Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 1826
Neckarmühlbach (zu Haßmersheim,
Neckar-Odenwald-Kreis)
Burg Guttenberg
Burg Guttenberg liegt beherrschend auf einem bewaldeten Hügel südlich von Neckarmühlbach, zwischen Mühlbachtal und Neckartal, gehört aber verwaltungsmäßig zu Haßmersheim, welches ein gutes Stück weiter nördlich jenseits einer Neckarschleife liegt. Während an den Burgberg im Süden und Westen dichtes Waldgebiet angrenzt, liegt im Osten auf der anderen Neckarseite die Stadt Gundelsheim. Burg Guttenberg ist, da nie zerstört und kontinuierlich bewohnt, eine der besterhaltenen mittelalterlichen Burganlagen der Region, die sich trotz mannigfacher späterer Umbauten ihre malerischen Charakteristika aus dem 12. und 13. Jh. erhalten konnte. Vor allem aber ist Burg Guttenberg wegen der darin aufbewahrten einzigartigen Holz-Bibliothek (Xylothek) und als Sitz der Deutschen Greifenwarte bekannt.
Im Bild oben ist das westlich gelegene Tor zur Vorburg zu sehen. Die Vorburg mit Gebäuden aus dem 15. bis 17. Jh. liegt westlich der eigentlichen Burg und besteht aus einer langgestreckten Baugruppe in Nord-Süd-Richtung, deren Geschlossenheit durch die Straßenführung aufgebrochen wurde. Deshalb steht heute auch das malerische Vorburgtor etwas abseits der Straße, zu einem Garten führend. Die Toranlage ist ganz asymmetrisch mit einem dickeren und einem schlankeren Flankierungsturm. Über der spitzbogigen Tordurchfahrt, die durch zwei Drehflügel verschlossen wurde, befindet sich ein Gußerker. Im Innern ist ein Wehrgang und ein auf 1562 datiertes Stallgebäude. Der bauliche Zusammenhang der Vorburg mit der Hauptburg ist eher lose, so daß man sie als später als die eigentliche Burg angelegte Erweiterung betrachtet. Dafür spricht, daß auch das Tor zur Hauptburg hin die Innenseite zur Vorburg hin hat, diese also als eigenständige Einheit verschließbar war.
Die Burg Guttenberg selbst besteht ohne Vorburg aus drei konzentrischen Mauerzügen. Die äußerste Mauer ist niedrig und begrenzt den außen umlaufenden Graben. Im Bild oben handelt es sich um die Mauer unterhalb der Schutzdächer. Sie besitzt nur einen einzigen Rundturm am südöstlich gelegenen Tor, wo er gemeinsam mit einem Rundturm der Hauptmauer den Brückenweg, der über den Halsgraben führt, beschützt. Im Westen und Süden ist der äußere oder untere Zwinger durch diese Mauer klar und mit relativ geringem Abstand abgegrenzt, während der nordöstliche Teil etwas mehr Platz läßt und weniger wehrhaft erscheint; hier wurde später ein Garten angelegt.
Die zweite Mauer, im Bild oben links die mit dem Rundturm und dem ringsum verlaufenden Bogenfries, trennt den äußerem vom inneren Zwinger ab. Diese Mauer ist höher und wesentlich dicker als die erste und zudem mit insgesamt fünf Rundtürmen (innen offene Rondelle) gesichert, und auf ihr verläuft ein breiter Wehrgang rings um die gesamte innere Kernburg. Ihr Südostturm sichert das Haupttor zur Burg, von dessen ehemals vorhandener Zugbrückenanlage sich aber nichts mehr erhalten hat. Hat man dieses Tor durchschritten, gelangt man in eine kleine Barbakane, die durch eine zwischen Bergfried (in beiden Bildern oben zu sehen) und nordöstlicher Mauer des inneren oder oberen Zwingers verlaufende Quermauer abgetrennt ist. Nach Durchschreiten dieses nächsten Tores steht der Besucher im inneren Zwinger und muß diesen bis zur Nordspitze der Anlage durchlaufen, um in den Kernbereich der Burg mit den um einen Burghof angeordneten Wohnbauten eintreten zu können.
