Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 1781
Merl (Stadtteil von Zell an der Mosel, Landkreis Cochem-Zell)
Barocke Grabplatte an der katholischen Pfarrkirche in Merl
Die heutige katholische Pfarrkirche St. Michael am östlichen Ende des Zeller Ortsteiles Merl ist die ehemalige Kirche des untergegangenen Minoritenklosters, das Ende des 13. Jh. aus Schenkungen der Sponheimer entstand, die hier einst Besitz und einen Jagdsitz hatten. Das Kloster wurde wahrscheinlich um 1280 gegründet. Neben den Grafen von Sponheim waren die Vögte von Hunolstein und die Wildgrafen Wohltäter des Klosters, dazu die im Ort und in der Nähe ansässigen Geschlechter Boos von Waldeck, Waldecker von Kaimt, Mohr vom Wald, von der Leyen, Stetzgis von Treis, Zandt von Merl.
Es gab zwei Hauptbauphasen, eine Ende des 13. Jh. und eine in der 1. Hälfte des 15. Jh. Der Chor der Pfarrkirche stammt aus der ersten Bauphase, das Kloster und die Sakristei aus der zweiten. Auf der Längsseite der Kirche sind neun zweimal abgesetzte Strebepfeiler zu sehen, die jeweils eine dreieckige Giebelbekrönung haben. Anstelle eines Querschiffes sehen wir einen seitlichen Quergiebel. Alle Fenster der Südseite und des Chores sind lang lanzettlich und zweiteilig mit Schlußring. An den anderen Seiten der Kirche ist der Aufbau weniger regelmäßig und abweichend. Der Dachreiter stammt aus dem 19. Jh.
Der gotische Saalbau erfuhr 1480-1490 (Ankerzahlen am Westgiebel) und 1726-1728 zusammen mit dem angrenzenden, vierflügeligen, Anfang des 15. Jh. errichteten Klosterbau Umbauten (Ankerzahlen am Westflügel). Eine Westempore wurde in der Spätgotik eingebaut. Die Kirche steht parallel zum Fluß, und die Klosterbauten bildeten ein im Norden gelegenes Geviert um den ehemaligen Kreuzgang. Dies ist für solche, sich an den Zisterzienserbauten orientierenden Klosteranlagen der Minoriten ungewöhnlich, weil meist der Konvent im Süden der Kirche liegt, hier wohl wegen der Hochwassergefährdung einerseits und der Möglichkeit der Nutzung des Rotheschbaches im Norden als Wasserquelle und Vorfluter andererseits spiegelbildlich. Berühmt ist die bis zur Franzosenzeit bestehende Lateinschule der Minoriten in Merl.
Die Klosteranlage wurde Ende des 17. Jh. beschädigt, das Kloster wurde 1803 im Zuge der Säkularisation aufgelöst, die Klosterkirche wurde zur Pfarrkirche, der Kreuzgang wurde im 19. Jh. abgebrochen, die Gebäude wurden an Privatleute verkauft und die Klostergärten versteigert.
Von den einst vorhandenen Grabplatten hat nur eine einzige aus der Zeit des Barock überlebt, sie ist auf der Südseite der Kirche innerhalb eines vermauerten Portalspitzbogens voller Hochwassermarken in die Außenwand eingelassen. Man hatte sie um 1970 anläßlich einer Fußbodenerneuerung gefunden. Früher müssen viel mehr solcher Platten in der Kirche und im Kreuzgang gewesen sein, denn das Kloster war die Grablege der ortsansässigen Familien. Genannt werden Augustinus, Johann und Ludwig Zandt von Merl, Paulus Boos von Waldeck, Gertrud Stetzgis von Treis, Thomas von Nyne, Philippa von Rinsheim, Katharina von Klaffenburg, Johann Jakob von Ringelberg, Nikolaus und Philipp von Kellenbach, und Friedrich von Kirberg. Alle sind heute spurlos verschwunden bis auf diese eine, welche als Fußbodenplatte überdauerte.
