Bernhard
Peter
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Photos schöner alter Wappen Nr. 1513
Rügland (Landkreis Ansbach, Mittelfranken)
Schloß Rügland
Schloß Rügland ist ein Wasserschloß, welches auf einer annähernd quadratischen Plattform in der Nordwestecke eines rechteckigen, aber um einige Grad gegenüber der Schloßinsel verdrehten künstlichen Sees steht. Der Zugang erfolgt über eine Brücke von Norden her. Das Schloß ist dreiflügelig und bildet ein nach Osten offenes Hufeisen. Im Westen erstreckt sich in Nord-Süd-Richtung das Corps de Logis mit Mansarddach, nach Westen zur Straße hin mit zwei durch einen Dreiecksgiebel betonten, dreiachsigen Eckrisaliten und zum Hof hin mit einem ebenfalls dreiachsigen, um ein Stockwerk höheren und ebenfalls mit einem Dreiecksgiebel abgeschlossenen Mittelrisalit. Zwei niedrigere und schmalere Seitenflügel erstrecken sich nach Osten, wobei der nördliche Trakt länger ist als der südliche, außerdem von gänzlich anderer Gestalt, nämlich Fachwerk über steinernem Sockel, darüber ein Satteldach mit Fachwerkgiebel, während der Südflügel stilistisch dem Corps de Logis entspricht. Deshalb sieht das Schloß am harmonischsten von der Straße am westlichen Seeufer aus, während man von den Resten des formalen Gartens an der Ostseite des See aus einerseits auf die ungleichen Seitentrakte schaut, andererseits erst von hier den Mittelrisalit mit Balkon und die figurenbestandene Steinballustrade mit zum See hinunterführender Treppe sehen kann. Das Schloß ist Privateigentum der von Crailsheimschen Familienstiftung und kann nicht besichtigt werden, das Erdgeschoß ist Privatwohnung, das Obergeschoß Familienmuseum und Veranstaltungsraum.
Das Schloßgut in Rügheim war erst Besitz der von Vestenberg (ab 1298), bis Hans von Vestenberg es 1584 an seinen Cousin Ernst von Crailsheim (1526-1596) verkaufte, Geheimrat und Statthalter zu Ansbach. Der Kauf umfaßte neben dem neuen Wohnsitz in Rügland, der Wasserburg, auch die nahegelegene alte Burg Rosenberg, heute eine Ruine mit wenigen Mauerresten. Die von Crailsheim sind ein uraltes fränkisches Geschlecht, seit 1221 urkundlich erwähnt und um 1240 in der Gegend ihres namengebenden Stammsitzes ansässig. Dieses damals erworbene Schloß steht nicht mehr, nur noch der Keller des Nordflügels ist davon übrig und der älteste Teil des heutigen Schlosses. Der Sohn des Käufers, Georg Friedrich von Crailsheim (1588-1647) wurde zum Bauherrn des heutigen Nordflügels aus Fachwerk (vollendet 1611) als Ersatz für den abgetragenen Vorgängerbau, freilich erledigte das sein Vormund Johann Philipp von Crailsheim für ihn. Der nächste Herr auf Rügland war wiederum Georgs Sohn, Johann Ulrich von Crailsheim, dieser erwarb das heutige Forsthaus 1666 durch Tausch hinzu, den sog. Heilsbronner Hof.
Dessen Sohn wiederum, Hannibal Friedrich von Crailsheim, die vierte Generation auf Rügland, Oberst und kaiserlicher Rat, ließ 1714-1717 das sog. Neue Schloß erbauen, also Westflügel und Südflügel. Der Bauherr lebte 1657-1744, und die Pläne für den barocken Teil stammen von Karl Friedrich von Zocha, der später Hofbaumeister in Ansbach werden sollte. Und so sind Schloß Rügland und seine späteren Bauten auch stilistisch verwandt, den Stil bezeichnet man als sog. Markgrafenstil nach seinem späteren Auftraggeber. Unter Hannibal Friedrich wurde auch um 1700 der Barockgarten jenseits des Sees in Zusammenarbeit mit dem Hofgärtner Daniel Siegmund Triebel angelegt. Auch die Nachfahren des Bauherrn hatten hohe Ämter am markgräflich-ansbachischen bzw. markgräflich-bayreuthischem Hof inne, Wilhelm Friedrich Gottfried (1700-1742), Albrecht Ernst Friedrich und Julius Wilhelm Freiherr v. Crailsheim (4.1.1736 - 19.4.1805). Albrecht Ernst Friedrich störte sich an der Asymmetrie der Anlage, und er wollte das "alte Schloß", den Nordflügel, durch einen neuen Flügel ersetzen, was aber nicht zur Ausführung kam.
