Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 680
Cochem an der
Mosel
Cochem: Kulturzentrum Kapuzinerkloster
Geschichte
des Kapuzinerklosters
Die Silhouette von
Cochem an der Mosel wird von zwei markanten Erhebungen vor der
Kulisse des Moseltales dominiert: Zur Linken der Burgberg mit der
Reichsburg Cochem, zur Rechten vom Klosterberg mit dem
Kapuzinerkloster. Die Reichsburg ist zwar der Publikumsmagnet,
doch übersehen die meisten Romantik suchenden Besucher, daß das
jetzige Bild keinesfalls authentisch, sondern ein Produkt des 19.
Jh. ist, in den 70er Jahren des 19. Jh. wurde sie nach
200jähriger Verwüstung wiederaufgebaut. Außerdem lohnt die
Burg aus heraldischer Sicht nicht. Authentische und schöne
Wappensteine dagegen findet man am ehemaligen Kapuzinerkloster,
jetzt Kulturzentrum Kapuzinerkloster, zu erreichen von der
Unterstadt über eine steile Treppenanlage mit einigen
Kreuzwegstationen von 1758-1764. Das Kloster und seine Kirche
stammen aus dem 17. Jh. Stifter des Klosterneubaus sind Johann Jacob, Herr zu Eltz-Kempenich und seine
Gemahlin Maria Elisabeth geborene von Metzenhausen. Ihrer beider Wappen taucht zweimal am Bau
auf, einmal über dem Hauptportal der Kirche (Abb.), ein weiteres
Mal auf der auf die Unterstadt hinabblickenden Rückseite (ohne
Abb.) 1625 wurde der Bauplatz geebnet, ein bestehender dort
befindlicher Turm abgebrochen. Die finanzielle Hauptlast trugen
die genannten Stifter, dazu wurde in den angrenzenden
Moseldörfern Geld zum Bau gesammelt, und weitere Mittel flossen
aus den Schatullen wohlhabender Bürger herbei. Die Erlaubnis zur
Niederlassung der Kapuziner kam vom damaligen Erzbischof von
Trier, Lothar von Metternich. In einer ersten Bauphase wurden
1625-1628 Kirche und Krankensaal errichtet. Dann ergänzte man
Refektorium und Zellenflügel (Ostflügel). Danach kam der
Nordflügel mit Pförtnerraum und Sprechzimmern sowie
Gästezimmern im Obergeschoß hinzu. 1635 konnten die Kirche und
Altäre geweiht werden.
1689 wurde das Kloster beschädigt; das Kirchendach brannte ab. 1692 erfolgte Wiederaufbau, dabei wurde das Kirchenschiff nach Westen um "30 Spannen" verlängert, also um ca. 7.80 m auf insgesamt ca. 29 m. Wie die starken Strebepfeiler heute noch zeigen, war die frühere Kirche wohl mit einem Gewölbe geschlossen, das nach dem Beschädigungen durch den Brand durch eine Holztonne ersetzt wurde. Die Wiederherstellung nahm man auch gleich zum Anlaß, das Kloster um einen Westflügel zu erweitern, dieser wurde 1699 geweiht. Die Westfront bietet ein stilistisch uneinheitliches Bild, ist sie doch 1692 entstanden, das spitzbogige gotische Tor wurde wohl von einem unbekannten Bau hierher translociert, und die Inschriftentafel stammt vom Bau aus der Gründungszeit und wurde hier sekundär vermauert. 1753 wurde ein schmaler Flügel als Gästehaus ergänzt. Den Südflügel der Anlage bildet die Kirche. 1810 ging das Kloster an das Cochemer Hospital über. 1817 wurde hier ein Gymnasium eingerichtet; die Kirche diente der Pfarrgemeinde als Hilfskirche. Heute wird die 1923-1928 instandgesetzte Kirche St. Claudius Byzantinus, in der sich noch ein Teil der ursprünglichen Ausstattung befindet, als Veranstaltungsraum für kulturelle Events genutzt.
Bestes Photolicht: Mittags bis nachmittags.
