelstrimmig (1766-1769) und in Mörsdorf (1768) erbaut hatte. Besonders wirkungsvoll ist die unverbaute Südansicht mit der gleichförmigen Reihung von Hochfenstern mit angeschlossenen Ovalfenstern und den die Fassade rhythmisierenden Wandvorlagen dazwischen. Als Vorbild dienten dem Baumeister Kirchen von Franz Joachim Stengel, so z. B. die Ludwigskirche in Saarbrücken oder die Kirche in St. Johann (jetzt auch Saarbrücken). Gute Statik war jedoch nicht seine Stärke, und an den meisten seiner Kirchen mußte wegen zu schwacher und zu flacher Gewölbedecken und zu schwacher Widerlager oder Dachstühle aufwendig nachgebessert werden, eigentlich an allen Kirchen außer an der in Springiersbach - die Gewölbedecke bekam zwar schnell deutliche Risse, hielt aber noch durch bis zu dem Kirchenbrand 1940, bei dem sie dann kollabierte, wobei durchaus gefragt werden darf, ob eine besser berechnete Decke nicht standgehalten hätte. Nach der Säkularisierung wurde die Klosterkirche Pfarrkirche des Ortes Bengel, geweiht vom Trierer Bischof Charles Mannay, so wurde sie erhalten. Nach dem großen Brand 1940 wurde die Kirche in den Jahren 1940-1943 wiederhergestellt, am 29.4.1945 erneut geweiht, wobei die völlige Restaurierung aber erst am 18.8.1946 abgeschlossen war.

Trotz vielgestaltiger Zerstörung, Bränden, Auflösung, Privatisierung, Abriß etc. haben einige heraldische Spuren der Äbte von Springiersbach die Zeiten überdauert. Beginnen wir unsere heraldische Besichtigung an einem Nebengebäude: Die schönsten Wappendarstellungen sind heute als Spolien an einem modernen Gebäude eingemauert, welches abseits des zusammenhängenden Abteikomplexes im Norden steht. Die beiden nachfolgend beschriebenen Wappensteine stammen von der alten Lohmühle (Gerberei), die im Nordwesten des Ensembles lag. Es wäre ungewöhnlich, solche repräsentativen Steine an einer schlichten Gerberei anzubringen, aber auch an dieser waren die Wappensteine nicht am originalen Anbringungsort, denn man hatte die Gerberei in der Mitte des 19. Jh. errichtet und zum Bau Reste des 1846 abgerissenen Prälaturgebäudes verwendet, und daher stammen diese jetzt zum zweiten Mal versetzten Steine ursprünglich. In den 1960ern war die Gerberei baufällig und wurde abgerissen. Wieder waren die Schmucksteine herrenlos, und man verbaute sie nun an dem modernen Wohnhaus. Der erste Wappenstein (Abb. unten), an der Westwand des nach Süden vorspringenden Hausteiles eingemauert, ist eine interessante Mischung aus Amts- und Familienwappen: Der Schild ist gespalten, rechts in Gold zwei schwarze Balken, links in Silber ein rotes Schildchen, darüber ein durchgehender dreilätziger blauer Turnierkragen. Die rechte Spalthälfte ist das Wappen der von Deusternau (Düsternau), die linke Spalthälfte das Wappen der Breder von Hohenstein.

Die beiden Spalthälften stehen für die Eltern des Abtes Johann Eberhard von Deusternau (1621-1638). Das Oberwappen besteht aus zwei Helmen, wobei der heraldisch rechte eine Inful trägt, der heraldisch linke aber die Helmzier der von Deusternau, auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken der goldene Schild mit zwei schwarzen Balken zwischen einem schwarzen Flug. Das Wappen der von Deusternau (auch: von Düsternau) wird im Gruber beschrieben sowie im Zobel auf Tafel 84. Hinter dem rechten Helm ragt der Abtsstab schräg heraus. Die Helmzier mütterlicherseits, die der Breder von Hohenstein, fehlt, es wäre zu rot-silbernen Decken eine rote Spitzmütze mit silbernem Stulp, oben mit einer hahnenfederbesteckten schwarzen Kugel oder Pfauenfedern besteckt, die auch alleine vorkommen können. Eine alternative, spätere Helmzier wäre ein wachsender Jüngling zwischen einem Flug. Das Wappen wird im Gruber beschrieben sowie im Siebmacher Band: NaA Seite: 26 Tafel: 40. Diese Familie, die sich nach der erst katzenelnbogischen, dann seit 1479 landgräflichen Burg Hohenstein nannte und ein Zweig der von Hohenstein war, war im Rheingau und bei Schwalbach begütert. Die Familie gehört zur vielgestaltigen mittelrheinischen Wappengruppe mit dem roten Schildchen in silbernem Feld. Es ist äußerst ungewöhnlich, das Wappen der Mutter derartig in die durch die Abts-Insignien eindeutig als klerikales Amtswappen gekennzeichnete Komposition einzubeziehen, vermutlich wegen des Aussterbens der mütterlichen Familie Anfang des 17. Jh.

