Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 820
Burgen und Schlösser in Franken: Eyrichshof (1)

Schloß Eyrichshof bei Ebern, Schloßkirche

Die Schloßkirche von Eyrichshof
Schloß Eyrichshof ist ein privat von der Familie bewohntes Schloß bei Ebern im Besitz der Freiherren von Rotenhan. Durchschreitet man das straßenseitige Tor, befindet sich gleich linkerhand eine schmucke Schloßkirche in hervorragendem Zustand mit einem wappengeschmückten Prunkportal. Das Wappen ist datiert auf 1686 AD.

Die Kirche ist eine Stifung der Witwe Elisabetha Sophia von Rotenhan, geborene von Erffa, zwei Jahre nach dem Ableben ihres Mannes erbaut. Entsprechend wird das Portal auch von einem Allianzwappen Rotenhan / Erffa geschmückt.

Die Inschrift unter dem Wappen lautet: "CHRISTO IESU UNSERM FÜRSPRECHER BEI DEM VATER ZU EHREN HAT DIES BETHAUS ALLWO GOTT DER DEMÜTIGEN GEBET GNAEDIGLICH ERHÖREN WOLLE ELISABETHA SOPHIA WITTIB VON ROTENHAN GEBORNE VON ERFFA ERBAUET UND EINGEWEIHET AM BETSONNTAG MDCLXXXVI". Der Betsonntag ist übrigens Sonntag Rogate, der fünfte Sonntag nach Ostern.

Genealogische Einordnung der Stifterin
Die Genealogie zum Wappen:

Wappen von Rotenhan
Das Wappen von Rotenhan zeigt in Silber einen schrägrechten roten Wellenbalken, oben links begleitet von einem roten (meist fünfstrahligen) Stern. Hier ist das Wappen aus Courtoisie gespiegelt (gewendet). Helmzier ein roter Hahn (redendes Wappen). Helmdecken rot-silbern. Die Helmzier - der rote Hahn - ist zwar eine redende, die den Familiennamen bildlich illustriert, doch ist das nur vordergründig zutreffend, denn der Familienname leitet sich von "Rotenhagen", "Rotenhag", "Rotenhain", "Rottenhain" oder "Rodenhain" ab - vom Roden des Waldes und Urbarmachen des Geländes. Als die Helmzier - recht spät übrigens - gewählt wurde, war die ursprüngliche Bedeutung nicht mehr bewußt.

Die Freiherren von Rotenhan
Die Freiherren von Rotenhan gehören zum fränkischen Uradel. Insbesondere im Ritterkanton Baunach spielten die Rotenhan zusammen mit den Familien Fuchs und Truchseß von Wetzhausen eine dominierende Rolle. Urkundlich ist die Familie erstmalig mit "Winther und Wolfram" 1229 nachzuweisen ("de Rotenhagen"). Sie waren seit dem 13. Jh. Erbschenken des Bistums Bamberg und später auch Unterkämmerer. Die Stammburg dieses Geschlechts liegt nur ein kurzes Stück von Eyrichshof weg im Osten, eine malerische, größtenteils aus den Felsen gehauene Ruine im Wald (siehe Burg Rotenhan). Die Burg wurde im 12. Jh. errichtet und bereits 1323 vom konkurrierenden Würzburger Bischof und seinen Rittern zerstört. Sie durfte nicht wiederaufgebaut werden. Stattdessen erbauten die von Rotenhan im Talgrund die Burg und das spätere Schloß Eyrichshof. Mit dieser Fehle ging die Familie auch des Erbschenkenamtes verlustig, das daraufhin an die Familie von Aufseß vergeben wurde. Die Familie ist in zwei Hauptlinien geteilt, wobei die ältere Linie die mit Sitz in Rentweinsdorf, Eyrichshof etc. ist und die jüngere ihren Sitz in Merzbach und Schenkenau hatte, ferner Rittergut Kaltenbrunn und Besitz in Wüstenwelsberg, Pülsdorf und Freiberg. 1771 erfolgte die Bestätigung des Freiherrenstandes, 1774 wurden sie mit Carl Johann Alexander von Rotenhan aus der jüngeren Linie, bambergischer Obersthofmeister und Oberamtmann zu Höchstatt, in den Reichsgrafenstand erhoben. Die gräfliche Linie lebte in Untermerzbach und starb 1886 mit Max von Rottenhan aus (die gräfliche Linie schrieb sich in der Tat mit doppeltem "t"). Die ältere Linie blüht heute in Franken, in den Unterlinien zu Eyrichshof (Eyrichshof, Siegelfeld, Specke, Junkersdorf, Rüdendorf, Welkendorf, Obermanndorf, Brünn, Kurzewind etc.), zu Rentweinsdorf (Rentweinsdorf, Rotenhan, Sendelbach, Reckendorf, Salmsdorf, Heubach, Lind, Gräfenholz etc.) sowie zu Fischbach (Fischbach, Höchstädten, Eichelsberg, Kraisdorf etc.). Die Familie führte auch im gräflichen Zweig immer ihr angestammtes Wappen und ließ sich nie zu den leider so oft vorkommenden Wappenvermehrungen oder sog. Wappenverbesserungen hinreißen. Die von Rotenhan spielten eine sehr wichtige Rolle in Franken. Als reichsritterschaftliche Familie stellte sie acht Ritterhauptleute, davon war einer sogar Direktor des Fränkischen Ritterkreises, weiterhin waren sie reichlich in den Domkapiteln der benachbarten Hochstifte Bamberg und Würzburg vertreten. Zwei Bischöfe brachte die Familie hervor, Anton von Rotenhan war Dompropst von Würzburg und später Bischof von Bamberg, und Christoph von Rotenhan wurde Bischof von Lebus. Auch einen Abt brachte die Familie hervor, Alexander von Rotenhan war Abt des Klosters Banz. Philipp Rudolph Heinrich Joseph von Rotenhan war Propst auf der Comburg bei Schwäbisch Hall. Eines der bedeutendsten Familienmitglieder war Sebastian von Rotenhan, kurmainzischer Rat und würzburgischer Oberhofmeister, befreundet mit Ulrich von Hutten und Erasmus von Rotterdam, Kommandant der Festung Marienberg über Würzburg im Bauernkrieg.

