Bernhard
Peter
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Photos schöner alter Wappen Nr. 1929
Ittlingen (Landkreis Heilbronn)
Herrenhaus Ittlingen
Das barocke Herrenhaus Ittlingen steht im Süden der Gemeinde an einem Hang westlich der Hauptstraße, am Bauberg südlich des Friedhofs. Das Herrenhaus besteht aus einem in Nord-Süd-Richtung angeordneten, zweistöckigen Gebäude mit neun Fensterachsen und mit einmal gestuft abgesetztem Krüppelwalmdach. Westlich davon umstehen historische Wirtschaftsgebäude einen trapezförmigen Hof. Der Eingang zum Anwesen befindet sich an der Nordseite des Trapezes. Das mauerumschlossene Anwesen wird privat bewohnt und kann nicht besichtigt werden.
Zur Straße Am Bauberg hin führt an der Schmalseite des Herrenhauses eine vielstufige, schiefe Treppe zu einem historischen Rundbogeneingang, der laut Inschrift auf 1577 zu datieren ist, in die tonnengewölbten Keller des Hauses, die noch von einem Vorgängerbau stammen, bevor der Gemmingensche Bauhof auf den alten Fundamenten durch das heutige Herrenhaus ersetzt wurde. Über diesem Kellereingang befindet sich ein langrechteckiger, dreiteiliger Wappenstein, der die komplexen Besitzverhältnisse in der Ittlinger Dorfherrschaft widerspiegelt. Ittlingen taucht urkundlich erstmals zu Beginn des 14. Jahrhunderts als Eigenbesitz der Herren von Gemmingen auf. 1574 kam es aber zu einer komplizierten Erbschaft, und seitdem gehört Ittlingen mehreren Familien.
Die Ursache der Aufsplitterung war der Tod von Weyrich von Gemmingen zu Guttenberg (-23.8.1574), der ohne Nachkommen verstorben ist und damit diese Linie der Gemmingen zu Guttenberg beschloß. Dieser Weyrich war der Sohn von Philipp von Gemmingen zu Guttenberg (-17.8.1571) und Catharina von Gemmingen zu Michelfeld (-30.1.1583).
Weyrichs Eigentum wurde nun unter den Erben aufgeteilt, wodurch einerseits die Lehenstücke an die Brüder Dietrich und Pleickhard von Gemmingen aus einer anderen Linie kamen als nächste männliche Agnaten, das Allodial-Eigentum aber an die noch lebende Mutter Catharina von Gemmingen, ihre Pflegesöhne und Pflegetöchter ging. Konkret tauchen 1580 folgende Personen urkundlich gemeinsam auf: Leonhard von Gemmingen zu Michelfeld für seine Schwester Catharina geb. von Gemmingen und Witwe von Philipp von Gemmingen, Christoph Landschad von Steinach, Oberamtmann zu Möckmühl, als Vormund Burkhards von Mentzingen und anstatt seines Pflegesohnes Hans Landschad von Steinach, Statthalter zu Karlsburg, und Friedrich von Mentzingen, Erben Weyrichs von Gemmingen.
Catharina von Gemmingen zu Michelfeld war die Tochter von Weyrich von Gemmingen zu Michelfeld und Ingenheim (8.11.1493-2.10.1548). Das ist ein anderer Weyrich als der, der ohne Erben verstarb, wobei dieser der Großvater des Erblassers war. Weyrich von Gemmingen zu Michelfeld war in erster, kinderloser Ehe 1518 mit Dorothea von Handschuhsheim vermählt, danach 1520 in zweiter Ehe mit Benedicta von Nippenburg. Catharinas Bruder war der oben genannte Leonhard von Gemmingen zu Michelfeld (1536-30.7.1583), vermählt mit Esther von Bödigheim, und die beiden hatten neben einer Tochter Benedicta (20.8.1572-1.8.1628) einen weiteren Weyrich von Gemmingen zu Michelfeld (1575-1613) zum Sohn, ein Cousin des besagten Erblassers, und dieser dritte Weyrich verstarb 1613 wiederum als der letzte seiner Linie ohne Leibeserben, genau wie sein Cousin, aber knapp 40 Jahre später.
Catharina von Gemmingen, Hans Landschad von Steinach und die Brüder Friedrich und Burkhart von Mentzingen waren die Eigentumserben des verstorbenen Weyrich von Gemmingen. Genau diese drei Wappen bilden den dreiteiligen Wappenstein von 1577 mitten in der Zeit dieses komplexen Eigentumsübergangs: Gemmingen, Landschad und Mentzingen. Es ist also ein Kondominatswappen.
Die Freiherren von Gemmingen führen in Blau zwei goldene Balken. Als Helmzier führen sie zwei wie der Schild mit zwei goldenen Balken belegte blaue Büffelhörner zu blau-goldenen Helmdecken. Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: Wü Seite: 7 Tafel: 8, Band: Un Seite: 194 Tafel: 155, Band: Bay Seite: 36 Tafel: 33, Band: Els Seite: 9 Tafel: 11, Band: Erg Seite: 47 Tafel: 28, Band: He Seite: 10 Tafel: 9, Band: Bad Seite: 8 Tafel: 6, Band: NÖ1 Seite: 119 Tafel: 59, Band: Pr Seite: 44 Tafel: 54, Band: PrE Seite: 80 Tafel: 67, Band: Sa Seite: 10 Tafel: 9, ferner im Aschaffenburger Wappenbuch. Im Scheiblerschen Wappenbuch sind die Helmdecken abweichend blau-silbern abgebildet. Hier steht das Wappen für Catharina von Gemmingen als Erbin Weyrichs von Gemmingen.
