Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 961
Rings um
Trier: Kenn (Landkreis Trier-Saarburg)
Maximiner Hof in Kenn
In Kenn an der Mosel ist das einzige heraldisch interessante Bauwerk das Hauptgebäude des ehemaligen Hofgutes der Trierer Abtei St. Maximin. Was sich heute als eher zusammenhangsarmes Ensemble präsentiert, ist ein sehr altes Hofgut der bedeutenden Abtei, welches schon 1200 genannt wird und ein Hof mit Asylrecht, mit eigenem Bering etc. war. 1694 wird die ummauerte Anlage beschrieben als freier Hof mit Kelterhaus, Stallungen, Scheune etc. 1812, nach der Säkularisation, wurde das Hofgut versteigert und besitzmäßig zerstückelt. Die heutigen Hausnummern Maximiner Hof 3 und 4 waren das frühere Kerngebäude.
Heute besteht das neunachsige Gebäude mit Mansardenwalmdach aus zwei selbständigen Untereinheiten. In Nr. 3 hat sich im Obergeschoß die barocke Raumeinteilung erhalten nebst einigen Ausstattungsresten. Ansonsten ist das ehemalige Hofgut im Laufe der Jahrhunderte sehr stark verändert worden. An der Grenze zwischen Nr. 3 und Nr. 4 befindet sich der Wappenstein, dort, wo früher der Haupteingang war.
Es ist das Wappen des Abtes Willibrord Scheffer (1738-1762) von St. Maximin, einer der einst bedeutendsten, mächtigsten und reichsten Abteien Triers. Er wurde als Henri Scheffer am 1.3.1697 geboren, trat am 15.8.1720 in das Benediktinerkloster St. Maximin zu Trier ein, legte am 14.9.1721 seine Gelübde ab und nahm den Namen Pater Willibrord an. Zum Priester wurde er am 23.9.1724 ordiniert, am 21.4.1738 wurde er vom Kapitel zum 79. Abt des Klosters gewählt, am 9.11.1738 wurde er von Lothar von Nalbach inthronisiert. Dieses Amt versah er bis zu seinem Tode am 29.10.1762.
Die Inful kennzeichnet den Wappenträger als kirchlichen Würdenträger, desgleichen der Krummstab. Das Schwert hingegen steht für die weltliche Herrschaft, denn St. Maximin war eine Reichsabtei mit entsprechenden Privilegien. Es muß aber angemerkt werden, daß die Reichsunmittelbarkeit von St. Maximin lange umstritten war und aus naheliegenden Interessenskonflikten von Kurtrier in Frage gestellt wurde. 1669 unterwarfen sich Abt und Konvent endgültig unter Verzicht auf die Reichsunmittelbarkeit der kurtrierischen Landeshoheit. Die Insignien eines Kirchenfürsten blieben. Den doppelköpfigen Adler finden wir in allen Wappen der Reichsabtei wieder, unten finden wir in dem geteilten Schild in Blau ein goldenes, von einem goldenen Stern überhöhtes Kirchengefäß (Pokal) mit Deckel, beseitet von zwei weiteren goldenen Sternen.
Das Chronogramm WILLIBRORDVS ABBAS EREXIT DEVS CVSTODIAT = V + V + I + L + L + I + D + V + X + I + D + V + C + V + D + I = 1739 geht nur dann auf, wenn man das "W" als zwei "V" wertet. Nur so läßt sich Übereinstimmung mit Türsturz und Amtszeit erzielen. Die Hervorhebung des "T" hat nichts zu bedeuten.
Von diesem Abt gibt es in der Umgebung noch weitere Wappen, eines in Schweich am ehemaligen Maximiner Amtshaus, sowie an Schloß Grünhaus an einem Türsturz (Privatbesitz).
Liste der Äbte von St. Maximin vom 15. Jh. bis zur Auflösung (hervorgehoben der hier mit Wappen vertretene Abt):
Literatur,
Quellen und Links:
Denkmaltopographie
Bundesrepublik Deutschand, Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz,
Band 12.2, Hrsg. im Auftrag des Ministeriums für Wissenschaft,
Weiterbildung, Forschung und Kultur vom Landesamt für
Denkmalpflege: Kreis Trier-Saarburg, Verbandsgemeinden Ruwer,
Schweich, Trier-Land, bearbeitet von Ewald Wegner, Wernersche
Verlagsgesellschaft Worms, 1994, ISBN 3-88462-110-6
Maximiner Refuge in Luxemburg:
http://www.mae.lu/fr/Site-MAE/Bienvenue-au-Ministere-des-Affaires-etrangeres/Apercu-historique
Friedhelm Jürgensmeier, die Männer- und Frauenklöster der
Benediktiner in Rheinland-Pfalz und Saarland, in Verbindung mit
Regina Elisabeth Schwerdtfeger (= Germania Benedictina IX:
Rheinland-Pfalz und Saarland, hrsg. von der Bayerischen
Benediktinerakademie München in Verbindung mit dem
Abt-Herwegen-Institut Maria Laach), St. Ottilien 1999.
Äbte der Abtei St. Maximin in Trier
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