Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 1321
Freiburg (Breisgau)
Die Karlskaserne in Freiburg
Am Nordrand der Altstadt ist noch ein Wappen zu finden, an der ehemaligen Karlskaserne am Siegesdenkmal. Freiburg war einst eine wichtige Festung, erst bauten die Österreicher nach 1651 ihre nahe der Grenze gelegene Stadt zum militärischen Stützpunkt aus und errichteten eine ständige Garnison, dann bauten die französischen Truppen unter Vauban die Stadt zur Festung aus und errichteten ab 1677 Kasernen, danach waren es wieder österreichische Truppen, die Unterkünfte brauchten. 1711 ff. wurde hier eine österreichische Kaserne erbaut. Diese Unterkunft wurde bei der Belagerung 1744 ff. zerstört, und so wurde 1773-1776 das alte Gebäude abgerissen und durch einen Neubau von Leonhard Wippert im Auftrag der breisgauischen Landstände ersetzt. Karlskaserne heißt sie seit 1796 nach Erzherzog Karl Ludwig Johann Joseph Laurentius v. Österreich und Herzog v. Teschen (5.9.1771 - 30.4.1847), einem Bruder von Kaiser Franz II. (12.2.1768 - 2.3.1835). Erzherzog Karl war der "Befreier Freiburgs", er hatte die erneute Besetzung Freiburgs, diesmal durch Revolutionstruppen, nach drei Monaten beendet und war 1796 als Sieger in die Stadt eingezogen. Im Laufe der Zeit wurde die Kaserne durch mehrere Bauten erweitert. Heute ist hier nach Zerstörung 1944 und Wiederaufbau nur des ursprünglichen Flügels 1950/51 in veränderter, vereinfachter Form und nach zwischenzeitlicher Nutzung als Oberpostdirektion das Sozialamt untergebracht.
Das Ensemble aus drei (1:2)
zusammengestellten, rocaillegerahmten Wappenschilden steht für
die Breisgauischen Landstände, die politischen
Vertretungen der Stände beim vorderösterreichischen
Landesherrn, bis zu ihrer Auflösung 1806. Sie hatten die Kaserne
finanziert und sind deshalb die Bauherren:
Oben, leider von Farbe bekleckert, sieht man in goldenem Feld
einen blau gekleideten Christus mit Weltkugel in der Linken, die
Rechte segnend erhoben. Dieser Schild steht für den "Prälatenstand",
die hohe Geistlichkeit wie z. B. die
Äbte/Äbtissinnen von St. Blasien (Benediktiner), Schuttern
(Benediktiner), St. Peter (Benediktiner), Tennenbach
(Zisterzienser), Adelhausen (Dominikanerinnen), Günterstal
(Zisterzienserinnen). Dieser Stand trug ein Viertel der
finanziellen Last.
Heraldisch rechts unten sieht man auf rotem Feld einen
natürlichen Georg zu Pferd als Drachentöter, aus Courtoisie
einwärtsgewendet. Dieser Schild steht für den Adel und
den Ritterstand mit eigener Herrschaft. Der Adel trug
ebenfalls ein Viertel der finanziellen Last.
Der dritte Schild heraldisch links unten ist geviert. Feld 1: in
Silber ein durchgehendes rotes Kreuz (Stadt Freiburg,
führt es heute noch so als Stadtwappen), Feld 2: in Gold ein
schwarzer Adler (für die Stadt Breisach, dem
Siegel der Stadt entnommen, im heutigen Stadtwappen hat der Adler
einen roten Brustschild mit silbernem Sechsberg), Feld 3: in Rot
ein goldener Schrägrechtsbalken (Stadt Neuenburg
am Rhein, führt es heute noch so als Stadtwappen), Feld 4: in
Gold ein blaugekleideter Mann, einen natürlichen Wanderstock
haltend (Stadt Waldshut, heute zu
Waldshut-Tiengen geworden, Wappen heute gespalten, rechts in Gold
ein einwärts gewendeter blaugekleideter Mann, den Hut an einer
über die Schulter gelegten Schnur auf dem Rücken, die Rechte an
der Hutschnur, in der Linken einen blauen Wanderstab haltend,
hinten in Blau auf einer liegenden goldenen Mondsichel stehend
eine golden gekleidete, gekrönte und ebenso nimbierte Maria, auf
der Linken das golden gekleidete und ebenso nimbierte Kind
haltend). Alle diese Städte repräsentieren den "dritten
Stand", wovon Freiburg die Präsidentschaft
innehatte und den wichtigsten Schildplatz bekam, die drei
wichtigeren Städte in den drei nachgeordneten Feldern
repräsentiert wurden und die restlichen, weniger bedeutsamen
Städte wie Säckingen, Laufenburg, Rheinfelden etc. hier nicht
vertreten sind. Dieser dritte Stand trug die verbliebene Hälfte
der finanziellen Last beim Bau der neuen Kaserne.
Eine gleiche Kombination dieser drei Schilde war an den drei
Säulen vor der Westfassade des Münsters, wovon nur der Schild
des dritten Standes ganz rechts noch an der Säule vorhanden ist,
in relativ schlechter Erhaltung.
Literatur,
Links und Quellen:
Rosemarie Beck,
Helmut Hartwig, Vom Adler zum Kreuz, Wappen in Freiburg erzählen
Geschichte, 1993, Rombach Verlag Freiburg, ISBN 3-7930-0676-X.
Peter Kalchthaler, Freiburg und seine Bauten, ein
kunsthistorischer Stadtrundgang, Prom Verlag GmbH Freiburg, 2006,
ISBN 978-3-923288-45-8.
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