Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 818
Burgen und
Schlösser in Franken: Egloffstein
Burg Egloffstein
Die
Herren von Egloffstein
Hoch über dem Ort Egloffstein
in der Fränkischen Schweiz thront dessen Burg auf einem
schroffen Felsen, das ganze Trubachtal im Osten überblickend,
zugänglich nur von Westen.
Die Spornburg ist der Stammsitz der Herren von Egloffstein, die zum fränkischen Uradel gehören und schon 1180 mit "Henricus de Hegelofuesten" (= Egloff-Veste) urkundlich nachweisbar sind. Der Name Egloffstein hat sich wohl aus dem Vornamen Agilulf, Agilolf bzw. Hegelof entwickelt, eine Variante des Namens ist "das latinisierte "Agilulfilapide". Die Herren von Egloffstein waren einst ein Bamberger Ministerialengeschlecht, in zahlreichen Linien verbreitet und in den Diensten der Hochstifte von Bamberg und Würzburg sowie der Fürstenhäuser Ansbach-Bayreuth und Sachsen-Coburg zu finden, dazu in kaiserlichen Diensten. Mit Leopold II von Egloffstein (reg. 1335-1343) stellte die Familie einen Bischof von Bamberg und mit Johann I von Egloffstein einen Bischof von Würzburg (reg. 1400-1411). Mitglieder der Familie waren in den Domkapiteln von Bamberg und Würzburg vertreten. Weiterhin spielten die Egloffsteiner eine Rolle in der Deutschordensballei Franken. Konrad III von Egloffstein wurde 1398 zum Deutschmeister gewählt.
Vom
Eigengut zum bambergischen Lehen
Die Burg findet 1358 erstmalig
Erwähnung im Zusammenhang mit der Stiftung einer Burgkaplanei
durch Albrecht II von Egloffstein, aber da dürfte die Burg schon
eine ganze Weile bestanden haben. Erst war die Burg freies
Eigentum der reichsritterschaftlichen Familie, 1376 erzwang der
Bamberger Bischof Lamprecht von Brunn ein Öffnungsrecht, und
schließlich wurde die Burg dann in mehreren Teilen 1509 (Jobst
I. von Egloffstein zu Artelshofen, Bärnfelser Linie), 1515 (Hans
XV. von Egloffstein, Gaillenreuther Linie) und 1516 (Wolf I. von
Egloffstein, Gaillenreuther Linie) ein Lehen der Bischöfe von
Bamberg. Der Grund dafür, seinen bis dahin freien Besitz dem
mächtigen Nachbarn als Lehen anzutragen, dürfte wohl
finanzieller Art gewesen sein. Die Burg wurde in mehreren Teilen
in ein Bamberger Lehen umgewandelt, weil sie eine Ganerbenburg
war, also mehreren Mitgliedern des Gesamtgeschlechtes gehörte.
Innere Familienstreitigkeiten kamen hinzu, der lachende Dritte
war der Landesherr, das Hochstift Bamberg. Burg Egloffstein ist
bis heute in Familienbesitz. Die Burg ist privat, aber im Rahmen
von auf Anfrage vereinbarten Führungen zu besichtigen, auch
bietet die Burg Ferienwohnungen, mit einmaligem Ausblick. Die
Räumlichkeiten können ferner für Veranstaltungen angemietet
werden.
Abb.: Blick auf Burg Egloffstein vom Tal aus
Immer
wieder Zerstörung und Wiederaufbau
Mehrfach wurde die Burg in
heftige Kämpfe verwickelt und z. T. schwer beschädigt, und
immer wieder neu aufgebaut, z. B. 1450 Beschädigung im ersten
Markgrafenkrieg (1449-1450) zwischen dem Markgrafen Albrecht
Achilles von Brandenburg-Ansbach und der Reichsstadt Nürnberg,
Eroberung 1504 durch Nürnberger Truppen im Landshuter
Erbfolgekrieg zwischen Landshuter und Münchner Wittelsbachern,
der sich an der Erbfolge von Elisabeth, Tochter von Herzog Georg
von Bayern und Jadwiga von Polen entzündete, 1525 Zerstörung im
Bauernkrieg, 1563 Verwüstung durch Bamberger Truppen nach einem
Streit zwischen Wilhelm III. von Egloffstein und Bischof Veit II.
von Würtzburg, 1632 und 1645 schließlich Verwüstung durch
schwedische Truppen im Dreißigjährigen Krieg, Besetzung 1703 im
Spanischen Erbfolgekrieg, diesmal ohne ernste Schäden. Die
Bausubstanz, die wir heute sehen, erhielt also ihr Gesicht
zuletzt in der Mitte des 17. Jh., wobei aus Geldmangel der
vordere Schloßhof mit seinen Gebäuden nicht wieder aufgebaut
wurde.
