Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1317
Freiburg (Breisgau)

Der Basler Hof in Freiburg

Der Basler Hof wurde 1494-96 als Stadtpalais von Konrad Stürzel (auch Stürtzel, ca. 1435 - 2.3.1509) im Stile der Renaissance erbaut. Er konnte sich diesen großen und prächtigen Hof leisten, weil er Hofkanzler des Kaisers Maximilian I. (reg. 1459–1519) war. Bürgerlicher Abstammung, stieg der in Kitzingen am Main geborene Stürzel nach seinem Studium in Heidelberg und Freiburg rasch auf. Er kam als einer der ersten sieben Professoren nach Freiburg. 1469 und 1478 wurde er Rektor der Universität Freiburg, ab 1477 steht er in Diensten des Erzherzogs Sigismund (1427-1496), seit 1477 als Rat, seit 1478 als Kanzler des vorderösterreichischen Hofgerichts in Ensisheim und seit 1486 als Kanzler und Vorstand der Hofkanzlei für Österreich und Burgund. So kam er 1488 in die Dienste des Kaisers, als dieser die Landesherrschaft übernahm. Am Hof hatte Konrad Stürzel gut verdient, er konnte ab 1480 insgesamt sieben benachbarte Privathäuser erwerben (an der Kaiserstraße: "Zum Panther", "Zum Bart", "Zur Sommerau" und "Zum Pflug", an der Engelsgasse "Zum Fürsten", "Zum Horn" und "Zum Rust"), die er durch einheitliche Fenstergestaltung und umlaufende Gurtgesimse zum größten Profanbau seiner Zeit in Freiburg verschmolz. Es entstand ein ganzer Block zwischen Kaiserstraße, Engelstraße, Conrad-Gröber-Straße und Marktgasse. Am 24.1.1488 wurde er geadelt, und am 4.7.1491 wurde der Adel als Stürzel von Buchheim (Buchen) bestätigt - das Dorf Buchheim hatte der Vater 1491 neben anderen erworben. Stürzel war Erbschenk des Elsasses. Kaiser Maximilian war 1510 Gast in diesem Palais.

Weitere Besitzer waren Hans Albrecht von Andwil ab 1530, danach Matthias Held von Arle ab 1549. 1587-1677 wurde das Stürzel-Palais vom Basler Domkapitel während des Exils genutzt. Die Domherren bauten das Anwesen für ihre Zwecke um. Seitdem ist das Haus als Basler Hof bekannt. Auslöser des Exils war die Reformation in Basel, die am 9.2.1529 zum Bildersturm auf das Basler Münster führte. Drei Monate später zog der Klerus aus Basel aus, wer konnte, auf die Güter seiner Pfründe, der Großteil jedoch nach Freiburg, wo sie zuerst in der Salzstraße 20 unterkamen, weshalb das Haus seitdem "Zum roten Basler Stab" genannt wurde. Basel war damit weder Sitz eines Bischofs noch des Domkapitels. Der Bischof saß in Porrentry, das Domkapitel hier. 1677 eroberten die französischen Truppen Freiburg und kappten dem Klerus die Einkünfte unter Forderung der Rückkehr nach Basel. Am 1.11.1678 wurde im Frieden vom Nimwegen der freie Abzug der Domherren vereinbart. Sie emigrierten auf bischöfliche Weisung nach Arlesheim im Kanton Basel-Landschaft, wo sie die dortige Domkirche erbauten. 1803 wurde das Fürstbistum Basel endgültig Geschichte.

Aus der Zeit der Nutzung durch das Domkapitel und ihren Umbauten um 1590 stammt das herrliche Renaissance-Portal (im oberen Bild sind die seitlichen ionischen Pilaster mit Beschlagwerkfüllung auf löwenkopfgeschmückten Sockeln zu sehen) mit dem Wappen des Baseler Hochstifts, dem roten Baselstab auf silbernem Feld, inmitten von Rollwerk.

Der Baselstab ist eine Sonderform eines Bischofsstabes, einer Bischofskrümme. Schon um 1100 erscheint dieses Zeichen auf den Münzen, welche die Bischöfe von Basel prägten. Ende des 14. Jh. erscheint der Baselstab schon in der heute üblichen Form als Symbol des Hochstifts und Bistums Basel mit rechtsgewandter schneckenförmig eingerollter Krümme, dick-konischem und sich fächerförmig verbreiterndem Schaft mit Knauf in der Mitte und vor allem mit seinen drei charakteristischen Spitzen, in die er am unteren Ende ausläuft. Insgesamt sieht der Baselstab eher wie das Futteral eines Bischofsstabes aus denn wie ein solcher selbst, und als solches ist er auch häufig gedeutet worden. Es gibt ihn in rot auf Silber für das Hochstift, sowie seit 1385 in schwarz auf Silber für die Stadt Basel, als jene das Schultheissengericht zu Pfand erwarb. Die Unterscheidung hinsichtlich der Farben, rot für das Hochstift und schwarz für die Stadt, ist schon im späten 14. Jh. belegt. Später gab es ein farbliches Intermezzo, als Papst Julius II. 1512 die eidgenössischen Stände für ihre Hilfe bei seinem Krieg um lombardische Städte mit Privilegien belohnte, Basel durfte seitdem den Baselstab golden führen. 1529 war es damit aber wieder vorbei, und Basel (Stadt) kehrte - nicht zuletzt unter dem Einfluß der Reformation - zum schlichten und heraldisch korrekten Schwarz zurück.

