Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1411
Garnich (Großherzogtum Luxemburg)

Garnicher Pfarrkirche:
Epitaph für Appoline von Enschringen

Die Pfarrkirche von Garnich (lux. Garnech, Großherzogtum Luxemburg, Kanton Capellen) ist zwar von außen modern, birgt aber im Inneren mit dem an der Nordwand angebrachten Epitaph der Appoline (Appolonia) von Enschringen (Äbtissin von Marienthal, gest. 1593) ein kunstgeschichtlich wertvolles und heraldisch sehenswertes Kleinod aus der Renaissancezeit. Die direkt darunter angebrachte Inschrift hat übrigens nichts mit dem Epitaph zu tun.

Die Inhalte der Wappen sind übrigens deckungsgleich mit denen auf der Grabplatte für die nahe Verwandte Maria Elisabeth Engel v. Enschringen (-15.8.1558), vermählt mit Georg v. Kesselstatt (-12.8.1589), in der Föhrener Pfarrkirche.

Wappen der Herren von Enschringen, 5, 7, 8 oder 9 x zu 6, 8, 9 oder 10 Feldern, hier 9x zu 10 Feldern golden-rot geteilt, belegt mit einem schwarzen, rotgezungten Löwen. Helmzier (Ausschnittsvergrößerung rechts) ein Mannesrumpf im goldenen Kleid und mit goldener oder schwarzer Stirnbinde, anstelle der Arme zwei mit goldenen gestürzten Lindenblättern bestreute schwarze Flügel. Im Gruber ist es ein Frauenrumpf, hier ist der Charakter der Figur eher männlich in Übereinstimmung mit der Beschreibung im Loutsch. Die Blättchen sind hier im vorliegenden Fall gestielt, also am ehesten als Lindenblätter zu interpretieren, auch wenn sie in der Literatur auch als Herzchen oder Seeblätter angesprochen werden. Die Helmdecken sind schwarz-golden tingiert. Französischer Blason: Fascé de 6, 8, 9 ou 10 pièces, ou même burélé, d'or et de gueules, au lion de sable, lampassé de gueules, brochant. Cimier un buste d'homme habillé d'or, tortillé de sable, portant en guise de bras un vol éployé de sable, chaque aile semé avec des feuilles de tilleuil d'or. Das Wappen befindet sich optisch links oben, entspricht also dem Mannesstamm der Verstorbenen bzw. dem Großvater väterlicherseits. Aufgrund seiner Position ist das Wappen komplett einwärts gewendet.

Wappen von Barbanson-Villemont. Das Wappen der Barbanson-Villemont ist ein durch einen gedornten Bord gemindertes Wappen Barbanson, einer Familie aus Hainaut mit Verbindungen zu Luxemburg. Das letztere zeigt in Silber drei (2:1) rote Löwen, golden gezungt, bewehrt und gekrönt (nach Loutsch: D'argent à trois lions de gueules, armés, lampassés et couronnés d'or). Die Helmzier ist ein Löwe wie im Schild zwischen einem silbernen Flug. Das Wappen der Barbanson-Villemont gibt Loutsch an mit innerhalb eines gedornten roten Bordes in Silber drei (2:1) rote Löwen. Helmzier wie oben. Französischer Blason: D'argent à trois lions de gueules, à la bordure engrelée du même. Cimier un lion de l'écu entre un vol d'argent. Loutsch beschreibt eine Variante mit blauem gedornten Bord (d'argent à trois lions de gueules, armés, lampassés et couronnés d'or à la bordure engrelée d'azur). Hier liegt eindeutig die Differenzierung durch den gedornten Bord vor. Die Helmzier ist hier jedoch eine komplett andere (Ausschnittsvergrößerung rechts) als im Loutsch beschrieben, ein wachsender, vermutlich roter, gekrönter Löwe zwischen zwei Harnischarmen, aus deren oberen Öffnungen Flammen schlagen. Das Wappen befindet sich optisch rechts oben, entspricht also der Mutter der Probandin.