Das
Amtshaus
Etwas erhöht in einigem
Abstand von der Burg steht das im Jahre 1771 von Freiherr Karl
Ludwig Ernst von und zu Egloffstein erbaute Amtshaus. Das barocke
Gebäude ersetzte als Wohn- und Amtssitz des Amtsvogtes der
Vogtei Egloffstein ein früher genutztes Gebäude am Marktplatz
(dort, wo 1774 das Witwenschloß für Sophie von Egloffstein
erbaut wurde). Das Gebäude war Verwaltungszentrum und
Gerichtssitz dieses reichsunmittelbaren Territoriums, das bis
1806 direkt dem Reich unterstellt war und erst dann mit der
Mediatisierung an das Königreich Bayern kam. Danach hatten die
Freiherren von Egloffstein bis 1848 immer noch die niedere
Gerichtsbarkeit im Ort, und das alte Amtshaus war Sitz des
Patrimonialgerichts. 1848 wurde es aufgelöst und in das
Landgericht Forchheim integriert, was das Ende der adeligen
Gerichtsbarkeit in Egloffstein bedeutete. Heute steht das
Gebäude isoliert vor der Burg. Früher war die Burganlage jedoch
wesentlich größer, wurde jedoch nach dem Dreißigjährigen
Krieg im vorderen Bereich nicht mehr aufgebaut, und damit stand
das Haus im Bereich des ehemaligen vorderen Vorhofs.
Abb.: Das Amtshaus von Egloffstein, Blick auf die Südwestecke
An der linken Schmalseite des Amtshauses (Westseite) befindet sich ein Egloffstein-Wappen, auf 1664 datiert, während der Rahmen das Datum 1771 trägt. Wie kommt ein früher datiertes Wappen in das 1771 erbaute Barockhaus? Dieser Wappenstein ist hier zweitverwendet, früher befand es sich am großen Geschützturm, der 1664 von Albrecht Christoph von Egloffstein errichtet wurde und 1880 einstürzte. Aus den Trümmern rettete man den Wappenstein und brachte ihn hier am Amtshaus an.
Abb.: Egloffstein-Wappen am Amtshaus
Wappen von Egloffstein. In Silber Kopf und Hals eines schwarzen Bären mit roter Zunge. Der Bärenkopf wird oft mit unterem roten Rand dargestellt, also abgeschlagen oder abgerissen, das Symbol eines Bärenbesiegers oder Bärentöters. Der Schild ohne Oberwappen wird hier vom Wappentier, einem großen, plastisch ausgearbeiteten, schwarzen Bären, gehalten. Der Bärenkopf ist ab 1317 nachzuweisen. Eine andere Burg der Egloffsteiner war Bärnfels, auch die Mühle Bärenthal an der Trubach erinnert an das Wappentier. Eine weitere Burg der Egloffsteiner war Gaillenreuth.
Abb.: Burgkirche von Egloffstein.
Burgkirche
und Kirchenpatronat
Direkt neben der privat
bewohnten Burg Egloffstein steht die Burgkirche St.
Bartholomäus, außen schlicht, innen unerwartet prunkvoll
ausgeschmückt. Dieses winzige Gotteshaus wurde 1750-1752 an der
Stelle der abgebrochenen unteren Kemenate erbaut. Noch heute
dient sie als Pfarrkirche. Die Pläne fertigte Johann David
Steingruber, Hofbaumeister in markgräflich-ansbachischen
Diensten. Im Segmentbogengiebel über dem Eingang befindet sich
das Egloffstein-Wappen mit dem Bärenkopf, diesmal als Vollwappen
mit einem wachsenden schwarzen, rot bezungten Bärenkopf als
Helmzier und schwarz-silbernen Helmdecken.
