Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 824
Burgen und Schlösser in Franken: Rentweinsdorf

Schloß Rentweinsdorf

Rentweinsdorf liegt nördlich von Bamberg in Unterfranken und hat ein architektonisch interessantes Rokokoschloß, das 1750-1766 nach Abriß der alten bisherigen Burg errichtet wurde. Rentweinsdorf war ein Rittergut der Freiherren von Rotenhan. Der Vorgängerbau, eine Ganerbenburg, hatte sowohl im Bauernkrieg als auch im Dreißigjährigen Krieg erhebliche Schäden davongetragen, so daß nur noch die "Alte Kemenate" übriggeblieben war. In der Mitte des 18. Jh. entschloß man sich zu einem vollständigen Neubau. Johann Friedrich II von Rotenhan (1713 - 1776) war mittlerweile alleiniger Besitzer. Das Schloß ist eine hochsymmetrische Dreiflügelanlage um einen nach Westen zum Ort hin geöffneten Ehrenhof, wobei die Flügel aber jeweils in einem Winkel von 110 Grad aneinanderstoßen, so daß sich der Ehrenhof in einem Winkel von 40 Grad dem Ankommenden öffnet. Die Fassadengliederung nur durch die markanten Gurtgesimse zwischem dem Zwischengeschoß und dem Obergeschoß erhöht den perspektivischen Effekt dieser Anordnung. Vermutlich ist der Grund für diese Anordnung der Flügel eher banal und in der Verwendung älterer Fundamente zu suchen. 1751 wurde mit dem Nordflügel begonnen, die Pläne fertigte Johann David Steingruber aus Ansbach und dortiger Hofarchitekt. 1756 folgte der Haupttrakt in der Mitte, und als letztes wurde 1766 der Südflügel erbaut. Die Arbeiten für diese beiden Flügel standen unter der Aufsicht des Bamberger Architekten Johann Michael Küchel. Jeder Flügel ist zweistöckig mit niedrigerem Zwischengeschoß und hat zum Ehrenhof hin 7 Fensterachsen sowie in der mittleren Achse ein Portal. Im Zentralflügel ist die mittlere Zone von drei Achsen durch Wandvorlagen und einem kleinen geschwungenen Giebel besonders hervorgehoben, auch ragt das Dach des Mittelflügels über die Seitendächer hinaus, weil der Mittelflügel tiefer ist als jene. Zur Gartenseite wird der Mittelteil stärker hervorgehoben, hier schweift der Blick von der Schloßanhöhe frei hangabwärts über die Baunachniederung hinweg bis zu den gegenüberliegenden Wäldern. Im Park befindet sich eine Orangerie von 1774. Das gut restaurierte Schloß ist in Familienbesitz und wird bewohnt und kann daher nicht öffentlich besichtigt werden.

Über dem Portal des links im Bild zu sehenden Nordflügels befindet sich ein Rotenhan-Wappen. Es zeigt in Silber einen schrägrechten roten Wellenbalken, oben links begleitet von einem roten (meist fünfstrahligen) Stern. Helmzier ein roter Hahn (redendes Wappen). Helmdecken rot-silbern. Die Helmzier - der rote Hahn - ist zwar eine redende, die den Familiennamen bildlich illustriert, doch ist das nur vordergründig zutreffend, denn der Familienname leitet sich von "Rotenhagen", "Rotenhag", "Rotenhain", "Rottenhain" oder "Rodenhain" ab - vom Roden des Waldes und Urbarmachen des Geländes. Als die Helmzier - recht spät übrigens - gewählt wurde, war die ursprüngliche Bedeutung nicht mehr bewußt.

Die stark abgekürzte Inschrift lautet, sinngemäß ergänzt: "AEDES HAE(C) DIVINIS AVSPICIIS CVRA SVMPTIBVSQ(VE) IOAN(NES) FRID(ERICVS) S(ANCTI) R(OMANI) I(MPERII) L(IBER) B(ARO) A(B) ROTENHAN EPISCOPATVS BAMB(ERGENSIS) CAM(ERARIVS) HAER(EDITARIVS) IMP(ERII) A(RCHICANCELLARII) CONS(ILIARIVS) ELECT(ORATI) MOG(VNTINI) A(TQVE) CONS(ILIARIVS) INTIMIS S(ANCTI) R(OMANI) I(MPERII) NOB(ILITATIS) IMMED(IATAE) FRANC(ONIAE) TRACTVS AD BAVNACVM PRAEFECTI EXSTRVI COEPTAE PRID(IE) NON(IS) MAII MDCCLI" Dieses Haus wurde also mit Gottes Willen und Mittelaufwand unter Johann Friedrich von Rotenhan, Reichsfreiherr (Freiherrr des Heiligen Römischen Reiches), Erbkämmerer des Bamberger Bischofs, des Reichserzkanzlers und Mainzer Kurfürsten geheimer Rat, Hauptmann (Präfekt) der reichsunmittelbaren fränkischen Ritterschaft im Kanton Baunach im Jahre 1751 angefangen, am 6. Mai (am Vortag vor den Nonen des Mai).

An einem dicken, kurzen Rundturm abseits vom Hauptgebäude, der keinesfalls ein Überrest der alten Burg darstellt, sondert erst im 19. Jh. aus älterem Steinmaterial erbaut wurde und einem Nürnberger Stadtmauerturm nachempfunden ist, befindet sich das nachfolgende Allianzwappen in einem kleeblattförmigen Dreipaßrahmen mit der Inschrift "Gottfried von Rotenhan u. seine Ehefrau Julie geb. von Welser anno 1880". Genealogie zum Wappen:

Das Wappen der besonders in Augsburg und Ulm bekannten Familie Welser zeigt als Stammwappen einen von Silber und Rot gespaltenen Schild mit einer Lilie in verwechselten Farben.

