Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1775
Wadern (Saarland, Landkreis Merzig-Wadern)

Schloß Münchweiler

Schloß Münchweiler ist ein barockes Schloß im ländlichen Nordwesten des Saarlandes, im Naturpark Saar-Hunsrück, zwischen Nunkirchen und Losheim gelegen und politisch zu Wadern gehörig. Eine schlaglochübersäte Allee zweigt nordostwärts von der B268 zum Areal ab. Das hervorragend restaurierte Schloß wird heute privat bewohnt und als Cafe und Hotel geführt. Das barocke Corps de Logis mit Mansarddach bildet zusammen mit den beiden seitlichen Anbauten einen sich in Nord-Süd-Richtung erstreckenden, länglichen Riegel von zwei Stockwerken Höhe, dem westlich ein dreiflügeliger Wirtschaftshof mit Zufahrt im Westen vorgelagert ist. Der Nordflügel der Vorburg ist in der Mitte Ruine, der Südflügel Hotel. Im Süden der Anlage erstreckt sich der weitläufige Schloßpark mit einem Heckenrondell in der Mitte zwischen uraltem Baumbestand.

Deutlich sieht man den stilistischen Unterschied zwischen dem Barockbau mit dem über beide Stockwerke reichenden Prunkportal in der Mitte, vor dem eine beidseitige Freitreppe zu einem kleinen Podest führt, und mit den beiden je zweiachsigen Seitenrisaliten einerseits und den seitlichen Erweiterungsbauten, die im 19. Jh. überformt wurden, mit zwar gleichem Fensterrhythmus, aber gänzlich abweichender Dachgestaltung. Und dennoch bescheren uns die nach 100jähriger Baupause durchgeführten Umbauten ein zweites Prunkportal, im obigen Bild am rechten Bildrand zu sehen. Beide Prunkportale sind mit Allianzwappen verziert, die unten erläutert werden. Das frühere von beiden trägt die Inschrift "SALVS NOBIS DIEBVS NOSTRIS".

 

Die Geschichte des Schloßbaus beginnt mit dem aus Lissingen in der Eifel stammenden Franz Georg Zandt von Merl, Herr zu Weiskirchen (17.06.1723-16.06.1785). Er war der Sohn von Carl Emmerich Joseph Zandt von Merl, der durch eine glückliche Heirat nicht nur eine vermögende Frau und Weiskirchen bekam, sondern auch am 2.5.1742 im Amt des Schwiegervaters als kurtrierischer Amtmann zu Grimburg nachfolgte, und der 1724 eine Eisenhütte mit vier Wasserrädern und zwei Schmelzöfen gründete und damit den Grundstein für Industrie und familiären Wohlstand legte. Franz Georg Zandt von Merl begann 1749 mit dem Schloßbau, der in drei Bauabschnitten bis 1763 errichtet wurde, und leitete 1759-1768 die Eisenhütte bei Münchweiler.

Der Glanzzeit folgte die Enteignung, Vertreibung und Flucht vor der französischen Revolution. Nach Rückkauf 1801 brachten die Witwe Agnes Apollonia Elisabeth Antonia Zandt von Merl und ihr Sohn Hugo Karl Kaspar Joseph Zandt von Merl (1764-1845) das Eisenwerk wieder in Gang, aber man konnte nicht mehr an frühere wirtschaftliche Erfolge anknüpfen. Erst wurde das Eisenwerk verpachtet, 1819 verkauft, 1868 geschlossen. Das mittlerweile hochverschuldete Gut konnte durch eine Heirat von Hugos Sohn René Zandt von Merl mit Catharina Schaack, Tochter des größten Gläubigers, gerettet werden. Unter den neun Kindern wurde der Besitz schließlich aufgeteilt. Unter den Teileigentümern wurde die Anlage im 19. Jh. erweitert und umgebaut. Im 20. Jh. folgte der völlige Niedergang; durch Verkäufe kam es zu empfindlichem Substanzverlust, wirtschaftlich schwieriges Fahrwasser ließ das Schloß und seine Bausubstanz mehr und mehr herunterkommen. 1959 waren die verschiedenen Anteile schließlich wieder in einer einzigen Hand vereint. Die nun mögliche grundlegende Sanierung dauerte von 1997 bis 2007, und den neuen Eigentümern Dietrich-Bernhard und Annemarie von Hagke ist es zu verdanken, daß aus der völlig heruntergewirtschafteten ehemaligen Residenz wieder ein herrschaftlich wirkendes Anwesen gemacht wurde, das in seiner Art einzigartig für das Saarland ist.