Die frühen Äbte durften übrigens noch keine Inful tragen. Es war Johann Eberhards Vorgänger, der Abt Johann Friedrich von Auwach von Wittlich (1593-1621), der 1605 in Rom das Privileg erhielt, eine Inful tragen zu dürfen, und fortan wurde sie in den Abtswappen dargestellt.

An der Südseite des modernen Wohnhauses ist im linken Teil desselben neben anderen Spolien wie Fenstergewänden ein profiliertes barockes Bogenportal aus rotem Sandstein eingemauert (Abb. oben). Es ist relativ klein und besitzt nur eine lichte Weite von 1,42 m. Außerdem ist es viel zu niedrig, um die originale Durchgangshöhe zu haben. Das kommt zum einen, weil es verkürzt ist, und zum anderen, weil es ursprünglich ein Kellereingang war und nun völlig aus dem Zusammenhang gerissen ist und die hinabführenden Stufen fehlen. Zwischen zwei großen Voluten ist das Wappen des Abtes Karl Kaspar von Holtrop (1758-1789) zu sehen: In Silber ein schwarzer Balken, der im linken Obereck von einem roten Adler begleitet wird.

Die Helmzier ist ein wachsender roter Drachenkopf zu rot-silbernen Decken. Rechts ist eine schräg nach außen gestellte Inful auf dem Kartuschenrand zu sehen, links lugt die Krümme des Abtsstabes hinter der Kartusche hervor. Ein farbiges Vergleichswappen befindet sich im Inneren der Abteikirche im Deckengemälde direkt über dem Eingangsbereich, dort speit der Drachenkopf der Helmzier eine rote Flamme, und diese Flamme ist auch außen an der Abteikirche über dem Eingang zu erkennen (s. u.), während hier der Drachenkopf nicht mehr als solcher wahrzunehmen ist und auch mit einem Vogelkopf verwechselt werden könnte. Das Wappen wird beschrieben im Zobel unter "Holtorf" auf Tafel 150 und im Fahne unter "Holtorp" auf S. 167 (bei Fahne wird der Drachenkopf der Helmzier als golden angegeben, was der Darstellung im Deckengemälde widerspricht). Der Stammsitz dieser Familie lag bei Bergheim, aber von der gleichnamigen Wasserburg ist aufgrund des Tagebaus im Rheinischen Braunkohlerevier nichts mehr vorhanden, denn ihre Reste fielen 1958 dem Bagger zum Opfer.

Der gleiche Abt, Karl Kaspar von Holtrop (1758-1789), begegnet uns mit seinem Wappen auch über dem Kirchenportal, in eine üppige Rokoko-Kartusche eingebettet. Auffallend ist die Unproportioniertheit der Komposition, die zeittypische Untergewichtung des Oberwappens und die Unterordnung der heraldischen Inhalte unter das schmückende Formkonzept.

 

Hier ist die Helmzier besser erhalten als bei dem ehemaligen und zweimal versetzten Kellerportal (s. o.), und man erkennt, daß es sich um einen feuerspeienden Drachenkopf handelt. Gleichwohl befriedigt die Darstellung wegen der Verdrehung der Helmzier in Bezug auf den Helm nicht, eine zeittypische Nachlässigkeit gegenüber heraldischen Grundprinzipien. Das Wappen dieses Abtes ist übrigens auch an einem Gebäude des Klosterkomplexes Maria Martental zu sehen (Leienkaul, Landkreis Cochem-Zell).

