Bernhard Peter, Gernot Ramsauer und Alex Hoffmann
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1464
Nürnberg (Mittelfranken)

Frauenkirche in Nürnberg
Peringsdörffer-Epitaph

An der Nordwand des Hauptraumes der Frauenkirche befindet sich mit dem Peringsdörffer-Epitaph ein bedeutendes Kunstwerk der Spätgotik, um 1498 vom Bildhauer Adam Kraft geschaffen. Es ist hier nicht am Orte seiner originalen Aufstellung, denn diese Gedächtnistafel wurde von der Familie Peringsdörffer für die ehemalige Augustinerkirche gestiftet. Nach deren Abriß im Jahre 1816 wurde das Epitaphium hierher verbracht. Vom Typ her ist es eine Schutzmantelmadonna, in der Mitte Maria mit dem Kinde unter einer von zwei Engeln getragenen schwebenden Krone, weitere Engel spannen den Mantel weit auf als symbolischen Schutz für die Menschheit, links befindet sich im Schutze des Mantels eine bunte Mischung aus geistlichen und weltlichen Würdenträgern und Bürgern, rechts in gleicher Weise beschützt die Mitglieder der Stifterfamilie. Das Epitaph wurde gestiftet von Sebald Peringsdörffer, gestorben 1498.

Das Wappen der Peringsdörffer (Peringsdorfer, Pergenstorffer, Pergenstörffer, der Name findet sich in vielen Variationen, am Epitaph selbst wird er Pergenstorffer geschrieben) zeigt in schwarz-silbern geteiltem Schild einen aufspringenden Windhund mit aufwärts gerolltem Schwanz in verwechselten Farben mit goldenem Halsband. Auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken der Windhund wachsend zwischen einem silbern-schwarz geteilten Flug (Schöler Tafel 87, Siebmacher Band: Bg1 Seite: 40 Tafel: 53, dort als Bracke bezeichnet). Es findet sich zweimal, spiegelbildlich rechts und links der eigentlichen Haupttafel, jeweils ergänzt durch einen kleinen Beischild. Das optisch linke Wappen ist im Bereich der Flügel stark beschädigt, das rechte ist besser erhalten.

Der linke Beischild zeigt das Wappen der Landauer, rot mit einer silbernen Spitze und drei (2:1) gestürzten Lindenblättern in verwechselten Farben (Schöler Tafel 39, dort die Spitze eingebogen und die Lindenblätter nicht gestürzt, Siebmacher Band: BayA1 Seite: 47 Tafel: 46 mit umgekehrten Farben, Siebmacher Band: Bg2 Seite: 42 Tafel: 70 ohne Farbangaben). Die hier nicht abgebildete Helmzier wäre auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein beiderseits wie der Schild bez. Flug (nach Siebmacher Band: BayA1 Seite: 47 Tafel: 46 ein Flügel, am Schreyer-Epitaph an St. Sebald ein geschlossener Flug, nach Siebmacher Band: Bg1 Seite: 27 Tafel: 31 ein geteilter Flug mit den drei Blättern). Die 1447 verstorbene Ursula Landauer hatte den 1446 verstorbenen Eberhard Peringsdörffer (Peringsdorfer) geheiratet. Diesen beiden ist die linke Inschrift unter dem Hauptfeld zugedacht. Der rechte Beischild trägt das Wappenbild der Harsdörffer, in Rot auf einem goldenen Dreiberg ein silberner Zinnenturm mit Schießscharten und zwei Erkern, alles spitzbedacht und mit goldenen Kugeln an den Spitzen. Der Stifter des Epitaphs, Sebald Peringsdörffer (gest. 1498), hatte Katharina Harsdörffer (gest. 1499) zur Frau. Diesen beiden ist die rechte Inschrift unter dem Hauptfeld zugedacht.

Dieser gevierte Wappenschild befindet sich im Zentralfeld vor einer der Frauen auf der optisch rechten Seite mit den Familienmitgliedern. Es ist geviert aus dem Haller-Schildbild (in Rot ein schwarz gefüllter, schräger, linker, silberner Sturzsparren) in den Feldern 1 und 4 und dem Peringsdörffer-Schildbild (in schwarz-silbern geteiltem Schild ein aufspringender Windhund mit aufwärts gerolltem Schwanz in verwechselten Farben mit goldenem Halsband) in den Feldern 2 und 3. Es handelt sich um das Ehewappen von Katharina Peringsdörffer, die 1485 den Begründer der Jobst-Linie, Jobst II. Haller, gest. 1505, geheiratet hatte. Das Wappenbild des Ehemannes ist in den vorrangigen Feldern 1 und 4 zu suchen, ihr eigenes Wappen in den nachgeordneten Feldern 2 und 3.

Position des beschriebenen Epitaphs in der Kirche.

Literatur, Links und Quellen:
Veröffentlichung der Innenaufnahmen aus der Frauenkirche mit freundlicher Erlaubnis von Herrn Pfarrer Roland Huth vom 9.7.2010, wofür ihm an dieser Stelle herzlich gedankt sei.
Siebmachers Wappenbücher, insbesondere der Band Bayern
Eugen Schöler, Historische Familienwappen in Franken, Verlag Degener / Bauer Raspe, Neustadt an der Aisch, 3. Aufl. 1999, Nachdruck 2002, ISBN 3-87947-112-6

Peter Fleischmann, Rat und Patriziat in Nürnberg. Nürnberger Forschungen, Einzelarbeiten zur Nürnberger Geschichte, herausgegeben vom Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg. Bände 31/1, 31/2, 21/3 (Stammbäume) und 31/4. VDS Verlagsdruckerei Schmidt, Neustadt an der Aisch. ISBN 978-3-87191-333-4.
Frauenkirche Nürnberg: http://www.frauenkirche-nuernberg.de/
Kurzführer zur Frauenkirche
http://www.erzbistum-bamberg.de/......../kurzfuehrer/Deutsch.html
Virtueller Rundgang:
http://www.familie-wimmer.com/orte/o02/o02fk/fk04/index.html
Robert Leyh, Die Frauenkirche zu Nürnberg. Katholische Pfarrkirche Unserer Lieben Frau, mit Photos von Reinhard Bruckner, 56 S., Schnell und Steiner Verlag, 1992 (Große Kunstführer, Band 167), München, Zürich, ISBN 3-7954-0721-4

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