Das auf 1752 datierte Prunkportal im Mittelbau zeigt das Allianzwappen des Bauherren und seiner Frau. Das Wappen Zandt von Merl zeigt in Rot drei (2:1) korrekterweise silberne, golden gekrönte Löwen (hier ganz golden gestrichen). Das Oberwappen fehlt, die Helmzier wäre zu rot-silbernen Decken ein sitzender, golden gekrönter, silberner Löwe. Das Wappen wird beschrieben im Gruber, Zobel, Wolfert, Siebmacher Band: Pr Seite: 71 Tafel: 93, Band: Sa Seite: 53 Tafel: 62 und im Loutsch. Bei Gruber und in Lissingen ist als Variante zu finden der Löwe vor einem schwarzen Hahnenfederbusch. Es gibt drei Varianten des Kleinods im Loutsch: nur der sitzende Löwe, der sitzende Löwe mit aus der Krone hervorkommenden Pfauenfedern, sitzender Löwe vor grünem Ölzweig. Nach Loutsch sind die Löwen blau gezungt und bewehrt. Die Zandt nennen sich nach dem heute zu Zell an der Mosel gehörendem Stammsitz Merl, wo ihnen der Zandthof gehörte. Als Erbvögte des Hamm standen sie jahrhundertelang im Dienst der Kurfürsten von Trier. Das Wappen steht hier für Franz Georg Zandt von Merl, Herr zu Weiskirchen (17.06.1723-16.06.1785), den Erbauer des Schlosses.

Heraldisch links ist das Wappen der v. Eltz, es ist rot-silbern geteilt, oben wachsend ein goldener Löwe. Das Oberwappen fehlt, die Helmzier wäre ein hermelingestulpter roter Turnierhut, darauf der goldene Löwe wachsend zwischen einem mit silbernen (auch als golden beschrieben) Lindenblättern bestreuten roten Flug. Helmdecken rot-silbern. Das Wappen der v. Eltz wird beschrieben im Siebmacher Band: Na Seite: 6 Tafel: 6, Band He Seite: 8 Tafel: 7, Band: Un Seite: 153 Tafel: 121, Band: Bay Seite: 9 Tafel: 3, Band: Kro Seite: 43 Tafel: 33, Band: Lot Seite: 22 Tafel: 16, Band: Pr Seite: 7 Tafel: 7, Band: OÖ Seite: 38 Tafel: 18, ferner im Gruber, im Zobel und bei Wolfert. Das Wappen steht hier für die erste Frau von Franz Georg Zandt von Merl, Philippina Regina von Eltz-Rübenach (-1752). Sie starb im Kindbett, zusammen mit einem Kind. Zu diesem Zeitpunkt war das Haupthaus des Schlosses gerade einmal zwei Jahre fertiggestellt, und im selben Jahr wurde das Prunkportal errichtet..

Nach der Ausführung des Haupthauses im Barock kam es zu einer Zwangspause der Bautätigkeiten. Die französische Revolution bedrohte die Sicherheit der Bewohner, und die verwitwete Schloßherrin mußte mit ihren Kindern auf rechtsrheinisches Gebiet vor den französischen Truppen flüchten. Erst 1801 konnte die Familie wieder auf ihren Besitz zurückkehren, den sie den französischen Besatzern abkaufen mußte. Innen war das als Truppenquartier genutzte Schloß freilich geplündert und seines Mobiliars beraubt. 1886 wurden die Erweiterungsbauten seitlich am Haupthaus umgebaut, und das neue südliche Portal ist mit einem zeitgemäßen Allianzwappen geschmückt. Das heraldisch rechts befindliche Wappen der Zandt von Merl (Beschreibung s. o.) steht hier für Egon v. Zandt v. Merl.

Heraldisch links ist das Wappen der Grafen von Ingelheim genannt Echter von und zu Mespelbrunn, es ist geviert, Feld 1 und 4: in Schwarz ein rot-golden geschachtes Kreuz (von Ingelheim), Feld 2 und 3: in Blau ein silberner Schrägbalken, belegt mit drei blauen Ringen (Echter von Mespelbrunn). Mit kaiserlicher Erlaubnis durften die von Ingelheim sich ab 1698 namentlich und wappenmäßig mit den Echter von Mespelbrunn vereinen. 1703 erfolgte die Erhebung in den Freiherrenstand, 1737 die in den Reichsgrafenstand (mit Franz Adolf Dietrich von Ingelheim).

