Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 1336
Freiburg (Breisgau)
Rathausplatz in Freiburg: Der Brunnen vor dem ehem. Franziskanerkloster
Zwischen ehemaligem Franziskanerkloster, von dem nur die Kirche St. Martin und ein Flügel des ehemaligen Kreuzgangs erhalten sind, und Altem sowie Neuem Rathaus steht ein Brunnen, dessen Figur im oberen Teil an den Berthold Schwarz erinnert, der Legende nach Mönch des einstigen Klosters und in der Mitte des 14. Jh. angeblich Entdecker des Schießpulvers, was aber ohne Beleg ist. Selbst sein Leben als solches ist nicht wirklich gesichert, vielmehr könnte die Personifizierung mehr allegorisch gemeint sein. In der Mitte des 19. Jh. war man sich wohl sicherer als heute, denn die Inschrift gibt an, der Brunnen sei "zum Gedächtniß der fünften Säkularfeier" errichtet, man hatte sich damals also das Jahr 1355 als Erfindungsjahr des Schießpulvers zu eigen gemacht. Der Brunnen wurde 1855 errichtet und ist ein Werk des Josef Alois Knittel (1814-1875).
Für uns ist hier aber weniger der Mönch, sondern mehr das darunter befindliche Wappen von Interesse, ein von zwei widersehenden Löwen gehaltener Schild mit dem Freiburger Stadtwappen, in Silber ein durchgehendes rotes Kreuz, hier freilich aus gelbem Sandstein und nicht farbig gefaßt.
Rathausplatz in Freiburg: Pflastermosaike der Partnerstädte
Vor dem Rathaus sind in die Straßenpflasterung als Rheinkieselmosaike eingelegt die Stadtwappen von Freiburg und der Partnerstädte. Weitere Wappen befinden sich auf dem Bürgersteig direkt vor dem Rathaus, ein weiteres vor dem Nebeneingang innerhalb der Arkade. Ein ideales Photomotiv bei Regen, weil dann erst die Farben der feuchten Kiesel satt glänzen.
Abb. links: Stadtwappen von Besançon (Frankreich) - in Gold ein schwarzer Adler, in seinen Fängen zwei rote Säulen pfahlweise haltend (d'or à l'aigle de sable, tenant de ses serres deux colonnes de gueules brochant sur les ailes). Das Wappen geht auf eine Stiftung durch Kaiser Karl V zurück, wobei der Adler des Kaiserreiches aber nur mit einem Kopf übernommen wurde; die Säulen sind die Säulen des Herkules und ein Symbol für die gallo-römische Vergangenheit der Stadt. Unter Napoleon wurde das Wappen zeitweise geändert, ab 1804 ersetzte der Löwe den imperialen Adler, dazu kam ein rotes Schildhaupt mit drei goldenen Bienen für eine "gute Stadt" nach dem Muster napoleonischer Heraldik dazu: D'or au lion de sable, adextré et senestré d'une colonne de gueules, surmonté d'une croisette de sable, au chef de gueules a trois abeilles d'or. Dieses wurde wieder zugunsten des Originalwappens aufgegeben. Abb. rechts: Stadtwappen von Innsbruck (Österreich) - in Rot eine von oben gesehene, balkenweise gelegte silberne Brücke mit zwei Pfeilern, ein redendes Wappen, welches die Brücke über den Inn darstellt. Die früheste Darstellung datiert auf 1267, in seiner heutigen Form wird das Innsbrucker Wappen seit 1325 verwendet, wobei die Farben seit 1547 bekannt sind. Hier ist eine Form gewählt, die die Pfeiler als steingefüllte Kästen wiedergibt.
Abb. links: Stadtwappen von Padua (Italien, Lombardei), in Silber ein durchgehendes rotes Kreuz; der Schild ist golden gekrönt (Unterscheid zu Freiburg). Abb. rechts: Stadtwappen von Guildford (England, Surrey). Das Wappen zeigt innerhalb eines goldenen, mit drei schwarzen, rotbewehrten Krähen belegten Bordes über einem dreimal wellenförmig von Silber und Blau geteilten Wellenschildfuß in Schwarz auf einem grünen Berg zwischen zwei silbernen Wollsäcken eine silberne Burg mit drei Zinnentürmen, der mittlere Turm belegt mit einem von Frankreich und England gevierten Schildchen, die äußeren Türme mit spitzem Helm, die Mauer über dem Tor mit zwei Rosen balkenweise belegt, unter dem goldenen Fallgatter ein pfahlweise gestellter goldener Schlüssel, vor dem Tor liegend ein goldener, hersehender Löwe (sable, on a mount Vert between two woolpacks a castle with three towers Argent, the central one triple-towered and charged with a shield of the Royal Arms of France and England quarterly, the outer towers each surmounted by a spire, under the battlements two roses in fesse and within the open port beneath a portcullis a key all Or, on the mount before the port a lion couchant guardant also Or, the base barry wavy Argent and Azure, all within a bordure Or charged with three Cornish choughs proper). Zu diesem Stadtwappen würde noch eine Helmzier gehören, aus einer goldenen Krone, deren Zacken aus zwei Eicheln mit je einem Blätterpaar zwischen drei Ähren bestehen, wachsend ein silberner Löwe, um seinen Hals eine natürliche Schnur mit einem balkenweise gelegten schwarzen Schlüssel, zwischen den Pranken eine goldene Flachshechel haltend (out of a coronet composed of four ears of wheat and as many acorns slipped and leaved set alternately upon a rim Or, a demi-lion Argent about the neck a rope proper entwined there with a key fessewise Sable and between the forepaws a flaxbreaker Gold). Eine so detaillierte Wappendarstellung ist wirklich eine Herausforderung für ein Mosaik aus Rheinkieseln, so ist es nicht verwunderlich, wenn das königlich-englische Wappenschildchen nicht im Detail aufgelöst ist.
