Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1765
Oberrimsingen (Stadt Breisach, Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald)

Schloß Rimsingen in Oberrimsingen

Das Schloß Rimsingen befindet sich direkt an der Bundesstraße, Nr. 44 in 79206 Breisach-Oberrimsingen. Das Schloß ist im Stil des französischen Frühklassizismus ausgeführt worden. Die zweigeschossige Schloßanlage, die ein älteres Gutshaus ersetzte, von dem noch die hufeisenförmig arrangierten Ökonomiebauten erhalten sind, wurde 1773-1776 nach Plänen des Deutschordensbaudirektors Franz Anton Bagnato errichtet. Die Gliederung der gartenseitigen Rückseite (siehe Abb.) ist angenehm klar, neun Fensterachsen werden durch einen durch einen Dreiecksgiebel hervorgehobenen Mittelrisalit in drei Dreiergruppen geteilt. Auf der Vorderseite sind es nur sieben Fensterachsen, und der Giebel ist kleiner. Das jeweils mittlere Fenster des Obergeschosses führt vorne wie hinten auf einen kleinen Balkon. Die Ausführung erfolgte durch den Vorarlberger Baumeister Kaspar Zengerle. Bauherr war Freiherr Franz Anton Marquard von Falkenstein. Die Grundherrschaft Oberrimsingen, ehemaliger Besitz der Herren von Staufen und nach deren Aussterben 1602 erst Eigentum der Habsburger, dann des Klosters Günterstal, war 1621 von Johann Erhard Maria von Falkenstein erworben worden.

Die Herren, seit 1708 Reichsfreiherren von Falkenstein besaßen Schloß und Grundherrschaft bis zum Aussterben der Breisgauer Linie der ursprünglich aus Schramberg stammenden Familie im Jahre 1872. 1873 kam das Schloß als Erbe an die Grafen von Helmstedt und danach 1957 an Mathilde Kranke Freiin von Gleichenstein. 1979 kaufte die Stadt Breisach das Anwesen, das seit 1985 wieder in Privatbesitz ist.

Im Dreiecksgiebel auf der Südwestseite, einem großen Garten mit altem Baumbestand zugewandt, befindet sich ein Allianzwappen, eine Arbeit, die dem Bildhauer Joseph Hör (1732-1785) zugeschrieben wird. Heraldisch rechts ist das Wappen der Freiherren von Falkenstein zu sehen, in Blau auf goldenem Dreiberg schreitend ein goldener Hirsch. Das hier nicht dargestellte Kleinod wäre auf dem Helm mit blau-goldenen Decken ein wachsender, goldener Hirschrumpf mit goldenem Geweih. Das Wappen findet sich in der Chronik der Grafen von Zimmern abgebildet und im Alberti S. 182, ebenso bei Grünenberg, der aber eine gänzlich andere Helmzier abbildet. Im Siebmacher Band: Bad Seite: 7 Tafel: 6 wird der Dreiberg jedoch weder erwähnt noch dargestellt, obwohl die Familie dort ausdrücklich dem Besitz in Oberrimsingen zugeordnet wird. Die Herren von Falkenstein sind gemäß Siebmacher-Eintrag Uradel aus dem Breisgau, und ihre Hauptbesitzungen lagen im Kirchzarter Tal bei Freiburg. Am 26.9.1654 wurde der Kämmerer Hans Erhardt von Falkenstein von Erzherzog Ferdinand Sigmund in den erbländischen Freiherrenstand erhoben. Die Reichsfreiherrenwürde erhielten die Brüder Franz Ignaz, Ignaz Dominik, Marquard Leopold und Adalbert von Falkenstein am 8.3.1708 für sich und ihre Nachkommen. Weitere Besitzungen waren Hausen an der Möhlin und Neuershausen bei Freiburg. Es gibt keine Kongruenz mit den Angaben im Alberti, die sich mehr auf die Schwarzwälder Linien beziehen, während der Siebmacher sich allein auf die Breisgauer Linie beschränkt.

Heraldisch links ist das Wappen der Grafen von Schauenburg (gräfliche Linie gen. zu Riegel). Das Stammwappen der Schauenburger war innerhalb eines golden-blauen Wolkenbordes ein silbernes Schildchen, alles überdeckt von einem roten Andreaskreuz (Schragen). Alternative Blasonierung: In Gold ein silbernes Schildchen, umrandet von blauen Wolken, über dem ganzen Schild ein rotes Andreaskreuz. Das Kleinod war auf dem Helm mit blau-silbernen (andere Quellen: blau-goldenen und rot-silbernen) Decken ein wachsender silbern gekleideter Mannesrumpf, gekrönt (alternativ auch ein Frauenrumpf), das Gewand mit dem roten Andreaskreuz (Schragen) belegt, anstelle der Arme zwei Büffelhörner, beide rot oder rechts blau, links rot, außen mit je drei silbernen Kugeln oder Schellen besetzt (mehrere Varianten im Detail, vgl. Siebmachers Wappenwerk, Band: Bad Seite: 13 Tafel: 10 und Band: Els Seite: 20 Tafel: 24, Aschaffenburger Wappenbuch, Alberti S. 678, Becke-Klüchtzner, Tyroffsche Wappenbücher). Die Felder 1 und 4 des vermehrten Wappens zeigen einen Adler, hier rot auf silbernem Feld (s. u.). Der Herzschild ist das Wappen der erloschenen Herren von Staufen und zeigt in Rot drei (2:1) goldene Pokale. Eigentlich müßten diese jeweils mit Patenen (flachen liturgischen Schalen) bedeckt sein, doch geht das bei dieser relativ groben Darstellung unter. Staufen wurde vorübergehend an die Herren von Schauenburg verpfändet, deshalb wurde das Wappenbild aufgenommen, aber Staufen kam 1738 an das Kloster St. Blasien. Rudolf Heinrich von Schauenburg, Kreishauptmann in Znaym, Inhaber der Pfandherrschaft von Staufen und Kirchhofen, Herr der freien Reichsherrschaft Chammersacker, war von Kaiser Karl VI. am 08.11.1675 in den Reichsgrafenstand erhoben worden. Das vermehrte, gräfliche Wappen der Schauenburger wird im Siebmacher Band: Mä Seite: 124 Tafel: 95 beschrieben. Dort werden die Felder 2 und 3 mit goldener Feldfarbe abgebildet, im Text jedoch als in 2 silbern und in 3 golden beschrieben. Kurioserweise wird das Wappen mit drei gekrönten Helmen mit rechts blau-goldenen, links rot-silbernen Decken wiedergegeben, auf dem mittleren ein Variante des Stammkleinods mit gold-silbern geteilten Hörnern und rechts drei goldenen, links drei silbernen Kugeln, die beiden äußeren Helme jedoch ohne Kleinod, angeblich "ex cop. diplom."

