Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 1366
Septfontaines (Simmern, Großherzogtum Luxemburg)
Pfarrkirche
von Septfontaines:
Schlußsteine im Gewölbe
Septfontaines (deutsch: Simmern) ist eine luxemburgische Gemeinde im Tal der Eisch, auf halbem Weg zwischen Mersch und Steinfort gelegen. Auch wenn der heutige Dorfbrunnen dem Namen "Siebenborn" alle Ehre macht, tatsächlich steckt im Namen nicht die Zahl sieben, sondern "sief" für ein feuchtes Bachtal. Über dem Ort liegt eine privat bewohnte Burg der ehemaligen Ortsherren. Das waren zuerst die Herren ab Septemfontibus (de Septfontaines, von Simmern, von Siebenborn). 1233 wird Johann von Simmern ein Vasall von Ermesinde von Luxemburg. Nach dem Aussterben der Familie kam die Herrschaft an die Cranendonck, die Milberg, die Kerpen, dann an die Raville (Rollingen), Pallandt, Warsberg, Eynatten, de Stassin, Bidart, de Thomassin, de Ryaville, de Marchant et dAnsembourg und an die Créhange (Criechingen). Sehenswert ist die Pfarrkirche St. Martin im Ort vor allem wegen der Gewölbe und den dort befindlichen, farbig gefaßten Wappenschlußsteinen, die aus der Zeit der Ortsherren aus der Familie de Raville stammen.
Abb. links: Pfarrkirche St. Martin. Abb. rechts: Blick in das Gewölbe über der Empore mit den wappengeschmückten Schlußsteinen. Um 1510 hatten die Raville auf der Nordseite der Kirche umgebaut, die Seite wurde aufgerissen und durch eine Kapelle ersetzt. Entsprechend der Zeit finden sich hier komplizierte Formen mit Liernen und Tiercerons. Die Kreuzrippengewölbe im Kirchenschiff wurden 1516 fertiggestellt, dort finden sich weitere Raville-Schlußsteine.
Ausschnitt aus dem Seitenkapellen-Gewölbe über der Empore mit fünf wappengeschmückten Schlußsteinen. Diese Schußsteine stehen für die Vorfahren des Bauherren-Ehepaares: Jean de Raville (Johann v. Rollingen), Herr zu Dagstuhl und Siebenborn, luxemburgischer Erbmarschall, gest. 5.8.1540, Erbauer der Kapelle um 1510, war mit Marguerite de Manderscheid (Margareta v. Manderscheid-Blankenheim u. Gerolstein, Tochter von Johann Graf v. Manderscheid-Blankenheim und Gerolstein und Margareta von der Marck), geb. 5.2.1481, gest. März 1536, verheiratet. Das Grabdenkmal für Jean de Raville und das für eine weitere Familienangehörige stehen in der Kirche einander gegenüber.
Im Zentrum erkennen wir das Wappen der Grafen von Manderscheid zu Blankenheim, es ist geviert: Feld 1 und 4: In Gold ein roter Zickzackbalken/Sparrenbalken (Stammwappen). Feld 2 und 3: normalerweise in Gold ein schwarzer Löwe, darüber ein roter Turnierkragen von 5 Lätzen (Blankenheim), hier in Feld 2 abweichend silberne Feldfarbe, Grund mir unbekannt. Französischer Blason: Écartelé, aux 1 et 4 d'or à la fasce vivrée de gueules, au 2 et 3 normalement d'or au lion de sable, armé et lampassé de gueules, au lambel à cinq pendants du même brochant, ici au 2 d'argent au lion. Die hier nicht abgebildete Helmzier wäre ein goldener Hut mit rotem Stulp, darin zwei Stöße von Pfauenfedern (Gruber), ein roter Hut mit goldenem Stulp, darin zwei Stöße von Pfauenfedern (Siebmacher, Loutsch), Helmdecken rot-golden (französischer Blason: un chapeau de tournoi de gueules retroussé d'or, sommé de deux toffes de plumes de paon au naturel). Rechts unten sehen wir in blauem, mit goldenen Lilien bestreuten Feld einen silbernen Löwen (d'azur au lion d'argent, le champ semé de fleurs de lis d'or), dieser steht für Schleiden bzw. Junkerath, später wird er belegt mit einem 4-5-lätzigen, roten Turnierkragen und findet als Feld Eingang in das vermehrte Manderscheid-Wappen. Links erkennen wir das Wappen der von der Marck, in Gold ein in drei Reihen silbern-rot geschachter Balken, aus dem oben ein roter Löwe hervorwächst, frz. d'or à la fasce échiquettée d'argent et de gueules de trois tires, au lion issant de la fasce de gueules, armé et lampassé d'azur. Marguerite de Manderscheid war die Tochter von Johann Graf v. Manderscheid-Blankenheim und Gerolstein, 1446-9.1.1524, und Margareta von der Marck, gest. 27.6.1542. Ihre vier Großeltern, die durch die Schilde im Bild repräsentiert werden, waren Dietrich III. Graf v. Manderscheid u. Blankenheim, Herr zu Schleiden u. Junkerath (gest. 20.2.1488), Elisabeth v. Schleiden-Blankenheim, Eberhard III. Graf v. d. Marck (gest. 19.6.1496) und Marguerite de Bouchout. Das Wappen Bouchout findet sich ebenfalls, es ist in Silber ein durchgehendes rotes Kreuz. Französischer Blason: D'argent à la croix de gueules. Die zugehörige Helmzier wäre ein bärtiger Mann, in den Schildfarben gekleidet, eine Fahne in den Schildfarben haltend. Französischer Blason: Cimier un homme barbu, vêtu aux armes, tenant une bannière aux armes. Das Wappen ist u.a. in der Wappenrolle des Gelre für Jean Seigneur de Bouchout dokumentiert.
