Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1304
Staufen im Breisgau (Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald)

Freihof der Abtei St. Trudpert

In Staufen befindet sich ein ehemaliger Freihof der Abtei St. Trudpert in Münstertal. Das Anwesen wurde 1773 erbaut, von keinem Geringeren als dem Vorarlberger Baumeister Peter Thumb, der auch als Kirchenbaumeister in Erscheinung tritt. Die Äbte nutzten das Haus als Filialpfarrhaus und als Sommersitz. 1806 wurde die Abtei aufgelöst, dabei wurde auch dieses Gebäude säkularen Zwecken zugeführt. Von 1806 bis 1894 war hier das Amtsrevisorat und Amtsgericht von Staufen untergebracht. Seit 1894 ist das Haus Privateigentum.

An dem leicht vorspringenden Eingangsbau befindet sich das Wappen des zur Bauzeit amtierenden Abtes, hier in Blau ein goldener, rotgezungter Löwe, der sich an einem natürlichen, ausgerissenen Baum aufrichtet. Genaugenommen ist das eine Kombination von zwei Wappen: Das persönliche Wappen des Abtes ist der Baum, und das Wappen der Abtei St. Trudpert ist der Löwe. Normalerweise - und heraldisch korrekt - würde man eine der folgenden Möglichkeiten nutzen: zwei zusammengestellte Schilde, gespaltener Schild, geteilter Schild, gevierter Schild. Nicht so hier, die Feldgrenze, die heraldisch korrekt und erforderlich wäre, wurde weggelassen. Im Barock sah man das längst nicht mehr so eng. Ganz analog findet sich der selbe Umgang am inhaltlich identischen Wappen am Orgelgehäuse in der Pfarrkirche, ehem. Abteikirche St. Trudpert. Es handelt sich um den Abt Paul Erhard, der 1757-1780 amtierte. Er wurde 1710 in Offenburg geboren und starb 1791 in Tunsel, er beendete also seine Amtszeit vorzeitig durch Abdankung. Die Initialen PAST stehen für Paulus II Abbas Sancti Trudperti. Über dem Schild ist eine verzierte Inful, schrägrechts dahinter der Krummstab, nach links fliegt ein Tuch ab.

Im Siebmacher Band: Klö Seite: 86 Tafel: 99 finden wir das Wappen dieses Abtes in Form zweier zusammengestellter separater Schilde beschrieben. Es muß unterschieden werden zwischen dem Löwen als Abteiwappen und der Kirche mit dem Heiligen als Konventswappen. Zur Tingierung sei auf das Grabmal des Abtes in der Pfarrkirche von Tunsel verwiesen, wo Schraffuren verwendet werden, aus denen sich ergibt, daß die Abtei in Blau einen silbernen Löwen führt und der Abt selbst in Silber einen natürlichen Baum. Das Weglassen der Feldgrenze ist nur unter Vernachlässigung der richtigen Tinkturen möglich, oder wenn, wie im Barock häufig üblich, nie eine Farbfassung geplant war.

Weitere Wappen dieses Abtes finden sich, wie schon erwähnt, in der Abteikirche, an seinem Grabmal in der Pfarrkirche von Tunsel sowie, ebenfalls in Tunsel, am kath. Pfarramt, weil er dort die Zeit nach seiner Abdankung verbrachte, ferner in der von ihm errichteten Wallfahrtskapelle St. Nabor und Felix im Schmidhofen.

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher.
Dr. Theodor Kurrus, Hansjörg Neuhöfer, Arno Herbener, St. Trudpert / Münstertal, Schnell Kunstführer Nr. 1081, 14. Auflage 2003, Verlag Schnell Steiner GmbH Regensburg, ISBN 3-7954-4807-7
Christian Pietsch, St. Trudpert im Münstertal und seine Wappen, 3. Auflage 2003, Hrsg. von Christian Pietsch, Heitersheim.
Informationstafel am Objekt
Ein herzliches Dankeschön an den Besitzer für die Erlaubnis, das Wappen zu photographieren.

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