Die Landschad von Steinach führen in Gold eine schwarze Harfe. Die Helmzier ist ein gekröntes Männerhaupt mit wild wucherndem Haupt- und Barthaar, auch als Davidshaupt bezeichnet, das Haar die Helmdecke ersetzend. Das Wappen findet sich z. B. im Scheiblerschen Wappenbuch Folio 120, im Aschaffenburger Wappenbuch Tafel 76 Seite 61, im Ingeram-Codex und im Alten Siebmacher. Hier steht das Wappen für Hans Landschad von Steinach als Erbe Weyrichs von Gemmingen.
Die Herren von Mentzingen führen in Silber einen schwarzen auffliegenden Raben, und als Kleinod zu schwarz-silbernen Decken einen wachsenden silbernen Schwan mit goldenem Schnabel, häufig gekrönt (hier nicht), die Flügel oft auch mit goldenen Saxen, die Schwungfedern des Schwanes schwarz und mit silbernen Sternen, Kreuzchen oder wie hier mit Lindenblättern belegt. Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: Bad Seite: 11 Tafel: 8, sowie im Wappenbuch des Stephan Brechtel (BSB Cod. icon. 390). Hier steht das Wappen für die Brüder Friedrich und Burkhart von Mentzingen als Erben Weyrichs von Gemmingen.
Später kamen als Besitzer des Rittergutes Ittlingen noch die Herren von Schmidberg hinzu, deren Wappen befindet sich an dem spätbarocken hofseitigen Eingang des Herrenhauses (ohne Abb.). Das kam so: Als Weyrich von Gemmingen zu Michelfeld (1575-1613) - also der dritte oben erwähnte Weyrich, ohne Leibeserben starb, kam sein Anteil über seine Schwester Benedicta (20.8.1572-1.8.1628) an deren Mann, Wolf Konrad Greck von Kochendorf. Anna Sybilla von Gemmingen geb. Greck von Kochendorf und ihr Sohn Weyrich von Gemmingen zu Bonfeld verkauften 1649 ihren Anteil an Ittlingen an den Feldmarschall Ludwig von Schmidberg. Nun starben 1653 aber die Landschad von Steinach im Mannesstamm aus. Die Kondominats-Besitzer waren nun die Familien von Gemmingen (in den Linien Hornberg - nur bis 1749 - und Guttenberg) und die von Schmidberg, die aber 1777 ausgestorben sind. 1778 kauften die von Gemmingen-Guttenberg den Eigentumsanteil der Schmidbergschen Erben. Das Rittergut Ittlingen war wieder in einer Hand.
Literatur,
Links und Quellen:
Herrenhaus Ittlingen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Ittlingen
Hartmut Riehl, Burgen und Schlösser im
Kraichgau, Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Weiher 1997, ISBN
3-929366-51-7, S. 5758.
Urkunde: https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur..............sezeichen&setzeOlfLesezeichen=338878
Gemmingen-Genealogie: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/beckekluechtzner1886/0145
Besitzaufspaltung: http://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/RQQ3OWTK5GS2P7WIIE6ZDWALFREH7R2F
Johann Gottfried Biedermann http://books.google.de/books?id=g9JDAAAAcAAJ
Gemmingen-Michelfeld: http://de.wikipedia.org/wiki/Gemmingen-Michelfeld_%28Adelsgeschlecht%29
Freiherren von Gemmingen: http://de.wikipedia.org/wiki/Freiherren_von_Gemmingen
Maria Magdalena Rückert, Vorwort zum Bestand B 100 a https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/einfueh.php?bestand=16984
Schmidberg: http://de.wikipedia.org/wiki/Schmidberg_%28Adelsgeschlecht%29
Herren von Mentzingen: http://de.wikipedia.org/wiki/Herren_von_Mentzingen
Landschad von Steinach: http://de.wikipedia.org/wiki/Landschad_von_Steinach
Wappen Mentzingen: http://daten.digitale-sammlungen.de/0002/bsb00020447/images/index.html?fip=193.174.98.30&id=00020447&seite=496
Herren von Mentzingen: http://www.pro-region.de/web/media/pro-region/pdf/adelsgeschlechter/Herren_von_Mentzing.pdf
Herren von Mentzingen: http://www.ag-landeskunde-oberrhein.de/index.php?id=p410v
Wappen Landschad: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/b6/Xingeram238a_-_Landschad.JPG
Wappen Landschad: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/c8/Landschaden-Scheibler120ps.jpg
Wappen Landschad: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/d/db/Landschad_Siebmacher122_-_Rheinland.jpg
Wappen Landschad: http://lalanguedublason.blogspot.fr/2012/12/la-harpe-du-roi-david-des-landschad-von.html
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