Die Kernburg, dieser innerste und höchstgelegene Bereich, besitzt als älteste Bauteile die hohe Schildmauer im Süden (in beiden Bildern oben zu sehen) und den dort nach außen vorgebauten Bergfried. Der enge Burghof, in dem unvermittelt Bauteile aus ganz verschiedenen Jahrhunderten in engster Nachbarschaft aufeinandertreffen, ist auf der Westseite nur in der nördlichen Hälfte bebaut mit dem sog. Alten Bau, während die gesamte Nordostseite vom sog. Neuen Bau eingenommen wird, der in seiner Mitte einen in den Hof hineinspringenden Vorbau mit dem Treppenhaus besitzt. Beide Wohnflügel werden im Norden durch den schmalen Torbau verknüpft. Der Süden der Kernburg wird ganz von der Schildmauer und dem dahinter aufragenden Bergfried beherrscht. Weitere Türme besitzt die Kernburg nicht, was ihr einen sehr gedrungenen und kompakten, aber auch wohnlichen Charakter verleiht.
Dieser auf 1538 datierte Wappenstein befindet sich über dem spitzbogigen nördlichen Eingang zum inneren Burghof. Das Allianzwappen zeigt heraldisch rechts das Wappen der Freiherren von Gemmingen, in Blau zwei goldene Balken, auf dem Helm mit blau-goldenen Decken zwei wie der Schild mit zwei goldenen Balken belegte blaue Büffelhörner. Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: Wü Seite: 7 Tafel: 8, Band: Un Seite: 194 Tafel: 155, Band: Bay Seite: 36 Tafel: 33, Band: Els Seite: 9 Tafel: 11, Band: Erg Seite: 47 Tafel: 28, Band: He Seite: 10 Tafel: 9, Band: Bad Seite: 8 Tafel: 6, Band: NÖ1 Seite: 119 Tafel: 59, Band: Pr Seite: 44 Tafel: 54, Band: PrE Seite: 80 Tafel: 67, Band: Sa Seite: 10 Tafel: 9, ferner im Aschaffenburger Wappenbuch und im Alberti S. 219. Im Scheiblerschen Wappenbuch sind die Helmdecken abweichend blau-silbern abgebildet.
Gegenüber ist das Wappen der von Vellberg zu sehen, in Blau ein silberner Adlerflügel, im vorderen Obereck ein goldenes Freiviertel, auf dem Helm ein Flug. Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: WüA Seite: 16 Tafel: 8, Band: WüA Seite: 264 Tafel: 152, ferner abgebildet im Scheiblerschen Wappenbuch auf Folio 241 und im Alberti S. 905. Die Helmzier im Siebmacher Band: WüA Seite: 16 Tafel: 8 ist ein silberner Flug, Helmdecken blau-silbern. Nach dem Wappenbuch des Hans Ingeram und nach dem Scheiblerschen Wappenbuch ist der Flug der Helmzier rechts schwarz, links silbern, die Helmdecken sind jeweils schwarz und silbern. Im Alberti werden blau-silberne Decken und ein rechts schwarzer, links silberner Flug abgebildet. Das Geschlecht starb 1592 mit Konrad von Vellberg aus. Der Wappenschild der Herren von Vellberg wird heute von der Stadt Vellberg unverändert geführt.
Damit läßt sich dieser Wappenstein konkret zwei Personen zuordnen, nämlich Philipp von Gemmingen gen. der Weise, Amtmann zu Neu-Castell, gest. 17.8.1571, vermählt im Jahr 1538 mit Margaretha von Vellberg. Sie war seine erste Frau und die Tochter von Georg von Vellberg und dessen Frau Catharina von Wolmarshausen.
Abb.: Auf 1541 datierter und in die Wand der Kernburg eingemauerter Wappenstein mit dem Gemmingen-Wappenschild.
Philipp von Gemmingen war der Sohn von Dietrich von Gemmingen, Landvogt zu Wimpfen, gest. 1526, und dessen Frau Ursula von Nippenburg. Nach Margarethas Tod heiratete Philipp zum zweiten Mal, diesmal Catharina von Gemmingen gen. die Schöne, eine Tochter von Weyrich v. Gemmingen zu Michelfeld und Ingenheim und dessen Frau Benedicta von Nippenburg. Philipp von Gemmingen hatte nur einen Sohn, Weyrich von Gemmingen zu Guttenberg, gest. am 23.8.1574 unvermählt als der Letzte dieser Nebenlinie zu Guttenberg.
Abb.: Barockportal am unverputzten Alten Bau von 1741 mit dem Gemmingen-Vollwappen zwischen zwei Voluten. Die steinerne Wendeltreppe dahinter ist noch spätgotisch.
