Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1812
Sankt Johann (bei Mayen, Landkreis Mayen-Koblenz)

Schloß Bürresheim

Schloß Bürresheim liegt in einem abgelegenen Tal der Eifel nordwestlich von Mayen in der Nähe der Gemeinde St. Johann, genau westlich des für seine Basaltsteinbrüche und Klettergebiete überregional bekannten Dörfchens Ettringen. Das Schloß liegt tief im Tal der Nette auf einem langgestreckten, kleinen Hügel, der auf drei Seiten von Bächen umflossen wird, denn hier vereinigen sich die Nette, die Nitz und der Welschenbach.

Das Schloß vereint schon beim ersten Anblick ganz unterschiedliche Bestandteile aus den unterschiedlichsten Zeiten. Die sich von Nordwesten nach Südosten erstreckende Anlage ist etwa in der Mitte quergeteilt, und an dieser Nahtstelle befindet sich der Bergfried, der höchste und sichtlich älteste Teil der Burg. Gegensätzlicher können die beiden Teile diesseits und jenseits des Bergfriedes nicht sein: Westlich dieses Bergfriedes ist der Eindruck der einer mittelalterlichen Burgruine mit unverputztem, rohem Bruchsteinmauerwerk ohne jegliche Schmuckelemente, östlich der eines Wohnschlosses aus dem Barock mit Türmen und reichlich Bauschmuck. Südlich des Wohnschlosses befindet sich ein langrechteckiger formaler Garten (Küchengarten), und noch weiter östlich ein wesentlich größerer, annähernd quadratischer, mit seinen nördlichen und östlichen Ecken auf Straße und Zufahrtsweg weisender weiterer formaler Garten (Terrassengarten, 1680 angelegt, 1952 rekonstruiert).

Das Schloß ist heute Eigentum der Staatlichen Schlösserverwaltung Rheinland-Pfalz (seit 1998 Burgen, Schlösser, Altertümer Rheinland-Pfalz).Während der Ruinenteil links nicht besichtigt werden kann, ist der östliche Teil Museum und kann im Rahmen einer Führung innen besichtigt werden.

Schloß Bürresheim ist eine der wenigen Anlagen der Eifel, die weitestgehend authentisch auf uns gekommen sind, die nie erobert oder gewaltsam zerstört worden sind, die nicht von französischen Heeren des 17. und 18. Jh. kaputtgemacht wurden wie so viele andere Schlösser der Region. Genaugenommen sind außer Bürresheim (nur die Trierer Burg) nur noch Burg Lissingen und Burg Eltz unversehrt geblieben, also eine seltene Eigenschaft in der Region. Auch im Innern ist die Einrichtung von hoher Authentizität und vermittelt einen guten Eindruck adeliger Wohnkultur vergangener Jahrhunderte.

Diese augenfällige Zweiteilung des Burgschlosses hat historische und besitzrechtliche Gründe. Die Burg lag im Grenzgebiet zwischen zwei der wichtigsten geistlichen Fürstentümer, im Norden lag Kurköln, und im Südwesten lag Kurtrier. Beide Fürstbistümer hatten rivalisierende territoriale Interessen, und beide hielten sich hier entlang der Grenze im Gleichgewicht. Die Burg war im 12. Jh. von den 1157 in einer Trierer Urkunde genannten Edelfreien Eberhard und Mettfried von Neumagen zu Bürresheim (de Burgenesem) errichtet worden und geriet aufgrund ihrer strategisch günstigen Lage an der Grenze der jeweiligen Interessensphären schnell ins Visier der beiden großen Kurfürstentümer. Philipp I. von Heinsberg (reg. 1167-91) kaufte in seiner Funktion als Erzbischof von Köln Ende des 12. Jh. den Anteil von Philipp, Sohn des Eberhard von Burgenesem, und gab ihn ihm wieder zu Lehen. Trier zog nach, und Heinrich II. von Finstingen (de Fénétrange, reg. 1260-1286) erwarb in seiner Eigenschaft als Kurfürst von Trier im Jahre 1281 die andere Hälfte. Die Herren von Bürresheim hatten damit zwei Lehnsherren und eine geteilte Burg.

