Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1659
Bad Radkersburg (Steiermark, Österreich)

Pfarrkirche Bad Radkersburg: Cristoff Weltzer (Christoph Welzer)

An der Außenseite der Radkersburger kath. Stadtpfarrkirche Hl. Johannes der Täufer ist kurz vor dem Kircheneingang ein Epitaph im Stil der Renaissance aufgestellt für Christoph von Welzer auf Eberstein (eine Görschnitztaler Herrschaft), Frauenstein und Nussberg, Landesverweser in Kärnten, geb. ca. 1525, gest. 1566, vermählt mit Anna Thurzó von Bethlenfalva (1546-12.9.1607), Tochter von Christoph Thurzó von Bethlenfalva und Maria Magdalena von Rehlingen. Christoph von Welzer war der Sohn von Moritz Welzer auf Frauenstein und Hallegg (Landesverweser in Kärnten, gest. 1555) und Maria Tänzl von Tratzberg, Tochter von Veit Jakob Tänzl. Anna Thurzó von Bethlenfalva hatte 1553 Christoph von Welzer in erster Ehe geheiratet, nach seinem Tod vermählte sie sich am 25.1.1568 erneut in Villach, diesmal mit Georg III. Freiherr v. Khevenhüller-Hohenosterwitz (22.4.1533 - 1587). Deren Kinder waren Maria Elisabeth Khevenhüller v. Aichelberg (geb. 1.11.1569) und Maria Anna Khevenhüller v. Aichelberg (15.11.1571-17.3.1638), erstere vermählt am 10.9.1589 in Klagenfurt mit Rudolph Graf v. Stubenberg, letztere vermählt mit Moritz III. v. Welzer-Eberstein (-6.3.1606), womit eine erneute Verbindung zur Familie der Welzer hergestellt wurde.

Christoph von Welzer und seine Frau sind einander im Profil und kniend zugewandt, beide mit zum Gebet gefalteten Händen, Christoph in Rüstung, den Helm jedoch hat er abgelegt, dieser befindet sich am Fuße des zwischen den beiden Personen das oben halbkreisförmig geschlossene Bogenfeld vertikal teilenden Kruzifixes. Hinter dem gespornten Fuß Christophs sind zwei kleine Kinder im Schatten zu sehen.

Die Inschrift lautet: "Hie ligt begraben der Edl und Gestrenng Herr Cristoff Weltzer zum Frau(e)nstein ... Ertzhertzogen Carls zu Osterreichen gewester (gewesener) Ratt (Rat) und Lanndsverweser (Landverweser) In Kharndten (Kärnten) der am 21 (?) tag Septembers Im 1566 Jar In hochg................leger In Gott entschlaffen. Dem und uns allen Gott der Allmechtig durch ......., i(h)m fröliche Aufersteeung (fröhliche Auferstehung) verleichen wolle (verleihen möge). Amen. und hat nach seinem ableiben (Ableben)... Anna geborne Turtzin (Thurzó) Freijn sein Eliche gmahl (eheliche Gemahlin) in wittib standt (Witwenstand) verlassen."

 

Zu beiden Seiten dieses Zentralfeldes sind zwei von Putten gehaltene Wappensteine lose aufgestellt, wobei die Positionen vertauscht sind. Das Wappen des Ehemannes Christoph ist das vermehrte Wappen der Welzer, geviert, Feld 1 und 4: in von Rot und Silber gespaltenem Feld ein aus den Seitenrändern hervorkommender, W-förmig niedergebogener Treuebund, der rechte Arm silbern geharnischt, der linke Arm rotgewandet (Stammwappen Welzer), Feld 2 und 3: In Schwarz eine gestürzte silberne Schräglinksspitze (schräglinke gestürzte Spitze), hier in Feld 3 einwärts gewendet, also schrägrechts gestürzt (Tennberg, am 28.10.1361 verlieh Erzbischof Rudolf von Salzburg der Familie von Welzer das heimgefallene Wappen der ausgestorbenen von Tennberg). Dazu werden zwei Helme geführt, Helm 1 (rechts): auf gekröntem Helm ein geschlossener Flug mit dem Treuebund wie im Schild, Decke rot-silbern (Stammkleinod Welzer), Helm 2 (links): auf gekröntem Helm fünf Straußenfedern, abwechselnd schwarz und silbern ("ein silberner poschen mit swartzen raitzeln"), Decken schwarz-silbern (Kleinod Tennberg). Die Entwicklung des Welzer-Wappens wird ausführlich im Kapitel zur Kirche von Wilhermsdorf behandelt. Im Siebmacher wird das Wappen Welzer im Band: NÖ2 Seite: 531 Tafel: 263-264 beschrieben.

 

Das Wappen der Ehefrau Anna Thurzó von Bethlenfalva (Bethlendorf) ist geteilt, oben in Rot ein aus der Teilung wachsender, golden gekrönter, goldener, in der Literatur doppelschweifig angegebener, hier aber nur einschwänzig wiedergegebener Löwe, unten in Gold drei (2:1) rote, golden bebutzte und grün bespitzte Rosen, auf dem gekrönten Helm mit rot-goldenen Decken der golden gekrönte, goldene Löwe wachsend. Im Siebmacher wird das Wappen in Band: NÖ2 Seite: 358 Tafel: 165-166 und in Band: SchlA1 Seite: 111 Tafel: 80 beschrieben.

