Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 519
Zwernitz / Sanspareil bei Kulmbach

Wonsees: Burg Zwernitz bei Sanspareil

Das Wappen der Markgrafen von Brandenburg-Kulmbach über dem Tor
Sanspareil im Kreis Kulmbach in Oberfranken ist vor allem wegen seines Felsengartens und Naturtheaters bekannt, der 1477-1746 angelegt wurde. Doch die Geschichte des Ortes reicht viel weiter zurück: Die staufische Burganlage Zwernitz, zu deren Füßen der Felsengarten angelegt wurde, wird im 12. Jh. erstmals erwähnt. Sie ist die Stammburg des edelfreien Geschlechts der Walboten von Zwernitz. Danach gehört sie den Grafen von Orlamünde, schließlich den Burggrafen von Nürnberg. Seit 1290 ist die Burg burggräflich und blieb es auch bis auf zwischenzeitliche gelegentliche Verpfändungen, 1810 kam sie an das Königreich Bayern. Der Bergfried mit 7 m Durchmesser und 2 m Wandstärke ist der älteste Teil der Burg und stammt aus der Gründungszeit. Auch der Archivbau mit seinem Buckelquadermauerwerk ist romanisch. Die Fachwerkwohnbauten der Hochburg stammen von ca. 1550 ff. 1632 und 1634 wurde die Burg zerstört. Über dem Torbogen befindet sich ein reichlich verwittertes und undatiertes Wappen der Markgrafen von Brandenburg-Kulmbach, den Nachfahren der Burggrafen von Nürnberg.

Die Details des Wappens der Markgrafen von Brandenburg-Kulmbach
Das Wappen ist zweimal gespalten und viermal geteilt und hat damit 15 Felder. Das Wappen hatte in der Form von 1654-1703 Bestand. Die Teilungen sind im Beispiel nicht äquidistant, die beiden unteren Felder-Zeilen sind gemeinsam so hoch wie die Reihen darüber. Beachtenswert ist vor allem Feld 14 mit der "F-"-artigen Marke: Ein historischer Irrtum: Man wollte das Fürstentum Camin abbilden und erwischte aus Versehen die Stadt Kiew, unten mehr. Die Einteilung des verwitterten Wappens aus der Zeit des Wiederaufbaus nach dem Dreißigjährigen Krieg in die einzelnen Felder wird in der folgenden Abbildung nachvollziehbarer:

Gegenüber dem ab 1703/4 gültigen Wappen fehlen: Herzogtum Mecklenburg, Fürstentum Schwerin, Grafschaft Rostock, Fürstentum Ratzeburg, Fürstentum Wenden, Grafschaft Stargard, Grafschaft Schwerin.

Die malerisch auf einem Felsen errichtete Burg wurde erst im Markgräflerkrieg und später noch einmal im Dreißigjährigen Krieg 1632 und 1634 zerstört (sie wurde 1634 durch den Markgrafen Christian zu Bayreuth selbst angezündet, um sie für den Feind unbrauchbar zu machen, Prinzip "verbrannte Erde") und 1746 als Staffage für den barocken Vergnügungspark Sanspareil wieder hergerichtet. Der achteckige Aufsatz auf dem Bergfried stammt übrigens von 1732, nachdem das alte Dach 1708 durch Blitzschlag zerstört worden war.

Einmal stand die Burg Zwernitz im Rampenlicht der Geschichte: Im Hussitenkrieg (der Verbrennung des Reformators Johannes Hus auf dem Konzil zu Konstanz 1415 folgend) diente sie 1430 als Verhandlungsort des Waffenstillstandes zwischen dem Hussitenanführer Andreas Prokop und dem Burggrafen Friedrich VI von Nürnberg (Kurfürst Friedrich I von Brandenburg). Die Verhandlung ergab einen Waffenstillstand gegen Zahlung hoher Summen, die später wieder als Hussitensteuer von der Bevölkerung eingetrieben wurden und zu großer Armut führten.

Eine weitere Besonderheit der Burg ist die Einbindung in das markgräfliche Signalsystem, dem außer dem Bergfried von Zwernitz auch die Plassenburg und der Magnusturm in Kasendorf angehören.