Das hier nicht dargestellte Oberwappen hätte zunächst zwei gekrönte Helme: Helm 1 (rechts): auf dem Helm mit rot-goldenen Decken ein schwarzer Flug, beiderseits belegt mit einem rot-goldenen, in zwei Reihen geschachten durchgehenden Kreuz, Helm 2 (links): auf dem Helm mit blau-silbernen Decken ein Paar blauer Büffelhörner, beide mit einem mit drei blauen Ringen belegten Schrägbalken belegt, rechts schräglinks, links schrägrechts. Das Wappen wird auch noch mit einem dritten gekrönten Helm geführt: Helm 1 (Mitte): auf dem gekrönten Helm mit rechts schwarz-goldenen und links blau-silbernen Decken fünf Straußenfedern in den Farben schwarz, golden, rot, silbern, blau, Helm 2 und 3 wie oben.

Das Wappen der von Ingelheim wird beschrieben im Siebmacher Band: Bad Seite: 21 Tafel: 14 , Pr Seite: 13 Tafel: 14, Bay Seite: 13, He Seite: 15 Tafel: 15, Na Seite: 3 Tafel: 2, ferner bei Zobel und im Aschaffenburger Wappenbuch.

Das Wappen steht hier für die Ehefrau des Egon v. Zandt v. Merl, Antonetta Maria Isabella Ludovica Gräfin v. Ingelheim gen. Echter v. u. z. Mespelbrunn (geb. 15.8.1863), Tochter von Friedrich Carl Joseph Marsilius Graf v. Ingelheim gen. Echter v. u. z. Mespelbrunn (13.3.1829-9.3.1865), königlich bayerischer Kammerherr, und Luise Charlotta Sophia Amalia Gräfin v. Wiser (21.1.1829-29.6.1887), Enkelin von Franz Carl Philipp Graf v. Ingelheim gen. Echter v. u. z. Mespelbrunn (3.8.1801-22.7.1879) und Josephine Alexandrine Catharine Walburga Caroline Gräfin v. Stain zum Rechtenstein. Antonette war ferner die Schwester des königlich bayerischen Rittmeisters Philipp Alexander Carl Joseph Jacob Friedrich Ludwig Graf v. Ingelheim gen. Echter v. u. z. Mespelbrunn (19.3.1855 -30.4.1907).

Am zum südlich gelegenen Schloßpark führenden schmiedeeisernen Tor ist ein drittes Allianzwappen. Das heraldisch rechts befindliche Wappen der Zandt von Merl (Beschreibung s. o.) steht hier für Franz Georg Zandt von Merl, Herr zu Weiskirchen (17.06.1723-16.06.1785), Erbauer des Schlosses.

Heraldisch links ist das Wappen der von Hagen zur Motten, es zeigt in Gold einen roten Balken, begleitet von oben 9 (5:4) und unten 6 (3:2:1) roten Schindeln. Das Oberwappen fehlt, die Helmzier wäre ein goldener offener Flug, beiderseits belegt mit einem roten Balken, begleitet von den gleichen Schindeln wie im Schild. Helmdecken rot-golden. Das Wappen wird beschrieben im Gruber, im Zobel und im Aschaffenburger Wappenbuch. Das Wappen steht hier für die zweite Ehefrau von Franz Georg Zandt von Merl, Maria Agnes Apollonia Elisabeth Antonia von Hagen zur Motten (1723-1815) aus der Linie Büschfeld. Sie war die Tochter von Johann Wilhelm Ludwig von Hagen zur Motten (1673-12.6.1750), kurtrierischer Marschall und Oberhofmeister sowie kaiserlicher Reichshofrat, vermählt am 20.7.1706 in Koblenz mit Maria Anna Charlotte Freiin von Eltz-Rodendorf (1684-1752). Das Epitaph ihres Vaters ist in der Liebfrauenkirche Trier zu sehen.

Zwei weitere Wappensteine mit den Wappen Zandt von Merl und Hagen zur Motten befinden sich im Park (ohne Abb.). Sie stammen von den zwei oberen Feldern des südlichen Firstes, die bei der Umgestaltung um 1860 ausgebaut wurden und der heutigen Gestaltung Platz machten.

1. Teil der Genealogie der Zandt von Merl: Die Zandt von Merl auf Münchweiler sind eine Unterlinie der Zandt von Merl auf Lissingen (siehe dort).

