Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1543
Rüdesheim (Rheingau-Taunus-Kreis)

Der Brömserhof in Rüdesheim

Der Brömserhof (Obergasse 6-10) war einst Sitz der Brömser von Rüdesheim. Die heutigen Bauten stammen aus dem 15. bis 17. Jh. Im Mittelalter fand sich der erst außerhalb der Stadtmauern gelegene Brömserhof anläßlich deren Erweiterung zeitweise in einer Rolle als Eckbastion wieder. Das malerische Ensemble wird insbesondere geprägt von dem pittoresken Fachwerkturm mit vier spitzbehelmten Eckerkerchen am Spitzdach, wegen seiner Bauweise sicherlich kein Wehrturm, sondern ein Repräsentativbau und Ausguck zugleich. Im Inneren des Brömserhofes sind sehenswerte heraldische Wand- und Deckenmalereien aus dem 16. Jh. aus der Zeit von Heinrich Brömser (1535-1564) und Walburga von Greiffenclau-Vollrads zu sehen; die rippengewölbte Kapelle befindet sich im rückwärtigen Teil.

Von heraldischem Interesse ist außen allein der dreiflächige Erker im ersten Obergeschoß des Hauptbaues über dem Eingang zu diesem. Unter einer Krone sind zwei asymmetrisch gestaltete Wappenschilde zu einem Allianzwappen zusammengestellt. Die abgekürzte Inschrift steht für H(einrich) B(römser) v(on) R(üdesheim) (geb. ca. 1601, gest. 1668) und M(aria) M(agdalena) v(on) H(eddesdorf) (geb. ca. 1602, gest. 1672) Anno 1650. Der Hausherr war kurmainzischer Rat und wurde in den Reichsfreiherrenstand erhoben zum Dank für seine Verdienste für das Kurfürstentum Mainz bei den Verhandlungen zum Abschluß des 30jährigen Krieges in Münster. Er war es, der vor den alten mittelaterlichen Bau ein neues Herrenhaus vorbaute, wodurch der alte Treppenturm im Innern der Anlage verschwand. Da er keine Kinder hatte und mit ihm das Geschlecht der Brömser von Rüdesheim ausstarb, kam der ausgedehnte und verstreute Besitz und damit auch dieser Hof an die Familien, in die seine Schwestern eingeheiratet hatten, an die von Metternich, an die von der Leyen und an die von Bettendorff. Letztere "übernahmen" übrigens auch das Wappen der Brömser, 1694 wurde das Wappen der Bettendorf anläßlich der Erhebung in den Freiherrenstand um dieses Element vermehrt. Zur Genealogie: Heinrich Brömser (geb. ca. 1601, gest. 1668) war der Sohn von Johann Reichard Brömser und Margarethe von Cronberg, ein Enkel von Heinrich Brömser (1535-1564) und Walburga von Greiffenclau-Vollrads und ein Urenkel von Heinrich Brömser (ca. 1490-1543) und Apollonia von Ingelheim.

Heraldisch rechts zeigt das Wappen der Brömser von Rüdesheim unter silbernem Schildhaupt in Schwarz 6 (3:2:1) silberne Lilien. Die nicht dargestellte Helmzier wäre ein schwarzer Hut, in dessen silbernem Aufschlag zwei je nach Quelle ganz silberne, silbern-schwarz oder schwarz-silbern übereck geteilte Federstöße stecken. Die Helmdecken sind schwarz-silbern. Ihr Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: NaA Seite: 36 Tafel: 58, im Gruber und im Aschaffenburger Wappenbuch. Heraldisch links ist das Wappen der ebenfalls rheinländischen von Heddesdorf, in Blau ein mit drei roten Pilgermuscheln belegter, silberner Schrägrechtsbalken. Die nicht dargestellte Helmzier wäre Kopf und Hals eines silbernen, rot bewehrten Hahnes mit rotem Kamm wachsend zwischen einem Flug in den Formen und Farben des Schildes, Helmdecken blau-silbern. Ihr Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: Na Seite: 7 Tafel: 7, Band: Bad Seite: 54 Tafel: 33, Band: Pr Seite: 45 Tafel: 57, weiterhin im Gruber, farblich abweichend (unrichtig) hingegen in Siebmacher II, 72.

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher
Alfred F. Wolfert, Aschaffenburger Wappenbuch, Veröffentlichung des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg e. V., Aschaffenburg 1983
Ernst v. Oidtman, Die adeligen Geschlechter von Rüdesheim, in: Mitteilungen der Westdeutschen Gesellschaft für Familienkunde, Band II, Nr. 9, 1921
Otto Gruber: Wappen des mittelrheinisch-moselländischen Adels, Trier 1962-1965, incl. Nachtrag Trier 1967, ebenfalls veröffentlicht in verschiedenen Jahrgängen der "landeskundlichen Vierteljahresblätter".
Rolf Zobel: Wappen an Mittelrhein und Mosel, Books on Demands GmbH, Norderstedt 2009, ISBN 978-3-8370-5292-3, 527 S.
Herrn Reiner Bremser ein herzliches Dankeschön für wertvolle Hinweise zu den Brömser von Rüdesheim
Brömserhof:
http://www.denkmalpflege-hessen.de/LFDH4_DDM_2001-01/body_index.html
Rolf Göttert, Der Rüdesheimer Brömserhof als Kulturdenkmal:
http://www.ruedesheim.de/cms/download/Stadtarchiv/notizen/de_stadtarchiv_2007_SN78_Broemserhof_Kulturdenkmal.pdf

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