Entwicklung des Wappens der Markgrafen von Brandenburg-Kulmbach
Wappen 1: Die fränkische Linie der Hohenzollern führt das Stammwappen der Hohenzollern: einen silbern-schwarz gevierten Schild.
Wappen 2: Später, als sie Burggrafen von Nürnberg wurden, führten sie bis 1415/1417 einen gevierten Schild: Feld 1 und 4: Innerhalb eines silbern-rot gestückten Bordes in Gold ein schwarzer doppelschwänziger Löwe, rot gekrönt (Burggrafen von Nürnberg), Feld 2 und 3: silbern-schwarz geviert (Stammwappen Hohenzollern).
Wappen 3: 1415 (erblicher Besitz) / 1417 (Belehnung durch Kaiser) Belehnung mit der Mark Brandenburg. Übertragung der Kurwürde. Das Wappen wurde um den Brandenburger Adler bereichert.
Wappen 4: 1465 Belehnung mit dem Herzogtum Stettin und dem Herzogtum Pommern. Das Wappen hat vier Felder: Burggrafen, Hohenzollern, Brandenburg, Pommern.
Wappen 5: Das Wappen hat vier Felder: Burggrafen, Hohenzollern, Brandenburg, Pommern. Herzschild mit einem goldenen Zepter in blauem Feld, symbolisiert die Reichserzkämmererwürde.
Wappen 6: 1486 geht die Reichserzkämmererwürde an die Hauptlinie Brandenburg-Preußen. Die Ansbacher Markgrafen gehen dieser Würde verlustig, entsprechend fliegt sie aus dem Schild. Dafür wird jetzt Stettin reingenommen. Das Wappen hat vier Felder: Burggrafen, Hohenzollern, Stettin, Pommern. Brandenburg als Herzschild.
Wappen 7: Der Greif des Herzogtums Wenden findet Eingang in das Wappen. Weiterhin wurde Rügen ins Wappen aufgenommen (getreppte Mauer/Stufengiebel und Löwe).
Wappen 8: In der ersten Hälfte des 16. Jh. kamen gleich drei Adler neu in das zusammengesetzte Wappen, welches immer mehr Felder bekam: Preußen, Schlesien, Jägerndorf. Die meisten Neuerungen sind jetzt Anspruchswappen für Gebiete, die eigentlich von der Hauptlinie regiert werden.
Wappen 9: 1648 mußte nach dem 30jährigen Krieg die Hauptlinie Rügen an Schweden abgeben, entsprechend flog das Anspruchswappen Rügen auch aus dem Wappen der Markgrafen. Dafür werden Zugewinne wie Magdeburg und Halberstadt, ehemalige Bistümer, aufgenommen. Das Fürstentum Camin fand ebenfalls 1654 Eingang in das Wappen, aber erst fehlerhaft, das wurde erst ca. 1703/1704 korrigiert. Man hatte versehentlich das Wappen von Kiew genommen, nicht von Camin. Das ist der Zustand wie hier in Burg Zwernitz abgebildet.
Wappen 10: 1703/1704 erhält das Wappen die hier zu sehende Form. Wie oben schon erwähnt, wird das Feld für das Fürstentum Camin korrigiert. Die wichtigsten Neuerungen sind, daß Mecklenburger Ansprüche Eingang in das Wappen finden. Das sind sehr alte Ansprüche, denn schon 1442 wurde vereinbart, daß für den Fall des Aussterbens der Mecklenburger die Brandenburger Ansprüche auf die Titel hätten. Neue Elemente sind Meckenburg, Schwerin, Stargard etc.
Wappen 11: 1742 weiterer Gebietszuwachs: Ergänzung um Sayn-Altenkirchen, Freusburg, Homburg und Schenk von Limpurg
Wappen 12: 1769 Erlöschen der Bayreuther Linie der Markgrafen, entsprechende Erweiterung des Wappens Brandenburg-Ansbach-Kulmbach auf 33 Felder und Herzschild. Beispielsweise tauchen jetzt die gesamten Anspruchswappen Kleve, Jülich, Berg, Mark, Moers, Ravensberg auf.

Literatur, Quellen und Links:
Siebmachers Wappenbücher
Eugen Schöler, Fränkische Wappen erzählen Geschichte und Geschichten. Verlag Degener 1992.
Hugo Gerard Ströhl, Deutsche Wappenrolle, Reprint von 1897, Komet Verlag Köln, ISBN 3-89836-545-X
Alexander von Reitzenstein, Herbert Brunner, Reclams Kunstführer Deutschland I, 2, Bayern Nord, Franken, Oberpfalz, 9. Auflage, Philipp Reclam Verlag Stuttgart, 1956, ISBN 3-15-010318-5, S. 507 ff.
Friedrich-Wilhelm Krahe: Burgen des Deutschen Mittelalters, Grundriß-Lexikon, Bechtermünz Verlag, Lizenz-Ausgabe im Weltbild-Verlag 1996, ISBN 3-86047-219-4, S. 689
http://www.wonsees.de/geschichte/Sanspareil850J/Histogramm.htm

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