Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 446
Adlitz in Franken

Schloß Adlitz

Das Rittergut und Schloß Adlitz liegt in der gleichnamigen Ortschaft der Fränkischen Schweiz wenige Kilometer nördlich von Pottenstein. Es wurde schon im 14. Jh. erwähnt. Es war wie viele andere Burgen in der Nähe, z. B. Rabenstein und Rabeneck, im Besitz der Herren von Rabenstein. Die heutigen Gebäude, ein langer Querriegel zur Straße mit der Tordurchfahrt (oberes Bild), und das eigentliche Schloß (unteres Bild) mit angrenzenden Wirtschaftsgebäuden sind jedoch später entstanden: Der heutige Schloßbau stammt von 1696. Es ist heute im Besitz der Freiherren von Seefried und wird von der Familie bewohnt und liebevoll gepflegt. Heraldik ist hier eine lebendige Tradition, wie die auf der Terrasse zum Tal im Wind flatternde Flagge mit Familienwappen vor der überaus gepflegten Anlage beweist.

Allianzwappen über der Tordurchfahrt

Dieses Allianzwappen über der Tordurchfahrt ist ein weiterer Beweis für die lebendige heraldische Tradition: Es trägt das Datum 1967 (Hochzeitsjahr) und ist von der Gestaltung her eine getreue Kopie des Wappensteines über dem Portal zum Hauptbau aus dem 18. Jh., natürlich mit einer anderen Protagonistin. Es beweist auch die liebevolle Pflege der alten Anlage durch den heutigen Besitzer Prof. Harald Freiherr von Seefried (geb. 1942, Inhaber der Adlitz AG, Zürich) und seine Frau, die den Besitz 1979 übernommen und auf vorbildliche Weise komplett restauriert haben. Das Wappen mit dem Leoparden ist das Wappen Barthel.

Wappen der von Seefried (auf Buttenheim), einer Familie, die ursprünglich aus der Eichstätter Gegend und dem Ries stammt, im Nördlinger Patriziat anzutreffen ist und Besitz in Adlitz, Buttenheim, Hagenbach und Mühlfelden hat:

1. Stammwappen (erster Wappenbrief von 1546, Adelsbestätigung 1723): Geteilt:

Helmzier der wie im Schild bez. Mann zwischen einem gold-blau und einem blau-golden geteilten Büffelhorn. Helmdecken blau-golden.

2. Freiherrenwappen, 17.7.1790, Diplom von Kurfürst Karl Theodor von Pfalz-Bayern für Wilhelm Christian Friedrich von Seefried ausgestellt:

Hier ist ein Zustand dazwischen gewählt, da es eine Kopie des Steines von 1774 ist, ist es noch nicht das freiherrliche Wappen, aber schon ein geviertes, noch ohne das Schildhaupt und zudem mit ein bißchen künstlerischer Freiheit. Über dem Wappen eine Krone, die zwar mit ihren floralisierenden Zinken an eine Laubkrone erinnert, aber mit ihren 7 sichtbaren Zinken doch eine Freiherrenkrone darstellt. Wer eine korrekte und präzise Darstellung des freiherrlichen Wappens sehen will, richte seinen Blick auf die Familienflagge.

Allianzwappen über dem Eingang zum Hauptbau

Der ältere von beiden Wappensteinen trägt das Datum 1774 und befindet sich über dem Eingang ins Hauptgebäude. Er diente dem anderen Stein als Vorbild. Auch hier ist ein Allianzwappen zu sehen. Interessanterweise ist der Wappenstein vor dem Freiherrendiplom datiert, zeigt also auch noch nicht das Schildhaupt des freiherrlichen Wappens. Es handelt sich hierbei um das Wappen der Eheleute Wilhelm Christian Friedrich von Seefried (1741-1806), brandenburgischer Kammerjunker, und der 1761 geehelichten Elisabeth Sofie von Stiebar (seine 1. Ehe).

Das Wappen der Dame zeigt in einem silbern-schwarz geteilten Schild oben eine aus der Teilung hervorkommende rote Saufeder mit goldener Querstange, das Wappen der Stiebar von Buttenheim, die in Buttenheim ansässig waren. Die von Stiebar lassen sich auf das Jahr 1253 zurückführen und gehörten früher zur Reichsritterschaft des Ritterkantons Gebirg, der sich zwischen Kronach, Nürnberg, Buttenheim und Kulmbach erstreckte. Weiterhin ist diese Familie bekannt dafür, daß sie im Mittelalter mehrere Äbtissinnen, Deutschordensritter und Domherren in den fränkischen Hochstiften Bamberg, Eichstätt und Würzburg stellten. Zwischen 1377 und 1560 waren mindestens vierzehn Mitglieder dieses Geschlechts Domherren in den genannten Hochstiften, in Würzburg alleine zwischen 1412 und 1583 10 Stiebar von Buttenheim. Darunter befinden sich ein Dompropst und ein Landrichter des Herzogtums Franken. Ferner besetzten sie wichtige Positionen im Gefolge der Burggrafen von Nürnberg und der späteren Markgrafen von Ansbach-Bayreuth. Zwischen 1478 und 1698 waren alleine 6 Stiebar von Buttenheim Burggrafen auf dem Rothenberg, was ihre herausragende Position in der Reichsritterschaft illustriert. Das Wappen Stiebar begegnet uns z. B. auch am Hof Lichtenstein in Würzburg. Die Helmzier des Stammwappens von Stiebar ist eine ganz besondere: Zwei übereinandergestellte, mit den Wölbungen einander zugewandte altfränkische niedere Hüte, schwarz mit silbernem (oder Hermelin) Stulp, aus der Öffnung des gestürzten oberen Hutes acht schwarze Hahnenfedern hervorkommend. Eine seltene und bestimmt wackelige Angelegenheit! Seit 1757 führen die von Stiebar auch ein vermehrtes Wappen, wobei Feld 1 und 4 in Gold einen aufspringenden schwarzen Windhund mit goldenem Halsband, Feld 2 und 3 aber das Stammwappen zeigen. Der zweite Helm zeigt dann den Windhund sitzend. 1762 starb die fränkische Linie der Stiebar aus und wurde u.a. von den Freiherren von Seefried beerbt.

Wilhelm Freiherr von Seefried, mit der letzten Stiebar ihres Stammes verheiratet, hat Adlitz von den Erben der letzten Rabensteiner in mehreren Tranchen von 1780 bis 1790 gekauft, seitdem ist Adlitz ununterbrochen im Besitz der Familie von Seefried.

Literatur und Quellen:
Anton P. Rahrbach, Reichsritter in Mainfranken. Zu Wappen und Geschichte fränkischer Adelsfamilien. Bauer & Raspe Verlag - Die Siebmacherschen Wappenbücher, die Familienwappen deutscher Landschaften und Regionen, Band 2, 2003, ISBN 3-87947-113-4
Siebmachers Wappenbücher, Bayern Seite: 58 Tafel: 60 Nummer: 1
Herrn Prof. Harald Freiherr von Seefried ein herzliches Dankeschön für Ergänzungen
http://www.seefriedahnen.de/seefriedahnen.htm

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