Ein zentrales Wappen der Familie von Efferen wird von den vier Einzelwappen einer Ahnenprobe umgeben. Jedes dieser Wappen wird unter Verzicht auf ein Oberwappen von einer vielperligen Krone bedeckt und ist mit einem kleinen Schriftband namentlich zugeordnet. Verwitterung hat diese Namensbezeichnungen genau wie die umlaufende Inschrift in Teilen unleserlich gemacht. Besonders bemerkenswert ist das in der Mitte über der Wappenzone dargestellte Kreuz. Die Inschrift läßt sich nur noch bruchstückhaft lesen, insbesondere die äußeren Ränder sind im Laufe der Zeit in Mitleidenschaft gezogen worden. Man kann noch lesen: "ANNO 1680 DEN 2 MARTY IST GOT(T) SEELIG ENTSCHLAFFEN (DIE) WOHLGEBORNE (FRAV) .............VON ZANDT (GEBORENE VON EFF)EREN DER(EN) SEELEN GODT GNAD".
Das Wappen der von Effern (von Efferen) zeigt in Rot über zwei goldenen Balken einen goldenen Turnierkragen. Das hier nicht dargestellte Oberwappen wäre auf dem Helm mit rot-goldenen Decken ein wachsender goldener Elefantenrumpf mit silberner Bewehrung. Über die Farben gibt es in der Literatur abweichende Angaben: Im Aschaffenburger Wappenbuch wird der Elefant als golden mit roten Ohren dargestellt. Zobel gibt auf Tafel 86 zwei Varianten, Effern mit goldenem, silbern bewehrten Elefantenrumpf und Effern gen. Hall zum Busch mit schwarzem, silbern bewehrten Elefantenrumpf. Im Siebmacher Band: OstN Seite: 35 Tafel: 26 ist der Elefantenrumpf ebenfalls golden. Die eigentlich rheinisch-westfälische Familie hatte ihren Stammsitz Efferen bei Köln in der Stadt Hürth. In einem Chorfenster der Kirche befindet sich noch ein Wappenfenster für diese Familie in Farbe, vermutlich für die gleiche Person, die Fensterstiftung ist auf 1660 datiert.
In der Ahnenprobe wiederholt sich oben rechts das Wappen der von Efferen für den Großvater väterlicherseits. Gegenüber befindet sich der Schild der Braun von Schmidtburg, in einem roten, mit neun, rechts 4 (2:2) und links 5 (2:2:1), silbernen Schindeln belegten (oder bestreuten, viele Varianten) Schild ein aufrechter silberner Doppelhaken. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre ein aufrechter silberner Doppelhaken zwischen zwei roten, mit silbernen Schindeln bestreuten Büffelhörnern, Helmdecken rot-silbern. Das Wappen wird beschrieben im Zobel Tafel 297-298, bei Gruber, im westfälischen Wappenbuch und im Siebmacher Band: Lot Seite: 40 Tafel: 27. Die Schindeln können je nach Quelle auch golden sein.
Wahrscheinlich handelt es sich bei der Verstorbenen um Maria Catharina von Efferen, Ehefrau des Johann Godfried Zandt von Merl. Maria Catharina von Efferen war die Tochter von Adam v. Efferen und Maria Braun v. Schmidtburg, so daß diese beiden Schilde Vater und Mutter bzw. den Großvater jeweils väterlicherseits und mütterlicherseits repräsentierten.
Unten rechts befindet sich ein Wappenschild, dessen Beschriftung nur noch "......COSEL..." erkennen läßt. Hierbei handelt es sich um das Wappen der Nickel von Coslar (Coselar, Koslar), ein von drei (2:1) Kugeln begleiteter Sparren. Nach Zobel Tafel 245 (unter Bezug auf Ernst von Oidtmann) ist die Feldfarbe silbern, der Sparren (dort eingebogen wiedergegeben) blau, die Kugeln schwarz, die Helmzier zu blau-silbernen Decken ein wachsender geharnischter Arm, der eine schwarze Kugel hält. Genealogisch wäre die Zuordnung passend, denn unter der Annahme, daß es sich hier um die Platte für Maria Catharina von Efferen handelt, wären ihre Großeltern väterlicherseits Wilhelm Gumprecht v. Efferen und Catharina Nickel v. Coslar. Die in der Erläuterungstafel innerhalb der Kirche vorgenommenen namentlichen Zuordnungen treffen jedenfalls nicht zu.
Der vierte und letzte Wappenschild für die Großmutter mütterlicherseits gegenüber zeigt eine Variante des Dauner Wappens (Dunegin von Daun), in Gold ein rotes Schräggitter, mit einem blauen, mit zwei silbernen Lilien belegten rechten Obereck zur Linien-Differenzierung. Die Dauner bilden mit ihren vielfältigen, häufig durch ein rechtes Obereck mit individuellen Inhalten vorgenommenen Differenzierungen eine eigene Wappengruppe (vgl. Zobel Tafel 72, Gruber, Hauptmann). Es läßt sich eine Verbindung zwischen einer Maria v. Daun, Tochter von Wilhelm v. Dune gen. Dunegin, mit Philipp Florenz Braun v. Schmidtburg finden, wobei ein Zusammenhang mit der restlichen Genealogie noch nicht verifiziert werden konnte, Hinweise willkommen.
