Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1315
Freiburg (Breisgau)

Komplex Sparkasse und Haus "Zum Walfisch" in Freiburg

Zwischen der Franziskanerstrasse und der Gauchstraße bilden zwei ganz unterschiedliche Bauwerke einen gemeinsamen Komplex, den heute die Sparkasse nutzt. Das historisch bedeutendere Gebäude ist das sandsteinrot gestrichene rechte Gebäude mit golden und grün abgesetzten Gewänden, das Haus "Zum Walfisch". Es geht zurück auf Jakob Villinger aus Schlettstadt, der 1511 Bürger von Freiburg wurde und hier auf vorhandenen Grundstücken einen repräsentativen Neubau mit aufwendigen spätgotischen Zierformen errichten ließ. Jakob Villinger von Schönenberg wurde 1510 Grand Trésorier - insofern sorgt die heutige Sparkasse für eine gewisse Kontinuität auf diesem Grundstück. Er nannte sich ab 1521 Villinger von Schönenberg und übernahm neben dem Namen auch das Wappen der erloschenen Familie. Das besondere Schmuckstück des Hauses ist der reich mit Rippen- und Stabwerk, Maßwerk und Blattwerkbesätzen verzierte Portalerker zur Franziskanerstraße hin, der auf der rechten Wange das Freiburger Stadtwappen und auf der linken Wange das österreichische Wappen zeigt. Der Erker ist am Wasserspeier auf 1516 datiert.

1542 schon wurde das prächtige Anwesen verkauft. Es ging erst an die Stadt Colmar, dann 1542 an Wilhelm Böcklin von Böcklinsau, der es erst von der Stadt Colmar abgetreten bekommen hat und es 1565 gänzlich erwarb. Es folgten viele unterschiedliche Besitzer, bis das Anwesen 1905 an die Stadt Freiburg fiel und 1909 an die Städtische Sparkasse kam. 1909-1911 wurde es von den Architekten Max Meckel (28.11.1847-24.12.1910) und dessen Sohn Carl Anton Meckel (3.6.1875-1938) historisierend umgebaut. Historisierend heißt, daß man eine Gebäudewelt schuf, die es in dieser Form nie gegeben hat, und in diese die erhaltenen Originale kreativ integrierte. So wurde auch die rückwärtige Fassade zur Gauchstraße (zum Kartoffelmarkt) komplett neu gestaltet. Wo früher eine einfache Mauer war, wurde ein Prunkportal hingestellt mit einem Wappenstein, der zwei Schilde, einmal mit dem roten Kreuz auf silbernem Grund des Freiburger Stadtwappens und einmal mit dem Stadtsiegel (Sterne und Lilie/Gleve fehlen jedoch)), unter einer Helmzier zusammenstellte, die den österreichischen Pfauenstoß um zwei Fähnchen mit dem Freiburger Kreuz ergänzt, eine phantastische Komposition zwar herausragender handwerklicher und gestalterischer Qualität, nur eben eine Neuschöpfung ohne historisches Vorbild an dieser Stelle. Insofern ist die durch das datierende Schriftband "1516-1910" suggerierte Kontinuität nicht wirklich gegeben, es ist und bleibt reines "1910".

Zurück in die Franziskanerstraße: Wo früher einfache Nebengebäude waren ("Zum Hermelin" und "Zum Gilgen"), stellten die Architekten beim Umbau 1909-1911 ein prächtiges barockes Palais mit herausragenden Kunstschmiedearbeiten von Walter Eglau hin. Durch den Portalbogen dieses Palais betritt der Kunde heute die rückwärtig gelegene Schalterhalle, die innen ein Beton-Zellengewölbe und zur Gauchstraße hin riesige neugotische Maßwerkfenster hat.

Auch dieses neobarocke Palais (Abb. oben links) besitzt zur Franziskanerstraße hin einen großen Wappenstein. Er zeigt das Freiburger Stadtwappen, das durchgehende rote Kreuz auf silbernem Feld (Abb. unten). Das gleiche Wappen findet sich auf der Rückseite zur Gauchstraße hin noch einmal an einem neugotischen Brunnen (Abb. oben rechts).

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher
Peter Kalchthaler, Freiburg und seine Bauten, ein kunsthistorischer Stadtrundgang, Prom Verlag GmbH Freiburg, 2006, ISBN 978-3-923288-45-8.

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