Das ist das Stammwappen der zum ungarischen Uradel gehörenden, durch Metallgewinnung und Metallhandel in der Slowakei, in Siebenbürgen, in Böhmen, in Schlesien und in Polen reich gewordenen und mit den Fuggern in Handels- und Heiratsbeziehungen stehenden und am 19.10.1621 mit Emerich im Mannesstamme erloschenen Familie. Anna Thurzó von Bethlenfalva (1546-12.9.1607) war die Tochter von Christoph (Kristóf) Thurzó von Bethlenfalva und dessen zweiter Frau Maria Magdalena von Rehlingen (Rehlinger von Horgau, 5.5.1508-1.11.1557). Annas Großvater war Georg (Jerzy, Juraj oder György) Thurzó (geb. 26.3.1467, gest. 19.3.1521), der am 11.10.1497 Anna Fugger (15.4.1481-15.4.1535), Tochter des Ulrich Fugger, geheiratet hatte.

Andere Fundstellen für das Wappen der Thurzó sind z. B. das Alte Schloß in Waxenberg (Oberösterreich) oder das Schloß Jánský Vrch (dt. Johannesberg). Annas Großvater György Thurzó ist mit seinem Wappen außerdem im sog. Ehrenbuch der Fugger abgebildet. Ein Wappenbrief von König Ladislaus V. zu Buda datiert vom 19.2.1456, ausgestellt für Gregor Szepesi von Bethlenfalva und für seinen "Frater". Der Freiherrenstand mit dem Prädikat "von Bethlenfalva" wurde von Johannes Thurzó von Bethlenfalva, gest. 1508, im Jahre 1505 erlangt.

Man beachte übrigens die Ähnlichkeit mit dem Wappen der stammesverwandten Henckel von Donnersmarck. Im Mannesstamm leitet sich jene Familie von den Thurzó v. Bethlenfalva in Oberungarn ab; Petrus de Thurzó hatte die Erbtochter der Henckel geheiratet und nahm für sich und seine Nachkommen deren Namen an, und ebenso das Wappen (cave Farbverschiebungen bei den Henckel).

Im Siebmacher wird ein vermehrtes Wappen aus dem Jahr 1520 beschrieben: Zweimal geteilt, oben gespalten, rechts sechs (3:2:1) Lilien, links ein Adler, in der Mitte in Rot ein aus der unteren Teilung wachsender, golden gekrönter, goldener Löwe, unten in Gold drei (2:1) rote Rosen.

Reichsfreiherrliches Wappen aus dem Jahr 1550 gemäß Diplom, ausgestellt von Kaiser Ferdinand zu Wien am 14.4.1550 für Bernhard Thurzó von Bethlenfalva und für seine Neffen Stanislaus, Hieronymus, Alexius und Christof, Söhne von Christof Thurzó von Bethlenfalva: Geviert, Feld 1 und 4: Stammwappen mit Löwe und Rosen, Feld 2 und 3: in Blau drei (2:1) auffliegende, golden gekrönte, goldene Lerchen, zwei gekrönte Helme: Helm 1 (rechts): Stammkleinod, Helm 2 (links): auf dem Helm mit blau-goldenen Decken eine auffliegende, golden gekrönte, goldene Lerche.

Gräfliches Wappen aus dem Jahr 1606 (Zipser Linie) gemäß Verleihung des Grafenstandes im Jahr 1606 durch Kaiser Rudolf für Georg V. Thurzó von Bethlenfalva, gest. 24.12.1616, als "Graf von Arva" und Wappenerweiterung aus dem Jahre 1607: Geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4: Stammwappen mit einwärtsgekehrtem Löwen und Rosen, Feld 2 und 3: in Blau einwärts ein aufspringendes silbernes Einhorn, Herzschild: in Gold ein schwarzer Doppeladler mit darüber schwebender Kaiserkrone (Gnadenwappen), zwei gekrönte Helme: Helm 1 (rechts): Stammkleinod, Helm 2 (links): auf dem Helm mit blau-silbernen Decken ein wachsendes silbernes Einhorn.

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher, insbesondere die Bände Niederösterreich und Schlesien.
Wappen Welzer: Zacharias Bartsch, Steiermärkisches Wappenbuch (1567), Facsimile-Ausgabe mit historischen und heraldischen Anmerkungen von Dr. Josef v. Zahn und Heraldische Besprechung von Alfred Ritter Anthony v. Siegenfeld, Graz u. Leipzig, Ulrich Mosers Buchhandlung (J. Meyerhoff) 1893, Seite 155 Tafel 43
Thurzó von Bethlenfalva:
http://de.wikipedia.org/wiki/Thurzo
Stammtafel der Thurzó von Bethlenfalva:
http://genealogy.euweb.cz/hung/Thurzo.html

Pfarrkirche, Hans Eggenberger

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