Bernhard
Peter
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Photos schöner alter Wappen Nr. 1563
Staffelstein (Oberfranken, Landkreis Lichtenfels)
Das Rathaus von Staffelstein
Das Rathaus von Staffelstein ist ein frei im Stadtzentrum stehender Bau mit steinernem Erdgeschoß und zwei jeweils etwas auskragenden Fachwerkobergeschossen unter einem Satteldach mit Fachwerkgiebeln und Zwerchhaus in der Mitte der Traufseite. Der 1685-87 nach Plänen von Hans Jacob Pless vom Zimmermann Adam Kunzelmann (Cuntzelmann) aus Stübig erbaute Bau ersetzte den beim Stadtbrand am 5.7.1684 verloren gegangenen Vorgängerbau von 1476. Von diesem übernahm man nur den steinernen Sockel, der den Brand überlebt hatte.
Im Erdgeschoß führt ein mittig angelegtes Portal zwischen den beiden einst offenen Rundbogenarkaden der Markthalle ins Innere. Über diesem ist das Wappenmotiv des Bamberger Domkapitels angebracht, die Halbfigur von Kaiser Heinrich II. unter einem türkisgrünen, innen mit Hermelinstreifen verzierten Baldachin, im mit einer goldenen Brustspange zusammengehaltenen, blauen, rot gefütterten Mantel mit dem Zepter in der ausgestreckten Rechten und den Reichsapfel in der Linken vor der Brust, mit der Kaiserkrone auf dem Haupt, unter sich einen goldenen Schild mit dem schwarzen Doppeladler des Reiches, auf dem eine zweite Kaiserkrone ruht. Auch wenn hier alles fehlt, was man bei einem Wappen erwartet, zum Beispiel existiert keine wie auch immer als Schildkartusche zu interpretierende Außengrenze, handelt es sich dennoch um das hier in Form einer plastischen Darstellung wiedergegebene Wappenbild des Bamberger Domkapitels. Die Plastik wurde wohl von dem Stukkateur Martin Seelmann um 1750 angefertigt.
Ganz hoch oben über der Uhr am Zwerchhaus begegnet und das Wappen des Hochstifts Bamberg, in Gold ein rotbewehrter und rotgezungter, schwarzer Löwe, hier doppelschwänzig dargestellt, überdeckt von einer silbernen Schrägleiste (auf der in dieser Darstellung der Löwe quasi zu reiten scheint), wobei die die Uhr flankierenden beiden Engel mit ausgestreckten Armen auf dieses Hochstiftswappen weisen. Beide Elemente passen nicht zur Bauzeit des Rathauses, sondern wurden anläßlich einer Barockisierung 1754 angebracht, bei der überhaupt erst die Mitteltür gebrochen wurde, vorher erreichte man das erste Obergeschoß mit Tanzboden, Küche und zwei Ratsstuben über eine doppelläufige Außentreppe.
Das Domkapitel Bamberg, das eine gesonderte Besitzausstattung und Besitzverwaltung hatte, welche nicht identisch mit der des Hochstifts war, war im 11. Jh. in den Besitz von Staffelstein gekommen. In einer um 1120-1124 entstandenen Wirtschaftsordnung des Kapitels wird jedenfalls ein Fronhof Staffelstein genannt. Nachdem Dompropst und Kapitel ihn darum gebeten hatten, verlieh König Löthar im Jahre 1130 Marktrecht. Dieser Markt war ausschließlich dem Bamberger Domkapitel unterstellt und sicherte diesem Einnahmen. Das Domkapitel versuchte den Einfluß anderer Grundherren in Staffelstein zurückzudrängen, indem es seinen Besitz in Staffelstein und außerhalb zu einem eigenen Amt zusammenfaßte. 1416 wurde das Amt Staffelstein dem Domdekan und dem gesamten Domkapitel unterstellt, nachdem es zuvor langen Streit zwischen Kapitel und Dompropst über die Verteilung der Einkünfte gegeben hatte. Da der Bischof hier keine landesherrlichen Machtbefugnisse hatte, war das Amt Staffelstein quasi ein Staat im Staate. Steuern waren an das Domkapitel zu zahlen, nicht an den Bischof. Die Untertanen mußten dem Domkaitel Treue schwören, nicht dem Bischof, der hier auch bei Besuchen jenseits der üblichen Ehrenbezeugungen keinerlei Huldigung erwarten durfte. Und die Stadt Staffelstein war auch nicht auf den Landtagen unter all den anderen hochstiftlichen Städten vertreten, weil sie nicht dazugehörte.
Literatur,
Links und Quellen:
Siebmachers
Wappenbücher, insbes. Band Bistümer
Bad Staffelstein: http://www.bad-staffelstein.de/de/tourismus/bad-staffelstein/stadtrundgang.php
Hinweistafel am Gebäude
Rathaus: http://www.tourismusverein-badstaffelstein.de/index.php?page=4&menu=3
Günter Dippold: Bad Staffelstein, Kleinod im Gottesgarten am
Obermain, hrsg. von Siegfried Naser, Konrad Ackermann und Manfred
Pix im Auftrag des Sparkassenverbandes Bayern, Deutscher
Sparkassen Verlag, Stadt Bad Staffelstein 2001, ISBN
3-09-303893-6
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