Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 598
Landshut - Stifts- und Pfarrkirche St. Martin

Die Grabdenkmäler und Wappen rings um St. Martin in Landshut - Teil 2

Frau Maria Theresia Franziska Antonia Freifrau von Etzdorf, geborene Reichsgräfin von Lamberg, gest. 26.4.1776, mit einem wunderschön gearbeiteten Allianzwappen Etzdorf/Lamberg:

Zur heraldisch rechten Seite das Wappen Etzdorf. Die von Etzdorf stammen eigentlich aus der Meißener Gegend und kamen im 16. Jh. nach Bayern, erlangten dort 1682 den Freiherrenstand und 1790 den Grafenstand. Stammwappen: In Silber auf grünem Berg ein springender roter Hirsch. Helmzier ein von Schwarz und Silber gevierter Streitkolben. Vermehrtes Wappen: Das Motiv der Helmzier wandert in das Wappen rein und besetzt die Plätze 2 und 3, der Hirsch aus dem Schild wandert nach oben in eine zusätzliche Helmzier, ein Herzschild kommt hinzu. Also ist es wie folgt aufgebaut: Herzschild golden mit einem schwarzen Adler, Hauptschild geviert, Feld 1 und 4 in Silber auf grünem Berg ein springender roter Hirsch, Feld 2 und 3: In Rot ein aufrechter Streitkolben, von Silber und Schwarz in 6 Plätze unterteilt. Drei Helme gehören zu dem vermehrten Wappen: Helm 1: Ein aufspringender roter Hirsch (der Hirsch wanderte bei der Freiung in wechselweitigem Austausch vom Schild zusätzlich nach oben ins Oberwappen), Helm 2: Ein schwarzer Adler, Helm 3: Der Streitkolben wie im Schild. Helmdecken rechts rot-silbern, links schwarz-silbern. In diesem Beispiel ist die Kolbenform etwas verlorengegangen, das Ganze wirkt mehr wie eine Raute denn wie ein Kolben mit Stiel.

Zur heraldisch linken Seite finden wir das Wappen ihres Vaters, des Reichsgrafen von Lamberg. Das ist ein weitverzweigtes uradeliges österreichisches Geschlecht, das seit 1463 in Krain landständisch ist. Freiherren wurden sie 1524, Reichsgrafen 1636, Reichsfürsten 1707. Sie sind Erblandstallmeister in Krain. Stammwappen: Gespalten, vorne von Silber und Blau dreimal geteilt, hinten rot und ledig. Varianten: 4x (wie hier) oder 5x geteilt. Helmzier zwei wie der Schild tingierte Büffelhörner, außen mit je vier Pfauenfedern besteckt. Helmdecken blau-silbern / rot-silbern. Freiherrliches Wappen: Geviert mit Podwein (Pottwein, seit 1494, kam durch Erbschaft in die Familie), Feld 1 und 4 Stammwappen, Feld 2 und 3: In Gold ein aufspringender schwarzer Hund mit goldenem Halsband. Zwei gekrönte Helme. Helm 1: Stammkleinod, Helm 2: der schwarze Hund sitzend (Podwein). Helmdecken rot-silbern / schwarz-golden. Gräfliches Wappen: Wie das freiherrliche Wappen, belegt zusätzlich mit einem Herzschild der Familie della Scala: In Rot eine silberne Leiter, von zwei silbernen Hunden gehalten. Die Hunde können auch gefleckt oder getigert sein. Die della Scala starben in Bayern 1580 aus, waren mit den Lamberg durch Heirat verbunden und hatten diese ihre Herrschaft Ambrang verkauft. Somit fühlten sich die Lamberg nach dem Aussterben der della Scala in Bayern berechtigt, den Schild anzunehmen. Das Wappen hat nun drei Helme: Helm 1 ist der della Scala-Helm: Ein gekrönter silberner Hund sitzend zwischen einem silbernen Adlerflug. Helm 2 und 3 wie beim freiherrlichen Wappen. Helmdecken blau-silbern / rot-silbern / schwarz-golden. Es gibt noch ein alternatives gräfliches Wappen der zweiten Linie (Sauensteiner Linie), das hat im Herzschild das Wappen von Kranichsberg (in Rot ein auffliegender silberner Kranich), die drei Helme wären ein Pfauenstoß zwischen den Hörnern, die schwarze Bracke, aber auf einem roten Kissen sitzend, sowie der Kranich. Helmdecken wie beim anderen gräflichen Wappen. Daneben gibt es auch noch fürstliche Varianten in der Familie.

Frau Anna Maria Magdalena, geborene Fürbaßin, des edel und gestrengen Herrn Claudius Weiß von Königsacker zu Knodorff "eheliche Confrau", gest. 26.10.1674.

