Gernot
Ramsauer, Bernhard Peter und Alex Hoffmann
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Photos schöner alter Wappen Nr. 1189
Nürnberg (Mittelfranken)
Nürnberg, Karlsbrücke
Die Karlsbrücke ist eigentlich eine zweigeteilte Nord-Süd-Verbindung zwischen den beiden Teilen Nürnbergs diesseits und jenseits der Pegnitz, zwischen Lorenzer und Sebalder Stadthälfte, denn der Weg führt über eine rautenförmige Pegnitzinsel mit dem Trödelmarkt (Trödelmarktinsel). Die Karlsbrücke wird im Westen flankiert vom Henkersteg, im Osten von der Fleischbrücke. Über die Brücke verläuft die Karlstraße. Die südliche Brücke zwischen Lorenzer Stadthälfte und Trödelmarktinsel wird Obere Karlsbrücke genannt; die nördliche Brücke zwischen Sebalder Stadthälfte und Trödelmarktinsel wird Untere Karlsbrücke genannt. Beide Brücken sind unterschiedlich gebaut und unterschiedlichen Alters.
Die Untere Karlsbrücke (ohne Abb.) über den nördlichen Pegnitzarm, die früher auch Säubrücke, Holzbrücke, Bitterholzbrücke oder Derrersbrücke genannt wurde, ist die ältere von beiden und wurde 1486 aus Sandstein errichtet. Der Name Säubrücke leitet sich von einem im Mittelalter auf der Trödelmarktinsel abgehaltenen Schweinemarkt ab. Der Name Derrersbrücke bezieht sich auf das Nürnberger Patriziergeschlecht der Derrer. Bis auf wenige Ausbesserungen hat sich der damalige Baubestand bewahrt.
Die Obere Karlsbrücke (Abb. oben) über den südlichen Pegnitzarm, die früher auch Lange Brücke, Hängende Brücke, Elisabethbrücke oder Abc-Brücke genannt wurde, ist die jüngere von beiden und wurde in der heutigen Form als Bogenbrücke erst 1728 errichtet, ebenfalls aus Sandstein. Den Namen "Hängende Brücke" bekam ein Vorgängerbau, als eine bis dahin benutzte Holzbrücke 1451/52 durch eine neue Holzbrücke ersetzt wurde, die an steinernen Pfeilern hing und überdacht war. Ein Neubau von 1603/04, der auch aus Holz war, brachte es auf stolze 40 m Länge und 7,50 m Breite, daher der Name "Lange Brücke". Diese Brücke ließ der Ratsbaumeister Wolf Jacob Stromer errichten. Der Name "Abc-Brücke" wurde nachfolgend geprägt, weil auf dieser nach italienischem Vorbild erbauten Brücke beiderseits insgesamt 20 kleine Krämerstände aufgestellt wurden, die zur Kennzeichnung die Buchstaben des Alphabets bekamen. Als diese Brücke baufällig war, wurde sie 1728 unter Christoph Gottlieb Volckamer als zweibogige Sandsteinbrücke komplett erneuert, was die Reichsstadt 30000 fl. kostete. In der Mitte akzentuieren zwei rondellartige Auskragungen den Mittelpfeiler. Die durchgehende Steinbrüstung trägt zur Zier mehrere Steinkugeln auf niedrigen Sockeln.
Die Karlsbrücke trägt ihren letzten und immer noch aktuellen Namen nach Kaiser Karl VI. (1.10.1685-20.10.1740), auch wenn sich zeitweise alternativ der Name Elisabethbrücke nach des Kaisers Frau einbürgerte, die aus dem Hause Braunschweig-Wolfenbüttel stammte. Doch das setzte sich so wenig durch wie "Kaiserbrücke". Bei diesem Kaiser ist die Zählung kompliziert: Als römisch-deutscher Kaiser (1711-1740) war er Karl VI., als König von Böhmen (1711-1740) war er Karl II., als König von Ungarn und Kroatien (1711-1740) war er Karl III., ebenso als designierter Gegenkönig von Spanien und als König von Sardinien (1713-1720), als König von Sizilien (1720-1735) war er Karl IV., und schließlich als König von Neapel (1713-1735) war er noch einmal Karl VI. Nach dem Tod seines älteren Bruders Joseph I. war er natürlich auch Erzherzog von Österreich (1711-1740). Dazu war er Herzog von Luxemburg (1714-1740) und Herzog von Parma (1735-1740).
