Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 1517
Küps (Landkreis Kronach, Oberfranken)
Neues Schloß in Küps
In Küps gibt bzw. gab es mehrere historische Herrensitze: Das Mittlere oder Alte Schloß war ein einfaches festes Haus auf einem Felsplateau, vom Wasser der Rodach gesichert; später wurde es zum Schulhaus. Das Obere Schloß oder Haus Schemenau ist ein Bau mit Fachwerkobergeschoß, einst ein Sommersitz eines Fürstbischofs, heute in Privatbesitz. Dann gibt es noch das Jagdschloß Nagel, einst Besitz der von Redwitz, dann der von Künsberg. Hier jedoch interessiert das Hintere oder Neue Schloß. Es ist ein dreistöckiger, gelb mit grau abgesetzten Gewänden gestrichener Bau mit ziegelgedecktem Mansarddach und vier ab dem zweiten Stockwerk vorspringenden Eckerkern mit Schieferhaube. Ein um ein Stockwerk niedrigeres Gebäude (Torhaus) steht rechtwinklig zum Hauptbau und ist mit diesem durch ein kleines Zwischenstück verbunden.
Erbauer des Neuen Schlosses war Sigmund Karl von Redwitz. Familienmitglieder waren im Ort an mehreren Stellen ansässig, der hiesige Herrensitz wurde 1525 ein Opfer des Bauernkrieges. Aus der Zeit des Wiederaufbaus stammt der auf 1546 datierte Eisturm (s. u.), eines der wenigen erhaltenen Teile aus der Renaissance, denn der Bau wurde erneut zerstört. Seine jetzige Gestalt erhielt das Schloß durch Neubau 1730 im Barock, und der elegante Entwurf wird Balthasar Neumann zugeschrieben. Das Schloß wird auch heute noch von der Familie von Redwitz bewohnt und kann nicht besichtigt werden. Die v. Redwitz bestanden in vielen Linien, so die von Redwitz-Redwitz, von Redwitz-Schmölz, von Redwitz-Theisenort, von Redwitz-Wildenroth, von Redwitz-Hassenberg, von Redwitz-Weißenbrunn und die hier relevanten von Redwitz-Küps. Dazu gab es noch Nebenlinien zu Melanger-Burkersdorf, Burgkunstadt und Oberlangenstadt. Von all diesen Linien besteht heute nur noch die Linie Redwitz-Küps.
Über dem Haupteingang zum Neuen Schloß befindet sich ein barocker Wappenstein mit einem zentralen Redwitz-Wappen in der Mitte (siebenmal blau-silbern geteilt und belegt mit einem roten, schrägrechten Wellenbalken, Helmzier Kopf und Hals eines roten Einhornes, Helmdecken blau-silbern oder rot-silbern, hier letzteres), flankiert von den Wappen der v. Guttenberg (in Blau eine goldene Rose mit doppelter Blattlage und mit goldenem, hier jedoch abgesetztem Butzen, Helmzier ein hermelingestulpter roter Hut, aus dem fünf rotbraune (natürliche) Rohrkolben wachsen, hier abweichend und vereinfachend angestrichen, Helmdecken rot-silbern oder auch blau-golden, hier ersteres) heraldisch rechts und der v. Künsberg (in Blau eine silberne, eingebogene Spitze, Helmzier ein silbern gestulpter, flacher, roter Hut, aus dem zwei rote Büffelhörner wachsen, an der Spitze meist jeweils mit einer Eichel besteckt, hier vereinfachend angestrichen, Helmdecken rot-silbern) heraldisch links, beide nach außen geneigt. Das Wappen gehört zum Erbauer Carl Sigmund von Redwitz und seinen beiden Frauen, Maria Rosina Theresia von Guttenberg und Dorothea von Künsberg.