Wappenfenster
im Inneren der Pfarrkirche:
Innerhalb
der Kirche sind im
Chorbereich neben einem herausragenden Hochaltar (Typ Antwerpener
Schnitzaltar) noch einige Glasfenster von Interesse. Diese haben
interessante, wenngleich nicht immer gut erhaltene
Wappendarstellungen. Dabei wurden die Reste der alten Verglasung
zusammengestellt, wobei teilweise weder der historische Kontext
noch die Vollständigkeit noch die sinnvolle Kombination der
Fragmente gewährleistet sind:
Allianzwappen von Philipp Emmerich v. Metternich-Winneburg und Beilstein (-1698) und seiner Frau Maria Elisabeth Magdalena Waldbott v. Bassenheim (-1685), Wappen in gespaltenem Schild zusammengeschoben, nur die untere Hälfte erhalten, Fensterstiftung datiert auf 1670.
Fürstbischof Lothar Friedrich von Metternich-Burscheid (1652-1675), Fensterstiftung datiert auf 1670. Er war ab 1652 Fürstbischof von Speyer und ab 1673 von Mainz und Worms. Hier ist das Wappen aus der Zeit 1652-1673 zu sehen mit Speyer und Weißenburg. Das Wappen taucht zweimal auf, jeweils vollständig, die Inschrift einmal vollständig und einmal als Fragment.
Wappen für Maria Catharina von Efferen, Ehefrau des Johann Godfried Zandt von Merl, auf 1660 datiert. Vermutlich handelt es sich um die gleiche Person wie die von der oben besprochenen Grabplatte.
Wappenfenster für Karl Kaspar von der Leyen (1652-1676), Fürstbischof von Trier und Fürstabt von Prüm, in ovaler Kartusche, vollständig, aber ohne passende Inschrift.
Ein Wappen für Michael Waldecker von Kaimt, wobei Schild und Oberwappen auseinandergerissen sind und unlogisch mit völlig anderen Wappenfragmenten kombiniert wurden, wobei noch nicht einmal die vertikale Ausrichtung der Fragmente beachtet wurde, datiert 1772.
Ein Wappen der Grafen von Daun, ohne passende Inschrift, im oberen Teil unsachgemäß mit einer roten halbrunden Fläche ergänzt.
Literatur,
Links und Quellen:
Siebmachers
Wappenbücher
Effern: Alfred F. Wolfert, Aschaffenburger Wappenbuch,
Veröffentlichung des Geschichts- und Kunstvereins
Aschaffenburg
e. V., Aschaffenburg 1983, Tafel 7 Seite 141
Rolf
Zobel: Wappen an
Mittelrhein und Mosel, Books on Demands GmbH, Norderstedt 2009,
ISBN 978-3-8370-5292-3, 527 S.
Anton Fahne, kölnische Geschlechter
Max von Spießen (Hrsg.): Wappenbuch des
Westfälischen Adels,
mit Zeichnungen von Professor Ad. M. Hildebrandt, 1. Band,
Görlitz 1901 - 1903.
Hinweistafeln in der
Kirche, wobei die
namentliche Zuordnung der Wappen fragwürdig ist
Felix Hauptmann (1856-1934), Zehn mittelrheinische Wappengruppen,
Jahrbuch der Heraldischen Gesellschaft "Adler" in Wien
1900, 10, S. 1–43, http://edocs.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2008/10203/ und http://edocs.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2008/10203/pdf/E001616955.pdf
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf
CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Genealogien: Humbracht
St. Michael: http://www.pfarreiengemeinschaft-zeller-hamm.de/stmichael.html
St. Michael: http://www.moseltouren.de/2-bernkastel-kues-cochem/2-19-merl/index.html
Minoritenkloster: http://www.rheinischer-verein.de/ort/exkursionmerl.pdf
Führer der Katholischen Kirchen St. Peter, St. Michael und St.
Jakobus in Zell an der Mosel, 1. Auflage 2004, hrsg. von den
Katholischen Kirchengemeinden der Stadt Zell.
Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Bd. 19, Abt. 3, Kreis
Zell
an der Mosel, 1938, S. 208-218.
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