Bernhard
Peter
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Photos schöner alter Wappen Nr. 1226
Odenhausen (zu Wachtberg, Rhein-Sieg-Kreis)
Wasserburg Odenhausen
Die Wasserburg Odenhausen liegt nordwestlich des Dorfes Berkum und gehört zur Gemeinde Wachtberg bei Bonn. Es ist eine typisch rheinische Wasserburg, sowohl von der Konzeption als auch von der komplexen Baugeschichte her. Die allererste Befestigung ist nur noch in Spuren zu erahnen: Südlich des Haupthauswassergrabens ist eine baumumstandene Bodenerhebung, hier stand einmal eine Turmhügelburg (Mottenhügel, reine Wehranlage mit geringem Wohnkomfort), deren Graben einst Wasser führte, heute aber völlig verfüllt ist. Sie wurde aufgegeben und ersetzt durch die neue Wasserburg, die sich vermutlich aus einer ehemaligen Vorburg der Turmhügelburg entwickelte und schließlich dieser allein aus Platzgründen den Rang als Wohnburg als Dauersitz der adeligen Grundherrschaft ablief, was wiederum in einer nächsten Bauphase die Errichtung einer neuen Vorburg notwendig machte, um die Trennung von Wohn- und Wirtschaftsbereich weiterhin zu gewährleisten.
Es überrascht, eine Wasserburg relativ hoch am Hang des über 200 m hohen Wachtberges zu finden und nicht in Tallage, aber der tonige Grund macht es möglich. Wegen der Stabilität des Tongrundes steht diese Burg auch nicht auf Pfahlrosten wie es sonst bei Wasserburgen auf weichem Grund üblich ist. Gleich drei Quellen speisen den auch heute noch wassergefüllten Burggraben.
Die Wasserburg Odenhausen besteht aus zwei unterschiedlichen Baugruppen: Auf einer rechteckigen Insel steht das zweiflügelige Haupthaus, ein Winkelbau, einen rechteckigen Innenhof einfassend, der heute aufgrund der bis auf Brüstungshöhe erniedrigten einstigen Wehrmauern wie eine Terrasse wirkt, und an der dem Winkel des Haupthauses gegenüberliegenden Ecke im Westen befindet sich der runde Bergfried, der einzige Turm der Anlage und einer der ältesten erhaltenen Bauteile. Das Haupthaus besteht aus drei Einzelgebäuden, die aneinandergebaut sind, dem südlichen Haus mit der Tordurchfahrt, dem ältesten Gebäude der drei und wegen der reichen Kaminausstattung als eine Art Kemenate anzusehen, dem Eckhaus mit Erker und zwei Giebeln und dem Nordhaus. In seiner heutigen Gestalt stammt die Burg aus einer Umbauphase während des 16. Jh., wobei der solide ältere Bau mit der Tordurchfahrt übernommen und umgebaut wurde, während andere Gebäude abgebrochen und neugebaut wurden. Aus einer gewachsenen mittelalterlichen Konglomeratburg wurde eine wohnliche Anlage. Alle drei Gebäude sind im Stile der Renaissance gehalten und haben große Kreuzstockfenster und erfüllten so das neue Repräsentationsbedürfnis, während Konzept, Turm und Wehrmauern noch dem mittelalterlichen Wehrverständnis entsprachen. Die Wasserburg Odenhausen steht wegen ihres Wehrcharakters mit einem Bein noch im Mittelalter und wegen ihrer repräsentativen Ausgestaltung mit Portal, Erker, Giebeln etc. mit dem anderen Bein in der Renaissance und entspricht dem repräsentativen Schloßbau der Zeit; sie kennzeichnet eine Übergangssituation.
Östlich angrenzend befindet sich die Vorburg mit den Wirtschaftsgebäuden, es waren einmal drei Flügel, von denen nur der zweigeschossige nördliche mit der Tordurchfahrt noch komplett steht, an der Ostseite steht ein weiteres Gebäude. Dieser Vorburgflügel ist außen ganz in Stein ausgeführt, innen aber mit Fachwerk-Obergeschoß. Auch die Vorburg ist durch einen Wassergraben geschützt. Früher ging dieser ebenfalls gänzlich um die Vorburg herum, heute sind nur eineinhalb Strecken erhalten, die Strecke im Norden und die im Osten halb. Der Aus- und Umbau der Vorburg fällt auch in die Zeit um 1560 und bildet als Bauphase eine Einheit mit dem Ausbau der Hauptburg.