Die ältere Linie der Welser auf Neunhof wurde 1567 durch Kaiser Ferdinand in den Freiherrenstand erhoben. Obwohl sie aus diesem Anlaß ein vermehrtes Wappen bekam, führte sie weiterhin das schlichte und schöne Stammwappen, welches Kaiser Karl V bereits 1522 bestätigt hatte. Die ursprüngliche Helmzier ist ein wie der Schild bez. geschlossener Flug. Helmdecken rot-silbern.

Die jüngere Linie ist die Ulmer Linie. Diese wurde 1713 von Kaiser Karl VI in den Freiherrenstand erhoben. Im Gegensatz zur älteren Linie führen sie das vermehrte Wappen, einen gevierten Schild, Feld 1: in Gold ein roter Adler, Feld 2: von Silber und Rot gespalten, mit einem silbernen Balken, der mit drei roten Rosen belegt ist (Wappen der ausgestorbenen von Grandner), Feld 3: in Silber drei oben und unten gezinnte Balken (ausgestorbene Freiherren von Zinnenberg), Feld 4: in von Silber und Rot gespaltenem Feld eine Lilie in verwechselten Farben (Stammwappen). Zwei Helme, Helm 1: Ein Flug in den Teilungen, Figuren und Tinkturen des gesamten (!) Schildes, Helm 2 ein Busch von 4 blau-roten Federn, davor ein wachsender geharnischter Arm mit einem Schwert in der Hand. Helmdecken rechts rot-golden, links rot-silbern.

Weitere, im Siebmacher als abgestorben aufgeführte Linien führten Varianten des beschriebenen vermehrten Wappens.

Als Helmzier ist hier im vorliegenden Beispiel eine Kombination aus dem geschlossenen, von Silber und Rot gespaltenen und mit einer Lilie in verwechselten Farben belegten Flug und dem wachsenden geharnischten Arm mit einem Schwert in der Hand auf einem Helm zu sehen.

Auffällig ist, daß das Wappen Rotenhan trotz der hochgradigen Zueinanderneigung beider Schilde nicht gewendet ist, der Helm, der sich in Kombination mit dem Hahn als Helmzier sowieso besser im Profil darstellen ließe, blickt starr frontal, während der Hahn nach heraldisch rechts aus dem Allianzwappen herausschaut. Hier hätte das Ergebnis mit einfachsten Mitteln um einiges heraldisch befriedigender sein können.

Am Südflügel, in der obigen Abbildung rechts im Bild, befindet sich über dem Portal ein neuzeitliches, schlichtes Allianzwappen von Rotenhan und von Thüngen (in Silber drei links ausgebogene Pfähle auf einem Balken in rot/gold), die beiden einander zugeneigten Schilde von einer Freiherrenkrone überhöht.

Genealogie zum Wappen:

Ein weiteres, erheblich älteres Wappen (Datierung 1529) findet sich an den Nebengebäuden. Das Rotenhan-Wappen ist in der Mitte noch klar zu erkennen, die beiden flankierenden Wappenschilde und die Inschrift sind vom Zahn der Zeit zerfressen. Nur eine gemeinsame Helmzier ruht über dem mittleren Wappenschild.

Hier handelt es sich um einen echten Überrest der alten Wasserburg, freilich nicht mehr am Originalplatz. Beim Abriß der Burg wurde der Wappenstein zunächst an anderer Stelle und in den siebziger oder achtiger Jahren des 20. Jh. an der heutigen Stelle eingelassen. Das Wappen repräsentiert die drei Rotenhan-Brüder Hans, Sebastian und Martin v. Rotenhan und wurde zur Bestätigung des von den genannten Brüdern nach den Reparaturen der im Bauernkrieg entstandenen Schäden zur Dokumentation des von ihnen aufgesetzten und von Kaiser Karl V. bestätigten Burgfriedens angebracht. Das gleiche Motiv findet sich auch in der Rentweinsdorfer Kirche über dem sog. "Drei-Brüder-Epitaph".

Literatur, Quellen und Links:
Siebmachers Wappenbücher
Anton P. Rahrbach, Reichsritter in Mainfranken. Zu Wappen und Geschichte fränkischer Adelsfamilien. Bauer & Raspe Verlag - Die Siebmacherschen Wappenbücher, die Familienwappen deutscher Landschaften und Regionen, Band 2, 2003, ISBN 3-87947-113-4
Eugen Schöler, Historische Familienwappen in Franken, Verlag Degener 3. Aufl. 1999
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Hassberge - ein Kunst- und Kulturführer durch den Landkreis”, herausgegeben vom Landkreis Haßberge
Gemeinde:
http://www.rentweinsdorf.de, Zeittafel: http://www.rentweinsdorf.de/php-nuke-690/html/ge_re_zt.php
Schlösser und Burgen in Unterfranken, von Anton Rahrbach, Jörg Schöffl, Otto Schramm. Hofmann Verlag Nürnberg 2002, ISBN 3-87191-309-X
Familie und Kunst:
http://www.rotenhan.de/
Ein herzliches Dankeschön für wertvolle Hinweise an Julius Freiherr v. Rotenhan

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