Die nachfolgenden Schloßherren waren Franz Georg von Crailsheim (24.5.1777 - 17.9.1838), ein Sohn von Julius Wilhelm, danach dessen Sohn Fedor Heinrich Ernst Maximilian Sigmund Friedrich Freiherr v. Crailsheim (18.3.1820 - 7.1.1885), Landrat, Maximilian Philipp Ludwig Friedrich Freiherr v. Crailsheim (28.11.1861 - 20.1.1930), schließlich dessen Cousin Sigmund (1866-1933) und danach Philipps Sohn Hanns Adolf Friedrich Hannibal Freiherr v. Crailsheim (8.10.1888 - 14.7.1975), Generalmajor, und Krafft von Crailsheim (1895-1980), heute Hanns-Jürgen von Crailsheim (geb. 24.7.1932), Sohn des Erstgenannten, Präsident der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen, RRr des Johanniterordens, Administrator der Familienstiftung. Letzterer hatte am 17.6.1966 in Rügland Ursula Schodere (geb. 26.5.1940) geheiratet, ihre Kinder sind Wolfgang Hanns Wilhelm Freiherr v. Crailsheim (geb. 27.9.1968) und Irma Elisabeth Eleonore v. Crailsheim (geb. 12.6.1970).
Die von Crailsheim waren in viele Linien aufgespalten, neben der zu Rügland gab es noch Linien zu Hornberg (erloschen 1647), zu Schwäbisch Hall (gingen im dortigen Patriziat auf), zu Fröhstockheim und Rödelsee, zu Altenschönbach, zu Sommersdorf etc. 1701 wurde die Familie in den Freiherrenstand erhoben, das Diplom datiert von 1713. Es gab sogar eine gräfliche Linie der von Crailsheim, die aber erloschen ist, Krafft Freiherr von Crailsheim (15.3.1841-13.2.1926), bayerischer Ministerpräsident, wurde 1900 mit dem erblichen Grafenstand geehrt.
Im dreieckigen Zwerchgiebel des Mittelrisalites auf der Ostseite des Corps de Logis befindet sich dieses barocke Ehewappen aus dem Jahre 1717, bestehend aus zwei unter einer Krone innerhalb einer Rocaille-Umrahmung zusammengestellten Ovalkartuschen. Heraldisch rechts ist das Wappen der von Crailsheim, in Schwarz ein goldener Balken. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre zu schwarz-goldenen Decken zwischen zwei schwarzen, je mit einem goldenen Balken belegten Büffelhörnern ein auf die Spitze gestelltes, quadratisches, rotes Kissen mit goldenen Troddeln an den freien Enden (Siebmacher Band: Bad Seite: 18 Tafel: 12, Band: Bay Seite: 30 Tafel: 26, Band: Bay Seite: 73 Tafel: 81, Band: Pr Seite: 39 Tafel: 47, Band: ThüA Seite: 53 Tafel: 41, Band: Wü Seite: 6 Tafel: 7). Es handelt sich um eine fränkische Uradelsfamilie, die in viele Linien aufgespalten war und am 23.6.1713 den Reichsfreiherrenstand erwarb. Heraldisch links ist das Wappen der von der Beeck, geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4: in Gold einwärts ein schwarzer Adler, Feld 2 und 3: in Rot einwärts ein doppelschwänziger, goldener Löwe, Herzschild: In Silber zwei blaue Balken, darüber ein roter, doppelschwänziger Löwe (Schöler S. 30, Tafel 60, nicht im Siebmacher).
Ein weiteres heraldisches Ensemble befindet sich über dem Rundbogenportal des Hauptzuganges im Norden. Im Schlußstein des Portalbogens ist ein Allianzwappen Crailsheim/Dölzkau, oben drüber ist am Fachwerkgeschoß auf hölzernen Konsolen ein barockes Prunkwappen Crailsheim angebracht mit zwei Löwen als Schildhaltern (ohne Abb.).
Literatur,
Links und Quellen:
Schlösser und Burgen in
Mittelfranken, von Ruth Bach-Damaskinos, Jürgen Schabel, Sabine
Kothes. Hofmann Verlag Nürnberg, ISBN 3-87191-186-0
Informationstafeln der Gemeinde neben dem Schloßgelände
Eugen Schöler, Historische
Familienwappen in Franken, Verlag Degener / Bauer Raspe, Neustadt
an der Aisch, 3. Aufl. 1999, Nachdruck 2002, ISBN 3-87947-112-6
Chronik von Rügland: http://www.ruegland.de/Chronik_von_Ruegland.htm
Anton P. Rahrbach, Reichsritter in Mainfranken. Zu Wappen und
Geschichte fränkischer Adelsfamilien. Bauer & Raspe Verlag -
Die Siebmacherschen Wappenbücher, die Familienwappen deutscher
Landschaften und Regionen, Band 2, 2003, ISBN 3-87947-113-4
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf
CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Krafft Graf von Crailsheim: http://daten.digitale-sammlungen.de/0001/bsb00016319/images/index.html?fip=193.174.98.30&id=00016319&seite=403
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