Eine einbogige Zugangsbrücke mit beiderseitiger Brüstung, aus Bruchsteinen gemauert, führt von Nordosten in den Hof der Vorburg, eine zweite, dreibogige, ansteigende Brücke vom Hof der Vorburg nach Nordwesten auf die Insel des Hauptbaus. Auch wenn diese Brücke heute in Stein ausgeführt ist, kann man noch deutlich den Falz des Anschlages der Zugbrücke erkennen nebst zwei Rollenlöchern für deren Kettenzüge. Noch weiter im Südosten schließen sich neuere Gebäude an.
Der Bauschmuck ist spärlich und besteht im wesentlichen aus sehr schönen Renaissance-Voluten-Giebeln, einer an der Vorburg (mit Taubenfluglöchern), zwei an der Ostecke des Hauptbaus, dazu ein einfacherer Treppengiebel an der Nordecke. Dazu kommt als Prunkstück ein zweistöckiger Erker an der Ostecke des Hauptbaus, und - hier von hauptsächlichem Interesse, das Allianzwappen Blanckart / Schenk von Nideggen von 1560 am Zugang zum Hauptbau, über der einstigen Zugbrücke.
Odenhausen kam 1533 als Heiratsgut über Eva Beissel von Gymnich zu Schmidtheim (Tochter von Damian Beyssel von Gymnich und Eva von Schmidtheim, Erbtochter von Schmidtheim, siehe dort) an ihren Gemahl Ludwig Blanckart, der den Umbau des Herrenhauses ab 1545 in Angriff nahm. 1544 wurde Ludwig von Abt Johann von Fürstenberg mit Odenhausen belehnt, denn Odenhausen war bis zur Säkularisation ein Lehen der Abtei Siegburg, und 1570 wird Arnold Blanckart, Amtmann zu Vilich und kurfürstlicher Landrentmeister, vom Abt Hermann von Wachtendonk belehnt. Und jeder Arnold Blanckart war mit Isabella Schenk von Nideggen verheiratet.
Das führt nun zu dem interessanten, weil nicht so richtig passenden Umstand, daß hier nicht das Ehewappen des Bauherrn Ludwig, sondern das seines Sohnes Arnold abgebildet ist, ferner daß hier das Ehewappen des Sohnes Arnold auftaucht, noch ehe er offiziell belehnt wurde. Zur Erklärung gibt es verschiedene Möglichkeiten: Entweder hat Arnold früher geheiratet, was ihm ermöglichte, die Mitgift in den Umbau der Burg zu stecken, was ihn zur Anbringung seines Wappens zu Lebzeiten des Vaters berechtigt hätte, oder aber der Vater hatte sich aus welchen Gründen auch immer vom Geschehen zurückgezogen und seinem bereits verheirateten Sohn die Geschäfte überlassen, oder aber sein Vater Ludwig Blanckart ist vor der Vollendung des Umbaus 1560 gestorben, so daß sein Sohn Arnold den Umbau vollendet hat, und daß irgendwelche Vorgänge die offizielle Belehnung um Jahre verzögert hat.