Im Bereich östlich des Abtshauses und nördlich des Klostergevierts steht ein aus Architekturteilen des 17. Jh. gebildetes Gartenportal vor altem Baumbestand. Vermutlich entstand dieses hübsche Ensemble im Jahre 1859, und beim Bau wurden wie auch beim Bau der Lohmühle Spolien des Prälaturgebäudes verwendet, die stilistische Unterschiede aufweisen und bei näherem Hinsehen nicht zusammenpassen. Die mittlerweile stark verwitterten Pfeiler verjüngen sich nach oben und sind künstlich volutenförmig abgerundet. Auf ihnen ruht ein mit einem Dreiecksgiebel-Profil verzierter, 1,45 m breiter und 30 cm hoher Sturz, auf dem ein Wappenschild die Jahreszahl 1629 in zwei Ziffernpaare trennt. Seitlich bilden zwei Voluten den Übergang zur niedrigen Gartenmauer.

Der Wappenschild in der Mitte des Sturzes gehört zum bereits vorgestellten Abt Johann Eberhard von Deusternau (1621-1638) und zeigt in Gold zwei schwarze Balken. Sein Wappen war uns bereits oben an einer anderen Spolie begegnet. Das ehemalige Rittergut Deusternau oder Düsternau war ein Lehen der Grafen von Isenburg-Grenzau und lag bei Altenkirchen im Wiedtal. Da die von Deusternau auch den Hof Überlahr innehatten, nannten sie sich auch Herren von Düsternau und Überlahr. Nachdem Hans Wilhelm von Düsternau, vermählt mit Elisabeth Waldbott von Bassenheim, 1614 gestorben war, fiel das erledigte Lehen heim. Er war zwar nicht der Letzte der Familie, denn besagter Abt lebte bis 1638, aber der letzte Lehensinhaber der Familie. Der eingezogene Besitz wurde 1635 an Hans Georg von der Hoven genannt Pampus gegeben, über dessen Erben das Rittergut 1665 an die von Schoenebeck kam und 1821 an die von Runkel in Heddesdorf versteigert wurde.

Über den Fenstern des ehemaligen Abtshauses sind viele weitere Wappendarstellungen zu finden, die größtenteils den beschriebenen Schild mit zwei Balken für den Abt Johann Eberhard von Deusternau (1621-1638) tragen. Er war es, der 1629 mit dem Bau eines repräsentativen Wohnhauses für die jeweiligen Äbte begann, ein vom Klostergeviert schräg nach Nordnordwesten verlaufender zweistöckiger Flügelbau von ca. 40 m Länge. Sein Nachfolger baute die südlichen 4 Achsen mit der Tordurchfahrt an.

Der nördliche Teil brannte 1918 aus, aber die 5+4 südlichen Achsen mit der Tordurchfahrt blieben erhalten. Erst 1963 wurde der nördliche Teil des Deusternauflügels modern in den alten Maßen wiederaufgebaut, aber ohne Verwendung alter Bauteile. Im südlichen Teil (Abb. oben) sind am Deusternauflügel zwei der Fensterstürze im Erdgeschoß und alle fünf der Stürze des Obergeschosses noch original erhalten.

Ein abweichendes Wappen finden wir über dem Torweg, der am rückseitigen Treppenturm vorbei zum Gartenbereich führt, am Fenstersturz des Obergeschosses. Diese insgesamt vier Achsen des Torflügels (Abb. oben) wurden nachträglich an den Deusternauflügel im Jahre 1644 angebaut, deshalb finden wir auch dort das Wappen von Deusternaus Nachfolger. Die Fenster rechts des Torweges sind hingegen nach späteren Veränderungen schmucklos.