Fortan wurde die Burg als Ganerbenburg geführt, jeder Fürsterzbischof hatte die Oberhoheit über eine Hälfte, und jeder hatte seine Hälfte einem regional ansässigen Adelsgeschlecht zu Lehen gegeben, auf Kölner Seite (westliche Hälfte) waren das erst die Herren von Bürresheim, und nachdem deren Letzter 1359 seine Besitzrechte abgetreten hatten, die Vögte von Leutesdorf; und auf Trierer Seite (östliche Hälfte) waren das die aus dem Hunsrück stammenden Reichsministerialen von Schöneck (Wappen: in Gold ein roter Balken), denen außerdem noch Olbrück und Kempenich gehörte und die wiederum 1508 erloschen. Weitere Mitbesitzer sind die Schall von Bell; sie hatten einen Anteil an der Kölner Burg. So lange hatten die von Schöneck aber nicht die Burg inne, denn Kuno von Schöneck veräußerte im Jahr 1473 seinen Anteil an Bürresheim (Trierer Burg, östliche Hälfte) an Gerlach von Breidbach, der über seine Frau Mase Saneck von Waldeck über ein großes Vermögen verfügte, das ihm den Ankauf ermöglichte. Zu der halben Burg und Herrschaft gehörten die Dörfer St. Johann, Rieden, Waldesch und Nitz.

Dieses Geschlecht der von Breidbach wurde nun prägend für Bürresheim. Sie streckten nun auch die Hand nach der anderen Hälfte aus: Johann von Breidbach, Sohn des Gerlach, kaufte 1477 einen Teil des Leutesdorfer Lehens an der kölnischen Burg, das an die Schall von Bell gegangen war. Johann hatte außerdem Loretta von Schöneck (-28.1.1500) geheiratet, die Tochter von Kuno v. Schöneck und dessen Frau Elisabeth v. Eynenberg. Die von Breidbach teilten sich zukünftig den Besitz der Burg mit den von Lahnstein, denn den Rest des einstigen Lehens der Vögte von Leutesdorf hatte zu Beginn des 16. Jh. Emmerich von Lahnstein durch Erbschaft erworben.

Die von Breidbach hätten gerne alles gehabt, und so entbrannte ein langjähriger Streit, der bis vor das Reichskammergericht getragen wurde. Aber selbst dieser Prozeß konnte keine Einigung herbeiführen, und der Krach um die Kölner "Hälfte" dauerte von 1572 bis 1659, über 80 Jahre lang. Die Grundlage war, daß die Herren von Lahnstein nur kölnisches Lehen besaßen, die Herren von Schöneck aber trierische und kölnische Lehen. Der Krach wurde schließlich durch einen Vergleich beendet, der aber den von Breidbach das brachte, was sie wollten, nämlich die Alleinherrschaft über die Burg. Bald darauf nannten sie sich als stolze Sieger in diesem Streit "Breidbach von Bürresheim". Für den Alleinbesitz zahlten sie aber auch in diesem Vergleich 4700 Gulden Kompensation.

Die linke, westliche, Kölner Hälfte wurde fortan erst als Wirtschafsgebäude genutzt, als Viehstall, Backhaus und Brauhaus, dann vernachlässigt, und sie verfiel schließlich zur Ruine, während die rechte, östliche, Trierer Hälfte im 16. u. 17. Jh. zu einem wohnlichen Schloß ausgebaut wurde. Die verfallene Kölner Burg wurde übrigens 1988 saniert.

Die Herren von Breitbach mit Stammburg in Rheinbreitbach wurden bereits im 13. Jh. Lehnsleute von Kurköln, später kamen Lehen der beiden anderen Kurfürstentümer Trier und Mainz hinzu. Die Familie wurde 1691 in den Reichsfreiherrenstand erhoben. Ihr bedeutendstes Mitglied war Emmerich Joseph von Breidbach-Bürresheim (12.11.1707-11.6.1774), Fürsterzbischof und Kurfürst von Mainz (seit 1763) und in Personalunion auch Fürstbischof von Worms (seit 1768). Nach diesem machtpolitischen Höhepunkt dauerte es jedoch nur wenige Jahre bis zum Erlöschen des Hauptstammes der Familie. Genealogie der Herren und Reichsfreiherren von Breidbach-Bürresheim (hervorgehoben sind die Schloßbesitzer):

 