2. Teil der Genealogie der Zandt von Merl: Durch eine glückliche Heirat mit einer Erbtochter und Übernahme des Amtes vom Schwiegervater konnten sich die Zandt von Merl zu Weiskirchen etablieren:

Ein weiterer, neuzeitlicher Wappenstein befindet sich außen am Portalbogen des Wirtschaftshofes, in einem Segmentbogengiebel. Das Wappen der von Hagke zeigt in Blau zwei silberne, ins Andreaskreuz gelegte Schlüssel. Es wird z. B. beschrieben im Siebmacher Band: ThüA Seite: 58 Tafel: 45 und im Band Sachsen. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre auf dem gekrönten Helm mit blau-roten (lt. Siebmacher blau-silbernen) Decken ein Flug, rechts blau, links silbern, nach anderen Quellen auch ganz rot. Das Stammgut dieser Familie ist Schilfa im Kreis Weissensee, heute Landkreis Sömmerda in Thüringen. Das früher dort befindliche Schloß der Freiherren von Hagke wurde 1948 politisch motiviert abgerissen, denn es hatte den Krieg völlig unbeschädigt überstanden. Gangloff Friedrich von Hagke, letzter Herr auf dem seit dem 13. Jh. in der Familie befindlichen Rittergut, wurde 1945 vom NKWD verhaftet und in ein sowjetisches Arbeitslager verbracht, wo er im Folgejahr verstarb. Seine Frau und seine Kinder wurden enteignet und aus dem Gebiet ausgewiesen, das Schloß wurde im Zuge der planmäßigen Vernichtung kleinerer Herrensitze plattgemacht. Die Familie v. Hagke ist übrigens mit den v. Meitz stammesverwandt, die die gleichen schräggekreuzten Schlüssel im Wappen führten. Hier steht das Wappen für den derzeitigen Eigentümer des Schlosses Münchweiler, Dietrich-Bernhard von Hagke, Sohn von Gangloff von Hagke.

Literatur, Links und Quellen:
Schloß Münchweiler: http://www.schloss-muenchweiler.de/ - http://www.schloss-muenchweiler.de/schloss.html
Genealogie der
Zandt von Merl: Ahnentafeln im Humbracht
Genealogie der
Zandt von Merl: Adelsbuch http://archive.org/details/historischesundg00castuoft S. 219 Zandt
Genealogie der
Zandt von Merl: http://gw4.geneanet.org/dilo06?lang=en&m=NG&pz=dieter&nz=loyo&ocz=0&iz=63735&n=zandt&t=N
Siebmachers Wappenbücher
Alfred F. Wolfert, Aschaffenburger Wappenbuch, Veröffentlichung des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg e. V., Aschaffenburg 1983

Otto Gruber: Wappen des mittelrheinisch-moselländischen Adels, Trier 1962-1965, incl. Nachtrag Trier 1967, ebenfalls veröffentlicht in verschiedenen Jahrgängen der "landeskundlichen Vierteljahresblätter".
Rolf Zobel: Wappen an Mittelrhein und Mosel, Books on Demands GmbH, Norderstedt 2009, ISBN 978-3-8370-5292-3, 527 S.
Wappen der Zandt auf Burg Arras:
http://www.bildindex.de/obj20161850.html
Genealogien:
Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Schloß Schilfa:
http://www.zlb.de/digitalesammlungen/SammlungDuncker/03/158%20Schilfa.pdf
Vernichtung der Schlösser unter der sowjetischen Besatzung:
http://www.bodenreform-schwarzbuch.de/verlorene-kulturwerte.pdf
Geschichte von Schilfa:
http://www.gangloffsoemmern-thueringen.de/
Geschichte Nunkirchen und Münchweiler:
http://www.wad-nun.de.s15210274.onlinehome-server.info/index.php?option=com_content&view=article&id=107&Itemid=122
Hinweistafeln vor Ort im Eingang zur Vorburg
Geschichte von Schloß Münchweiler:
http://www.wad-nun.de.s15210274.onlinehome-server.info/index.php?option=com_content&view=article&id=10&Itemid=16
Johannes Naumann, Die Freiherren von Hagen zur Motten, Blieskastel 2000, S. 336-338,
http://www.saarland-biografien.de/Hagen-zur-Motten-Johann-Wilhelm-Ludwig-von
Zandt von Merl: http://www.schlossarchiv.de/herren/z/Zandt-Merl.htm
Zandt von Merl: http://www.saarland-biografien.de/Zandt-von-Merl-Franz-Georg-von
Ein herzliches Dankeschön an Herrn Dietrich-Bernhard v. Hagke für wertvolle Hinweise

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