Zwei wichtige politische Ereignisse sind mit seiner Amtszeit verbunden: 1.) Vater Leopold I. und der spätere Karl VI. zogen im Spanischen Erbfolgekrieg, der sich nach dem Aussterben der spanischen Linie der Habsburger nach dem Tod Karls II. entzündete, den Kürzeren. Die Nachfolge in Spanien trat Philipp von Anjou an, ein Enkel von Ludwig XIV. Trotzdem wurde 1703 Karl zum spanischen König proklamiert. Ein ernstzunehmendes Recht auf die Thronfolge bestand durchaus, denn Leopold I. war wie Ludwig XIV. ein Enkel Philipps III. von Spanien. Außerdem hatte Leopold I. in erster Ehe Margarita Theresa geheiratet, die jüngere Tochter Philipps IV. von Spanien. Das Problem wäre vielmehr ein europäisches Ungleichgewicht im Machtgefüge gewesen, angesichts eines potentiell wiedervereinten Habsburger-Gesamtreiches wären alle anderen europäischen Mächte in die Statistenrolle gedrängt worden, und deshalb mischten sich die anderen Staaten in die spanische Erbfolge ein. Es kam zum Krieg; sein Ziel erreichte Karl jedoch nicht. 2.) Karl VI. war der letzte Mann des Hauses Habsburg auf dem Thron, und seine Pragmatische Sanktion ebnete den Übergang der Thronfolge auf Maria Theresia.
Auf der Brücke stehen zwei Obelisken von 1728, von denen der westliche eine kupferne Friedenstaube, der östliche einen ebensolchen Kriegsadler trägt, wobei letzterer im März 2012 die Standfestigkeit verlor und in die Pegnitz abstürzte. Anschließend wurden die maroden Spitzen der Obelisken erneuert. In den Motiven spiegelt sich der Kampfs Karls VI. gegen die Türken wieder, dessen Siege den ersehnten Frieden brachten.
Von heraldischem Interesse sind die Außenseiten der beiden in Höhe des einzigen Mittelpfeilers auskragenden, kanzelartigen Rondelle, von denen das westliche sich über einem dreieckigen Wellenbrecher erhebt. Über jeweils einem Rundbogenfenster befindet sich ein Wappen. Auf der Westseite handelt es sich um das von Christoph Gottlieb Volckamer (1676-23.9.1752); er führte einen von Silber und Blau geteilten Schild, oben ein oberhalbes rotes Rad mit drei Speichen, unten eine silberne Lilie. Christoph Gottlieb Volckamer war der zweitälteste Sohn von Gottlieb IV. Volckamer, der als verantwortlicher Ratsbaumeister die weiter östlich gelegene Museumsbrücke neu erbauen ließ, und dessen Frau, Katharina Philippina Scheurl. Christoph Gottlieb Volckamer heiratete 1703 Klara Maria Löffelholz (1677-1729). Er kam 1704 als Alter Genannter in den Nürnberger Rat, wurde dann jüngerer Bürgermeister. Nachdem man ihn am 5.9.1708 als Nachfolger seines Vaters zum Ratsbaumeister wählte, wurde er 1709 wieder Alter Genannter. Bis 1736 blieb er in diesem Amt, und die Karlsbrücke wurde die letzte bedeutende Baumaßnahme der Stadt. Zuvor hatte er 1724 die Pfarrkirche zu Lichtenau errichten lassen. Daneben stieg er im Rat weiter auf, wurde 1713 älterer Bürgermeister, 1726 sechster Älterer Herr, 1732 dritter Oberster Hauptmann und 1736 Zweiter Losunger. Schließlich gelangte er 1744 als Vorderster Losunger bzw. Reichsschultheiß an die Spitze des Stadtregiments. Sein einziger Sohn, Johann Burkhard Volckamer (1713-1791), wurde nicht in den Rat aufgenommen.
Auf der Ostseite ist das Kleine Nürnberger Stadtwappen zu sehen; es ist gespalten, rechts in Gold ein halber, golden gekrönter, schwarzer Adler am Spalt, links von Rot und Silber fünfmal schräggeteilt.
Literatur,
Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher,
insbesondere der Band Bayern
Eugen Schöler, Historische Familienwappen in Franken, Verlag
Degener / Bauer Raspe, Neustadt an der Aisch, 3. Aufl. 1999,
Nachdruck 2002, ISBN 3-87947-112-6
Peter Fleischmann, Rat und Patriziat in Nürnberg. Nürnberger
Forschungen, Einzelarbeiten zur Nürnberger Geschichte,
herausgegeben vom Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg.
Bände 31/1, 31/2, 21/3 (Stammbäume) und 31/4. VDS
Verlagsdruckerei Schmidt, Neustadt an der Aisch. ISBN
978-3-87191-333-4.
Karlsbrücke: http://www.nuernberginfos.de/bruecken-nuernberg/karlsbruecke-nuernberg.html
Karlsbrücke: https://de.wikipedia.org/wiki/Karlsbrücke_(Nürnberg)
Stadtlexikon Nürnberg, hrsg. von Michael Diefenbacher und Rudolf
Endres, 2. Auflage, W. Tümmels Verlag, Nürnberg 2000, ISBN
3-921590-69-8, S. 518.
Karlsbrücke: http://nuernberg.bayern-online.de/die-stadt/sehenswertes/bruecken/karlsbruecke/
Kaiser Karl VI.: https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_VI._(HRR)
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