Eine Figurengruppe an der Fassade zeigt Maria, Kaiser Heinrich II d. Hl. und Bischof Pantalus. Schlecht hinter dem "Anti-Luftratten-Netz" zu erkennen, enthält diese Gruppe drei von Putten gehaltene Wappenschilde, unten den österreichischen, optisch oben links den schwarzen Doppeladler auf goldenem Grund, und oben rechts den roten Baselstab. Diese Gruppe stammt von 1590, wie die Inschrift unten besagt: "CVRIA CAPITVLI ECCL(ES)IAE CATHED(RALIS) BASILIENSIS ANNO D(OMI)NI MDXC COMPARATA" - die Kurie des Baseler Domkapitels wurde im Jahr 1590 eingerichtet. Die obere Schrift-Tafel enthält Psalm 34 (35) "EXPVGNA IMPVGNANTES ME ET EXVRGE IN ADIVTORIVM MIHI" - überwältige die, die mich bekämpfen, und erhebe Dich, mir beizustehen. Vor dem Hintergrund der Vertreibung ist diese Spruch-Wahl durchaus nachzuvollziehen.

Im Hof befindet sich ein polygonaler Renaissance-Treppenturm mit aufwendig geschmücktem Portal von 1588, doch ohne Wappendarstellungen. Im Hof ist ferner eine sehenswerte Inschriftentafel von 1590 hoher Qualität.

Die Bemalung des über drei Stockwerke reichenden und am Gesims auf 1496 datierten Erkers zur Kaiserstraße am ehemaligen Haus "Zum Panther" an der Nordwestecke des Komplexes ist neu und stammt aus dem Jahre 1977, ausführender Künstler war Emil Geschöll. Es handelt sich um eher künstlerische Hinweise auf geistliche und weltliche Bewohner des Anwesens. Die optisch linke Komposition ist aus heraldischer Sicht inkorrekt, denn so eine Kombination wurde nie geführt. Die Kombination von goldenem und silbernem Schlüssel, beide schräggekreuzt, in rotem Feld unter einer päpstlichen Tiara soll wohl auch mehr als Symbol für "die Kirche" allgemein stehen. Denn echte Papstwappen haben im Schild das persönliche Wappensymbol des jeweiligen Papstes, und die beiden Schlüssel werden hinter dem Schild schräggekreuzt, nicht in ihm. Der kaiserlich gekrönte goldene Schild mit schwarzem Doppeladler auf der optisch rechten Seite soll für die vorderösterreichische Regierung stehen, die 1698-1802 hier ihren Sitz hatte. Aber korrekt wäre dann eine andere Adlerdarstellung.

1677-1698 war das Haus unter französischer Verwaltung, am 17.10.1681 residierte König Ludwig XIV hier, als er die neuen Festungsanlagen rings um Freiburg inspizierte. 1698-1802 war in dem ausgedehnten Gebäude der Amtssitz der vorderösterreichischen Regierung. 1805/06 zogen hier das großherzoglich-badische Hofgericht und das Bezirksamt ein. 1918-1944 waren hier Polizeipräsidium und Bezirksamt eingerichtet, 1933-1941 war hier auch der Sitz der Außenstelle Freiburg des Geheimen Staatspolizeiamtes Karlsruhe. Das Gebäude wurde am 27.11.1944 fast vollständig beim Bombardement Freiburgs zerstört und 1950/51 wieder aufgebaut und dann vorübergehend als badisches Innenministerium genutzt. Seit 1952 ist es Sitz des Freiburger Regierungspräsidenten.

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher
Rosemarie Beck, Helmut Hartwig, Vom Adler zum Kreuz, Wappen in Freiburg erzählen Geschichte, 1993, Rombach Verlag Freiburg, ISBN 3-7930-0676-X.
Peter Kalchthaler, Freiburg und seine Bauten, ein kunsthistorischer Stadtrundgang, Prom Verlag GmbH Freiburg, 2006, ISBN 978-3-923288-45-8.
Hinweistafel am Gebäude
Dieter Mertens, Konrad Stürtzel:
http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/3425/pdf/Mertens_Konrad_Stuertzel.pdf

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