Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1200
Burgwindheim (Landkreis Bamberg, Oberfranken)

Amtsschloß des Klosters Ebrach

Direkt südlich der Durchgangsstraße von Ebrach nach Bamberg und an der Abzweigung der Aschbacher Straße liegt das ehemalige Amtsschloß des Klosters Ebrach (Hauptstraße 17). Das Barockschloß, eine Perle der fränkischen Barockarchitektur, ist auf hochsymmetrischem Grundriß erbaut worden: Zwei Querflügel in West-Ost-Richtung werden durch einen Mittelflügel in Nord-Südrichtung H-förmig miteinander verbunden. An allen vier Außenecken ist ein Eckpavillon nach außen angesetzt. Damit ergibt sich im Norden und Süden eine einfach tiefengestaffelte Gestaltung mit einer von zwei Eckpavillons eingefaßten Fassade, aber im Westen und Osten eine wesentlich lebhaftere und dynamischere Tiefenstaffelung, denn durch den jeweiligen Versatz in den inneren Winkeln bekommt man insgesamt vier gestaffelte Ebenen. Wenn man die ganze Linie der Fassade von links nach rechts verfolgt, ist diese beeindruckende zwölf Mal geknickt. Auf der nördlichen und der südlichen Seite ist sie nur viermal geknickt.

Diese aufgelockerte Architektur sorgt für eine reiche Durchfensterung der Räume. Der große Festsaal liegt im ersten Stock des Mittelbaus, der so von beiden Seiten Licht bekommt. Die vier Eckpavillons haben in jedem Stockwerk nur einen saalartigen Raum, der aber extrem luftig wirkt, weil Fenster in alle vier Himmelsrichtungen gehen - an zwei Seiten je zwei, an den anderen zwei Seiten je eines. Damit lassen diese acht Räume im Innern vergessen, daß sie nur Teil eines großen Schlosses sind. Das gesamte Schloß ist zweistöckig auf hohem Sockel und trägt der komplexen Grundform entsprechende Mansardwalmdächer. Die aus Sandsteinquadern gemauerten Fassaden werden durch Kolossalpilaster in der Vertikalen gegliedert. Im Osten und im Süden befinden sich Gartenterrassen mit steinerner Balustrade. Die südliche Terrasse, die an das sumpfige Gelände der Bachniederung grenzt, ist mit einem formalen Barockgarten versehen. Früher stand das Wasser wesentlich höher, so daß das Schloß rückwärtig direkt an den See grenzte.

Anlaß für den Bau dieses Schlosses war die Verlegung des Amtssitzes von Mönchherrnsdorf nach Burgwindheim, wo zwar ein Haus der Abtei existierte, das aber viel zu klein für den Verwaltungsbedarf war. Die Bauzeit war 1720-1728. Den Rohbau erstellte man 1720-1721. Wegen des morastigen Grundes mußte zur Fundierung der Grundmauern ein ganzer Wald von Eichenstämmen in den Untergrund getrieben werden, allein das kostete 60000 fl. Wer letztendlich die Entwürfe für das Schloß angefertigt hat, ist nicht belegt. In der älteren Literatur wird oft Joseph Greissing genannt. Aber auch Johann Dientzenhofer, Maximilian von Welsch und Balthasar Neumann wurden als Urheber in Erwägung gezogen. Die neuere Forschung (Carola Wenzel) tendiert dazu, Balthasar Neumann als Urheber anzusehen. Bis 1722 waren die Steinhauerarbeiten an den Fassaden abgeschlossen. Das komplizierte Dach wurde vom Zimmermann Johann Antretter gemacht. Zwei weitere Jahre, 1723-1724, nahm die Innenstukkierung durch Georg Hennicke in Anspruch. Mit Innenausstattung konnte das Schloß 1728 fertiggestellt werden.

Trotz des hochsymmetrischen Aufbaut herrschte im Innern eine Nutzungshierarchie von Süden nach Norden: Im Südtrakt lagen die Wohnräume für die Konventualen und die Verwaltungsräume für die weltlichen Klosterbeamten. Dann folgte in der Mitte der festliche Teil mit dem großen Saal, in dem sich Bewohner des Nordteiles, des Südteiles und Gäste trafen, während der Nordteil als "Lustschloß" und Sommerresidenz dem Ebracher Abt selbst vorbehalten war. Nach der Säkularisation hielt im Schloß das königlich-bayerische Rentamt, später das Finanzamt Einzug. Der Südtrakt wurde als Pfarramt und Pfarrerswohnung genutzt. In den 1970er Jahren wurde der große Festsaal, der zwischenzeitlich große Teile seiner Ausstattung verloren hatte, restauriert. 1985-1988 wurde das Schloß renoviert, inklusive der Schloßmauer und der Remisen. Heute wird das Schloß als Pfarrzentrum genutzt, mit öffentlicher kath. Bücherei und Sozialstation in den Remisen I und II. 2003 konnte das Jubiläum "275 Jahre Schloß Burgwindheim" gefeiert werden. Im Rahmen des jährlichen Denkmaltages ist das Schloß auch innen zu besichtigen.