Von der ersten Anlage aus dem 12. Jh. hat sich nur wenig erhalten, und es gibt keine gesicherten Belege für das Aussehen der ersten Burg an dieser Stelle. Der zwischen Westburg und Ostburg eingebaute, an der höchsten Stelle des Hügels stehende, quadratische Bergfried mit einem gewölbten Verlies im Untergeschoß stammt zumindest in seinen unteren Partien aus dieser Zeit, auch wenn er im 15. Jh. auf fünf Geschosse aufgestockt wurde, wobei das letzte, hinzugefügte Geschoß anhand der viereckigen Fenster, des Kamins und des Aborterkers als Wohnung des Turmwächters zu erkennen ist. Einst hatte er nur einen hochgelegenen Eingang, aber im 17. Jh. wurde ein neuer Zugang über eine Freitreppe geschaffen. Es ist davon auszugehen, daß er als Wachtturm und als letzte Zuflucht von beiden Parteien gemeinsam genutzt worden ist.

Die Bausubstanz der Westburg stammt jedoch erst von ca. 1300 ff., und die Trierer Burg ist noch jünger, ab dem Erwerb durch die Herren von Breidbach 1473 zu datieren. Auch wenn sich von der Kölner Burg wenig erhalten hat, kann man dennoch gut die Doppelturmfassade der Nordwestseite erkennen, die an gleichartige Anlagen in Welschbillig, an die Bertradaburg in Mürlenbach oder an die Kasselburg erinnert und im 13./14. Jh. im Rheinland und in der Eifel häufiger vorkommt (südlicher Turm in der oberen linken Abb.). An diese als Schildmauer fungierende Fassade grenzt östlich der Saalbau (Palas) an, heute eine Ruine. Der Zugangsweg zur Kölner Burg erfolgte von Westen, durch das Brückentor (Breidbach-Wappen, Privatgelände) und dann durch ein Tor in der Westmauer der Vorburg, an der Südseite des Palas vorbei und schließlich durch ein nicht mehr vorhandenes Torgebäude in den Zwinger zwischen Palas und Ostburg.

Eines der ältesten Gebäude der östlichen Hälfte ist ein ca. 1380 an die Grenze zur Kölner Burg von den Vögten von Leutesdorf angebautes und bewohntes, schlichtes zweigeschossiges Burghaus, das 1939/42 restauriert wurde und als Verwalterwohnung genutzt wurde (sog. Vogtshaus, heute Besucherzentrum). Die Trierer Burg (Ostburg) wurde in mehreren Bauphasen ab 1473 weiter ausgebaut. Der nach dem Bergfried und dem erwähnten Burghaus nächstälteste Teil ist der dreigeschossige spätgotische Wohnbau im Norden und Osten, von Gerhard und Johann von Breidbach erbaut unter Nutzung einer älteren, dicken Ringmauer als Außenwand, wobei auch der dicke Rundturm im Südosten der Anlage sein Fachwerkgeschoß erhielt, dann folgt in der nächsten größeren Etappe der Ausbau des südlichen Traktes (sog. Amtshaus), und schließlich der Lückenschluß im Norden mit dem sog. Kapellenbau. Dabei wurde immer geschickt vorhandene Bausubstanz genutzt und in die neuen Bauten einbezogen.

 

Erst nach 1659 konnte man die Burg großzügig in ein Schloß verwandeln, denn die Vorraussetzung für großzügige Investitionen waren geklärte Besitzverhältnisse, und die waren erst ab diesem Jahr gegeben. Die Bauherrin für diesen Umbau in den Jahren 1659-1661 war Anna Magdalena von Metzenhausen, Witwe des Wolf Heinrich von Breitbach. Dabei entstand der ganze Südflügel neu, der sich über dem nun eingewölbten alten Zufahrtsweg zum Inneren der Burg, dem sog. Kanonenweg, erhob, so daß der jetzige Zugang quasi durch den Keller des sog. Amtshauses über dessen ganze Länge führt, ehe nach einer scharfen Biegung die Rampe das Niveau des Innenhofes erreicht. Zu den in dieser Zeit errichteten Bauten gehört auch ein barockes Treppenhaus im Winkel zwischen dem Amtshaus und dem spätgotischen Osttrakt. Ein Gang verbindet diese Bauteile mit dem älteren Nordflügel.

