Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 631
Hirschhorn am
Neckar
Burg Hirschhorn am Neckar
Burg
Hirschhorn:
Über der Ortschaft liegt auf einem nach Süden zeigenden
Bergausläufer die zugehörige Burg, eine eigenwillige Anlage.
Strategisch ist die Lage äußerst günstig, denn man konnte von
dieser Position aus sowohl das Neckartal als auch die Ausgänge
des Finkenbachtals und des Ulfenbachtals kontrollieren. An der
höchsten Stelle ist zum Berg hin hinter einem bis zu 15 m tiefen
Halsgraben eine mächtige Schildmauer von 2,40 m Stärke und 13 m
Höhe. Der schlanke und hohe Bergfried sitzt auf der Schildmauer
auf. Dahinter kuschelt sich die ursprünglich kleine Burg des 13.
Jh. an der höchsten Stelle des Bereiches, die hangabwärts im
Laufe der Zeit immer wieder terrassenartig erweitert wurde, so
daß im Süden an die Kernburg ein großer trapezförmiger
Zwinger (obere Vorburg) angrenzt, an den wieder eine Ebene tiefer
eine weitläufige untere Vorburg mit einem weiteren
korridorartigen Zwinger im Osten (zum Neckar hin) angebaut ist
(14./15. Jh.). Der wohlerhaltene Bering ist an den Ecken
zusätzlich mit Halbschalentürmen verstärkt. Die obere Vorburg
ist heute bis auf einen Brunnen frei von Gebäuden. Die untere
Vorburg und der obere Zwinger werden durch ein zweigeschossiges
Torhaus mit einem Fachwerkobergeschoß verbunden. In der unteren
Vorburg befinden sich der Marstall von 1521, eine Remise von 1610
sowie weitere kleinere Gebäude und die Burgkirche. Im Westen der
unteren Vorburg ist ein weiterer Torturm. Die südliche Spitze
der unteren Vorburg ist durch einem Halbrundturm mit der
Stadtmauer verbunden, da sieht man besonders gut, wie sehr
Stadtbefestigung und Burgbering eine zwar sukzessive erweiterte,
aber doch konzeptionelle Einheit bilden. Heute beherbergt die
Burg eine Hotel-Gaststätte.
Besitzer
von Hirschhorn:
Die Herren von Hirschhorn waren eine Seitenlinie der Herren von
Steinach. Um 1270 nennt sich Johann, der Gründer und Erbauer der
ersten Befestigung, zum ersten Mal nach der Burg. Sein Vater war
Konrad von Steinach. Mit dem neuen Namen wurde das redende Wappen
angenommen. Zuerst war die Burg ein Lehen des Klosters Lorsch,
dann der Kurpfalz. 1632 kam Hirschhorn nach dem Aussterben der
Hirschhorner an das Kurfürstentum Mainz, welches die Burg als
Lehen an die Freiherren Raitz von Frentz und an die Herren von
der Recke vergab. 1699 wurde Hirschhorn kurmainzischer Amtssitz,
1803 kam Hirschhorn an das Großherzogtum Hessen-Darmstadt,
dadurch gehört es heute zu Hessen.
Der
Hatzfeld-Bau:
Der alte Palas stammt aus dem frühen 14. Jh., wurde in der Mitte
des 14. jh. umgebaut, stürzte aber später ein und wurde im
frühen 19. Jh. wiederhergestellt. An diesen alten Palas im Osten
angebaut ist der neue Palas im Stile der Renaissance, der sog.
Hatzfeld-Bau vom Ende des 16. Jh. In seiner rosa Farbgebung und
seinen schönen Formen ist er das leuchtende Highlight der
Anlage. Der alte Palas wirkt, vor allem auch durch das Pultdach,
nur noch wie ein Anbau am Renaissance-Bau. Der Renaissanceflügel
hat einen hohen Sockel, ein Untergeschoß und drei reichlich
durchfensterte Hauptgeschosse. Süd- und Nordseite sind mit
zweigeschossigen und verzierten Giebeln versehen.
