Bernhard
Peter
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Photos schöner alter Wappen Nr. 1893
Groß-Karben (zu Karben, Wetteraukreis)
Evangelisches Gemeindehaus Groß-Karben, Portal
Auf der Nordseite der Westlichen Ringstraße in Groß-Karben ist ein aus der ersten Hälfte des 18. Jh. stammendes Portal in eine Mauer eingebaut. Das zugehörige Gebäude fehlt, denn dahinter liegt der moderne Bau des evangelischen Gemeindehauses. Das aufwendig profilierte Sandsteingewände mit dem frei gespannten Sturz ist stellenweise verwittert, man kann jedoch die Jahreszahl 1731 noch entziffern. Die aufwendig gestaltete und trapezförmig wie ein Schlußstein zugehauene Mitte des Portalsturzes trägt ein Allianzwappen der Familien von Croneck und von Hutten.
Das Wappen der von Croneck (Kronegg), heraldisch rechts, ist geviert, Feld 1 und 4: in Gold (eigentlich auf grünem Hügel oder Dreiberg, hier nicht zu erkennen) einwärts ein auffliegender, schwarzer, golden gekrönter Falke, Feld 2 und 3: in Rot einwärts ein oberhalber silberner Widder oder Steinbock. Zwei hier gekrönte Helme: Helm 1 (rechts): auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken ein flugbereiter, schwarzer, golden gekrönter Falke zwischen zwei golden-schwarz übereck geteilten Büffelhörnern (im Gegensatz zur Darstellung an der ev. Kirche sieht man hier die Teilung der Hörner gut, weil die Flügel hinter diesen liegen), Helm 2 (links): auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein wachsender silberner Widder oder Steinbock (Tinkturen nach einer Ahnenprobe in der von Bernhard Freiherr von Buseck (1715-1789) um 1760 angelegten Sammlung von biographisch-genealogischen Daten ("Stifft Kemptische Hocheit", Staatsarchiv Augsburg, Fürststift Kempten, MüB 368). Das Wappen wird ausführlich bei der ev. Kirche Groß-Karben diskutiert. Das Wappen der von Hutten zeigt normalerweise in Rot zwei goldene Schrägrechtsbalken, die hier abweichend schräglinks gelegt sind, auf dem Helm mit rot-goldenen Decken ein wachsender, rot mit goldenem Kragen gekleideter Mannesrumpf, auf dem Kopf eine rote, golden gestulpte Mütze (Aschaffenburger Wappenbuch, Tafel 13 Seite 49, 68, 141, Siebmacher Band: He Seite: 14 Tafel: 15 u.v.a.m.).
Dieses Ehewappen paßt zu Philipp Helfrich Freiherr von Croneck (Kronegg) und seiner Frau Anna Maria von Hutten-Stolzenberg zu Steinbach. Philipp Helfrich Freiherr von Croneck (Kronegg), Oberamtmann in Neuhof, war der Sohn von Helfrid (Helfrich) von Croneck (Kronegg), gest. 1692, und dessen Frau Maria Elisabeth Salome geb. von Hohenfeld. Seine vier Großeltern waren väterlicherseits Johann Christoph Freiherr von Croneck (Kronegg), gest. 1633, und Maximiliane von Scheyer sowie mütterlicherseits Achaz (Achatius) Freiherr von Hohenfeld (-1672) und Anna Ursula von Metternich (-1675). Johann Christoph Freiherr von Croneck (Kronegg) war der älteste Sohn des David von Kronegg, der den namensgleichen Stammsitz in Malta erbauen ließ, und er emigrierte 1629 aus Glaubensgründen aus Kärnten. Er trat in schwedische Dienste, wurde 1632 Rittmeister in Dinkelsbühl. 1633 war er Kommandant von Bergzabern, später von Hagenau, wo er von kaisertreuen Bürgern verwundet wurde, und er fand seinem Tod 1633 vor Rheinfelden.
