Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1167
Königsbach (Königsbach-Stein, Kraichgau)

Das Königsbacher Schloß

Schloß Königsbach ist eine gut verborgene Kostbarkeit am Südostrand des Ortes. Nichts weist auf das Schloß hin, dichter Baumbestand schottet jeden Blick ab. Das Schloß ist privat bewohnt und kann nicht besichtigt werden. Innerhalb eines weitläufigen Parks liegt die sich schräg nach Süden öffnende Dreiflügelanlage, ein ebenso zweistöckiger Turm mit welscher Haube befindet sich an jeder Ecke des leuchtend gelb gestrichenen Gebäudes. Nach Westen grenzt ein außen grauer und unscheinbarer langer Wirtschaftsflügel den Schloßhof zur Pforzheimer Straße hin ab, sofern der zufällige Besucher ihn hinter den Bäumen bemerkt. Im Süden desselben befindet sich rechtwinklig dazu ein weiterer Bau mit steilem Stufengiebel, den Hof nach Süden schließend. Der einzige Zugang ist ein Tor im Norden der Anlage am Ende einer kleinen Sackgasse (Saint-André-Straße). Einst war es ein Wasserschloß, wozu die feuchte Talaue ideales Terrain ist, doch die Gräben sind verfüllt. Der beim Bau der Bahnlinie Durlach-Pforzheim angefallene Abraum wurde hineingeschüttet, obendrauf Garten und Park angelegt.

Zwei Stellen mit Wappen gibt es, zum einen außen am Torbau, der aus einer eigenwilligen Überbaukonstruktion auf zwei Rundtürmen mit Maulscharten besteht, zum andern auf der Westseite des Westflügels zum Innenhof hin über dem Haupteingang in der zweiten Fensterachse von links, 1792 von Ernst Philipp von St. André eingefügt.

Die Inschrift des Wappensteines über dem Tor lautet: "VERBVM DOMINI (M)ANET IN ETERNVM SALVA NOS DOMINE VIGILANTES CVSTODI NOS DORMIENTES VT VIGILEMVS IN C(H)RISTO ET REQVIESCAMVS IN PACE" - Das Wort Gottes bleibt in Ewigkeit. Rette uns, Herr, während wir wachen, behüte uns, während wir schlafen, auf daß wir in Christus wach bleiben und in Frieden ruhen.

Wir sehen über dem Torbogen ein mit einem in der Mitte fixierten Schildchen auf 1551 datiertes Allianzwappen von Venningen / von Frundsberg. Dazu die genealogischen Hintergründe: 1500 heiratete der berühmte Feldherr Georg von Frundsberg in erster Ehe Katharina von Schrofenstein; nach ihrem Tod am 24.02.1517 oder 1518 vermählte sich Georg am 11.09.1519 zum zweiten Mal, dieses Mal mit Anna von Lodron, dieser Ehe entstammt Siguna von Frundsberg, geb. 1522, verheiratet mit Erasmus von Venningen (gest. 1589, kurpfälzischer Hofrichter, Sohn von Conrad von Venningen, badischer Rat und Landhofmeister, und dessen Frau Maria von Hirschhorn).

Dieses bautätige Paar hat heraldische Spuren in Königsbach, in Eichtersheim und in Neidenstein hinterlassen. Sie sind es, die hier ein geschlossenes Schloßensemble im Stile der Renaissance erbauten. Davon ist aber wenig geblieben außer diesem Torturm, denn 1622 wird das Schloß nach der Schlacht von Wimpfen zerstört. Der Wiederaufbau erfolgt unter Barbara von Seckendorff, geborene von Venningen in der Form, wie wir das Schloß heute sehen.

Wappen von Venningen: In Silber 2 rote, schräggekreuzte Lilienstäbe (Glevenstäbe). Helmzier eine silberne Bischofsmütze, oft rot eingefaßt, die Mütze mit den gekreuzten zwei roten Lilienstäben (Glevenstäben) belegt, oben mit schwarzen Hahnenfedern besteckt. Die Helmdecken sind rot-silbern.

Auf der Seite der Ehefrau haben wir das Wappen der von Frundsberg (Freundsberg, Fronsberg, Frunsperg). Das Wappen ist geviert: Feld 1 und 4: in Schwarz ein goldener Strauß mit Hufeisen mit Schnabel, hier einwärtsgewendet. Feld 2 und 3: In Gold ein schwarzer, schwebender Fünfberg. Zwei Helme: Helm 1: zwei goldene, außen mit silbernen Lindenzweigen (oder bei der Bewegung klingelnde Kleestengel, hier bis zur Unkenntlichkeit abstrahiert) besteckte Büffelhörner, mit roten Schnüren verbunden. Helm 2: wachsend ein goldener Schwan. Decken bei beiden Helmen schwarz-golden. Hier fehlt die Tingierung des Oberwappens komplett. Zur vergleichenden Diskussion des Wappens und zur Familiengeschichte vgl. Schloß Eichtersheim und Burg Neidenstein.

Doch über diesem Allianzwappen befinden sich noch zwei weitere Wappenschilde. Der optisch rechte zeigt das Wappen von Hirschhorn (die Mutter des Erasmus von Venningen war Maria von Hirschhorn, der Vater war Conrad von Venningen): In Gold eine einzelne rote Hirschgeweihstange, wahlweise nach rechts oder links gebogen; beide Richtungen kommen prinzipiell vor. Hier ist sie nach rechts gebogen. Der optisch linke Wappenschild würde innerhalb dieser Überkreuz-Logik dem Wappen von Lodron entsprechen (Mutter der Ehefrau, Reichsgrafen Lodron von Maxelrain, eine aus Tirol und ursprünglich aus Italien stammende Adelsfamilie, gesellschaftlich höher angesehen, vermutlich daher heraldisch rechts), nur - wenn es für Lodron stehen sollte - gänzlich falsch angestrichen, denn es müßte dann sein: In Rot ein silberner, hersehender Löwe.

1611 erlosch der Königsbacher Zweig der Freiherren von Venningen. 1650 werden das Schloß und das halbe Dorf an den Oberst Daniel Rollin von St. André verkauft, nachdem er über seine zweite Frau Lukretia von Beckermanndt 1648 in den Besitz eines brandenburgischen Lehens in Königsbach gekommen war und Erbstreitigkeiten mit den Freiherren von Venningen finanziell geregelt worden waren. Die Freiherren von St. André stammen ursprünglich aus der Dauphiné. Die letzte Besitzerin dieser Familie war Olga Marie von Gemmingen, geb. von St. André. Sie adoptierte Achim von Arnim, dessen Nachkommen Namen und Wappen zu St. André-Arnim vereinigten.

Literatur und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher
Hartmut Riehl: Burgen und Schlösser im Kraichgau, Verlag Regionalkultur 1997, ISBN 3-929366-51-7
Zwischen Fürsten und Bauern - Reichsritterschaft im Kraichgau, hrsg. von Clemens Rehm und Konrad Krimm, Heimatverein Kraichgau, Sinsheim 1992, 2. Auflage 1993, ISBN 3-921214-04-1
Geschichte des Schlosses:
http://www.koenigsbach-stein.de/homepages/koenigsbach/schloges.htm
Wolfgang Willig, Landadel-Schlösser in Baden-Württemberg, eine kulturhistorische Spurensuche, 1. Auflage 2010, ISBN 978-3-9813887-0-1, S. 263

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