Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1361
Amönau (Stadtteil von Wetter, Landkreis Marburg-Biedenkopf)

Grabstein an der Kirche von Amönau

Das historische Zentrum von Amönau ist ein besonders malerischer Bereich am Zusammenfluß von Asphe und Treisbach. Dort befindet sich eine schlichte Kirche, deren aus derm 16. Jh. stammendes Äußere darüber hinwegtäuscht, daß die Wurzeln des Baus wesentlich älter sind, so entstammt der Chor der Frühgotik und der Turm stammt sogar in den unteren Bereichen aus dem 12. Jh. Sehenswert ist hier ein wappengeschmückter Grabstein an der Nordseite des Kirchenschiffs, dessen Fuß teils vergraben ist, teils von Klebkraut überwuchert wird. Ein Geharnischter mit vor der Brust zusammengelegten Händen blickt uns frontal an, den Helm hat er neben seinem rechten Fuß abgelegt.

Die verwitterte und ausgerechnet im interessantesten Teil verdeckte Inschrift lautet: "... 1578 DEN 31. OCTOBRIS IST IN GOTT SELIGLICHEN ENDSCHLAFEN DER EDLE VND ERNVESTE .....". Der verdeckte Namen lautet "LÖWENSTEIN VON REHEN". Korrekt, Löwenstein ist hier Vorname! Löwenstein von Rehen war 1568 - 1579 Besitzer des Rittergutes Amönau. Die Familie von Rehen, Waldecker Lehnsleute und Burgmannen, Erbauer der Burg Rhena (bei Korbach), begründeten mit Heinrich von Rehen, der 1493 erstmals auf Amönau als Knappe erwähnt wurde und der der Vater des hier Dargestellten war, eine Linie zu Amönau. Andere Schreibweisen des Familiennamens sind Rhena, Ryne, Ryn, Rhiene oder Rine. Den seltenen Vornamen bekam der Ritter, weil sein Onkel Eithel von Löwenstein zu Löwenstein Pate war. Seine drei Brüder trugen "normale" Vornamen: Ebert, Eckhart und Franz. Enge Verbindungen bestanden zur Familie von Hohenfels, und von ihnen bemühten sich die von Rehen lange, Anteile am Zehnten zu erwerben, was schließlich 1537/38 erfolgreich war, aufgrund eines Vergleiches bekamen Löwenstein von Rehen und sein Bruder Eckhart den halben Zehnten zu Amönau als Afterlehen, und 1572 konnten sie diese Hälfte gänzlich erwerben. Besitznachfolger der von Rehen in Amönau wurde 1607 Johann von Bodenhausen durch Kauf. Die von Rehen zu Amönau starben 1612 im Mannesstamm aus.

Abb. links: Wappen heraldisch rechts oben an der Platte: von Rehen oder von Rhena, ein Hahnenkopf, gewendet, auf dem Helm ein Hahnenkopf zwischen einem Flug. Dieses Wappen gehört zu Löwenstein von Rehen, seinem Vater Heinrich von Rehen und seinem Großvater Johann VI von Rehen. Das Wappen wird im Siebmacher Band: NaA Seite: 34 Tafel: 55 beschrieben, ohne Farbangaben. Das Wappen wird ferner im Wappenbuch des Westfälischen Adels beschrieben, dort sind auch die Farben angegeben: In Gold ein schwarzer Hahnenkopf mit offenem rotem Schnabel und ebensolchem Kamm und Kehllappen. Auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken wachsend der Hahnenkopf zwischen einem goldenen Flug. Abb. links: Wappen heraldisch links oben an der Platte: Wappen von Hohenfels, in Rot ein oben von einem goldenen Stern begleiteter, silberner, hängender Flügel, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken der goldene Stern zwischen zwei roten Büffelhörnern. Das Wappen wird im Rietstap/Rolland beschrieben, aber das Stammwappen mit anderer Helmzier, der Stern zwischen einem Flug, und die hier vorliegende Helmzier zu einem geteilten Wappen, oben wie beschrieben, unten in Silber ein blauer Sparren, begleitet unten von einer nat. Biene. Dieses Wappen gehört nicht, wie man erwarten könnte und sollte, zur Mutter von Löwenstein von Rehen, sondern zu seiner Frau, Eila v. Hohenfels zu Eckelshausen, einer Tochter von Ludwig v. Hohenfels zu Eckelshausen. Übrigens wurde die Verbindung auch andersherum vollzogen, denn Löwensteins Schwester Barbara v. Rehen hatte Eilas Bruder Johann v. Hohenfels zu Eckelshausen geehelicht.

