Bernhard
Peter
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Photos schöner alter Wappen Nr. 1651
Straßburg (Kärnten, Österreich)
Burg Straßburg, Stall- und Kastengebäude
Im Norden der Vorburg der Burg Straßburg befindet sich das dreigeschossige Stall- und Kastengebäude (links im Bild). Es wurde 1583-1584 im Stil der Renaissance von Werkmeister Andrea dell'Allio erbaut. Die Pläne dafür schuf der Architekt Johann Anton Verda, bekannt durch die Erbauung des Klagenfurter Landhauses. Der Bau war zuerst kürzer und wurde im 17. Jh. nach Westen verlängert und durch einen Arkadengang mit der Kernburg verbunden.
Heraldisch von Interesse ist das Westportal in der Flucht des Zugangsweges, das zwar 1995 neu aufgebaut wurde, über dem aber ein erhaltener Originalstein aus der Bauzeit an der neuen Wand angebracht ist. Nach den Zerstörungen des 18. Jh. wurde das Gebäude Ende des 20. Jh. instand gesetzt und als Ausstellungsraum hergerichtet.
Das bischöfliche Wappen wird von zwei Inschriftenfeldern flankiert. Beide gemeinsam ergeben mit durchlaufenden Zeilen folgende Inschrift: "CHRISTOPHORVS ANDREAS EX BARONIBVS DE SPAVR EPISCOPVS GVRCENSIS CAROLI ARCHIDVCIS AVSTRIE A SECRETIS CONSILIIS ET PROVINCIARVM LOCVM TENENS HANC STRVCTVRAM PRO STABVLIS HORREIS ET HOSPITIBVS SIBI ET SVCCESSORIBVS AB FVNDAMENTIS EREXIT 1583". Der genannte Bauherr ist Christoph Andreas Freiherr von Spaur, Gurker Fürstbischof 1574-1603, Geheimrat des österreichischen Erzherzogs Karl, der dieses Gebäude von Grund auf als Stall, Speicher und Gästehaus für sich und seine Nachfolger von 1583 an errichtete. Der zentrale Wappenschild wird von einer verzierten Inful überhöht; über den beiden Inschriftentafeln sind dahinterstehende Figuren zu sehen, der optisch linke mit Engelsflügeln, welche den jeweils äußeren Unterarm auf die Oberkante der Tafeln stützen. Christoph Andreas Freiherr von Spaur (30.11.1543-10.1.1613), Sohn von Ulrich Freiherr v. Spaur u. Flavon (-17.4.1549) und Katharina v. Madrutz Baronessa di Madruzzo di Quatri Vicariati, war 1573 (Weihe) bis 1603 (Resignation) Bischof von Gurk und 1601-1613 Bischof von Brixen.
Der Wappenschild des 1573-1603 amtierenden Gurker Fürstbischofs Christoph Andreas Freiherr von Spaur ist geviert:
Durch diese Anordnung ergibt sich eine sich schräglinks über den kompletten Schild ziehende Diagonale aus insgesamt acht Sternen in abwechselnden Farben, ein auf den ersten Blick verwirrender, aber auf den zweiten Blick nicht unästhetischer, wenn auch sehr kleinteiliger Rhythmus. Auch die Anzahl von insgesamt sechs Löwen in einem Schild ist bemerkenswert.
Das Familienwappen der v. Spaur, einem Tiroler Ministerialengeschlecht, wird beschrieben im Siebmacher Band: NÖ2 Seite: 168 Tafel: 72, Band: Tir Seite: 16 Tafel: 18 etc., eine Abb. des einfachen Wappens findet sich im Scheiblerschen Wappenbuch (Bayerische Staatsbibliothek Cod.icon. 312 c), Folio 270, in Silber ein roter, golden gekrönter Löwe, welcher in den Vorderpranken einen goldenen Doppelbecher hält, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken der rote Löwe mit goldenem Doppelbecher wachsend. Dieses Wappen mit dem Schenkenbecher steht für das Erbmundschenkenamt der Grafen von Tirol.
Namengebend wurde die Burg Klein-Spaur (Spor minore), auf der Ritter Volkmar (1270-1343) 1312 von König Heinrich von Böhmen, Graf von Tirol, das Burggrafenamt erhielt. Mit der Grafschaft Flavon wurde er 1334 belehnt. Ulrich zu Spaur und Flavon auf Unter-Valèr, Hauptmann an der Etsch, erhielt am 24.9.1546 von Kaiser Karl V. zu Prag den Reichsfreiherrenstand. Dabei wurde das Wappen mit dem der Valèr vereinigt. In dieser Form ist es das Wappen des jüngeren Stammes, der älteren Linie (Neu-Spaur), und ganz präzise des älteren Astes (Unter-Valèr). Zu dem gevierten Familienwappen gehören zwei Helme, Helm 1 (rechts): auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein wachsender roter Löwe mit dem goldenen Doppelbecher (Spaur), Helm 2 (links): auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein geschlossener, wie Feld 2 bez. Flug (Valèr). Hier wurde beim fürstbischöflichen Wappen auf die Wiedergabe der Helme verzichtet. Am 12.10.1633 erlangte die Familie den erbländisch-österreichischen Grafentitel, und am 27.6.1637 den Reichsgrafenstand mit "Wohlgeboren"; der Begünstigte war beidesmal Anton Freiherrn von Spaur und Flavon auf Unter-Valèr, Kaiserlicher Kämmerer und Rat, Hauptmann zu Brixen und Bruneck. Neben diesem Zweig gibt es noch weitere Linien, wobei deren Wappen immer den Löwen mit dem Doppelbecher enthält, damit kombiniert jedoch andere Inhalte (v. Lichtenberg, Anich).
Position des besprochenen Wappensteines im Grundriß
Literatur,
Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf
CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Die Wappen der Hochstifte, Bistümer und Diözesanbischöfe im
Heiligen Römischen Reich 1648-1803, hrsg. von Erwin Gatz, von
Clemens Brodkorb, Reinhard Heydenreuter und Heribert Staufer,
Schnell & Steiner Verlag 2007, S. 188 ff.
Hinweistafeln an Burg Straßburg
Grundriß in: Dehio, Kärnten, S. 686, Bodo Ebhardt I, Abb. 670,
Kohla, S. 312, Tafeln vor Ort, ferner in: Friedrich-Wilhelm
Krahe: Burgen des Deutschen Mittelalters, Grundriß-Lexikon,
Bechtermünz Verlag, Augsburg 1996, ISBN 3-86047-219-4
Christoph Andreas von Spaur: http://de.wikipedia.org/wiki/Christoph_Andreas_von_Spaur
Franz von Krones, Christoph IV. Andreas Frhr. v. Spaur),
in: Allgemeine Deutsche Biographie, . Band 4, Duncker &
Humblot, Leipzig 1876, S. 239 f., online: http://de.wikisource.org/wiki/ADB:Christoph_IV._Andreas
Franz Huter, Christoph IV. Andreas, Frhr. v. Spaur, in: Neue
Deutsche Biographie, Band 3, Duncker & Humblot, Berlin
1957, S. 244, online: http://daten.digitale-sammlungen.de/0001/bsb00016319/images/index.html?seite=260
Familie v. Spaur und Flavon: http://www.coresno.com/aktuell/129-lex-bayern/2647-lex-spaur-flavon.html
Familie v. Spaur und Flavon: http://www.coresno.com/aktuell/61-kategorie-beitraege/2157-lex-spaur-flavon.html
Bistum Gurk: http://www.bistum-gurk.at/Strassburg/Geschichte/geschichte.htm
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