Die südliche Schmalseite des Renaissancegebäudes hat vor dem Erdgeschoß und 1. Obergeschoss einen zweigeschossigen Erkervorbau, der nach rechts aus der Mittelachse verschoben ist. Links vom Erker befindet sich eine Wappentafel mit Inschrift und Allianzwappen Hirschhorn/Hatzfeld (in der Abb. genau im Schlagschatten des Erkers; optimale Zeit zum Photographieren ist der Nachmittag). Die Inschrift unter dem Wappen lautet: "ALS MAN ZALT 1583 IST DISER BAW AN / GEFANGE(N) DVRCH DEN EDLEN VND EHRN / VESTEN LVDWIG VO(N) VND ZUM HIRSCHHORN / VND DVRCH SEIN NACHGELASNE WITIBEN / MARIA VON HIRSCHHORN GEBORNE VON / HATZFELD ZV WILDENBVRG VOLEND / ET WORDEN IM IAR AN(N)O 1586". Also wurde der Bau von Ludwig von Hirschhorn 1583 begonnen und von seiner Witwe Maria geb. von Hatzfeld nach dem Tod ihres Mannes 1583 drei Jahre später, 1586, vollendet. Sie selbst verstarb erst 1624.
Wappen
der Herren von Hirschhorn:
In Gold eine einzelne rote Hirschgeweihstange, wahlweise nach
rechts oder links gebogen. Wenn man alle Epitaphien in der
Ersheimer Kapelle und in Mariae Verkündigung betrachtet, kann
von einem Überwiegen der Rechtsbiegung der Hirschstange
gesprochen werden, in als gewendet annehmbaren Fällen
gespiegelt, aber beide Richtungen kommen prinzipiell vor. Das
Helmkleinod ist eine rote und eine goldene Hirschgeweihstange.
Helmdecken rot-golden. Die Herren von Hirschhorn gehören zum
Pfälzischen Uradel. Ihnen gehörte nicht nur Burg Hirschhorn,
sondern auch die nahe Burg Zwingenberg, die sie als Lehen von der
Kurpfalz bekamen und 1403 neu aufbauten. Friedrich von Hirschhorn
war kurpfälzischer Erbtruchseß und verstarb am 22.9.1632 als
letzter seines Geschlechtes.
Wappen der
Herren von Hatzfeld:
Das ritterbürtige Geschlecht
derer von Hatzfeld stammt aus Oberhessen. Das Stammhaus ist
Hatzfeld bei Battenburg an der Eder (Landkreis
Waldeck-Frankenberg). Sie sind alte hessische Landsassen und
Vasallen. Der älteste bekannte Stammvater ist Craft von
Hatzfeld, 1301 urkundlich erwähnt. Das Stammwappen ist in Gold
ein schwarzer Maueranker. Ursprünglich war das noch kein
Maueranker, sondern ein doppeltes Wolfseisen, wie es noch in sehr
alten Darstellungen abgebildet wird. Das Bild wird
unterschiedlich angesprochen. Zugehörige Helmzier ein Flug,
beiderseits mit dem Schildbild belegt. Helmdecken schwarz-golden.
Durch Heirat des Johann von Hatzfeld (1354-1407) mit der Schwester des letzten Edelherrn von Wildenberg an der Sieg (auch Wildenburg, gest. 1420), Jutta, kam die Familie Hatzfeld in den Besitz dieser reichsunmittelbaren Herrschaft, die sie von 1418 bis 1806 regierte. Die Edelherren von Wildenberg führten in Silber 3 (2:1) je nach Darstellung und Zeit rote Rosen mit goldenem Butzen oder grünbebartete rote Mispelblüten mit grünem Butzen, zugehörige Helmzier ein wachsender schwarz gewandeter graubärtiger Männerrumpf ohne Arme, mit goldenem Kragen und 8 goldenen Knöpfen, mit einem schwarzen niederen Hut mit silbernem Aufschlag. Helmdecken rot-silbern.
