Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 1541
Bad Säckingen (Landkreis Waldshut)
Grabstein des Trompeters von Säckingen
Rings um den Chor des Fridolinsmünsters in Bad Säckingen sind einige alte Grabsteine aufgestellt. Der hier gezeigte Stein erinnert an eines der berühmtesten Liebespaare der Literatur, an den sog. Trompeter von Säckingen. Franz Werner Kirchhofer (1633-31.5.1690), Bürger und Ratsherr der Stadt Säckingen, und Maria Ursula von Schönau (1632-21.3.1691), Tochter des Freiherren Otto Rudolph von Schönau, bilden den historischen Hintergrund für die literarisch unsterblich gewordene Liebe zweier ganz unterschiedlichen Ständen angehörender Menschen, eine Liebe, die alle Standesschranken überwindet, verewigt im 1854 erschienenen "Trompeter von Säckingen" von Josef Victor von Scheffel (1826-1886), übrigens sein Debut und Erstlingswerk. Sogar eine Oper wurde zu dem Stoff gemacht, und die Stadt Bad Säckingen nennt sich heute werbewirksam gerne auch "Trompeterstadt". Das Paar hatte ca. 1657 geheiratet, und ab 1659 bis zu ihrem Tod wohnten die beiden in Bad Säckingen. Franz Werner war ein Kaufmann und betätigte sich zeitweise auch als Schulmeister und Leiter des Knabenchores, und er nahm an der Politik der Stadt Anteil. Gemeinsam hatten sie fünf Kinder. Die Dichtung selbst hat mit der historischen Wahrheit kaum noch etwas zu tun, sondern ist eher eine teils autobiographische Züge tragende Fiktion.
Das Wappen der bürgerlichen Familie Kirchhofer wird beschrieben im Siebmacher Band: Bg10 Seite: 26 Tafel: 29, ebenso im Band Bg9, Seite: 23, Tafel: 28. Es zeigt eine zweitürmige Kirche (redendes Wappen), auf dem Helm desgleichen. Die Farben werden in der angegebenen Literatur nicht genannt. Das Wappen der adeligen v. Schönau ist schwarz-golden geteilt mit drei (2:1) Ringen in verwechselten Farben, auf dem Helm mit je nach Quelle schwarz-goldenen oder rot-silbernen Decken zwei wachsende, schwarzbewehrte Schwanenhälse nebeneinander, rechts rot, links silbern. Hier ist der hintere Schwanenhals stark verwittert. Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: Bad Seite: 14 Tafel: 10, mit schwarz-goldenen Decken, ferner im Band: Els Seite: 20 Tafel: 24 (Schönau-Wehr), wobei in letzterer Quelle die Helmzier anders beschrieben wird, auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken zwei wachsende Schwanenhälse nebeneinander, rechts silbern und rot, beide mit einem goldenen Ring im Schnabel, der hier am Grabstein fehlt. Im Alten Siebmacher ist das Wappen unter die "Tyrolischen" auf Tafel 44 gruppiert, mit rot-silbernen Decken. Bei Otto Hupp sind die Decken rechts rot-silbern, links silbern-rot, die Außenfarbe der Tinktur des jeweiligen Schwanenhalses entsprechend. Man sieht die Variationsbreite im Detail anhand der Quellen. Weitere Darstellungen des Wappens finden sich im Rittersaal von Schloß Randegg bei Gottmadingen, mit schwarz-goldenen Decken, als Marmor-Arbeit auf dem Boden der St. Johanneskirche in Valetta auf Malta und mehrfach im Treppenhaus des Schlosses Mainau, sowie in der Schloßkirche von Beuggen, ferner auf einer gemalten Decke im Schloß Oeschgen, die drei letztgenannten Beispiele alle mit rot-silbernen Decken. Ein weiterer Grabstein der Familie befindet sich am Schloßhof von Schwörstadt.
Dieses unterelsässische Geschlecht aus Schonau bei Schlettstatt, das 1214 erstmals urkundlich in Colmar erwähnt wurde, gehörte zu den Ministerialen der Straßburger Fürstbischöfe, übte am Straßburger Hofe das Truchsessenhofamt aus, breitete sich am Oberrhein und im Südschwarzwald als neuer territorialer Basis aus und teilte sich in die Linien Schönau-Laufenburg (erloschen 1633), Schönau-Wehr (die Herrschaft Wehr kam durch Heirat mit der um 1350 ausgestorbenen Familie der Herren von Stein an die Familie Schönau, die Linie besteht fort durch Adoption eines Großneffen 1935), Schönau-Zell (erloschen 1845), Schönau-Schwörstadt (erloschen 1811) und Schönau-Oeschgen (erloschen 1799). Von der Fürstabtei Säckingen hatten sie das Meieramt übertragen bekommen. Bei Sempach fielen 1386 jedoch mehrere Mitglieder, was der Familie einen schweren Schlag versetzte, auch wirtschaftlich, wovon sich die Familie nur langsam erholte. In der Schlachtkapelle von Sempach ist das Wappen ebenfalls abgebildet, einmal für Hans Hürus mit einem Wappen wie beschrieben, rechts ein silberner und links ein roter Schwanenhals, und gleich daneben noch einmal für Hugo Peter Rudolf und Walther von Schönau, aber mit einer anderer Variante der Helmzier, nur ein einziger, silberner Schwanenhals, von einem roten, beiderseits nach oben abknickenden Stab durchsteckt, der an beiden Enden mit schwarzen Hahnenfedern besteckt ist. Beide sind mit rot-silbernen bzw. silbern-roten Decken dargestellt. Im Hochstift Basel hatten die Familienmitglieder ein weiteres Hofamt inne, seit dem 15. Jh. waren sie Erbtruchsessen. Mit Johann Franz von Schönau (1619-1656) stellten sie einen Fürstbischof von Basel (1651-1656). 1668 erlangten mehrere Familienmitglieder den Reichsfreiherrenstand, so Johann Dietrich von Schönau auf Zell im Wiesental, Verwalter der Waldvogtei Hauenstein, und seine beiden Cousins, Johann Ludwig von Schönau, Domherr in Basel, und Johann Friedrich von Schönau auf Wehr, sowie weitere Familienmitglieder. In Bad Säckingen wurde das sog. Trompeterschloß im 17. Jh. im Auftrag von Hans Kaspar von Schönau erbaut.
Abb.: Die Inschrift des Grabsteines unter der Wappenzone.
Interessanterweise führt die Gemeinde Oeschgen (Kanton Aargau) seit 1930 das Stammmwappen der Herren von Schönau, schwarz-golden geteilt mit drei (2:1) Ringen in verwechselten Farben.
Literatur,
Links und Quellen:
Herren von Schönau: http://www.wehr.de/assets/adb/4c/4c8d3da19d1bb8b7.pdf
Frauen von Schönau: http://www.katja-huerlimann.ch/Publikationen/VonSchoenau.pdf
Otto Hupp, Münchener Kalender 1928. Verlagsanstalt München,
Regensburg, 1928.
Siebmachers Wappenbücher, Bände Bürgerliche 9 und 10, Elsaß,
Baden.
Scheffel und der Trompeter von Säckingen: http://www.trompeter-von-saeckingen.de/scheffel/scheffel.htm
Text: http://gutenberg.spiegel.de/autoren/scheffel.htm
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