Abb. links: Wappen der Herren von Septfontaines, in Rot ein silbernes Ankerkreuz (frz. de gueules à la croix ancrée dargent). Die hier nicht verwendete Helmzier wäre ein Paar Büffelhörner (deux cornes ou proboscides). Thomas de Septfontaines hatte Irmengarde de Cranendonck geheiratet, und diese beiden gelten als die Gründer des 1317 geweihten Kirchengebäudes. Dieses Wappen der im 14. Jh. schon ausgestorbenen Ortsherren lebt übrigens im heutigen Kommunalwappen fort: Dieses zeigt in Rot ein silbernes Ankerkreuz, dieses belegt mit einem roten Zinnenturm (frz. de gueules à la croix ancrée dargent chargée en ceur dune tour crénelée de gueules).
Abb. Mitte: Wappen von Daun-Densborn, in Rot ein silbernes Schräggitter. Französischer Blason: De gueules fretté d'argent. Die zugehörige Helmzier wäre ein wachsender roter Schwan mit silbernem Schnabel und ebensolchen Flügeln (cimier: un cygne issant de gueules, ailé et becqué d'argent. Dieser Zweig der Dauner hatte die Herrschaft Densborn inne. Sie waren vom Anfang des 13. Jh. bis zum Ende des 14. Jh. Erbmarschälle von Luxemburg. Beim Aussterben ging die Familie in den Raville auf.
Abb. rechts: Edle Herren von Rollingen-Siebenborn, de Raville-Siebenborn, geviert, Feld 1 und 4: in Rot drei silberne Sparren (Stammwappen Raville, hier Anzahl der Teilungen abweichend erhöht), 2 und 3: in Rot ein silbernes Ankerkreuz (Herrschaft Siebenborn). Der französische Blason lautet: écartelé, aux I et IV de gueules à trois chevrons d'argent, aux II et III de gueules à la croix ancrée d'argent. Die Helmzier wäre ein silberner Pfauenhals (oder auch als blau beschrieben). Französischer Blason: Cimier une tête et col de paon d'azur ou d'argent. Helmdecken rot-silbern. Das alte Dynastengeschlecht, das zu den wichtigsten Luxembourgs zählte, ist in der letzten Linie mit Peter Ernst de Raville 1750 erloschen.
Abb. links: Wappen aus dem Hauptschiff-Gewölbe, Wappen der Edlen Herren von Rollingen-Siebenborn, de Raville-Siebenborn, vermehrtes Wappen wie oben beschrieben.
Abb. Mitte: Wappen aus dem Hauptschiff-Gewölbe, Wappen der Edlen Herren von Rollingen-Siebenborn-Densborn, de Raville-Siebenborn-Densborn, vermehrtes Wappen. Geviert mit Herzschild. 1 und 4: In Rot drei silberne Sparren (Raville). 2 und 3: in Rot ein silbernes Ankerkreuz (Herrschaft Siebenborn). Herzschild in Rot ein silbernes Schräggitter (Daun-Densborn). Französischer Blason: Écartelé, aux I et IV de gueules à trois chevrons d'argent, aux II et III de gueules à la croix ancrée d'argent, sur le tout de gueules fretté d'argent. Die hier nicht abgebildete Helmzier wäre ein blauer Pfauenhals, Helmdecken rot-silbern.
Abb. rechts: de Hollenfels, de Hollenfeltz: In Rot eine rautenförmige silberne Gürtelschnalle (Rink). Es gibt mehrere Varianten, die Gürtelschnalle geschmückt mit 6 Perlen oder roten Scheiben etc. Der Dorn kann nach rechts oder nach links zeigen. Hier zeigt die Spitze nach heraldisch links. Französischer Blason: de gueules au fermail d'argent. Die hier nicht verwendete Helmzier wäre ein Flug wie der Schild, rot und beiderseits mit der Gürtelschnalle belegt. Helmdecken rot-silbern.
