Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1666
Seckau (Steiermark, Österreich)

Der Hofwirt in Seckau

Im Westen der Abtei Seckau befindet sich das Gebäude des "Hofwirtes", ein traditionsreiches Gasthaus, welches bereits im Jahr 1603 urkundlich als "Hofwirt" oder "Steinhaustafern" (Steinhaus-Taverne) bezeichnet wird. Das historische Gebäude zeigt sich uns heute im Gewande eines barocken Neubaus mit fünf Fensterachsen, der vom Stiftsbaumeister Pietro Francesco Carlone errichtet wurde. Die beiden oberen Stockwerke mit reich verzierten Fensterumrahmungen werden von sechs Kolossalpilastern zu einer Einheit zusammengefaßt. Der Stiftsanwalt Sixt von Tholegg hatte diese Gaststube im Jahr 1659 erworben, und es bestehen enge verwandtschaftliche Beziehungen zwischen den Familien von Tholegg und von Moshardt (Moßhardt). Die Stiftsanwälte aus den Familien nahmen in dem Hofwirts-Gebäude Wohnung. Bis auf die Zeitspanne 1794-1895 zwischen Aufhebung des Chorherrenstiftes und Neubesiedlung durch die Benediktiner war der Hofwirt Abteieigentum.

Über dem Eingang befindet sich, in der obigen Abb. hinter den Baumzweigen verborgen, ein Wappen der Familie Moshardt (Moßhardt, Tinkturen nach Befund). Es ist geviert, Feld 1 und 4: in Gold einwärts ein blau gefiederter Greifenfuß (Klauenflügel), eine silberne Lilie haltend, Feld 2 und 3: in Silber auf einem grünen Berg einwärts ein roter, doppelschweifiger, aufspringender Löwe, in den Vorderpranken drei naturfarbene Rohrkolben haltend. Zwei gekrönte Helme: Helm 1 (rechts): auf dem Helm mit blau-goldenen Decken ein wachsender, doppelschweifiger, gekrönter, rotgezungter, blauer Löwe, Helm 2 (links): auf dem Helm mit rot-silbernen Decken wachsend ein gekrönter, doppelschweifiger, rotgezungter, roter Löwe, beide Löwen zwischen sich mit den beiden Vorderpranken eine silberne Lilie haltend, hinter der oben drei naturfarbene Rohrkolben hervorhommen.

Die Familie schrieb sich ursprünglich "Moser". Die ethymologische Nähe zu Moos = Moor, Sumpf erklärt das Auftreten der Mooskolben (Rohrkolben) im Wappen. Am 5.8.1665 bekamen Moritz Moser, Sekretär von Seckau, sowie die Brüder Veit Daniel und Matthias Franz den Adelsstand mit dem Prädikat "von und zu Moßhardt", wobei sie den bisherigen Familiennamen beibehalten oder weglassen konnten. Am 24.10.1725 gab es zu Wien eine Wappenbesserung und den Freiherrenstand für Moritz Anton von und zu Moßhart (Moßhard, Moshart) aus Seckau. Die Initialen unter dem Wappen lauten "M(ORITZ) A(NTON) V(ON) V(ND) Z(V) M(OSHART)".

Dieses Wappen, in der nach 1665 und vor 1725 geführten Form, taucht in der Abtei noch an zwei Grabsteinen auf, an einem für Anna Theresia von und zu Moshart (Moßhardt), geb. von Tollegg (Toll von Tollegg), lt. Chronogramm von 1719, mit den Wappen Tollegg und Moßhardt, sowie an einem für Anbaldus von Moshart (Moßhardt), ebenfalls frühes 18. Jh. Die oben angegebenen Tinkturen können an beiden Grabsteinen verifiziert werden, wobei ersterer zusätzlich auch das Wappen der von Tollegg zeigt (Tinkturen nach Befund, ohne Abb.), geviert, Feld 1: in Schwarz ein nackter, naturfarbener, um Stirn und Hüfte laubumkränzter wilder Mann mit Aststück oder Keule, Feld 2 und 3: in Silber einwärts ein schwarzer, flugbereiter Vogel, im erhobenen rechten Ständer einen goldenen Fingerring mit nach unten gekehrtem rotem Stein haltend, Feld 4: in Rot ein silberner Schräglinksbalken, belegt mit einer verschlungenen, achtförmigen Figur, die in der Lit. als zwei Kettenglieder bezeichnet wird. Auf dem gekrönten Helm mit rechts schwarz-silbernen und links rot-silbernen Decken der wilde Mann aus Feld 1 wachsend zwischen rechts einem schwarzen, mit silberner Binde belegten Büffelhorn und links einem wie Feld 4 bez. Flügel.

Literatur, Links und Quellen:
Hofwirt Seckau: http://www.events.at/hofwirt_zu_seckau/
Josef Kraßler: Steirischer Wappenschlüssel, Veröffentlichungen des Steiermärkischen Landesarchives Graz Nr. 6, 1968, 349 S., S. 249, S. 292 etc.
Genealogisches Taschenbuch der adeligen Häuser Österreichs Bd.1 (1905) S. 264
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