Der Unterbau des Südflügels (Abb. oben) zeigt jedoch seine ursprüngliche Funktion, denn hier sind zwei Flankentürme verbaut, die den hier südlich der Burg verlaufenden Zugangsweg schützten, der von der Hauptangriffsseite im Osten her kam. Nachdem man einen doppelten Halsgraben überwunden hatte, mußte man nach Passieren des äußeren Burgtores an diesen beiden Flankierungstürmen vorbei, ehe man nach einer 180-Grad-Wende den Zugang zum Zwinger erreichen konnte. Nach dem Zwinger gelangt man in den sog. Kanonenweg im Sockelgeschoß des darüberliegenden Amtshauses, der in den inneren Burghof führt. Der dickere Eckturm im Osten besitzt ein spätgotisches Fachwerkobergeschoß mit zwei kleinen, in Fachwerk gezimmerten Rundtürmchen auf dem Kegeldach; der schlankere Turm in der Mitte der Südseite kragt zweifach vor, erst über einem Rundbogenfries, dann über einem Blendmaßwerkfries. Er wird von einer barocken Haube aus der Zeit des Umbaus bekrönt.

 

Man betritt den östlichen, schloßartig ausgebauten Teil von Schloß Bürresheim durch einen kleinen Zwinger im Süden der Anlage. Das Tor liegt auf der Westseite des hier rechteckig nach Süden ausgebauten Zwingers, und der Weg führt durch das steingewölbte Untergeschoß des südlichen Wohntraktes hoch in den inneren Burghof und erreicht diesen nach einer Biegung auf dessen Ostseite. Hoch über dem äußeren Portal des Zwingers befindet sich ein arg von der Zeit in Mitleidenschaft gezogener rechteckiger Wappenstein (Abb. oben links) der Breidbach von Bürresheim mit ihrem Stammwappen, in Silber ein zweibeiniger, geflügelter, roter Drache mit untergeschlagenem Schwanz, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken der rote Drache wie beschrieben. Das Wappen findet sich bei Gruber (dort aber Drache der Helmzier wachsend) und im Siebmacher Band Na, S. 5, T. 5, bei Zobel Tafel 50, ferner im Aschaffenburger Wappenbuch, Tafel 50 Seite 124, außerdem bei Otto Hupp, Münchener Kalender 1934. Im Schild läßt sich der Drache noch gut erkennen; Helmzier und Decken sind jedoch weitgehend zerstört. Das vertikale Element der Helmzier war einst ein Federbusch, mit dem der Kopf des Drachens besteckt war. Abb. oben rechts: giebelgekrönter Erker an der südlichen Außenwand des Vogthauses, auf vier Konsolsteinen ruhend, vom Zwinger aus gesehen.

Abb.: Position des beschriebenen Wappensteins

 

Der schönste Teil des Schlosses ist das sog. Amtshaus, die wohnliche und repräsentative Erweiterung, die Anna Magdalena von Metzenhausen nach 1659 (Datierung im Portal) vornehmen ließ. Der hofseitige Zugang in diesen Flügel mit nur einem einzigen Vollgeschoß ziert ein von zwei Säulen flankiertes rundbogiges Schmuckportal aus dunklen Basaltquadern mit großem Wappenstein aus hellerem Stein im gesprengten Dreiecksgiebel und mit geschnitzter Eichenholztür. Das Portal ist achsial auf eine halbrunde Nische auf der gegenüberliegenden Seite des dahinterliegenden Raumes ausgerichtet, welche im oberen Teil des südlichen Flankierungsturmes liegt. Der Bildhauer ist vermutlich der Mayener Steinmetz Johann Döll.

Über diesem Schmuck-Portal befindet sich der prächtigste Wappenstein des ganzen Schlosses. Heraldisch rechts sehen wir bei diesem Allianzwappen das gewendete Stammwappen der von Breidbach zu Bürresheim, in Silber ein zweibeiniger, geflügelter, roter Drache mit untergeschlagenem, pfeilspitzenendigen Schwanz, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken der rote Drache wie beschrieben, auf dem Kopf mit einem Federbusch besteckt.

Abb.: Detailausschnitt mit den beiden Schilden.

Gegenüber ist das Wappen der von Metzenhausen zu sehen, in Schwarz ein silberner Doppelhaken (Wolfsangel), auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken ein schwarzer Gupf, mit einem silbernen Doppelhaken belegt, oben mit einem Hahnenfederbusch zwischen mehreren goldenen Ähren besteckt (Gruber, Zobel Tafel 225, Loutsch S. 574). Diese Wappenkombination paßt zu Wolf Heinrich von Breidbach-Bürresheim (-1635), vermählt in zweiter Ehe mit Anna Magdalena von Metzenhausen (-1673).

