Bernhard Peter, Gernot Ramsauer und Alex Hoffmann
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1511
Nürnberg (Mittelfranken)

Behaim-Denkmal (Theresienplatz)

Das Denkmal für Martin Behaim ist dreiteilig. Wie auf einem Siegertreppchen steht die Statue des Kartographen in der Mitte auf dem höchsten Teil in weitblickender Pose, die Rechte auf einen Globus stützend, auf den beiden niedrigeren Podesten flankiert von Allegorien der Wissenschaft (mit Lorbeerkranz auf dem Haupt und Papier und Tafel in der Linken und einem Buch des Regiomontanus, rechtes Podest) und des Handels (mit Hermesstab, Anker und Füllhorn, linkes Podest). Beides sind die Aspekte Martin Behaims, er war Kaufmann und er hinterließ der Wissenschaft einen bedeutenden Globus. Es handelt sich bei den Figuren um eine Arbeit der Kunstgießerei Lenz nach Entwürfen von Johann Rössner.

Martin II. Behaim, geb. 6.10.1459, gest. 1507 verarmt in Portugal, entstammt einer Seitenlinie der Nürnberger Behaim. Er war der Sohn von Martin I. Behaim (1437-1474) und dessen 1459 geehelichter Frau Agnes Schopper. Martin Behaim hatte noch jüngere Brüder, den Ratsherrn Michael IV. Behaim (1473-1522), der 1495 Katharina Lochner geheiratet hatte, sowie Stefan (1470-1511) und Wolf (1474-1507). Sie waren Enkel von Michael III. Behaim (1398-1449), dessen Sohn Leonhard (1433-1486) mit seiner Frau Kunigunde Volckamer die Hauptlinie in Nürnberg fortsetzte. Gerade bei Martin Behaim ist es schwierig, die historisch belegten Tatsachen von den zahlreichen Legenden zu trennen. Martin II. Behaim ging 1476 als Lehrling nach Flandern (Mecheln und Antwerpen), betrieb eigene Geschäfte in Bergen-op-Zoom und Frankfurt/Main, und ging 1485 als Kaufmann nach Portugal. Dort wurde er zum Ritter geschlagen, Grund und Anlaß sind nicht überliefert. Vermutlich hängt es mit seinen Entdeckungen entlang der afrikanischen Küste zusammen. In Portugal heiratete er Joana de Macedo, die Tochter des Gouverneurs der Azoreninseln Fayal und Pico, und beide hatten einen Sohn gleichen Namens. 1490-1493 war der Vater wieder in Nürnberg, zum einen, um mit seinen Brüdern Erbfragen zu regeln, zum andern, um Geld für eine Indienreise zu sammeln, was nicht funktionierte. In diese Zeit fällt die Herstellung des Behaim-Globus unter seiner Anleitung von Nürnberger Handwerkern und Wissenschaftlern im Auftrag der Stadt, der die älteste erhaltene kugelförmige Weltdarstellung ("Erdapfel") werden sollte. Die Bemalung erfolgte durch Georg Glockendon, Hieronymus Münzer und Hartmann Schedel. Dort fanden auch seine bei den Reisen entlang der afrikanischen Küste gewonnenen Erkenntnisse Eingang neben älteren portugiesischen Seekarten und Reisebeschreibungen. In den selbst erfahrenen Details ist der Globus relativ präzise, die eingetragenen Kommentare und Bemerkungen zu seinen Reisen teilweise aber unplausibel, in anderen Dingen gibt er antike und mittelalterliche Vorstellungen wieder, so fehlen alle Kontinente außer Asien, Europa und Afrika, weil sie noch nicht entdeckt waren, außerdem wird die Größe der Erde viel zu gering angesetzt. Durch die Folge großer Entdeckungsreisen an der Wende vom 15. zum 16. Jh. war er praktisch sofort schon überholt, dennoch ist er eines der wichtigsten historischen kartographischen Dokumente, auch wenn Behaim selbst eher Händler und Abenteurer als Wissenschaftler war und einfach sein Erfahrungswissen beisteuerte. Der Globus befindet sich heute im Germanischen Nationalmuseum. 1493-1507 weilte sein geistiger Vater wieder in Portugal. Er starb als bettelarmer Mann, verlassen von seiner Frau, seine Gönner waren verstorben, und er ist im Lissaboner Dominikanerkloster beerdigt.

Das Behaim-Wappen ist von Silber und Rot (auch umgekehrt vorkommend) gespalten, belegt mit einem hier schrägrechten schwarzen Wellenbalken. Auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein auffliegender silberner Adler mit einer schwarzen Krone um den Hals. Die Inschrift lautet: "Martin Behaim der Seefahrer, geboren um 1459, gestorben 1507." Auf der Rückseite ist die klassische Trias Nürnberger Stadtwappen eingehauen, Adlerwappen, Königsadler und Kleines Stadtwappen, dazu die Stiftungsinschrift: "Errichtet im Jahre 1890".

Literatur, Links und Quellen:
Michael Diefenbacher, Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg, W. Tümmels Verlag, Nürnberg 2000, ISBN 3921590698.
Martin Behaim und sein Globus:
http://www.nuernberginfos.de/bedeutende-nuernberger/martin-behaim-behaim-globus.htm
Behaim-Denkmal:
http://www.nuernberg-aha.de/kunst_im_freien/01_denkmal_martin_behaim.html und http://www.nuernberginfos.de/denkmaeler-nuernberg/martin-behaim-denkmal.html
Peter J. Bräunlein, Martin Behaim - Legende und Wirklichkeit eines berühmten Nürnbergers. Bamberg: Bayerische Verlags-Anstalt, 1992. Zeitschrift für historische Forschung, Band 22, 1995, 264-265.
Digitalisierung:
http://www.ipf.tuwien.ac.at/publications/ld_ch96/ld_ch96.html
Peter Fleischmann, Rat und Patriziat in Nürnberg. Nürnberger Forschungen, Einzelarbeiten zur Nürnberger Geschichte, herausgegeben vom Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg. Bände 31/1, 31/2, 21/3 (Stammbäume) und 31/4. VDS Verlagsdruckerei Schmidt, Neustadt an der Aisch. ISBN 978-3-87191-333-4.

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