Zwischen zwei Rosetten befindet sich das Wappen des Abtes Hermann von Cortenbach (1638-1657), in Gold drei rote Schrägbalken. Alternativ kommen auch nur fünf Schrägteilungen rot-golden vor. Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: Pr Seite: 39 Tafel: 47 sowie bei Zobel auf Tafel 67, bei Macco Seite 90 und Tafel 23 sowie bei Fahne S. 69. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre zu rot-goldenen Decken ein wachsender, wie der Schild bez. Mannesrumpf, auf dem Kopf ein roter Hut (bei Fahne ist es ein Kardinalshut, bei Macco ein Priesterhut). Im Westfälischen Wappenbuch wird abweichend von allen anderen Quellen Silber statt Gold angegeben. Die Familie stammte aus Brabant, war im Aachener Raum ansässig und war auch in Westfalen begütert. Am 17.3.1626 wurde die Familie mit den Brüdern Adrian von Cortenbach zu Helmont, Deutschordensritter und kaiserlicher Oberst, und Alexander von Cortenbach in den Freiherrenstand erhoben. Die Freiherren von Cortenbach starben um 1750 aus.

Das gleiche Wappen haben wir aber noch einmal auf dem Klostergelände, aber man übersieht es leicht zum einen wegen der starken Verwitterung und zum anderen wegen der ungewöhnlichen Position. Es befindet sich auf dem weiter oben beschriebenen Gartenportal, und zwar auf dem rechten Pfeiler, der nichts anderes als ein in die Vertikale gedrehter Sturz mit eben diesem Cortenbachwappen ist, so wie auch der linke Pfosten durch sein nun vertikal stehendes Inschriftenfeld als einst horizontal vorgesehenes Bauteil zu identifizieren ist. Auf einer historischen Photographie sind die drei Schrägbalken noch eindeutig zu erkennen, auch ist zu sehen, daß die Seitenbereiche mit Blumenranken geschmückt waren. All diese Details sind durch Verwitterung verlorengegangen. Möglicherweise stammen diese Stürze von Cortenbachs südlichem Erweiterungsbau der Abtswohnung.

Weitere Wappensteine von Springiersbacher Äbten finden sich an den ehemals klostereigenen Höfen an der Mosel, von denen aus die Klosterweingüter verwaltet wurden, so findet sich am Hof in Ediger und am Hof in Merl jeweils ein Wappen des Abtes Johann Heinrich von Wassenberg (1728-1758).

Dieses moderne Wappen befindet sich über dem Eingang zum Ostflügel. Es taucht auch in der Klosterkirche auf der Rückwand der Kanzel auf und stellt das Wappen des Karmelitenordens dar (Ordo Fratrum Beatissimae Mariae Virginis de Monte Carmelo), in Silber eine eingebogene, nicht ganz anstoßende schwarze Spitze mit drei (2:1) sechszackigen Sternen in verwechselten Farben. Die eingebogene Spitze stellt den Gipfel des Berges Karmel dar. Wie hier ohne Kreuz wird das Wappen vom Stammorden der Karmeliten geführt, eine zu einem Kreuz ausgezogene eingebogene Spitze wird hingegen vom (Unbeschuhten) Teresianischen Karmel geführt. Bei den drei Sternen sind Farben und Anzahl der Strahlen nicht festgelegt. Die Deutung wird nicht einheitlich gehandhabt. Eine Interpretationsmöglichkeit ist diejenige als hl. Dreifaltigkeit, dann wäre der untere, dem Berg aufliegende Stern ein Hinweis auf die Menschwerdung Jesu, weil der Karmel eine Menschwerdungsspiritualität besitzt. Alternative Interpretationen sind diejenige als Jesus, Maria und Josef oder diejenige als Maria, Elija und Elischa oder als weitere Möglichkeit diejenige als die drei Ordensgelübde, Gehorsam, Armut und ehelose Keuschheit. Die Devise lautet: ZELO ZELATUS SUM PRO DOMINO DEO EXERCITUUM - mit Eifer habe ich mich bemüht für Gott, den Herrn der Heerscharen, ein dem Propheten Elija zugeschriebenes Wort (1 Kön. 19.14). Dieses Wappen wird vollständig dargestellt mit einer aus der Krone hervorkommenden Hand, die ein Flammenschwert hält, und mit einem Kranz von 12 Sternen. Das Flammenschwert steht für den biblischen Propheten Elija, den geistigen Gründer der Karmeliten, der durch die noch existierende Quelle am Berg Karmel präsent ist.