Abb.: Detailausschnitt mit den beiden Kleinoden.

Abb.: Positionen der beiden beschriebenen Wappensteine an Portal und Kamin

Ein identisches, noch besser erhaltenes Allianzwappen der beiden befindet sich in dem Raum hinter diesem Prunkportal am Kaminmantel an der östlichen Wand des Zimmers (sog. Ahnensaal). Das Material ist Weiberner Tuff. Der Bildhauer ist vermutlich der gleiche wie beim Außenportal.

Ein weiteres Wappen der v. Metzenhausen befindet sich an der schlichten Eingangstür in der Ostecke des Innenhofes, die nach Norden in das Gebäude hineinführt. Der schwarze Schild mit dem silbernen Doppelhaken wird ohne Oberwappen dargestellt, dafür aber ist der Schild mit einem tatzenendigen Kreuz unterlegt wie bei einem geistlichen Ritterorden üblich.

Abb.: Position des beschriebenen Wappensteines

 

Die beiden Schlußsteine der zwei Arkaden auf der Nordseite des Innenhofes tragen ebenfalls je einen gekrönten Wappenschild. Die zum Hof hin offenen, tonnengewölbten Erdgeschoßräume hinter diesen Arkaden dienten als Brunnenhaus, offene Küche, Waschraum und Schlachtraum. Heraldisch rechts ist das gewendete Stammwappen der von Breidbach zu Bürresheim, in Silber ein zweibeiniger, geflügelter, roter Drache mit untergeschlagenem, pfeilspitzenendigen Schwanz, und gegenüber ist das Wappen der von der Leyen zu sehen, in Blau ein silberner Pfahl. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre zu blau-silbernen Decken ein silberner Brackenrumpf mit goldenem Halsband zwischen einem mit silbernen Lindenblättern bestreutem blauen Flug. Diese Wappenkombination paßt zu Georg Reinhard von Breidbach-Bürresheim (1635-1710), 1642 Ritterhauptmann am Niederrhein, kurtrierischer Geheimrat, vermählt mit Maria Magdalena von der Leyen (-1734). Er ließ um 1700 zwischen dem gotischen Wohnbau im Osten und dem mittelalterlichen Bergfried im Westen den sog. Kapellenbau an der Nordseite des Schlosses errichten. In der Kapelle im Inneren des Gebäudes (im Obergeschoß) befinden sich übrigens sehr viele heraldische Zeugnisse, die meisten in Gestalt rautenförmiger Totenschilde.

Abb.: Position der beschriebenen Wappensteine

Am äußeren Eingangstor zum Schloßgelände befindet sich über dem Torbogen ein auf 1758 datierter Wappenstein in barockem Stil. Hier ist eine moderne Kopie zu sehen; das Original ist im Inneren des Schlosses zum Schutz vor weiterer Verwitterung in die Wand eines Zimmers eingelassen. Hier war einst ein mittelalterlicher Torturm, der jedoch zerstört ist und 1908 durch den jetzigen Torbogen ersetzt wurde. Seitlich dieses Tores befindet sich die ehemalige Remise; von einer daran anschließenden Scheune aus dem Jahr 1683 sind nur noch Grundmauern vorhanden, nachdem selbige 1828 eingestürzt ist und nicht wieder aufgebaut wurde.

Heraldisch rechts ist das gewendete Stammwappen der von Breidbach zu Bürresheim zu sehen, in Silber ein zweibeiniger, geflügelter, roter, hier gekrönter Drache mit untergeschlagenem, pfeilspitzenendigen Schwanz, und gegenüber ist das Wappen der von Warsberg, in Schwarz ein silberner, golden gekrönter Löwe, golden (oder rot) bewehrt und gezungt. Die zugehörige, aber hier nicht dargestellte Helmzier wäre der Löwe sitzend oder wachsend zwischen einem schwarzen oder (silbern-schwarzen) Flug zu schwarz-silbernen Helmdecken. Das Wappen wird beschrieben im Gruber, bei Zobel auf Tafel 359 und im Siebmacher Band: Lot Seite: 43 Tafel: 29, Band: Bad Seite: 26 Tafel: 17, Band: Pr Seite: 69 Tafel: 90. Diese Wappenkombination paßt zu Ferdinand Damian von Breidbach-Bürresheim (1670-1747), auf Bürresheim, Breidbach und Nickenich, Obermarschall, kurtrierischer und kurkölnischer Geheimrat, vermählt mit Sophie Anna Helena von Warsberg (1678-1772, Tochter von Johann Philipp von Warsberg, oberster Erbburggraf zu Rheineck, und Maria Margareta von Metternich). Auch hier handelt es sich um eine Baumaßnahme, die von der Witwe 1758 durchgeführt wurde, denn ihr Mann war bereits 1747 verstorben. Sie war die Mutter des Mainzer Fürstbischofs Emmerich Joseph von Breidbach-Bürresheim (12.11.1707-11.6.1774).

