Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 1516
Strössendorf (Altenkunstadt, Landkreis Lichtenfels, Oberfranken)
Ev. Kirche St. Katharina in Strössendorf
Strössendorf, heute ein Ortsteil von Altenkunstadt, besitzt mit dem auf einer Anhöhe am Oberlauf des Mains gelegenen Schloß und der direkt daneben, noch näher am Main gelegenen Kirche zwei historisch wertvolle Bauten. In der nachfolgenden Abbildung wirkt das Kirchenschiff hinter dem im Südwesten desselben stehenden Turm sehr geduckt, das liegt an dem Höhenunterschied - das Niveau des Kirchenschiffes liegt deutlich unter dem der Straße im Bild. Der aus Sandstein gemauerte Turm hat über dem Blechdach unter einem Segmentbogengiebel einen auf 1746 datierten Wappenstein mit den Initialen HCVS, wobei VS für von Schaumberg steht. Die Herren von Schaumberg waren von Beginn des 15. Jh. bis 1858 Besitzer der Herrschaft und des Schlosses Strössendorf.
Das vermehrte Wappen der von Schaumberg (fränkischer, turniergenossener Uradel), ist geviert: Feld 1 und 4: gespalten (vermehrtes Wappen von Sonneberg), rechts: In Gold eine schwarze Schafschere (Stammwappen von Sonneberg), links: In Rot ein silberner Sparren (verschiedene Theorien: von Sparneck, von der Deck, keine bewiesen), Feld 2 und 3: von Silber, Rot und Blau halbgespalten und geteilt (Stammwappen von Schaumberg), auch andere Reihenfolgen der Farben vorkommend. Das Wappen hat zwei Helme: Helm 1 (rechts): gekrönt, ein Drehgatter (auch Bratrost oder Egge genannt) auf einem verlängerten mittleren Drehpfahl, oben besteckt mit drei goldenen Kugeln (Äpfeln), die wiederum mit drei schwarzen Hahnenfedern besteckt sind. Helmdecken schwarz-golden (Kleinod von Sonneberg), Helm 2 (links): ein Mannesrumpf (Heidenrumpf), der Kopf mit einer nach vorn gebogenen gestulpten Spitzmütze bedeckt, an der Spitze mit schwarzen Hahnenfedern besteckt. Helmdecken rot-silbern/blau-silbern oder schwarz-silbern (Stammkleinod von Schaumberg). Die Tingierung ist erheblichen Variationen unterworfen. Bei den Helmdecken herrscht in der Literatur eine große Vielfalt, das Stammwappen hat nach Rahrbach rechts blau-silberne, links rot-silberne Decken, ebenso wird es im Siebmacher Bay S. 55, Tafel 58 dargestellt. Im Scheiblerschen Wappenbuch sind beide Seiten rot-silbern abgebildet, und Hupp zeigt in seinem Münchner Kalender von 1920 silbern-schwarze Decken beim Stammwappen. In verschiedenen Bänden des Siebmachers finden sich weitere Varianten, so beiderseits blau-silbern, oder rechts rot-silbern und links blau-silbern. Das vermehrte Wappen hat nach Rahrbach rechts schwarz-silberne, links schwarz-goldene Decken, wobei die schwarz-goldenen eigentlich der Sonneberger Seite zuzurechnen wären und von einer Vertauschung auszugehen ist. Im Siebmacher Bay S. 55, Tafel 58 sind die Decken rechts schwarz-golden und links blau-silbern, ebenso im Siebmacher Bay S. 109, Tafel 133. Weitere Varianten im Siebmacherschen Wappenwerk geben rechts rot-silberne, links blau-silberne oder auch sogar rot-goldene (oder auch rot-silberne) Decken für v. d. Deck auf Helm 1 an. Eine historische Darstellung im Eichstätter Mortuarium hat für die Schaumberger Seite schwarz-silberne Decken und für die Sonneberger Seite