Das Wappen von Erffa
Das Wappen von Erffa zeigt in Blau einen offenen, goldenen Adlerflug. Auf gekröntem Helm befinden sich normalerweise sechs von Rot und Silber geteilte Fähnlein an goldenen Schäften, wobei Anzahl und Farbe der Fähnlein durchaus einer gewissen Variationsbreite unterliegen können, hier sind es beispielsweise sieben an der Zahl. Helmdecken blau-golden.

Die Freiherren von Erffa
Die von Erffa gehören zum Uradel Sachsens, Thüringens und Franken und sind ebenfalls eine reichsritterschaftliche Familie. Erwähnung findet 1170 ein "Hartungus de Erfaha" und sein Bruder. Ab 1315 besitzen wir vertrauenswürdige Daten und eine lückenlose Stammreihe. Eigentlich stammt die Familie von Erffa aus dem Gebiet Sachsen-Thüringen, standen im Dienste der dortigen Fürsten (Sachsen, Gotha, Weimar, Sachsen-Coburg) und besaßen fuldische Lehen. Von da aus breiteten sie sich nach Franken (vor allem in der Nähe von Coburg, Ritterkantone Rhön-Werra und Odenwald) aus. Besitzungen der Familie liegen in Friedrichswerth bei Gotha (Stammsitz, hieß früher Erffa), Wallhausen, Heldritt, Sontheim (Sondheim), Neuhaus, Rittergut Niederlind, Ahorn, Wüstenahorn, Aspach, Honsdorf, Niedertrebra, Robach, Waltershausen, Lupnitz, Rittergut Wörlsdorf, Weidhausen, Goldschau, Finkenau, Mogger, Rüttmannsdorf, Helmershausen, Rodach, Windhausen, Wernburg bei Weimar, Osmersleben (Oßmerschleben), Ebersdorf, Kemnaten, Schmeilsdorf. Der Trend nach Südwesten setzte sich fort, später wurden Besitzungen in Baden und Württemberg erworben, z. B. Erkenbrechtshausen, Saurach, Schmerbach, Mistlau, Hengstfeld, Trifftshausen, Burleswagen. Besonders hervorzuhebende Familienmitglieder sind Georg Hartmann von Erffa, der 1720 den Freiherrentitel erlangte und Generalfeldzeugmeister des Fränkischen Kreises war. Georg Hartmann von Erffa (gleichen Namens, aber andere Person, gest. 1768) war markgräflich-ansbachischer Minister und Statthalter in Bayreuth. Hans Hartmann von Erffa (gest. 1650) war Kommandant der Veste Coburg.

Anmerkung:
Die Schloßkirche ist mit ihrer Eingangsfassade nach Nordnordwest ausgerichtet. Bestes Photolicht ist also sehr spät nachmittags bis abends. Die Kirche befindet sich im Eigentum der evangelischen bayerischen Landeskirche. Der Hof mit Blick auf das Schloß und die Kirche ist netterweise zugänglich. Bei Events wie den regelmäßig stattfindenden Gartenfesten ist auch der Schloßpark geöffnet. Das Innere des Schlosses kann man als Gast des Hauses erleben, denn Zimmer werden vermietet.

Literatur, Quellen und Links:
Siebmachers Wappenbücher
Anton P. Rahrbach, Reichsritter in Mainfranken. Zu Wappen und Geschichte fränkischer Adelsfamilien. Bauer & Raspe Verlag - Die Siebmacherschen Wappenbücher, die Familienwappen deutscher Landschaften und Regionen, Band 2, 2003, ISBN 3-87947-113-4
Eugen Schöler, Historische Familienwappen in Franken, Verlag Degener 3. Aufl. 1999
Schloß Eyrichshof:
http://www.castle-in-germany.com/ und www.rotenhan.com
Gartenfeste in Eyrichshof: http://www.gartenfest-eyrichshof.de/
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Schlösser und Burgen in Unterfranken, von Anton Rahrbach, Jörg Schöffl, Otto Schramm. Hofmann Verlag Nürnberg 2002, ISBN 3-87191-309-X

Schloß Eyrichshof

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