Abb.: Detailausschnitt des Wappens am äußeren Burgtor

Abb.: Position des beschriebenen Wappensteines

Hier ist überall jeweils nur das Stammwappen mit dem Drachen zu sehen. Es sei aber angemerkt, daß das Stammwappen der von Breidbach zu Bürresheim in einer anderen Linie später noch mit dem der ausgestorbenen v. Riedt (oder v. Rieden) als Freiherren von Breidbach-Bürresheim gen. v. Riedt vermehrt im gevierten Schild geführt wurde: Feld 1 und 4: in Silber ein blau gekrönter roter Drache, Feld 2 und 3: in Silber ein rotes, verflochtenes Schräggitter, darüber ein roter Balken. Zwei gekrönte Helme: Helm 1 (rechts): auf dem Helm mit rot-silbernen Decken der rote Drache (Stammkleinod), Helm 2 (links): auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein silberner, mit einem roten, verflochtenen Schräggitter und darüber einem roten Balken belegter Flug (v. Riedt). Das vermehrte Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: Na Seite: 5 Tafel: 6. 1763 war die kaiserliche Bewilligung erfolgt, Namen und Wappen zu vereinigen, nachdem die von Breidbach zu Bürresheim durch Erbheirat die Güter der v. Riedt erlangt hatten (Heddernheim etc.). Die Nebenlinie, die sog. Mainzer Linie, überdauerte die Hauptlinie.

Wie ging es weiter mit Schloß Bürresheim? Im Jahre 1796 ist das Geschlecht der Reichsfreiherren von Breidbach zu Bürresheim im Mannesstamm erloschen. Der Letzte des Hauptstammes war Franz Ludwig Anselm von Breidbach-Bürresheim (1718-1796), Sohn von Ferdinand Damian von Breidbach-Bürresheim (1670-1747) und dessen Frau Sophie Anna Helena von Warsberg (1678-1772). Franz Ludwig Anselm war zwar vermählt, mit Maria von Walderdorff, aber ihr einziges Kind, Johann Philipp von Breidbach-Bürresheim, verstarb schon in der Wiege. Franz Ludwig Anselm von Breidbach-Bürresheim, kurtrierischer Oberstkämmerer und Oberamtmann zu Koblenz und Ehrenbreitstein, war auf der Flucht vor den französischen Truppen erschossen wurden, als diese in Richtung Osten vordrangen. Erbe des Besitzes wurde der Enkel von Franz Ludwig Anselms Schwester Caroline Louise v. Breidbach-Bürresheim, die Franz Lambert Graf v. Renesse geheiratet hatte. So kam das Schloß an die rheinländisch-belgischen Grafen von Renesse. Da durch die Säkularisation alle geistlichen Fürstentümer aufgehoben worden waren, war auch die bisherige Lehenshoheit der Hochstifte Trier und Köln beendet, und Bürresheim wurde Privateigentum.

Als Renesse-Breidbach führten die Grafen folgendes Wappen: Geviert mit Herzschild, Feld 1: in rotem, mit goldenen Schindeln bestreutem Feld ein goldener, hersehender, blau gezungter und ebenso bewehrter Löwe (Stammwappen Renesse), Feld 2: in Silber ein roter, zweibeiniger, geflügelter Drache mit untergeschlagenem Schwanz (Breidbach), Feld 3: in Silber drei blaue Balken, Feld 4: in Rot fünf silberne Rauten nebeneinander (Hamal d'Elderen), Herzschild: in Silber drei schwarze Sparren. Auf dem Helm mit rot-goldenen Decken der wachsende Rumpf eines silbernen, goldenbewehrten Ochsen (auch andere Farben vorkommend, Stammkleinod Renesse). Das entsprechend vermehrte Wappen der Grafen von Renesse wird beschrieben im Siebmacher Band: Pr Seite: 23 Tafel: 26.