rot-silberne Decken. Eine weitere Darstellung findet sich am Epitaph des Wolf Christoph von Schaumberg (1509-1592) in der Kirche Effelter, dort ist die Tingierung der Decken rechts schwarz-golden und links schwarz-silbern, auch wenn die Felder immer noch in eigentlich falscher Abfolge wiedergegeben werden, denn eigentlich sollte ja das Schaumbergische Schildbild in den Feldern 1 und 4 stehen und nicht in 2 und 3. Genau wie bei der Farbabfolge im Schild kann nicht geklärt werden, ob das unterscheidende Gepflogenheiten verschiedener Linien waren oder ob es einfach eine inhärente Vielfalt war, und so sollte auch das Problem der Decken-Tingierung gesehen werden, anhand der Quellen ergibt sich ein höchst vielfältiges Bild, wobei die Decken der rechten Seite relativ klar schwarz-golden sein sollten wegen Sonneberg, die Decken der linken Seite aber jede Kombination schwarz-silbern, blau-silbern, rot-silbern haben können je nach Literatur. In der heutigen Darstellung hat sich die schwarz-silberne Tingierung als korrekte Sichtweise durchgesetzt, und so stellt es auch der Familiengenealoge Oskar von Schaumberg dar.
Eigentlich handelte es sich bei dem Herrensitz zu Strössendorf um eine Burg der Marschalk von Kunstadt. Aus dem 13. Jh. hat sich z. B. der Bergfried erhalten, und auch der Nordostflügel enthält bedeutende mittelalterliche Teile. 1408 verstarb Plantscha, die Witwe des Wolfram Marschalk, des letzten Burgherrn dieser Familie, ohne Nachkommen; sie hatte kurz davor Strössendorf an ihrem Schwager Heinz von Schaumberg verkauft. Die Burg wurde zu Beginn des 15. Jh. durch zwei weitere Flügel, den südöstlichen und den nordwestlichen, und einen Wehrturm in der Südecke (enthält die kath. Schloßkapelle) ergänzt und vergrößert. Nach den Zerstörungen im Bauernkrieg 1525 erfolgte 1530 der Wiederaufbau im Stile der Renaissance. Auf diese Zeit gehen die meisten Gebäudeteile des heutigen Schlosses zurück. Das Schloß wurde um 1570 zur Vierflügelanlage um einen winzigen Hof, mit zwei später im Winkel angesetzten Gebäudeteilen im Nordwesten (Treppenbau und Jungfernbau, 17. Jh.). 1858 verkaufte die Familie Schaumberg das Schloß an Franz Friedrich Karl von Seckendorff-Aberdar. Das Schloß wird heute noch von den von Seckendorff bewohnt und kann nicht besichtigt werden.
Literatur,
Links und Quellen:
Schlösser und Burgen in
Oberfranken, von Ruth Bach-Damaskinos, Peter Borowitz. Hofmann
Verlag Nürnberg, ISBN 3-87191-212-3
Eugen Schöler, Historische
Familienwappen in Franken, Verlag Degener / Bauer Raspe, Neustadt
an der Aisch, 3. Aufl. 1999, Nachdruck 2002, ISBN 3-87947-112-6
Scheiblersches Wappenbuch
Siebmachers Wappenbücher
O. Hupp, Münchener Kalender 1920
Anton P. Rahrbach, Reichsritter in Mainfranken. Zu Wappen und
Geschichte fränkischer Adelsfamilien. Bauer & Raspe Verlag -
Die Siebmacherschen Wappenbücher, die Familienwappen deutscher
Landschaften und Regionen, Band 2, 2003, ISBN 3-87947-113-4
Familie v. Schaumberg: http://www.von-schaumberg.net/
ein herzliches Dankeschön für wertvolle Hinweise an Herrn
Martin Knoch
Oskar von Schaumberg, Grundzüge der Geschichte des uradeligen
fränkischen Geschlechtes von Schaumberg
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