Die drei Kartuschen im Giebelfeld der Mittelachse auf der Nordseite enthalten die Symbole der Abtei Ebrach, in der optisch linken Kartusche ist das ein rot-silbern in zwei Reihen geschachter Schräglinksbalken für den Zisterzienserorden allgemein, in der mittleren Kartusche ein schwarzer Eber, rückwärtsgewendet, im Maul einen Krummstab (Abtsstab) haltend, für das Kloster Ebrach, und optisch rechts das Wappen der Herren von Windheim, in Silber ein aufspringender, schwarzer Windhund mit goldenem Halsband.

Es werden also nur die Wappensymbole der Abtei dargestellt, nicht die persönlichen Wappensymbole eines bauzeitlichen Abtes, wofür nur Wilhelm I. Sölner oder Selner (amtierte als Abt 30.4.1714-1741, lebte 30.12.1671-24.4.1741) in Frage käme. Wappen dieses speziellen Abtes sehen wir in Ebrach selbst und in Bamberg am Alten Ebracher Hof.

 

Abb. links: Die Wetterfahnen auf den Turmspitzen zeigen den Hund, das Wappentier der Herren von Windheim. Den Herren von Windheim verdankt die Abtei Ebrach umfangreichen Grundbesitz: Sybert von Windheim schenkte 1272 dem Stift seine Güter in Obersteinach. Als Ludwig von Windheim, unvermählt und ohne Erben, 1278 selbst in die Abtei eintrat, schenkte er dieser seine Burg in Burgwindheim mit allen Zugehörungen. Abb. rechts: Über dem Nordportal befindet sich eine Kartusche mit den Initialen der Abtei, ACE = Abbatia Cisterciensis Ebracensis.

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@49.8269717,10.5974697,18.94z - https://www.google.de/maps/@49.8269716,10.597468,144m/data=!3m1!1e3
Liste der Baudenkmäler in Burgwindheim:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Baudenkm%C3%A4ler_in_Burgwindheim
Gerd Zimmermann: Ebrach, in: Wolfgang Brückner, Jürgen Lenssen (Hrsg.): Zisterzienser in Franken, das alte Bistum Würzburg und seine einstigen Zisterzen, Kirche, Kunst und Kultur in Franken Bd. 2, Würzburg 1991, 77-82.
Wigand Weigand, Anton Ruland: Geschichte der Fränkischen Cisterienser Abtei Ebrach, Krüll, 1834, 142 S., online:
https://books.google.de/books?id=nv1EAAAAYAAJ und https://books.google.de/books?id=qhkFAAAAcAAJ
Wolfgang Wiemer: Zisterzienserabtei Ebrach, Geschichte und Kunst, Großer Kunstführer Schnell & Steiner Bd. 177, 1. Auflage 1992, ISBN 3-7954-0852-0
Hildegard Weiss: Die Zisterzienserabtei Ebrach, eine Untersuchung zur Grundherrschaft, Gerichtsherrschaft und Dorfgemeinde im fränkischen Raum (Quellen und Forschungen zur Agrargeschichte), Lucius & Lucius Verlag, 1962, ISBN-10: 3828250564, ISBN-13: 978-3828250567, 147 S.
https://books.google.de/books?id=7u4FXtkoG-QC
Wigand Weigand, Anton Ruland: Geschichte der Fränkischen Cisterienser Abtei Ebrach, Krüll, 1834, 142 S.
https://books.google.de/books?id=qhkFAAAAcAAJ - https://books.google.de/books?id=nv1EAAAAYAAJ
Elke Goez: Das Zisterzienserkloster Ebrach in seiner fränkischen Umwelt, Sonderdruck aus dem 98. Jahrbuch des Historischen Vereins für Mittelfranken 1996/99
www.mgh-bibliothek.de/dokumente/b/b044741.pdf
Über Ebrach und seinen Besitz:
https://www.bayerische-staatszeitung.de/staatszeitung/unser-bayern/detailansicht-unser-bayern/artikel/stilles-zentrum-mit-strahlkraft.html
Burgwindheim:
https://www.steigerwald-info.de/steigerwald/orte/ort/burgwindheim/
Schloß Burgwindheim:
https://pfarrei-burgwindheim.kirche-bamberg.de/gemeindeleben/kultur-und-brauchtum/
Geschichte von Burgwindheim:
http://www.cuw-burgwindheim.de/burgwindheim-1.html

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