Die Herren von Egloffstein hatten auch das Kirchenpatronat inne. Das bedeutet, daß sie Eigentümer der Kirche waren, die Konfession vorgeben konnten und Dienstherr des Pfarrers waren. Im Gegenzug mußten sie die Kirche erbauen bzw. finanzieren und den Pfarrer besolden. Im Zeitalter der Reformation nahmen die Egloffsteiner 1561 den protestantischen Glauben an, und entsprechend unprätentiös und schlicht ist das Äußere der Kirche. In den Verwicklungen des 30jährigen Krieges gelang es dem Bischof von Bamberg, den protestantischen Pfarrer zu vertreiben und 1628-1637 wieder den Katholizismus durchzusetzen. Nach Beendigung des Krieges setzten sich die Herren von Egloffstein und mit ihnen wieder der Protestantismus durch. Ihr Kirchenpatronat endete offiziell erst 1969.
Abb.: Egloffstein-Wappen an der Burgkirche.
Als Stifter und Bauherren werden namentlich genannt die beiden Brüder Albrecht Carl und Ludwig Friederich von und zu Egloffstein 1750. Unter Wilhelm und Carl von Egloffstein wurde die Kirche in den Jahren 1850 und 1896 renoviert, wie uns die aus diesen Anlässen ergänzte Inschrift mitteilt. Die Familiengruft befindet sich unter der Kirche. In Zusammenhang mit dieser Kirche kann erwähnt werden, daß hier 1730 mit dem "Hoch-Freyherrlich-Egloffsteinschem Gesangbuch, in sich haltend den Auszug geist- und trostreicher Lieder evangelischer Lehrer und andächtiger Christen" das erste ritterschaftliche Gesangbuch in Franken erschien, noch vor Ausführung des neuen Kirchengebäudes.
Am Burggebäude selbst befindet sich ein weiteres Egloffstein-Wappen mit dem Bärenkopf.
Die
gräfliche Linie der von Egloffstein und ihr Wappen
Es gibt noch ein gräfliches
Wappen derer von Egloffstein, von einer nach Preußen
ausgewanderten Linie, beginnend mit Hieronymus von Egloffstein,
die 1786 mit Albrecht Dietrich von Egloffstein, königlich
preußischer Generalleutnant und Gouverneur von Ost- und
Westpreußen, in den Grafenstand erhoben wurde: Der Schild ist
geviert, Feld 1 und 4: In Silber Kopf und Hals eines schwarzen
Bären mit roter Zunge (Stammwappen), Feld 2 und 3: In Silber ein
schwarzer (preußischer) Adler, gekrönt, aber ohne Zepter. Drei
Helme: Helm 1: wachsender schwarzer, rot bezungter Bärenkopf als
Helmzier, schwarz-silberne Helmdecken. Helm 2 = Helm 3: gekrönt,
schwarzer preußischer Adler, gekrönt, ohne Zepter, Helmdecken
schwarz-silbern. Die "Preußen" übernahmen noch im 16.
Jh. die Besitzungen der ausgestorbenen Linien in Franken und
brachten sie in eine Gesamtverwaltung (Fideikomiß) ein. Einen
ersten Familien-Fideikomiß hatte schon 1505 Leonhard von
Egloffstein gestiftet, Domherr zu Würzburg.
Der
Ort Egloffstein
Der Ort Egloffstein führt als
Gemeindewappen das der Herren von Egloffstein, aber mit
invertierten Farben: In Schwarz ein silberner, rotbezungter
Bärenkopf.
Literatur,
Quellen und Links:
Siebmachers Wappenbücher
Anton P. Rahrbach, Reichsritter in Mainfranken. Zu Wappen und
Geschichte fränkischer Adelsfamilien. Bauer & Raspe Verlag -
Die Siebmacherschen Wappenbücher, die Familienwappen deutscher
Landschaften und Regionen, Band 2, 2003, ISBN 3-87947-113-4
Eugen Schöler, Historische
Familienwappen in Franken, Verlag Degener 3. Aufl. 1999
Aufgestellte Informationstafeln des Kulturwegs Egloffstein an
Amtshaus und Kirche.
Homepage der Burg: http://www.burg-egloffstein.de/
Burg Egloffstein: http://www.fraenkische-schweiz.com/burgen/schloss_egloffstein.htm
Gustav Voit, Brigitte Kaulich, Walter
Rüfer: Vom Land im Gebürg zur Fränkischen Schweiz - Eine
Landschaft wird entdeckt. Verlag Palm & Enke Erlangen 1992.
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