Abb. links: Am Verbindungsstück zum niedrigeren, querstehenden Bau ist ein weiteres Redwitz-Wappen (Beschreibung siehe oben), bezeichnet mit den Initialen AVR GVR. Abb. rechts: Auf der Außenseite des Querbaus (Torhaus) ist über der Tordurchfahrt ein neuzeitliches Wappen, datiert auf 1984. Heraldisch rechts ist das gewendete Wappen der v. Herwarth. Es zeigt in Silber eine hersehende, rote, goldenbewehrte Eule, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken auf einem silbernen Kissen mit goldenen oder roten Quasten die Eule aus dem Schild. Das Wappen Herwarth wird beschrieben im Siebmacher Band: BayA1 Seite: 74 Tafel: 74, dazu diverse vermehrte Wappen, das freiherrliche von 1659 und das gräfliche von 1689. Von den vielen Linien der Familie augsburgischen Ursprungs, die 1459 in den Reichsritterstand erhoben wurde, der zu Glött, der Schwindecker Linie, der Planecker Linie, der Possenhofer Linie etc. besteht nur noch die Bittenfelder Linie. Heraldisch links ist wieder das Redwitz-Wappen zu sehen.
Einst besaßen die von Redwitz in ca. 40 Dörfern Grundbesitz und insgesamt zwölf Schlösser. Im 19. Jh. mußte sehr viel davon veräußert werden. Selbst das Neue Schloß Küps wurde zeitweise geteilt. Heute ist das Neue Schloß Küps das letzte verbliebene Schloß der Familie. Das Herwarth-Wappen ist hier am Schloß, weil die einzige Tochter des letzten Schloßherrn von Küps, Anton Freiherr von Redwitz, und dessen Frau Gertrud Freifrau von Redwitz (ein Sohn war 1944 in Frankreich gefallen), den Bonner Diplomaten Baron Hans von Herwarth geheiratet hatte. Die Nachfolge als Oberhaupt der v. Redwitz-Küps trat nach dem Tode von Anton dessen Bruder Frank Freiherr von Redwitz (gest. 11.10.1963) an, danach Alfons Freiherr von Redwitz auf Gut Giglberg a. d. Donau.
Dieser Turm von 1615, Planturm genannt, ist einer der wenigen Relikte des Renaissance-Schlosses aus der Zeit des Wiederaufbaus nach den Zerstörungen des Bauernkrieges. Einst bildeten vier davon die vier Eckpunkte des Mauergevierts um den Herrensitz, das nur noch in Resten erhalten ist. Unter dem rechten Fenster ein Redwitz-Wappenschild. Rechts ein Allianzwappen, zweimal Redwitz (Beschreibung siehe oben), das des Ehemannes aus Courtoisie gespiegelt. Die Initialen EVR und GVR verweisen auf die Bauherren.
Literatur,
Links und Quellen:
Schlösser und Burgen in
Oberfranken, von Ruth Bach-Damaskinos, Peter Borowitz. Hofmann
Verlag Nürnberg, ISBN 3-87191-212-3
Eugen Schöler, Historische
Familienwappen in Franken, Verlag Degener / Bauer Raspe, Neustadt
an der Aisch, 3. Aufl. 1999, Nachdruck 2002, ISBN 3-87947-112-6
Anton P. Rahrbach, Reichsritter in Mainfranken. Zu Wappen und
Geschichte fränkischer Adelsfamilien. Bauer & Raspe Verlag -
Die Siebmacherschen Wappenbücher, die Familienwappen deutscher
Landschaften und Regionen, Band 2, 2003, ISBN 3-87947-113-4
Die Herren von Redwitz: http://musketiere-zu-kueps.de/personen/redwitz.html
Hans Schleicher, Die
Geschichte des Marktes Küps
Heinrich Pöhlmann, Geschichte des Marktfleckens Küps
Schlösser in Küps: http://frankenwald.bayern-online.de/die-region/staedte-und-gemeinden/kueps/sehenswertes/schloesser-in-kueps/
Pfarrkirche St. Jakob in Küps - Schloß Schmölz
Ortsregister - Namensregister
Zurück zur Übersicht Heraldik
©
Copyright / Urheberrecht Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter
2010
Impressum