Bernhard
Peter
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Photos schöner alter Wappen Nr. 1576
Naumburg (Saale, Sachsen-Anhalt)
Das Naumburger Rathaus
Das am Marktplatz stehende Naumburger Rathaus ist der bedeutendste Profanbau der Bürgerstadt aus der Zeit der Renaissance. Nach dem großen Stadtbrand von 1517 wurden mehrere Vorgängerbauten 1517-1528 einheitlich zusammengefaßt. Das Rathaus wurde 1555-1556 ausgebaut. Baumeister dieses gewaltigen Baus waren Hans Witzleube und Conrad Steiner. Insgesamt sechs Zwerchgiebel beleben dicht nebeneinander stehend die Dachlandschaft zum Marktplatz, je zwei weitere Giebel weisen zur Rittergasse und zur Engelgasse, wobei das Blendmaßwerk der Giebelflächen noch zur spätgotischen Formensprache gehört.
Die unter dem Dachansatz umlaufende Inschrift lautet: "...des Durchlauchtigen, hochgeborenen Fürsten und Herrn, Herrn AUGUSTI Herzogen zu Sachsen, Gülich (Jülich) Cleve und Berg, Landgraff in Düringen (Thüringen), Marggraff (Markgraf) von Meißen, postulirten Administrators des Stiffts Naumburg, Graff zu der Mark und Ravensbergk, Herrn zu Ravenstein - Die Bürgerschaft Naumburgs erneuerte dieses Hauses Äußere in den Jahren 1921/22 - 1959 - 1978 - 1990".
Bei der vorletzten Renovierung wurde 1960 auch das Schriftband in der Sgrafittotechnik erneuert, damals noch mit dem programmatischen Zusatz (sinngemäß) " zu Ehren des ersten Staates der Arbeiter und Bauern", der nach der Wende bei der letzten Renovierung getilgt wurde.
Das prächtig und üppig verzierte Spätrenaissance-Portal des Rathauses stammt aus den Jahren 1611-1612. Für diesen Umbau war der aus Bamberg stammende Baumeister Conrad Steiner verantwortlich, der 1577 das Bürgerrecht in Naumburg bekommen hatte. Aus einem Sprenggiebel erhebt sich der Wappenaufsatz mit einem Dreiecksgiebel gleicher Neigung, flankiert zu beiden Seiten von je einem Obelisken. Die Doppelsäulen zu beiden Seiten des Rundbogenportales sind mit verschiedenen Mustern dekoriert.
Der in der Außenmauer eingelassene, teilweise beschädigte Wappenstein von 1492 stammt aus der Zeit von Umbau- und Erweiterungsarbeiten aus der Zeit 1481-1492, also von einem Vorgängerbau des heutiges Rathausbaues, und er zeigt das Naumburger Stadtwappen, in Silber schräggekreuzt ein rotes, schrägrechts gelegtes, gestürztes Schwert und ein schräglinks gelegter, roter Schlüssel mit dem Griff nach oben. Auf dem Helm mit rot-silbernen Decken aus einer Inful wachsend ein Pfauenschweif. Die Anordnung mit beiden Griffen nach oben unterscheidet sich von späteren Varianten. Die Abb. oben stammt aus dem Jahr 2011, die Abb. unten aus dem Jahr 2018 nach zwischenzeitlich erfolgter Renovierung.
Eigentlich leitet sich das Wappen aus den bischöflichen Siegelsymbolen ab, und als sich die Bürgerstadt Stadt Naumburg etablierte, behielt man das Symbol des Stifts bei, wobei die exakte Anordnung variiert wurde. Im Siebmacher wird das Wappen im Band: St Seite: 44 Tafel: 79 beschrieben, dort mit einem Ritter, der den Schild mit Schlüssel und Schwert hält. Der mit dieser Tafel dokumentierte Umbau lag in den Händen eines "Meisters Volkmar". Der oben genannte Hans Witzleube, der den Neubau des Rathauses vornahm, war sein Schüler.
Über dem Portal ist eine auf 1612 datierte Wappenkombination, deren heraldisch rechte Komponente auf die Tatsache hinweist, das die sächsischen Herzöge Administratoren des Stifts waren (gespalten, rechts eigentlich von Schwarz und Gold neunmal geteilt, hier weniger Teilungen, darüber ein grüner schrägrechter Rautenkranz, hier im Bogen). In der heraldisch linken Spalthälfte und als Vollwappen auf der optisch rechten Seite sehen wir erneut das Naumburger Stifts- und Stadtwappen, aber in etwas anderer Anordnung, in Silber schräggekreuzt ein roter, schrägrechts gelegter Schlüssel mit dem Bart nach außen und oben, und ein aufrechtes, schräglinks gelegtes rotes Schwert, Kleinod wie oben. Das Schwert liegt über dem Schlüssel, das wurde später geändert, auch wurden die Griffe beide auf die heraldisch linke Seite gelegt (das Schwert also wieder gestürzt und schräglinks); bis 1993 lag wieder der Schlüssel oben, und die nächste Änderung 1994 brachte wieder das Schwert nach oben. Die Restaurierung des Portals nach der Wende wird im übrigen als völlig unsachgemäß bezeichnet.
Zum Vergleich das Stadtwappen an der Figur des Brunnens auf dem Stadtmarkt: Hier liegen beide Griffe auf der heraldisch linken Seite des Schildes, der Schlüssel liegt oben, so setzte sich die Darstellung bis 1993 durch.
Literatur,
Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher
Informationstafel am Gebäude
Stadtwappen Naumburg: http://www.stadt-naumburg.de/Stadt/Naumburg/Hauptsatzung_Naumburg.html
Geschichte des Rathauses: http://www.naumburg-online.de/?load=tourismus/nol_geb_rathaus.html
ein herzliches Dankeschön für wertvolle Hinweise zur
Restaurierung an Herrn Hartwig Ammann
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