Abb. links: Wappen der de Haraucourt (auch de Haracourt), in Gold ein rotes Kreuz, in einem silbernen Freiviertel ein goldengekrönter (fehlt hier), rotbewehrter und rotgezungter schwarzer Löwe. Französischer Blason: D'or à la croix de gueules, au franc-quartier d'argent au lion de sable, armé et lampassé de gueules (et couronné d'or). Es gibt mehrere Darstellungsvarianten, a) der Löwe im Obereck ohne Beschneidung des Kreuzes (wie hier, so auch im Loutsch abgebildet), b) der Löwe in einem das Kreuz teilweise überdeckenden Freiviertel. Entsprechend der französische Blason: le premier quartier / un véritable franc-quartier empiétant sur la croix. Die hier nicht verwendete Helmzier wäre ein silberner Schwanenrumpf mit goldenem Ring im Schnabel, rücklings mit drei (Gruber) oder vier (Loutsch) roten Kugeln besteckt, die ihrerseits jeweils mit einem schwarzen Hahnenfederbüschel besteckt sind, Helmdecken rot-silbern. Französischer Blason der Helmzier: Une tête et col de cygne d'argent, tenant au bec un annelet d'or, le dos orné de quatre boules de gueules, sommé chacune de plumes de coq de sable.
Abb. Mitte: Wappen der Elter/Autel. Es zeigt in Rot ein durchgehendes, goldenes Kreuz, begleitet von 18 goldenen Schindeln, in jedem oberen Winkel 5 (2:1:2), in jedem unteren Winkel 4 (2:1:1). Französischer Blason: De gueules à la croix d'or accompagnée de dix-huit billettes du même, cinq aux quartiers du chef, quatre aux quartiers de la pointe. Die dazu gehörende Helmzier wäre ein Mannesrumpf wachsend, gewandet in ein wie der Schild bez. Kleid, auf dem Kopf ein niedriges Mützchen, im Siebmacher Luxemburg als roter Kardinalshut mit beiderseits herabfallenden Fiocchi beschrieben bzw. dargestellt. Im Gruber als bärtiger Mannsrumpf mit golden gestulpter roter Mütze, das Kleid wie der Schild bez. Die Helmdecken werden übereinstimmend als rot-golden angegeben. Französischer Blason nach Loutsch: Un buste sans bras, coiffé d'un chapeau de cardinal de gueules, des cordons flottants, la figure de carnation, et habillé aux émaux de l'écu.
Abb. rechts: Wappen Cranendonk /Craenendonk, in Gold drei (2:1) rote Jagdhörner (Hifthörner) mit silbernen Beschlägen. Französischer Blason: D'or à trois huchets de gueules, virolés d'argent. Irmengarde de Cranendonck war die Frau von Thomas de Septfontaines, und beide gelten als die Gründer der Kirche 1317. Cranendonk war eine Herrschaft in Brabant. Es gab auch ein geviertes Wappen de Septfontaines-Cranendonk, Feld 1 und 4 Septfontaines, Feld 2 und 3 Cranendonk. Dieses gevierte Wappen findet sich u.a. in der Wappenrolle des Herolds Gelre. Und als das Erbe an die Milberg fiel, entstand ein gespaltener Schild, rechts Milberg (fascé d'or et d'azur), links geviert, 1 und 4 Septfontaines, 2 und 3 Cranendonk.
Vermehrtes Wappen der Beyer von Boppard: Geviert, Feld 1 und 4: in Silber ein schwarzer, rot bewehrter und gezungter, golden gekrönter Löwe, Feld 2 und 3: in rotem, mit goldenen Steckkreuzchen bestreutem Feld ein aus dem linken Schildrand hervorkommender silberner Frauenarm mit Hängeärmel mit goldenen Verzierungen, einen goldenen Fingerring mit blauem Stein haltend. Französischer Blason: Écartelé, aux 1 et 4 d'argent au lion de sable, armé et lampassé de gueules, couronné d'or, aux 2 et 3 de gueules au sénestrochère paré d'une manche à sac d'argent à broderies d'or mouvant du flanc, tenant à la main une bague d'or chatonnée d'azur, le champ persemé de croisettes recroisettées au pied fiché d'or. Die zugehörige Helmzier wäre die des Stammwappens, auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken ein wachsender schwarzer, rot bewehrter und gezungter, golden gekrönter Löwenrumpf zwischen einem silbernen Flug. Alternativ ein mit zwei Pfauenfedern besteckter Turnierhut von Hermelin. Französischer Blason: Cimier le lion de sable issant entre un vol d'argent, ou un chapeau de tournoi d'hermines, garni de deux plumes de paon.
Literatur,
Links und Quellen:
Veröffentlichung der
Innenaufnahmen mit freundlicher Genehmigung von Herrn Pfarrer
Joel Santer vom 6.6.2010, wofür ihm an dieser Stelle ganz
herzlich gedankt sei.
Siebmachers Wappenbücher, insbesondere Band Luxemburg
Dr. Jean-Claude Loutsch, Armorial du pays de Luxembourg, 1974
Gemeinde: http://www.septfontaines.lu/accueil - Ortsgeschichte: http://www.septfontaines.lu/la-commune-se-presente/decouvrir-la-commune/septfontaines
Jean-Pierre Kunnert, Die Pfarrkirche Sankt Martin in Simmern -
Septfontaines
A. Langini, Die Pfarrkirche von Simmern, in: Die Warte,
11.12.1997
Kirche: http://www.ssmn.public.lu/patrimoine/religieux/eglises/region_centre/septfontaines/index.html
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf
CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Wappenrolle des Gelre: http://www.heraldique-europeenne.org/Armoriaux/Gelre/F73r.htm
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