Das Wappen der Blanckart (auch Blankart) von Ahrweiler zeigt in Blau einen schrägrechts gelegten, silbernen Spitzhammer. Auf dem Helm mit blau-silbernen Decken ein blauer Eselsrumpf, belegt mit einem schrägrechts gelegten silbernen Hammer. Diese Familie hat in mehreren Zweigen verschiedene Helmkleinode, es kommen ferner ein blauer Brackenrumpf (Gruber, Zobel), Wolfsrumpf (Siebmacher Pr Seite: 35 Tafel: 41) und andere Varianten vor. Hier ist das Wappen gewendet. | |
Das Stammwappen der Schenck von Nideggen (Nydeggen) zeigt nach dem Westfälischen Wappenbuch in Schwarz einen goldenen, rot gekrönten Löwen. Auf dem gekrönten Helm mit schwarz-goldenen Decken ein wachsender, goldener, rot gekrönter und -bewehrter Löwe. Sie waren Schenken der Grafen von Jülich, auch in Westfalen begütert. Nach Fahne ist der Löwe ebenfalls gekrönt, hier am Schloß aber nicht. | |
Das vermehrte Wappen der Schenck von Nideggen (Nydeggen) nach der Darstellung hier am Schloß ist geviert: Feld 1 und 4: in Schwarz ein goldener, rot gezungter und -bewehrter Löwe. Feld 2 und 3: In Rot ein goldener Schrägrechtsbalken, begleitet von sieben (4:3) goldenen Steinen. Auf dem gekrönten Helm mit rechts rot-goldenen und links schwarz-goldenen Decken ein wachsender, goldener, rot gezungter und -bewehrter Löwe. |
Übrigens war der Umbau der Wasserburg so teuer für die Familie Blanckart, daß sie sich nicht mehr von ihren Schulden erholen konnte und 1599 den Besitz veräußern mußte, vorerst innerhalb der Familie. Isabella geborene Schenk von Nideggen, Witwe des Arnold Blanckart, verkaufte Odenhausen an ihren Vetter Wilhelm Blanckart, kurfürstlicher Vogt in Ahrweiler, und dieser Wilhelm wird 1599 von Abt Wilhelm von Hochkirch mit Odenhausen belehnt. 1663 wurde die Wasserburg an den Freiherren Waldbott von Bassenheim verkauft, der auf dem nahen Schloß Gudenau residierte und am Aufbau einer geschlossenen Herrschaft interessiert war. Deshalb blieben sie auch auf dem wesentlich prächtigeren Gudenau wohnen und setzten hier nur Verwalter ein. Deshalb entwickelte sich die Wasserburg auch baugeschichtlich nicht weiter, und der Übergang zur offenen Schloßanlage ohne Wehrfunktion, der in anderen Schlössern vollzogen wurde, bleibt hier aus, und so ist eine faszinierende Anlage im Übergangsstil zwischen Noch-Wehranlage und Schon-Schloß erhalten geblieben. Im Inneren befindet sich weiterer Wappenschmuck, insbesondere an den Kaminen sind Wappen der Waldbott von Bassenheim zu sehen. 1904 wurde die Burg an Ernst Simonis verkauft, sie ist mittlerweile sehr heruntergekommen. Er war es, der den neuen Gutshof im Südosten der Burg eröffnete und baufällige Gebäude der Vorburg abriß. Eine erste Renovierung erfolgt. 1967 wurde die Burg erneut verkauft, wieder in stark vernachlässigtem Zustand. Neuer Besitzer der Burg wird Heinz Quirrenbach, der sie bis 1970 tiefgreifend und vorbildlich restaurierte.
Das Wasserschloß ist privat bewohnt und kann nicht besichtigt werden. Der Zugang bis zum Tor der Vorburg ist frei, und die Nordseite des Hauptbaus mit der hübschen Eckbaugestaltung ist gut zu sehen.
Literatur,
Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher
Otto Gruber: Wappen des
mittelrheinisch-moselländischen Adels, Trier 1962-1965, incl.
Nachtrag Trier 1967, ebenfalls veröffentlicht in verschiedenen
Jahrgängen der "landeskundlichen
Vierteljahresblätter".
Wasserburg Odenhausen, hrsg. von Dr. Heinz Doepgen, Bonn 1978.
Darin die Aufsätze "Burg Odenhausen" von Harald
Herzog, sowie "Chronik der Burg Odenhausen" von Margret
Corsten.
Max von Spießen (Hrsg.): Wappenbuch des Westfälischen Adels,
mit Zeichnungen von Professor Ad. M. Hildebrandt, 1. Band,
Görlitz 1901 - 1903.
Informationstafel am Schloß
Wachtberg (Rhein-Sieg-Kreis): Wasserschloß Gudenau (1) - Wasserschloß Gudenau (2)
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