Das kombinierte Wappen derer von Hatzfeld wie hier abgebildet ist nun geviert, Feld 1 und 4: In Gold ein schwarzer Maueranker (altes Stammwappen von Hatzfeld, auch als doppeltes Wolfseisen bezeichnet). Felder 2 und 3: In Silber 3 (2:1) rote Mispelblüten mit goldenem Butzen und grünen Kelchblättern. Die Mispelblüten sind das Stammwappen derer von Wildenberg/Wildenburg. Der Sohn von oben erwähntem Johann von Hatzfeld, Godhard von Hatzfeld (gest. 1420) ist der erste, der die beiden Bestandteile im Schild führen kann. Dazu gehört als kombinierte Helmzier zwischen einem goldenen und jeweils mit einem schwarzen Maueranker belegten Flug (Stammkleinod) ein wachsender schwarz gewandeter graubärtiger Männerrumpf ohne Arme, mit goldenem Kragen und 8 goldenen Knöpfen, mit einem schwarzen niederen Hut mit silbernem Aufschlag. Hier eine weitere Variante der Helmzier der von Hatzfeld-Wildenburg, denn jeder Flügel ist mit dem kompletten gevierten Schildbild belegt. Helmdecken rechts schwarz-golden, links rot-silbern.
Später kam es zu einer weiteren Wappenvermehrung bei der Familie Hatzfeld: Sebastian von Hatzfeld (gest. 1630) stieg in den Freiherrenstand auf. Sebastians Sohn, Melchior von Hatzfeld zu Wildenberg, wurde 1639 zusammen mit seinem Bruder von Kurmainz nach Aussterben der Grafen von Gleichen mit Graf Johann Ludwig 1631 mit der Burg Gleichen, dem Ort Wandersleben und der Herrschaft Blankenhain in Thüringen belehnt. 1632 wurde Melchior von Hatzfeld zu Wildenberg von den Markgrafen von Brandenburg-Ansbach mit der Herrschaft Rosenberg (ebenfalls verwaist) in Franken belehnt. Die Familie spaltete sich in die Stammlinie, die Linie Hatzfeld-Wildenburg-Weisweiler und die Linie Hatzfeld-Wildenburg-Crottorf auf. Die beiden letztgenannten wurden 1635 in den erblichen Reichsgrafen- bzw. Grafenstand erhoben. Als Grafen von Hatzfeld ist das Wappen umfangreicher gestaltet.
Entwicklung
des Hatzfelder Wappens:
nach dem Westfälischen
Wappenbuch:
Stammwappen: In Gold ein schwarzer Maueranker. Auf gekröntem Helm mit schwarz-goldenen Decken ein offener goldener Adlerflug, jeweils belegt mit einem schwarzen Maueranker.
Hatzfeld-Wildenburg: Geviert: Feld 1 und 4: Im Gold ein schwarzer Maueranker. Feld 2 und 3: in Silber drei (2:1) rote Rosen (Mispelblüten), auf dem gekrönten Helm mit schwarz-goldenen Decken ein schwarz mit silbernen Aufschlägen und einer schwarzen, silbern aufgeschlagenen Mütze gekleideter Mannesrumpf zwischen einem Adlerflug, rechts silbern, belegt mit drei (2:1) roten Rosen (Mispelblüten), links golden, belegt mit einem schwarzen Maueranker.
Grafen von Hatzfeld-Gleichen: Gespalten und zweimal geteilt. Feld 1: in Blau ein silberner, goldengekrönter Löwe, einwärtsgewendet. Feld 2: in Silber ein schwarzer, goldengekrönter Doppeladler. Feld 3: in Gold ein schwarzer Maueranker. Feld 4: in Silber eine rote, goldenbebutzte Rose. Feld 5: in Silber drei (2:1) rote Rosen (Mispelblüten). Feld 6: von Rot und Silber geteilt und viermal gespalten. Drei gekrönte Helme: Helm 1 (rechts): auf dem gekrönten Helm mit schwarz-goldenen Decken ein goldener Adlerflug, jeweils belegt mit einem schwarzen Maueranker. Helm 2 (Mitte): auf dem gekrönten Helm ein sitzender, goldengekrönter silberner Löwe, aus dessen Krone drei Straußenfedern wachsen. Helm 3 (links): auf dem gekrönten Helm ein schwarzer, golden gekrönter Doppeladler. Helmdecken rechts schwarz-golden, links blau-silbern.