Anna Maria von Hutten-Stolzenberg war die Tochter von Johann von Hutten-Stolzenberg zu Steinbach (1.7.1629-1.6.1690), Herr auf Steinbach, Wiesenfeld und Romsthal, kaiserlicher Rat, kurmainzischer und fürstbischöflich Würzburgischer Rat, Assessor des kaiserlichen Landgerichts in Franken, Ritterrat der Reichsritterschaft des Kantons Rhön und Werra, Oberamtmann zu Mainberg und Haßfurt, und dessen Frau Anna Maria von Hagen zur Motten (1649-1693). Anna Marias vier Großeltern waren väterlicherseits Friedrich von Hutten und Anna Maria Amalia v. Diemantstein und mütterlicherseits Johann Adam von Hagen zur Motten und Anna Catharina Ursula Ulnerin von Dieburg.
Nachdem ihr Ehemann 1728 verstarb, ließ Anna Maria geb. von Hutten-Stolzenberg in Groß-Karben das sogenannte Degenfeldsche Schloß errichten, damals eine noch eingeschossige Dreiflügelanlage, wobei das einstige Haus ihres Schwiegervaters Helfrid Freiherr von Croneck (Kronegg) inkorporiert wurde. Das Schloß hat aber seinen Namen von seinem letzten adeligen Besitzer, denn 1766 wurde es erst an die Familie von Kronberg verkauft, um 1800 aufgestockt, 1810 an den österreichischen General Graf Degenfeld-Schomburg, danach an einen Landwirt namens Gerhard Feuerbach und schließlich 1868 an die Gemeinde verkauft, die es zeitweise als Bürgermeisteramt nutzte. Heute sind hier Wohnungen eingerichtet.
Ein Sohn des genannten Philipp Helfrich Freiherr von Croneck (Kronegg) war übrigens der Stiftsherr im Fürststift Kempten Epimachus (olim Hugo Joseph Wilhelm) Freiherr von Croneck (Kronegg), geboren 26.12.1719 in Groß-Karben, der in Kempten am 2.7.1741 die Profess ablegte, in Konstanz zum Subdiakon und Diakon geweiht wurde, dann nach einer Station in Freising wieder als Stiftsbibliothekar nach Kempten zurückkehrte, bis er 1787 verstarb.
Literatur,
Links und Quellen:
Kulturdenkmäler in Hessen
(Landesamt für Denkmalpflege Hessen): http://denkxweb.denkmalpflege-hessen.de/cgi-bin/mapwalk.pl?obj=5970&session=441088&event=Query.Details
Ahnenprobe des Epimachus Freiherrn von Kronegg (1709-1787),
Stiftsherr im Fürststift Kempten. Seite aus der von Bernhard
Freiherr von Buseck (1715-1789) um 1760 angelegten Sammlung von
biographisch-genealogischen Daten ("Stifft Kemptische
Hocheit"). (Staatsarchiv Augsburg, Fürststift Kempten, MüB
368) http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/artikel/artikel_45028, http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/document/artikel_45028_bilder_value_1_adelsprobe4.jpg, http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/image/artikel/artikel_45028_bilder_value_1_adelsprobe4.jpg
http://nhf.de/index.php?id=71
http://de.wikipedia.org/wiki/Degenfeld'sches_Schloss
Alfred F. Wolfert, Aschaffenburger Wappenbuch, Veröffentlichung
des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg e. V.,
Aschaffenburg 1983
Geschichte der von Kronegg: Friedrich W. Leitner, Ein
Portraitgemälde des Ständisch Verordneten Christoph Andreas
Graf von und zu Kronegg von Josef Ferdinand Fromiller im
Landesmuseum Kärnten http://www.landesmuseum.at/pdf_frei_remote/Rudolfinum_2004_0317-0330.pdf (Darstellung der württembergischen Linie leider
ungenau)
ev. Pfarrkirche Groß-Karben - Groß-Karben, Leonhardi-Schloß (1) - Groß-Karben, Leonhardi-Schloß (2)
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