Liste der späten Äbte von Springiersbach:
(die hier mit Wappensteinen vertretenen sind hervorgehoben)

  • Matthäus von Merl (1352-1374)
  • Paul von Lahnstein (1374-1396)
  • Theoderich von Wittlich (1396-1400)
  • Simon (Sigmund) von Weiler (1400-1434)
  • Philipp von Koppenstein (1434-1438)
  • Peter von Kesselstatt (1438-1462)
  • Konrad von Metzenhausen (1462-1493)
  • Johann Print von Horchheim genannt Brohl (1493-1530)
  • Daniel Schilling von Lahnstein (1530-1560)
  • Kaspar von Schutzbar genannt Milchling (1560-1578)
  • Peter von Scheid genannt Weschpfennig (1578-1593)
  • Johann Friedrich von Auwach von Wittlich (1593-1621)
  • Johann Eberhard von Deusternau (1621-1638)
  • Hermann von Cortenbach (1638-1657)
  • Franz Wilhelm von Jülicher von Eilen (1657-1688), danach Vakanz
  • Theoderich Werner von Roest genannt Entzenbroch (1695-1711)
  • Johann Balduin Berg von Dürffendahl (1711-1728)
  • Johann Heinrich von Wassenberg (1728-1758)
  • Karl Kaspar von Holtrop (1758-1789)
  • Literatur, Links und Quellen:
    Karl-Josef Gilles und Erwin Schaaf, Springiersbach, von der Augustiner-Chorherrenabtei zum Karmelitenkloster 1102-2002, unter Mitarbeit von Winfrid Blum und Natalie Fatin, Trier 2002, Schriftenreihe Ortschroniken des Trierer Landes Band 36, herausgegeben von der Verbandsgemeinde Kröv-Bausendorf und dem Karmelitenkloster Springiersbach, ISBN 3-928497-07-3
    Karl Laas, Karmelitenkloster Springiersbach, Schnell Kunstführer Nr. 2207, 3. Auflage 2005, Verlag Schnell & Steiner GmbH Regensburg, ISBN 3-7954-5956-7
    Kloster Springiersbach:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Springiersbach
    Otto Gruber: Wappen des mittelrheinisch-moselländischen Adels, Trier 1962-1965, incl. Nachtrag Trier 1967, ebenfalls veröffentlicht in verschiedenen Jahrgängen der "landeskundlichen Vierteljahresblätter", S. 32-33
    Rolf Zobel: Wappen an Mittelrhein und Mosel, Books on Demands GmbH, Norderstedt 2009, ISBN 978-3-8370-5292-3, 527 S.
    Anton Fahne, Geschichte der kölnischen, jülichschen und bergischen Geschlechter in Stammtafeln, Wappen, Siegeln und Urkunden, Stammfolge und Wappenbuch, Köln 1848
    Anton Fahne, Geschichte der kölnischen, jülichschen und bergischen Geschlechter in Stammtafeln, Wappen, Siegeln und Urkunden, Ergänzungen und Verbesserungen zum 1. Teil und Stammfolge und Wappenbuch der clevischen, geldrischen und moersschen Geschlechter, soweit sie in dem Herzogtum Jülich-Cleve-Berg ansässig waren, Band 2, Köln 1853.
    Anton Fahne, Geschichte der westfälischen Geschlechter unter besonderer Berücksichtigung ihrer Übersiedelung nach Preußen, Kurland und Livland, mit fast 1200 Wappen und mehr als 1300 Familien, Köln 1858.
    Hermann Friedrich Macco, Aachener Wappen und Genealogien, ein Beitrag zur Wappenkunde und Genealogie Aachener, Limburgischer und Jülicher Familien, zwei Bände, Aachen, 1907/1908
    Düsternau:
    http://de.wikipedia.org/wiki/D%C3%BCsternau
    Albert Hardt, Geschichte der Herrschaft Lahr mit den Höfen Düsternau und von der Lust in kurkölnischer Zeit, in: Heimat-Jahrbuch des Kreises Altenkirchen, 29. Jahrgang, 1986, S. 177-183.
    Karmelitenhaus Springiersbach:
    http://www.karmeliten.de/ und http://www.karmeliten.de/exerzitienhaus
    Wappen des Karmelitenordens:
    http://www.karmeliten-muenchen.de/04wapp.html
    ein herzliches Dankeschön für die Erläuterung der Wappensymbolik an Herrn Prior Pater Elias M. Haas OCD, Regensburg

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