Fürsten von Hatzfeld-Trachenberg (Preußisches Diplom vom 10.7.1803): Zweimal geteilt, oben zweimal, in der Mitte und unten einmal gespalten. Feld 1: in Silber der schwarze preußische Adler mit Krone, Reichsapfel und Zepter. Feld 2: in Silber ein schwarzer, goldengekrönter Doppeladler. Feld 3: in Blau ein silberner, goldengekrönter Löwe, aus dessen Krone drei Straußenfedern hervorkommen, eine silberne zwischen zwei blauen. Feld 4: in Gold ein schwarzer Adler, belegt mit einer liegenden silbernen Mondsichel, in der Höhlung mit einem silbernen Kreuzchen besteckt. Feld 5: in Silber drei (2:1) rote Rosen (Mispelblüten). Feld 6: in Silber eine rote, goldenbebutzte Rose. Feld 7: von Rot und Silber geteilt und viermal gespalten. Herzschild, von einem Fürstenhut überdeckt: in Gold ein schwarzer Maueranker. Sieben gekrönte Helme: Helm 1 (ganz rechts): ein goldener Adlerflug, jeweils belegt mit einem schwarzen Maueranker. Helm 2: ein schwarz mit silbernen Aufschlägen und einer schwarzen, golden aufgeschlagenen Mütze gekleideter Mannesrumpf. Helm 3: ein schwarzer, goldengekrönter Doppeladler. Helm 4 (Mitte): ein sitzender, goldengekrönter silberner Löwe, aus dessen Krone drei Straußenfedern wachsen, eine silberne zwischen zwei blauen. Helm 5: ein schwarzer Adler, belegt mit einer liegenden silbernen Mondsichel, in der Höhlung mit einem silbernen Kreuzchen besteckt. Helm 6 eine rote Rose (Mispelblüte) zwischen zwei rot-silbern gestreiften Büffelhörnern. Helm 7 (ganz links außen): ein silberner Flug, belegt mit einer roten Rose. Decken rechts schwarz-golden, links rot-silbern. Schildhalter zwei doppelschwänzige auswärtsblickende silberne Löwen, aus dessen goldenen Kronen je drei Straußenfedern wachsen, eine silberne zwischen zwei blauen. Um alles Wappenmantel und Fürstenhut.
Es werden im Siebmacher noch weitere Varianten für andere Linien der reichverzweigten Familie beschrieben.
Weitere
Wappen:
Ein einziges weiteres Wappen ist an einer kleinen Sandsteinpforte
aus dem 16. Jh. zu finden:
Ein Hirschhorn-Wappenschild (in Gold eine einzelne rote Hirschgeweihstange, nach rechts gebogen) an der Außenseite der kleinen Ausfallpforte auf der Westseite des Berings der oberen Vorburg, datiert auf 1583.
Das doppelstöckige Torhaus mit Fachwerkobergeschoß, welches untere Vorburg und inneren Zwinger (obere Vorburg) verbindet, von Süden gesehen. In seiner heutigen Form stammt das Tor von ca. 1582-86, wo es erneuert wurde. Innen steht neben dem Tor ein aus Sandsteinplatten zusammengesetzter Brunnentrog von 1585, ansonsten ist die obere Vorburg leer.
Der Wappen-Liebhaber kommt so richtig auf seine Kosten beim Besuch der auf halber Höhe auf einem östlichen Hangvorsprung gelegenen Kirche Mariae Verkündigung, die verschiedene exquisite Epitaphien mit Wappen (Hirschhorn, Oberstein, Venningen, Helmstatt, Handschuhsheim, Göler von Ravensburg u.v.a.m.) sowie an der Empore Wappen von Hirschhorn, Dhaun und der Karmeliter beherbergt.
Literatur
und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher
Friedrich-Wilhelm Krahe: Burgen des Deutschen Mittelalters,
Grundriß-Lexikon, Bechtermünz-Verlag 1996, ISBN 3-86047-219-4
http://www.castle-hotel.de, http://www.schlosshotel-hirschhorn.de
http://www.burgenreich.de/burg%20hirschhorn%20info.htm
http://www.burgenwelt.de/hirschhorn/
http://forschung.gnm.de/ressourcen/schloesser/XML/062_Hirschhorn_Schloss.xml
Die Familie von Hatzfeld: http://www.grupello.de/dateien/C025.pdf
Max von Spießen (Hrsg.): Wappenbuch des Westfälischen Adels,
mit Zeichnungen von Professor Ad. M. Hildebrandt, 1. Band,
Görlitz 1901 - 1903.
Das Feld für die Grafschaft Gleichen und seine Verbreitung in deutschen Adelswappen
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