Die
Inschrift über dem Westeingang
Auch wenn die Westwand später
versetzt wurde, als das Kirchenschiff verlängert wurde, stammt
die Inschrift noch aus der Bau- und Gründungszeit. Die Inschrift
wird von Renaissance-Rollwerk mit floralen Elementen wie
Früchten sowie von Engelsköpfen umgeben. Die Inschrift selbst
ist sehr stark von der Witterung und vom Zahn der Zeit zerstört,
zu exponiert ist der weiche graue Sandstein. Weite Teile lassen
sich nur noch erahnen. Die Inschrift lautet komplett: "DEO
TER OPTIMO, S(ANCTI) CRVCI, B(EATAE) M(ARIAE) VIRGINI, S S
CLAVDIO ET FRANCISCO IN HONOREM HANC ECCLESIAM ET CONVENTVM SACRO
ORDINI MINORVM CAPVCINORVM AEDIFICARI CVRAVERVNT STRENVVS ET
PRAENOBILIS IOHANNES IACOB(VS) D(OMI)N(V)S AD ELZ-KEMPENICH ET IN
HARDT, ELECTORIS TREVERENSIS ARCHIMARSCHALKVS, NEC NON
PRAENOBILIS ET VIRTVOSA MARIA ELISABETTHA, DOMINA AD ELZ, NATA DE
METZENHAVSEN, CO(N)IVGES 1627". (vgl. Denkmälerverzeichnis
von 1819 AD).
Die Wappen
des Stifter-Ehepaares
Stammt die oben beschriebene
Inschrift vom älteren Bau, so wurden die beiden Wappen aus
grauem Sandstein erst 1692 anläßlich der Verlängerung des
Kirchenschiffes angebracht. Die Wappen werden von zwei Heiligen
gehalten, den beiden auch in der Inschrift erwähnten
Kirchenpatronen Franziskus und Claudius. Beide werden
portraithaft fast vollfigurig dargestellt, beide stehen sie auf
einem kleinen Profilsockel. Sie fungieren als Schildhalter,
greifen aber nicht nach dem Schild, sondern nach der Helmzier
bzw. nach der Helmdecke. Obendrüber steht in einer Mauernische
auf einem kleinen Sockel eine Marienfigur mit Kind.
Wappen von Eltz, genauer des Johann Jacob Herr zu Eltz-Kempenich: Rot-silbern geteilt, oben wachsend ein goldener Löwe. Helmzier ein hermelingestulpter roter Turnierhut, darauf ein goldener Löwe wachsend zwischen einem mit silbernen (auch golden beschrieben) gestürzten Lindenblättern (oder Herzen) bestreuten roten Flug. Helmdecken rot-golden (resp. rot-silbern).
Wappen von Metzenhausen, genauer der Maria Elisabeth von Eltz geborene von Metzenhausen: In Schwarz ein silberner Doppelhaken (Wolfsangel, eine der Formen, die in der Heraldik als Wolfsangel angesprochen werden). Helmzier ein schwarzer Gupf, der oben mit einem Hahnenfederbusch zwischen vier Weizenähren besteckt ist, der Gupf mit drei silbernen Wolfsangeln (Doppelhaken) belegt. Helmdecken schwarz-silbern.
Genealogie
des Stifter-Ehepaares:
1. Johann VII. von Eltz (vor
1420 - 1480), verheiratet mit Agnes von Covern
2. Johann VIII. von Eltz (vor 1445 - 1508), verheiratet mit
Katharina Waldbott von Bassenheim ( -1466)
3. Johann von Eltz (vor 1460 - 1517), verheiratet mit Margarethe
von Helmstatt (vor 1471 - 18.3.1500)
4. Johann von Eltz (vor 1497 - 4.11.1547), verheiratet mit Maria
von Breitbach (-1543)
5. Georg von Eltz (vor 1532 - 1562), verheiratet mit Anna von dem
Burgthurn (-1555)
6. Anton von Eltz (- nach 1578), verheiratet mit Margaretha von
Heresdorff
7. Johann Jacob Herr zu Eltz-Kempenich, Herr zu Eltz, Beffort und
Kempenich, Erbmarschall und Erbtruchseß des Erzstiftes Trier,
verheiratet 1587 mit Maria Elisabeth von Metzenhausen. Kinder
sind keine bekannt, was die wohltätige Stiftung erklären mag.
Literatur:
Siebmachers Wappenbücher.
Prof. Herbert Stoyan,
Adel-digital, WW-Person auf CD, 7. Auflage 2004, Degener Verlag
ISBN 3-7686-2512-5
Denkmälerverzeichnis von 1819
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