Das Wappen der de Hondelange (von Hundelingen) zeigt nach Loutsch in Gold ein blaues Ankerkreuz, auf der Herzstelle mit Kopf und Hals eines silbernen, golden- oder rot-behalsbandeten Windhundes belegt (d'or à la croix ancrée d'azur, chargée en coeur d'une tête et col de lévrier d'argent, colleté d'or ou de gueules). Helmzier ein silberner wachsender Windhundrumpf mit rotem, silbernberingtem Halsband (cimier une tête et col de lévrier d'argent, colleté de gueules, bouclé d'argent). Helmdecke blau-golden. Loutsch beschreibt mehrere Varianten, a) in Gold ein blaues Ankerkreuz ohne Hundekopf für Bernard de Hondelange 1456 und 1461, b) in Gold ein schwarzes Ankerkreuz ohne Hundekopf, Helmzier ein rotbehalsbandeter, wachsender schwarzer Brackenkopf (d'or à la croix ancrée de sable, cimier une tête et col de chien braque de sable, colleté de gueules), diese Variante entspricht den Angaben im Gruber für Joh. von Hundelingen 1482. c) In Gold ein schwarzes Ankerkreuz, auf der Herzstelle mit einem schwarzen Schildchen belegt, darin Kopf und Hals eines silbernen, rotbehalsbandeten und rotgezungten Windhundes (d'or à la croix ancrée de sable, chargée en coeur d'un écusson de sable à la tête et col de lévrier d'argent, colleté et langué de gueules). Da hier der Hundekopf im Zentrum deutlich zu sehen ist, aber kein ihn umgebendes Schildchen (Ausschnittsvergrößerung rechts), ist die Farbwahl des Stammwappens wahrscheinlich. Die Familie der Herren von Hundelingen ist ein luxemburgisches Geschlecht mit Stammsitz im Dorf Hondelange (lux. Hondeling oder Hondeléng) bei Messancy im südlichsten Zipfel des heutigen Belgien. Aufgrund seiner Position ist das Wappen komplett nach innen gewendet. Es befindet sich optisch links unten, einer Großmutter zuzuordnen.

Das Wappen der luxemburgischen Familie des Armoises: Von Gold und Blau 12fach geständert mit einem von Silber und Rot gespaltenen Herzschild (gironné d'or et d'azur de 12 pièces, sur le tout un écusson parti d'argent et de gueules). Ausschnittsvergrößerung des Schildes rechts. Die Helmzier ist ein wachsender goldener Löwe, ein von Silber und Rot gespaltenes Schildchen haltend (un lion naissant d'or tenant un écusson parti d'argent et de gueules), oder als Variante ein Kardinalshut (un chapeau de cardinal), oder als weitere Variante zwei Kugeln mit Straußenfedern (deux boules chacune sommée d'une plume d'autruche) oder ganz einfach ein Straußenfederbusch (3 ou 5 plumes d'autruche). Hier ist es ein von Silber und Rot gespaltenes Schildchen auf einem flachen Hut zwischen zwei Federstößen (un chapeau sommé d'un écusson parti d'argent et de gueules entre deux boules chacune sommée des plumes). Es handelt sich bei den des Armoises um eine ursprünglich lothringische Familie, von der ein Zweig, die des Armoises d'Affléville, die Herrschaft Differdange in Luxemburg besaß. Das Wappen befindet sich optisch rechts unten, der anderen Großmutter zuzuordnen.

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher
Dr. Jean-Claude Loutsch, Armorial du pays de Luxembourg, 1974
Otto Gruber: Wappen des mittelrheinisch-moselländischen Adels, Trier 1962-1965, incl. Nachtrag Trier 1967, ebenfalls veröffentlicht in verschiedenen Jahrgängen der "landeskundlichen Vierteljahresblätter".
Rolf Zobel: Wappen an Mittelrhein und Mosel, Books on Demands GmbH, Norderstedt 2009, ISBN 978-3-8370-5292-3, 527 S.
Veröffentlichung der Innenaufnahmen mit freundlicher Erlaubnis von Herrn Prof. Dr. Tom Kerger, Curé der Pfarrkirche von Garnich, wofür ihm an dieser Stelle herzlich gedankt sei.

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