Auch wenn die Burg seit 1449 im Besitz der von Gemmingen ist, so hat sie doch eine Geschichte davor: 1232 wurde die nach dem Baubefund aus der ersten Hälfte des 13. Jh. stammende Burg zum ersten Mal erwähnt, und zwar im Zusammenhang mit einem "Zobelo de Gutenburg" und dessen Sohn Otto als "dilecti Hermanni Herbipolensis Episcopi". Die Burg war ein Lehen des Hochstifts Worms, das am Anfang des 14. Jh. Besitz der Herren von Weinsberg war. Der letzte Besitzer aus dieser Familie war Konrad von Weinsberg (gest. 18.1.1448), kaiserlicher Reichserbkämmerer. Das war ein ziemlich undankbarer Job, denn ihm oblag die Geldbeschaffung für einen stets klammen Kaiser, eigentlich aus Steuererhebungen, manchmal aber auch persönlich, und darüber geriet er selbst in Zahlungsschwierigkeiten und mußte öfter mal die Burg Guttenberg verpfänden.
Nach seinem Tod wurde die Burg von Konrads minderjährigen Söhnen bzw. deren Vormund, dem Bischof von Würzburg Gottfried Schenk von Limpurg, gegen 6000 Rheinische Gulden am Dienstag nach St. Andreastag (2.12.) 1449 an Hans von Gemmingen gen. der Reiche (1394-19.11.1490) verkauft. Hans von Gemmingen war kurpfälzischer Amtmann und Marschall, kurpfälzischer Hofrichter und schließlich Vorsitzender des Heidelberger Hofgerichts, und nach dem Kauf der Burg wurde er der Stifter der Linie zu Gemmingen. Er erreichte mit 96 Jahren ein fast biblisches Alter. Sein Bruder Dieter gründete die Linie Steinegg-Hagenschieß. Sie waren die Söhne von Dieter von Gemmingen (gest. 1413) und Els (Elisabeth) von Frankenstein.
Hans hatte Catharina Landschad von Steinach zur Frau, die als Erbtochter viel Geld mit in die Ehe brachte. Ihrer beider Sohn Pleikard strebte zunächst eine geistliche Laufbahn an, wurde Kanoniker in Wimpfen, doch dann trat er in den weltlichen Stand zurück, heiratete Anna Kämmerer von Worms gen. Dalberg und setzte den Stamm fort. Die Freiherren von Gemmingen bewohnen Burg Guttenberg heute in der 17. Generation. Stammfolge bis zu den heutigen Burgbesitzern:
Abb. links: Auf 1776 datierter Wappenstein mit dem Gemmingen-Wappen (s. o.) über dem barocken Portal des in den Hof hineingebauten Treppenhauses des verputzten Neuen Baus. Abb. rechts: spätgotischer Fratzenkopf an der Ecke des Alten Baues, bei dem die Haare in krabbenartige Elemente übergehen.
Literatur,
Links und Quellen:
Siebmachers
Wappenbücher wie
angegeben
Die
Kunstdenkmäler des
Grossherzogthums Baden, hrsg. von Franz Xaver Kraus, Band 4,4: Adolf von Oechelhäuser:
Die
Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Mosbach und Eberbach,
Tübingen
[u.a.], 1906 - http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/kdm4bd4, S. 104 ff.
http://de.wikipedia.org/wiki/Burg_Guttenberg_%28Ha%C3%9Fmersheim%29
http://www.badischewanderungen.de/Burg-Guttenberg.htm
Grundriß: http://www.burgenwelt.de/guttenberg/grfalken.htm
Burg Guttenberg: http://www.burg-guttenberg.de/ - Geschichte: http://www.burg-guttenberg.de/de/geschichte/burg
Genealogie der v. Gemmingen: Edmund von der Becke-Klüchtzner,
Stamm-Tafeln des Adels des Großherzogthums Baden: ein neu
bearbeitetes Adelsbuch Baden-Baden, 1886, http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/beckekluechtzner1886/0145, http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/beckekluechtzner1886/0149
Genealogie der v. Gemmingen: Biedermann, Geschlechts-Register Der
Reichs Frey unmittelbaren Ritterschafft Landes zu Francken
Löblichen Orts Ottenwald (Odenwald) http://books.google.de/books?id=g9JDAAAAcAAJ
Genealogie der v. Gemmingen: Andreas Hansert, Herbert Stoyan:
Frankfurter Patrizier http://www.frankfurter-patriziat.de/sites/default/files/dateien/37%20PDF%2029.6.2012.pdf Kapitel 98, insbes. S. 348-349
Deutsche Greifenwarte: http://www.greifenwarte.de/
Xylothek: http://www.monumente-online.de/12/04/sonderthema/holzbibliothek.php
Hans von Gemmingen: http://de.wikipedia.org/wiki/Hans_von_Gemmingen
Stammtafeln und Informationstafeln im Burgmuseum
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