Bernhard Peter, Gernot Ramsauer und Alex Hoffmann
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1505
Nürnberg (Mittelfranken)

Schloß Almoshof

Einst gab es in Almoshof, einem in Nürnberg eingemeindeten Dorf südwestlich des Flughafens, insgesamt vier Patriziersitze. Drei davon sind im 20. Jh. zerstört worden. Der noch erhaltene Landsitz der Holzschuher liegt in der Almoshofer Hauptstraße 49-53. Der repräsentative Hauptbau ist eine Dreiflügelanlage von drei Geschossen aus Sandstein mit reich profiliertem Haupthaus (Corps de Logis) und zwei angesetzten Querbauten mit niedrigerer Firsthöhe, die einen kleinen Ehrenhof einschließen. Diese beiden symmetrischen Giebel der Seitenflügel mit ihrem Volutenpaar prägen das charakteristische Bild des Herrenhauses. In der Flucht dieses Ehrenhofes erschließt der in Richtung Nordosten gelegene Portalbogen das Gelände von der Hauptstraße aus, flankiert von zwei niederigeren Seitenbauten entlang der Straßenflucht. Zwei weitere Wirtschaftsgebäude stehen isoliert rechtwinklig zu diesen und reichen bis zur Firstlinie des Haupthauses nach hinten, einen Vorhof mit den anderen Bauten bildend. Im Südwesten würde man jetzt eine stilistisch passende Gartenanlage erwarten, sie war sicher auch einmal vorhanden, doch heutzutage geht das Gelände nach wenigen alten Bäumen abrupt in landwirtschaftlich genutzte Flächen über.

In Almoshof hatten die Holzschuher seit dem 14. Jh. Grundbesitz, und sie erbauten dort ein befestigtes Herrenhaus, für das sie der Reichsstadt ein Öffnungsrecht einräumen mußten. Von diesem Bau ist nichts mehr übrig, denn im 2. Markgräflerkrieg wurden alle vier Almoshofer Herrenhäuser am 15.5.1552 zerstört, danach aber wieder neu gebaut, dem Zeitgeist entsprechend. Der Holzschuher-Sitz wurde erst spät erneuert, denn 1623 berichten die Quellen, er läge immer noch in Trümmern. Dieser Herrensitz, einst zwei Jahrhunderte lang von den Holzschuhern bewohnt, lag sogar 140 lange Jahre in Trümmern, bis Sigmund Elias Holzschuher (1647-1709, aus der grünen Hauptlinie, vermählt mit Helena Elisabeth Fürer) den Neubau 1692-93 südlich der ehemaligen Burg aufführen ließ. Und das war nicht das einzige Herrenhaus, dessen er sich annahm, denn er ließ auch 1707 ff. Schloß Thalheim wieder aufbauen, das sein Großvater erworben hatte, welches aber nicht entfesselten Heeren, sondern einem Hochwasser zum Opfer gefallen war. Gleich zwei Schlösser mit wenigen Jahren Abstand - er muß außerordentlich vermögend gewesen sein. Seit 1701 war er Pfleger der Holzschuher-Stiftung. Seitdem wohnten die Holzschuher hier wieder fast 450 Jahre, denn 1941 wurde der Herrensitz an die Stadt Nürnberg verkauft, die ihn erst bis 1975 verpachtete und nach Renovierung derzeit durch das städtische Amt für Kultur und Freizeit und einen Kulturladen nutzen läßt, oder wie im Bild für einen Flohmarkt. Das Schloß ist öffentlich zugänglich. Der Erhaltungszustand ist dank der soliden Bauweise aus Sandstein außerordentlich gut und wenig verändert, so daß das Gebäude ein stilreines Bild eines Herrensitzes des ausgehenden 17. Jh. vermittelt.

Abb. links: Gewendeter Wappenschild am östlichen, seitlichen Wirtschaftsgebäude mit einem Biber. Genealogischer Zusammenhang unklar, Hinweise willkommen. Abb. rechts: Bekrönung des Portalbogens mit dem Stammwappen der Holzschuher, in Gold ein links gekehrter, schwarzer Holzschuh mit silberner Einfassung. Das Symbol befindet sich innen und außen, hier ist der innere Schuh abgebildet.

Links: Blick auf den Südostgiebel des Herrenhauses, rechts im Bild eines der seitlichen Wirtschaftsgebäude. Rechts sehen wir das Wappen der Holzschuher von Harrlach über dem nordöstlichen Haupteingang in das Corps de Logis, wie es 1503 durch König Emanuel von Portugal (Manuel I o Feliz) in vermehrter Form verliehen wurde, geviert, Feld 1 und 2: in Gold ein links gekehrter, schwarzer Holzschuh mit silberner Einfassung (Stammwappen), Feld 2 und 3: in Blau das Brustbild eines silbernen, golden gewandeten Sarazenen (sog. weißen Mohren), auf der Herzstelle das silberne, rot gerandete Kreuz des Christus-Ordens. Die "weißen Mohren", der Darstellung nach Araber mit Vollbart und silberner Kufiya, kamen anläßlich der Wappenbesserung 1503 für Wolf Holzschuher hinzu. Der Wappenstein ist eine moderne Replik. Ein weiteres, diesmal altes und verwittertes Wappen gleichen Inhaltes, aber etwas anderen Stiles befindet sich in der Eingangshalle.

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher, insbesondere der Band Bayern
Eugen Schöler, Historische Familienwappen in Franken, Verlag Degener / Bauer Raspe, Neustadt an der Aisch, 3. Aufl. 1999, Nachdruck 2002, ISBN 3-87947-112-6

Peter Fleischmann, Rat und Patriziat in Nürnberg. Nürnberger Forschungen, Einzelarbeiten zur Nürnberger Geschichte, herausgegeben vom Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg. Bände 31/1, 31/2, 21/3 (Stammbäume) und 31/4. VDS Verlagsdruckerei Schmidt, Neustadt an der Aisch. ISBN 978-3-87191-333-4.
Robert Giersch, Andreas Schlunk, Bertold von Haller, Burgen und Herrensitze in der Nürnberger Landschaft, Verlag Altnürnberger Landschaft, 560 S., über 600 z. T. farb. u. hist. Abb., mit Übersichtskarte u. Orts- u. Personenreg., 2007, ISBN 978-3-00-020677-1
Schlösser und Burgen in Mittelfranken, von Ruth Bach-Damaskinos, Jürgen Schabel, Sabine Kothes. Hofmann Verlag Nürnberg, ISBN 3-87191-186-0.
Baugeschichte:
http://www.herrensitze.com/almoshof-i.html
Amt für Kultur und Freizeit Nürnberg:
http://www.kuf-kultur.de/einrichtungen/schloss-almoshof/aktuelles.html
Schloßgeschichte:
http://www.kuf-kultur.de/einrichtungen/schloss-almoshof/ueber-die-einrichtung.html

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