Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1495
Sulzbach (Sulzbach-Rosenberg, Oberpfalz)

Klosterkirche der Salesianerinnen

In der Nähe des Sulzbacher Schlosses befindet sich das ehemalige Kloster der Salesianerinnen, ein Barockbau für die seit 1692 hier ansässigen und in der Mädchenausbildung tätigen Schwestern. Das Kloster wurde 1753 durch die Fürstin Eleonora Philippa, Witwe des früh verstorbenen Herzogs Johann Christian von Sulzbach und eine geborene von Hessen-Rheinfels-Rothenburg, gegründet (Grundsteinlegung durch die Fürstin am 25.6.1753), wobei Kurfürst Karl Theodor den Ordensschwestern das Ballhaus im unteren Schloßbereich als Baugrund zur Verfügung stellte. 1755 bezogen sechs Ordensschwestern aus Amberg das neue Kloster. Am Ende des vierstöckigen Baus steht rechtwinklig zu beiden Seiten überstehend die alte Klosterkirche, mit dem Portal die schmale Straße abschließend. Sie wurde 1762-1765 erbaut. Für die Errichtung dieses Klosters mit Kirche spendete die Fürstin beachtliche Summen aus ihrem persönlichen Besitz, u. a. ihren gesamten Schmuck.

Die 1759, 26 Jahre nach ihrem Mann, verstorbene Stifterin wurde in der Klosterkirche begraben. Nach der Säkularisierung wurde das Kloster, das zwischenzeitlich vertriebene Nonnen aus Amberg aufgenommen hatte, erst 1809 aufgelöst; das Gebäude wurde seit 1804 als königlich-bayerisches Rentamt, ab 1827 als Landgericht und später auch als Kaserne genutzt, heute sind hier städtische Einrichtungen untergebracht. Die Kirche des Konventes wurde als Lager verwendet, bis sie nach einer Restaurierung wieder als Gotteshaus benutzt werden konnte. Über dem Haupteingang zur Kirche befindet sich das prächtige Allianzwappen der Stifterin.

Die Inschrift zwischen Portalbogen und Wappenzone lautet: "Deo Vnl=trIno & SanCtae HeDWIgI, ELeonora PhILIppIna PrInCIpIssa SVLzbaCI eLegIt, eXstrVXIt, ConseCraVIt" = "dem dreieinigen Gott und der hl. Hedwig hat Eleonora Philippina Fürstin von Sulzbach (dieses Gebäude) bestimmt, gebaut, geweiht" und birgt ein Chronogramm: D + V + I + I + C + D + V + V + I + I + L + I + L + I + I + I + C + I + I + V + L + C + I + L + I + X + V + X + I + C + C + V + I = 500 + 5 + 1 + 1 + 100 + 500 + 5 + 5 + 1 + 1 + 50 + 1 + 50 + 1 + 1 + 1 + 100 + 1 + 1 + 5 + 50 + 100 + 1 + 50 + 1 + 10 + 5 + 10 + 1 + 100 + 100 + 5 + 1 = 1764, wobei das W als 2x V gelesen wird. Denn das Kloster wurde zwar 1753 gegründet, die Kirche aber erst 1762-1765 erbaut.

Es handelt sich um Eleonore Philippine Christiana Sophia Prinzessin v. Hessen-Rheinfels-Rotenburg (17.10.1712 - 23.5.1759), Tochter von Ernst Leopold Landgraf v. Hessen-Rheinfels-Rotenburg (25.6.1684 - 29.11.1749) und Eleonore Maria Anna Gräfin zu Löwenstein-Wertheim-Rochefort (1686 - 22.2.1753). Sie hatte am 13.12.1730 in Turin Johann Christian Joseph Prinz bei Rhein zu Sulzbach (23.1.1700 - 20.7.1733) geheiratet, den Sohn von Theodor Eustach Pfalzgraf bei Rhein zu Sulzbach Herzog v. Bayern (14.2.1659 - 11.7.1733) und Eleonore Marie Amalia Prinzessin v. Hessen-Rheinfels-Rotenburg (25.9.1675 - 27.1.1720).

Die Schwiegermutter der Stifterin war damit ihre eigene Tante, denn sowohl ihr Vater Ernst Leopold als auch ihre Schwiegermutter waren beides Kinder von Wilhelm Landgraf v. Hessen-Rheinfels-Rotenburg (1648 - 20.11.1725) und Maria Anna Franziska Gräfin v. Löwenstein-Wertheim-Rochefort (1652 - 1688).

Zu ihrem Ehemann muß noch erwähnt werden, daß Eleonore dessen zweite Frau war, in erster Ehe hatte Johann Christian Joseph am 15.2.1722 in Bergen op Zoom die dortige Erbtochter Marie Anne Henriette Leopoldine de La Tour d'Auvergne Marquise v. Bergen-op-Zoom (24.1.1708 - 28.7.1728) geheiratet, wodurch er 1722 Herr des Marquisates Bergen op Zoom wurde, bevor er 1732 zu Sulzbach regierte. Sein Sohn, Karl Philipp Theodor Kurfürst von der Pfalz und von Bayern (11.12.1724 - 16.2.1799), stammt aus erster Ehe, die Ehe mit Eleonore blieb kinderlos.

Dieser Sohn, Eleonores Stiefsohn, setzte die Inzucht fort, denn er heiratete am 17.1.1742 in Mannheim Maria Elisabeth Aloise Auguste Pfalzgräfin bei Rhein zu Sulzbach (17.1.1721 - 17.8.1794), seine eigene Cousine, beide sind Enkel von Theodor Eustach Pfalzgraf bei Rhein zu Sulzbach Herzog v. Bayern (14.2.1659 - 11.7.1733) und Eleonore Marie Amalia Prinzessin v. Hessen-Rheinfels-Rotenburg (25.9.1675 - 27.1.1720). Obwohl aus der Seitenlinie Sulzbach, wurde Karl Philipp Theodor Kurfürst, weil die Hauptlinie Pfalz-Neuburg ohne männlichen Nachkommen war.

Abb. links: Wappen von Johann Christian Joseph Prinz bei Rhein zu Sulzbach (23.1.1700 - 20.7.1733):

Abb. rechts: Wappen von Eleonore Philippine Christiana Sophia Prinzessin v. Hessen-Rheinfels-Rotenburg (17.10.1712 - 23.5.1759):

Literatur, Links und Quellen:
Sulzbacher Salesianerinnen: http://www.datenmatrix.de/projekte/hdbg/kloster/kloester_detailansicht_.....daten und http://www.datenmatrix.de/projekte/hdbg/kloster/kloester_detailansicht_....eschichte
Territorialgeschichte: Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder - die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. C. H. Beck Verlag München 7. Auflage 2007, ISBN 978-3-406-54986-1
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Gottschalk Joseph: Hedwigskloster und Hedwigskirche in Sulzbach/ Oberpfalz, Archiv für schlesische Kirchengeschichte, Band 38, S. 205-213; Hildesheim 1980

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