Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 792
Unterwegs im Lippischen: Schieder-Schwalenberg

Schieder (Kreis Lippe): Barockschloß Schieder

Schloß Schieder war die barocke Sommerresidenz der lippischen Fürsten. Es liegt in einem großen Park an einem Hang, dessen Gefälle für eine großartige Garten- und Parkgestaltung genutzt wurde. Eine lange zentrale Achse läuft vom Schloß herunter bis an den Fluß Emmer, von Alleebäumen und symmetrischen Bauten gesäumt.

1533 wurde das Gut in Schieder von den Grafen zur Lippe erworben. Es hatte vorher dem Augustinerkloster in Blomberg gehört. Es kam dann in den Besitz der Linie zur Lippe-Brake. Graf Rudolph zur Lippe-Brake (reg. 1697-1707) ist der Bauherr des Schlosses und der Auftraggeber der Gartenanlage. Das Schloß wurde 1703-1708 erbaut. Als Baumeister ist Joseph Falck aus Tirol (1670-1712) bekannt, der auch am Neubau von Abtei und Schloß Corvey gewirkt hatte. Es entstand ein zwar barockes Gebäude, das aber durch seine klare Linienführung, seine rhythmisch angeordneten Dreiecksgiebel und den sparsam verwandten Bauschmuck den Einfluß des sog. "niederländischen Klassizismus" auf die westfälische Architektur widerspiegelt. Im Süden hat das Schloß zwei vorspringende zweiachsige Seitenelemente neben dem zurückgesetzten, dreiachsigen Mittelrisalit, abgesetzt durch jeweils ein nur eine einzige Achse breites Zwischenstück, und insgesamt drei Dreiecksgiebel, im Norden dagegen einen breiten, fünfachsigen Mittelteil mit einem einzigen Dreiecksgiebel und enger gestellten Fenstern, neben dem jeder Seitenteil zwei Achsen breit ist mit etwas größerem Fensterabstand. Das Hauptportal der Nordseite befindet sich im Stockwerk über dem wegen des Gefälles hier deutlich in Erscheinung tretenden Sockelgeschoß, zugänglich über eine großartige, doppelläufige Freitreppe, die durch ein Zwischenpodest rhythmisiert wird, so daß sie jeweils erst vor den Seitenteilen der Fassade endet. Die Giebel über den beiden Portalen im Süden wie im Norden folgen in ihrem Winkel exakt den darüberliegenden Fassadengiebeln.

Der südliche Giebel ist ohne Wappen, dafür mit einem verschlungenen Monogramm des Erbauers (RL), der nördliche Giebel trägt das Wappen der Grafen zur Lippe. Es ist geviert:

Hier wird das barocke Wappen in der ovalen Kartusche von reichlich Rahmenwerk begleitet und von einer plastisch halb freistehenden Krone überhöht. Zu diesem Wappen würde in einer Darstellung im klassischen Stil als Vollwappen der Lippesche Helm passen (1528-1687): Zwischen einem offenen, silbernen oder später auch roten oder rechts silbernen und links roten Flug eine rote Rose mit goldenem Samen und Kelchblättern (Stammkleinod zur Lippe), Helmdecken rot-silbern.

Der Garten wurde 1701-1706 angelegt, als terrassierer Barockgarten mit abgestuften Parterres, beschnittenen Bosketts und Wasserspielen. Einem großen Parterre direkt unterhalb des Schlosses, das von einem künstlichen Kanal eingerahmt wurde, folgten noch drei weitere Terrassen, wie auf einem Plan im Staatsarchiv Detmold aus der Zeit ca. 1775 zu sehen ist. Die Lindenallee aus 260 Bäumen, die sich den ganzen Hang nach Norden bis zum Fluß hinunterzieht und auf der anderen Seite darüber hinaus, wurde 1704/05 angelegt. 1832 und 1862 wurde der Garten jeweils im Zeitgeschmack umgestaltet. Modisch war jetzt ein Landschaftspark nach englischem Vorbild. Die zentrale Achse mit Blick in die Ferne blieb dabei jedoch erhalten. Der insgesamt 17 ha große Park wurde im Jahre 1914 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Als die Linie zu Brake ausstarb, fiel Schieder zwischenzeitlich an die Grafen von Schaumburg-Lippe, kam aber 1789 zurück an die Fürsten zur Lippe (Detmolder Linie) und wurde seitdem als Sommerresidenz von diesen genutzt. 1918, als das politische Ende der bisher selbständigen Fürstentümer kam, gingen Schloß und Park ins Eigentum des Landes Lippe über. Heute gehören Schloß und Park der Stadt Schieder-Schwalenberg, 1963 (Park, heute Kurpark) bzw. 1968 (Schloß, heute Volkshochschule und Stadtbücherei) erworben.

Genealogischer Exkurs:

Literatur, Quellen und Links:
Siebmachers Wappenbücher
Burgen, Schlösser und historische Adelssitze im Kreis Höxter, Höxter 2002
Dr. Heinrich Stiewe, Kathrin Schulz, Förderverein Schloß und Schloßgarten Schieder e.V. (Hrsg.), Schloß und Schloßgarten Schieder, Faltblatt.
sehr ausführliche Geschichte von Schieder:
http://www.schieder.info.ms/
Seite der Stadt:
http://www.schieder-schwalenberg.net/SS/Schlosspark/index.asp
Schloßpark:
http://www.lwl.org/ParkUndGartenanlagen/owl/Dokumente/175.pdf
http://www.burgen-und-schloesser.net/067/home.htm
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9

Die Entwicklung des Wappens der Herren, Grafen und Fürsten zur Lippe

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