Bis 1921 wurde das Schloß noch bewohnt. Die letzte Bewohnerin, Marie Louise Villenfagne de Sorinnes, geb. Gräfin von Renesse, kam bei einem Zusammenstoß ihres Autos mit einem Pferdefuhrwerk ums Leben, 32jährig, nur 11 Tage nach ihrer Hochzeit. So gelangte das Schloß 1921 durch Erbschaft über ihre Schwester an die angeheirateten Grafen v. Westerholt, die es 1938 an den Provinzialverband der Preußischen Rheinprovinz verkauften, und 1948 kam das Schloß dann an die Staatliche Schlösserverwaltung Rheinland-Pfalz, deren Nachfolgeinstitution "Burgen, Schlösser, Altertümer Rheinland-Pfalz" es seit 1998 gehört.

Literatur, Links und Quellen:
Genealogien: Anton Ph. Brück, Emmerich Joseph Freiherr von Breidbach-Bürresheim, in: Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 482-483 - online: http://www.deutsche-biographie.de/pnd100121381.html - http://www.deutsche-biographie.de/xsfz13172.html
Genealogien: Abstammungs-Tafeln im Inneren des Schlosses
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Geschichte der von Breidbach: http://www.heimatverein-rheinbreitbach.de/geschichte2.htm
Schloß Bürresheim:
http://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_B%C3%BCrresheim
Schloß Bürresheim:
http://bsa.gdke.webseiten.cc/gdke/start-bsa/liegenschaften/schloesser/schloss-buerresheim/ http://burgen-rlp.de/gdke/start-bsa/liegenschaften/schloesser/schloss-buerresheim/buerresheim-detaillierte-informationen/
Sammlung Duncker:
http://www.zlb.de/digitalesammlungen/SammlungDuncker/06/354%20Buerresheim.pdf
Schloß Bürresheim:
http://www.ms-visucom.de/cgi-bin/ebidat.pl?id=708
Grundriß:
http://www.ms-visucom.de/r30/vc_content/bilder/firma451/msvc_intern/506_23_20051024115436.gif
Daniel Thull, Schloß Bürresheim in der Eifel, eine Grenzerfahrung, in: Baudenkmäler in Rheinland-Pfalz 2004, Mainz 2005, S. 123-127.
Karl von Werner, Hans Caspary, Schloß Bürresheim, hrsg. vom Landesamt für Denkmalpflege, Burgen, Schlösser, Altertümer Rheinland-Pfalz, Koblenz 2003, Heft 2
Michael Losse, Hohe Eifel und Ahrtal, Theiss Burgenführer, hrsg. von Joachim Zeune, Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2003, ISBN 3-8062-1775-0, S. 44-47
Siebmachers Wappenbücher
Rolf Zobel: Wappen an Mittelrhein und Mosel, Books on Demands GmbH, Norderstedt 2009, ISBN 978-3-8370-5292-3, 527 S.
Alfred F. Wolfert, Aschaffenburger Wappenbuch, Veröffentlichung des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg e. V., Aschaffenburg 1983
Dr. Jean-Claude Loutsch, Armorial du pays de Luxembourg, 1974
Otto Gruber: Wappen des mittelrheinisch-moselländischen Adels, Trier 1962-1965, incl. Nachtrag Trier 1967, ebenfalls veröffentlicht in verschiedenen Jahrgängen der "landeskundlichen Vierteljahresblätter".
Emmerich Joseph von Breidbach-Bürresheim: http://de.wikipedia.org/wiki/Emmerich_Joseph_von_Breidbach_zu_B%C3%BCrresheim
Emanuel Leser, Emmerich Joseph von Breidbach-Bürresheim, in: Allgemeine Deutsche Biographie, hrsg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 6 (1877), S. 83-86, online:
http://de.wikisource.org/wiki/ADB:Emmerich_Joseph
Herren von Breidbach-Bürresheim:
http://de.wikipedia.org/wiki/Herren_von_Breitbach
Herren von Breidbach-Bürresheim: Rheinbreitbach - einst und jetzt, hrsg. vom Heimatverein Rheinbreitbach, Rheinbreitbach 1974.

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