Wappen Fürbas: In Rot ein aus einem goldenen Dreiberg wachsender bärtiger Männerrumpf, blau bekleidet, mit goldenem Kragen, Gürtel und ebensolchen Knöpfen, auf dem Haupte ein golden gestulpter blauer Spitzhut, an Stelle der Arme zwei Flügel. Helmzier der Rumpf wie beschrieben ohne Dreiberg. Helmdecken blau-golden. In der Form ist das Wappen bereits 1530 belegt (Wappenbrief vom 14.7.1530 für Johann Fürbas) Am 10.10.1602 wurde Andreas Fürbas, Aufschlagseinnehmer und Ratsbürger in Landshut, in den Adelsstand erhoben. Dabei wurde der bis dato übliche Stechhelm in einen gekrönten Turnierhelm (Bügelhelm, Gitterhelm) umgetauscht. Sonst wurden keine Wappenbesserungen vorgenommen.

Wappen Weiß von Königsacker: Das Wappen ist geviert mit Herzschild. Herzschild: In Rot ein silbernes durchgehendes Kreuz. Das Kreuz kann mit einem schwarzen Buchstaben "L" belegt sein. Hauptschild geviert, Feld 1 und 4: Über grünen Wogen in Rot eine goldene Lilie, die durch eine ebensolche Krone gesteckt ist. Feld 2 und 3: In Gold ein schwarzer Löwe, doppelschwänzig. Helmzier auf dem gekrönten Helm die durch eine offene Krone gesteckte goldene Lilie zwischen einem rechts silbern-rot und links gold-schwarz geteiltem Flug. Helmdecken rechts schwarz-golden und links rot-silbern. Die Brüder Weiß (Hans, Andreas, Thomas und Egyd) wurden am 15.9.1665 von Kurfürst Ferdinand Maria in den Adelsstand erhoben und nannten sich ab da nach ihrem Stammgut im Schwabenlande "von Königsacker". Später wurde das Wappen weiter "gebessert".

Hans Peter von Preysing von Altenpreising, Erbschenk des Hochstiftes Freising, und Gemahlin Maria Elisabeth von Preysing. Das heraldisch rechte Wappen zeigt das Stammwappen derer von Preysing, einen von Rot und Silber mit zwei Zinnen geteilten Schild. Helmzier zwei Büffelhörner, rechts rot, links silbern. Die von Preysing sind eines der ältesten bayrischen Geschlechter. Sie waren auch Erbschenken im Herzogtum Bayern. Freiherren wurden sie 1465, Grafen 1645. Das Geschlecht spaltete sich in zwei Linien auf, die von Preysing-Hohenaschau und die von Preysing-Lichtenegg-Moos. Das Grabdenkmal im Osten des Chores auf dessen Außenrundung ist auf 1593 datiert. Über diesem Allianzwappen befindet sich noch eine große Bildtafel mit einem weiteren Allianzwappen am unteren Rande sowie einer doppelseitigen Ahnenprobe zu je vier Schilden.

Nein - er lebt nicht! Phantastische Bildhauerarbeit, nicht wahr? An der Südseite des Langhauses von St. Martin, von Osten aus gezählt zwischen der dritten und vierten Kapelle, befindet sich eine Portraitbüste des Baumeisters Hans von Burghausen (Hans Stethaimer d. Ä., Hans Steinmetz, gest. 10.8.1432 (vgl. Inschrift: Laurentiustag)). In der Mitte befindet sich ein charakteristischer Wappenschild mit den zwei versetzt gegeneinander gestellten Winkeleisen - das ist sein Wappen, besser sein Hüttenzeichen. Denn sein unmittelbarer Nachfolger am Bau von St. Martin, 1434 erstmals belegt, ist sein Neffe Hans Stethaimer, der führte das Zeichen weiter. Die Bildnisbüste des Baumeisters über der Wappenreihe wird diesem Neffen, der für die Vollendung der Kirche verantwortlich ist, zugeschrieben.

Die beiden anderen Wappenschilde sind die seiner beiden Gemahlinnen, wovon und die eine (optisch links) nicht namentlich bekannt ist, es sich bei der zweiten Gemahlin (optisch rechts) um Anna Inninger handelte.

Die Inschrift des eingemauerten Epitaphs listet weitere von Hans von Burghausen entworfene Kirchen der Gotik auf. Spitalkirche zum Heiligen Geist in Landshut (1407 begonnen), St. Jakob in Wasserburg (1410 begonnen), St. Nikolaus in Neuötting (1410 begonnen), St. Jakob in Straubing (1415 begonnen), Chor der Franziskanerkirche in Salzburg. "Anno . dni . m . ccc . xxxii / starb . hanns . stainmezz . in ./ die laurentij maister der / kirchn vnd czu spital vnd / in salczburg cze oting cze / strawbig vnd cze bassbuk / dem got gnädig sey Amen" - Dabei entspricht „kirchn“ der Landshuter St. Martinskirche, „spital“ der ebenfalls in Landshut befindlichen Spitalkirche zum Heiligen Geist, „salczburg“ ist offensichtlich, „oting“ verweist auf Neuötting, „strawbig“ auf Straubing, und hinter dem kryptischen Wort „bassbuk“ verbirgt sich Wasserburg.

Literatur:
Siebmachers Wappenbücher
Mathias Baumgartner, Bernhard Schömann, Erich Stahleder: Stifts- und Pfarrkirche St. Martin, Landshut. Schnell & Steiner Verlag, Regensburg, 1. Auflage 2003, ISBN 3-7954-1578-0

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