Der Bauherr Franz Anton Marquart von Falkenstein (21.10.1744-22.11.1800). k. k. Kämmerer, hatte Franziska Antonia von Schauenburg (1744-23.9.1786) zur Frau, die Tochter von Christian Anton Reichsgraf von Schauenburg, kaiserlicher Geheimer Rat (und Nachfahre des oben erwähnten Rudolf Heinrich), und von Elisabeth Gräfin von Hennin.

Das gleiche Allianzwappen mit identischen, darstellerisch nur gering modifizierten Inhalten wie oben beschrieben befindet sich auch im Giebel auf der Nordwestseite (Abb. oben). Girlanden bzw. Zopfgehänge im Stil Louis XVI. schlingen sich um die Wappendarstellungen.

Über dem Hauptportal des Schlosses im Erdgeschoß befindet sich ein modernes Wappen, das der Familie Hosp, die das Schloß seit 1985 besitzt. Der Schild zeigt unter silbernem Schildhaupt, darin eine von zwei schwarzen, achtzackigen Sternen begleitete schwarze Lilie, in Rot einen goldenen Klauenflügel, der einen goldenen Merkurstab hält. Das hier nicht dargestellte Oberwappen wäre: Auf dem rot-golden bewulsteten Helm mit rot-goldenen Decken der Merkurstab zwischen einem goldenen Flug.

Das Wappen wurde am 30.3.1979 von dem am 25.12.1936 in Herrischried geborenen Kaufmann Rainer Lothar Hosp neu angenommen und ist in der Allgemeinen Deutschen Wappenrolle in Band II (1980) auf Seite 320 veröffentlicht worden (Nr. 79212). Führungsberechtigt sind alle Nachfahren im Mannesstamm des am 15.9.1727 in Herrischried geborenen Stammvaters Johann Hosp. Die Familie Hosp ließ das Schloß grundlegend sanieren und restaurieren und richtete eine Kunstgalerie, einen Veranstaltungsraum und eine Kleinkunstbühne ein.

Literatur, Links und Quellen:
Schloß Rimsingen: http://de.wikipedia.org/wiki/Oberrimsingen#Schloss_Rimsingen
Hinweistafeln am Schloß, mit falschem Baudatum im deutschen Text
Gemeindegeschichte:
http://www.vereinsgemeinschaft-oberrimsingen.de/oberrimsingen.htm
Wappen Hosp: Allgemeine Deutsche Wappenrolle, Band II (1980), Seite 320
Wappen Falkenstein: Zimmernsche Chronik, Chronik der Grafen von Zimmern, Zimmerische Chronik, Zimmersche Chronik, (Cod.Don.580,a–b) = (Cod. Donaueschingen 580a, 580b)
J. Siebmachers Grosses Wappenbuch Band E. Württembergisches Adels- und Wappenbuch. Im Auftrage des Württembergischen Altertumsvereins begonnen von Otto v. Alberti, Bauer & Raspe 1975 (Reprint), 1112 Texts. mit 4132 Wappen + 122 S. Figurenverzeichnis.

Herren von Falkenstein: http://de.wikipedia.org/wiki/Herren_von_Falkenstein_%28Schramberg%29
Schauenburg: Alfred F. Wolfert, Aschaffenburger Wappenbuch, Veröffentlichung des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg e. V., Aschaffenburg 1983, Tafel 23 Seite 123.
Herren von Staufen:
http://www.badische-seiten.de/wissen/herren-von-staufen.php
Haus zum Walfisch in Freiburg:
http://de.wikipedia.org/wiki/Haus_zum_Walfisch
Stammburg der von Schauenburg:
http://www.badischewanderungen.de/Schauenburg.htm
Wappen Schauenburg:
http://diglit.ub.uni-heidelberg.de/diglit/beckekluechtzner1886/0402?sid=ea6acd78c78efcd01f13dd599ecab6c0
Genealogie Schauenburg:
http://diglit.ub.uni-heidelberg.de/diglit/beckekluechtzner1886/0404?sid=ea6acd78c78efcd01f13dd599ecab6c0
Schloß Rimsingen:
http://www.schloss-rimsingen.de, Geschichte: http://www.schloss-rimsingen.de/index.php?id=18
Wolfgang Willig, Landadel-Schlösser in Baden-Württemberg, eine kulturhistorische Spurensuche, 1. Auflage 2010, ISBN 978-3-9813887-0-1, S. 74

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