Abb. links: Wappen heraldisch rechts unten an der Platte: Wappen Schaufuß, ein äußerst redendes Wappen, denn es zeigt in Rot ein silbernes menschliches Bein mit Fuß. Helmzier ein Flug, stark verwittert, vermutlich ein Objekt zwischen dem Flug. Eine Vergleichsabbildung finden wir im Paderborner Rittersaal: Dort ist der Schild wie beschrieben zwischen einem silbern-rot übereck geteiltem Flug. Heraldisch rechts unten ist normalerweise der Platz für die Großmutter väterlicherseits, doch die Aufnahme des Wappens der Ehefrau hat alles verrutscht, und so sehen wir hier das Wappen von Löwensteins Mutter, Gertraud Schaufuß, Tochter von Caspar Schaufuß und Catharina v. Fischborn. Es handelt sich um eine Patrizier- und Burgmannenfamilie aus Alsfeld. Der Stammvater ist Thidericus Scovuot, 1239 erwähnt. Die Letzten des Geschlechtes waren Melchior und Helwig Schaufuß, beide werden 1563 als tot angegeben, sie waren Burgmannen in Alsfeld. Das Wappen wird im Hessischen Wappenbuch, Band 3, Familienwappen 1, beschrieben, dort ist die Helmzier etwas anders dargestellt, jeder der roten Flügel mit dem silbernen Bein belegt. Abb. links: Wappen heraldisch links unten an der Platte: Wappen von Fischborn, in Silber ein mit der Mitte nach oben gekrümmter schwarzer Fisch. Auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken der gekrümmte schwarze Fisch vor einem Federbusch mit drei Straußenfedern. Das Wappen wird im Rietstap/Rolland beschrieben, ebenso im Aschaffenburger Wappenbuch, dort steht der Fisch in der Helmzier vor einem grünen Baum, offensichtlich nicht zutreffend, wie man trotz der fortgeschrittenen Verwitterung erkennen kann. Dieses letzte der vier Wappen ist also die Großmutter mütterlicherseits, und die Großmutter väterlicherseits, Katharina von Dalwigk, wurde unterschlagen. Es wäre je nach Quelle in Silber ein schwarzes Hirschgeweih, jede Spitze mit einer roten Rose besteckt (Westfälisches Wappenbuch, Stammbuch der Althessischen Ritterschaft von Frhr. v. Buttlar), oder ein schwarzes Paar Buffelhörner, außen mit acht roten Rosen besteckt (Rietstap/Rolland, vgl. auch Siebmacher Band: Pr Seite: 39 Tafel: 47). Helmzier Federn, je nach Quelle unterschiedlich angegeben.

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher
Rietstap/Rolland
Aschaffenburger Wappenbuch
Max von Spießen (Hrsg.): Wappenbuch des Westfälischen Adels, mit Zeichnungen von Professor Ad. M. Hildebrandt, 1. Band, Görlitz 1901 - 1903.
Ortsseite:
http://www.amoenau.de/ - Chronik von Amönau: http://www.amoenau.de/contents/chronik.htm
Paderborner Rittersaal:
http://www.altertumsverein-paderborn.org/_kst/rs/ritt30.htm
Herrn Alois Lenz und Herrn Alex Hoffmann ein herzliches Dankeschön für wertvolle Hinweise
Hessisches Wappenbuch, Band 3, Familienwappen 1

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