Abb. links: Stadtwappen von Isfahan (Iran). Das Wappen zeigt in Silber ein blaues Mischwesen mit dem Leib eines Löwen und dem Oberkörper eines rückgewendeten Bogenschützen, darüber der schwarze Ta'liq-Schriftzug "Isfahan", wobei der Punkt doppelte Verwendung findet, sowohl für den Buchstaben "N" als auch für den darunter liegenden Buchstaben "F". Der optisch rechte senkrechte Strich ist eigentlich nur Träger von "Hamza", dem Stimmabsatz am Anfang des Wortes, dem das kurze "i" folgt. Der optisch linke senkrechte Strich ist das lange zweite "a" von "Isfaha:n". Solche Buchstabenfolgen haben natürlich in ernsthafter Heraldik nichts zu suchen und sollten nicht zur Nachahmung ermuntern. Heraldik wirkt durch Farbflächen, nicht durch Schrift. Abb. rechts: Stadtwappen von Lemberg (Lviv, Lwiw, Lwow, Ukraine). Das Wappen zeigt in Blau unter einem roten (wie hier, historische Form) oder goldenen (seit 1990 geführte Form), mit drei Zinnentürmen besetzten Stadttor einen goldenen Löwen (a lion passant Or, beneath a castle gate Or, in azure field). Das Pflastermosaik entspricht nicht dem heute gültigen Blason, das Tor ist mittlerweile nicht mehr rot, sondern golden, und der Löwe ist nicht mehr aufspringend, sondern schreitend. Da Lemberg aber schon 1989 Partnerstadt wurde, entspricht das dem damaligen Zustand.
Abb. links: Stadtwappen von Matsuyama (Japan, Ehime). Die Farben des Originals sind Grün und Silber, das Motiv ist nicht nach klassischen Regeln blasonierbar, anscheinend ist es von einem stilisierten Kanji für Matsuyama abgeleitet. Abb. rechts: Stadtwappen von Madison (USA, Wisconsin). Das Wappen bildet einfach das Kapitol der Stadt Madison ab.
Abb. links: Stadtwappen von Granada (Spanien, Andalusien). Das Wappen der Stadt Granada zeigt einen Granatapfel. So kommt es, daß in Freiburg der Granatapfel mehrfach vorhanden ist, einmal als Bestandteil des königlich-spanischen Wappens am alten Kaufhaus als frisch erobertes Territorium, letztes Projekt der Reconquista, und einmal hier in moderner Form als Partnerstadt. Die Feldfarbe ist freilich Silber. Abb. rechts: Stadtwappen von Freiburg (Breisgau), in Silber ein durchgehendes rotes Kreuz.
Abb. links: Stadsiegel von Freiburg (Breisgau) vor dem Rathaus. Das Stadtsiegel zeigt in Silber eine dreitürmige rote Stadtmauer mit offenen Toren, der mittlere Turm höher als die beiden anderen, mit zwei Turmbläsern auf den äußeren beiden Türmen, begleitet unten von einer Gleve (Lilie) und oben und außen von vier Sternen, die beide als Symbole für Gerichtshoheit, Gerechtigkeit und Landfrieden interpretiert werden. Abb. rechts: Wappen des zweiten deutschen Kaiserreiches von 1881, ein schwarzer, rotbewehrter, kaiserlich gekrönter Adler, belegt mit dem silbern-schwarz gevierten Hohenzollernschild.
Abb. links: Stadtsiegel von Freiburg (Breisgau) vor dem Rathaus-Nebeneingang an der Ecke, Beschreibung siehe oben. Abb. rechts: "Rappen-Wappen". Es zeigt in Gold einen schwarzen, abgerissenen Adlerkopf. Es ist kein Wappen, aber ein weiteres Symbol für Freiburg, denn hier in Freiburg prägte man das Silber aus dem Münstertal zu Münzen, und der Adlerkopf, das war alles, was vom ursprünglichen Adlermotiv blieb, war eine typische Prägung, und aus dem Adlerkopf wurde ein Rabenkopf, und der Volksmund machte daraus den "Rappenkopf", und die Münze hieß "Rappenpfennig". Nach diesem benannte sich auch der sog. Rappenmünzbund, der von 1377 bis 1584 bestand, ein Zusammenschluß mehrerer vorderösterreichischer Städte zur Vereinheitlichung des Münzwesens. Letztendlich geht die Bezeichnung "Rappen" in der Schweiz, 100 Rappen = 1 Schweizer Franken, auf diesen Rappenmünzbund zurück, denn die jetzt schweizerischen Städte Basel, Schaffhausen, Zürich, Bern, Solothurn etc. nahmen einst an diesem Rappenmünzbund teil.
Literatur,
Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher
Rosemarie Beck, Helmut
Hartwig, Vom Adler zum Kreuz, Wappen in Freiburg erzählen
Geschichte, 1993, Rombach Verlag Freiburg, ISBN 3-7930-0676-X.
Peter Kalchthaler, Freiburg und seine Bauten, ein
kunsthistorischer Stadtrundgang, Prom Verlag GmbH Freiburg, 2006,
ISBN 978-3-923288-45-8.
Wappen Guildford: http://www.civicheraldry.co.uk/weald_downs.html#guildford%20bc
Freiburgs Partnerstädte: http://www.freiburg.de/servlet/PB/menu/1145583_l1/index.html
Wappen von Lemberg: http://en.wikipedia.org/wiki/Coat_of_arms_of_Lviv
Japanische Stadtsymbole: http://m.webdesignerdepot.com/2009/09/100-examples-of-japanese-municipal-flags/
Rappenmünzen: http://de.wikipedia.org/wiki/Rappen
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